Gugla (3377m) - Lonesome Planet im Oberwallis


Publiziert von Alpenorni , 24. August 2015 um 11:45.

Region: Welt » Schweiz » Wallis » Oberwallis
Tour Datum:13 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-VS 
Aufstieg: 2200 m
Abstieg: 2000 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Herbriggen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Randa-Attermenzen

Herrlich abgelegene Tour auf einen einsamen Dreitausender mitten im Wallis, angesichts des grandiosen Weisshorns.

Schon lange stand diese Tour auf meinem Wunschzettel. Nun hat es also endlich geklappt. Und es sollte sich sehr lohnen :
Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang habe ich auf der gesamten Strecke nicht einen einzigen Menschen angetroffen ! Und das an solch einem schönen Tag mitten im Sommer. Al!erdings sind der große Höhenunterschied und die recht lange Marschstrecke keinesfalls zu unterschätzen. Zudem verlangt der oberste weglose Abschnitt Trittsicherheit auf großen und kleinen Blöcken, die nach einem kurzen Regenschauer, der mich am Gipfel erwischte, unangenehm schlüpfrig zu bekraxeln waren. Das kostete mich etwas Tempo und Zeit, aber die hatte ich mir schon im Vorfeld ausreichend genehmigt, und so ging mein Plan folgendermaßen auf :

In meinem Basislager in Randa/Attermenzen klingelte um 4.15 Uhr der Wecker, und bald zog ich im Finstern durch den dunklen Tann, um den ersten Zug am Bhf. Randa zu erhaschen. Dieser brachte mich innert einer Viertelstunde nordwärts in`s Mattertaler Dörflein Herbriggen (1255m) (Halt auf Verlangen = Knopf drücken ), wo schon gleich der Aufstieg beginnt (Wegweiser in Richtung Europaweg, mitten im Ort).

Auf gutem, durchgehend markiertem und an einigen Stellen mit dicken Tauen und einigen Stufen präpariertem Bergweg geht es ohne viel Federlesens meist recht steil bis zum Europaweg in etlichen Kehren die Hänge hinauf. Dabei passiert man, zunächst im Wald ansteigend, die Alp Geisstrift, an ihrem nördlichen Rand bleibend. Der darauf folgende Abschnitt bis zum P.2581, wo man den Europaweg quert, hat mir sehr gut gefallen : Der Weg steigt hier zwischen etlichen Felsbändern und -wänden im Zick-Zack-Kurs an, dabei lichten sich die Wälder und liebliche Schrofen- und Graszonen führen in die Höhe. Man ist hier noch im kühlen Schatten, während auf der anderen Talseite sich das Weisshorn, schon früh besonnt, zu voller Pracht entfaltet.

Am Europaweg angelangt (Galenberg, P. 2581m - reine Marschzeit lt. Wegtafel von Herbriggen 4 Std.), wird es nun weglos.Ich halte über Grashänge in zunehmend felsiger werdendem Gelände immer auf den zuunterst sehr breiten SW-Rücken zu. Eine Steinbockgruppe lagert hier mitten auf der Route. Ich gehe friedlich an ihnen vorbei.
Weiter oben schnürt sich der Rücken endlich etwas zusammen, mittlerweile bin ich im groben Blockgelände angelangt. Bergauf ein angenehmes Kraxeln von Block zu Block, doch die Strecke zieht sich. Mehrfach sieht es fast so aus, als sei der letzte sichtbare Aufschwung der letzte, doch taucht dahinter dann doch noch wieder einer auf. Zuletzt aber erscheint ein großer Steinmann und der Blick auf Balfrin und Bordierhütte tut sich auf. Ich bin oben. Juchhu ! Endlich Gugla !
Leider hat sich das Wetter nicht gerade günstig entwickelt, und es bleiben mir eine sonnige Gipfelrast und auch der Blick auf die oberen Mischabelgipfel verwehrt. Ein herrlicher Aussichtsbalkon ist es hier oben aber allemal, weit schweift der Blick in alle Richtungen.
Im Gipfelsteinmann findet sich eine Flaschenpost von 2006.
Ich bin weit und breit der einzige Mensch hier oben.
Es beginnt während meiner Gipfelrast etwas zu nieseln. Zwar hört es zum Glück bald wieder auf, aber die flechtenüberzogenen Blöcke erfordern nun Vorsicht. Nachdem ich die grobblockigen Teile hinter mich gebracht habe, weiche ich etwas weiter nach Süden aus, wo es zunehmend mehr Rasen hat, und lande schließlich wieder auf dem Europaweg.
Nun ist die Tour aber noch lange nicht zu Ende : Auf dem Europaweg wandere ich nach Süden, ein Hangrutsch erfordert nochmal einen kurzen Aufstieg, dann kommt die schwankende Hängebrücke über den tosenden Birchbach, und nach der nächsten Ecke dann absteigend die Europahütte, wo ich aus der Ferne tatsächlich einen Menschen sehe. Er sitzt allein auf der Terrasse und schaut starr vor sich hin. Ich glaube, es war ein Japaner.
Am Abzweig Domhüttenweg heißt es nun : Abstieg nach Randa. Mir geht durch den Kopf, dass ich vor genau 30 Jahren hier schon einmal rauf und runter gelaufen bin, zum Dom über den Festigrat ging es damals...
Nun aber packt mich die Realität in Form der einsetzenden Dämmerung. Mit der Stirnlampe angetan, tapse ich durch den finstern Tann hinab, bis endlich die Randa`schen Lichter nahe sind. Auf der Dorfbank raste ich nochmal kurz, kann kaum glauben, aus welcher Welt ich gerade herkomme, und ziehe dann gen Randa/Attermenzen weiter, wo ich gut 16 Stunden nach meinem Aufbruch in Herbriggen wieder glücklich eintreffe.










Tourengänger: Alpenorni


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Kommentare (2)


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passiun_ch hat gesagt:
Gesendet am 26. August 2015 um 21:03
große Leistung, ich gratuliere

Warum die Pfulwe mit ÜN und Gugla ohne ?

Gruß Michael

Alpenorni hat gesagt: RE:
Gesendet am 27. August 2015 um 13:20
Hi Michael,
Thanx.
Pfulwe von Attermenzen nach Zermatt, das wäre ja wohl ein ziemlicher Marathon...ich wollte bei Pfulwe auch das Täschtal erkunden, deswegen bin ich ja da am ersten Tag auch noch recht weit den Talhang hoch.
Bei Gugla hat mich vor allem der 1.Abschnitt via Geisstrift gereizt - eine sehr empfehlenswerte Etappe - mühsam wird es erst weiter oben,speziell im Abstieg dann, da die Blöcke nass waren.
Gruß
Martin


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