Bergferien auf dem Meissnerhaus (1.707m) mit Sonnenspitze, Kreuzspitze (2.746 m) und Morgenkogel


Publiziert von Ovidam , 18. August 2015 um 21:59.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Tuxer Alpen
Tour Datum: 9 August 2015
Wandern Schwierigkeit: T5- - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7 Tage
Aufstieg: 5000 m
Abstieg: 5000 m
Strecke:Mühltal - Meissnerhaus - Glungetzerhütte - Sonnenspitze - Viggarspitze - Meissnerhaus - Boscheben - Neunerspitze - Meissnerhaus - Kreuzspitze - Meissnerhaus - Morgenkogel - Meissnerhaus - Mühltal
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Inntalautobahn - Brennerautobahn - Ausfahrt Patsch/Igls - Richtung Ellbögen bis zum Wanderparkplatz in Mühltal
Unterkunftmöglichkeiten:Meissnerhaus, Glungetzerhütte

Das Meissnerhaus in den Tuxer Alpen: http://www.meissner-haus.at bietet neben dem üblichen Hüttenbetrieb schon seit über 10 Jahren Bergferien für Familien an. Das Interesse ist groß und man sollte einige Zeit vorher reservieren.

Nach der tollen Bergferienwoche im Solsteinhaus im Jahr 2014 (http://www.hikr.org/tour/post84611.html) haben wir uns entschlossen, auch in 2015 wieder Bergferien zu machen. Das Meissnerhaus bietet neben den normalen Bergferien, die auch für Familien mit kleineren Kindern geeignet sind, auch dreimal im Sommer "Bergferien für Fortgeschrittene" für bergerfahrene Familien mit Kindern ab 8 Jahren an. Für dieses Programm haben wir uns entschieden.

So trafen wir nach uns am 9. August nach Gepäckabgabe in Mühltal nach gut zwei Stunden und 700 Hm Aufstieg auf dem Fahrweg abends um 18 Uhr auf dem Meissnerhaus mit dem Hüttenteam (incl. Hüttenhund Feni) rund um den Hüttenwirt und Wanderführer Sven und 6 netten anderen Familien mit Kindern zwischen 8 und 14 Jahren. Das Gepäck war inzwischen zur Hütte gefahren worden. Wie an jedem folgenden Abend informierte uns Sven kurz über die Tour am Folgetag, dann gab es leckeres Essen und danch noch viel Zeit zum Spielen, Lesen, Stricken und Unterhalten. Ein erstes Highlight waren die zwei Regenbögen auf einmal, als es abends zu regnen begann!

Das Meissnerhaus wurde im Jahr 1926 von der Sektion Meissen erbaut. Im Innneren befinden sich zwei wunderschöne Kachelöfen mit Kacheln aus Meissner Porzellan und andere Einrichtungsgegenstände aus der Gründerzeit. Wie viele Hütten ostdeutscher Sektionen mußte die Hütte später (1968) an eine westdeutsche Sektion übergeben werden: die Sektion Ebersberg-Grafing bei München. Die Hütte hat ein eigenes Wasserkraftwerk und befindet sich im wasserreichen Viggartal. Deswegen sind weder Strom noch Wasser Mangelware und es gibt sogar Duschen. Die Zimmer sind geräumig und renoviert. Derzeit wird die Hütte noch weiter ausgebaut und bekommt u.a. einen Seminarraum.

Das Viggartal mit seinen Bergen wird wenig besucht. Lediglich der mit der Seilbahn erreichbare Patscherkofel und die Wege hinüber nach Osten bis zum Glungetzer erhalten etwas mehr Besuch. Alle anderen Wege sind sehr einsam und sparsam markiert. Man braucht quasi immer ein gewisses Orientierungsvermögen, um den Weg zu finden. Da ist ein Führer wie Sven Gold wert. Im Rahmen der Bergferien für Fortgeschrittene haben wir quasi alle hohen Gipfel des Viggartales mit jeweils 800-1.000 Hm Auf- und Abstieg erklommen. Natürlich waren die Kinder immer vorne :-) ...

In der Bergferienwoche haben wir folgende Touren unternommen:

Tag 2: Nach dem Frühstück gegen 9 Uhr bei heiter bis wolkigem Wetter Aufbruch Richtung Glungetzerhütte. Über Wiesen und Wege hinauf zum Hochleger. Dort eine erste Rast. Der Aufstieg beginnt relativ sanft. Richtung Talschluss im Osten gabelt sich irgendwann der Weg: rechts zunächst sanft weiter Richtung Kreuzspitze, links steiler in die Felsen in Richtung Glungetzerhütte, Glungetzer und Sonnenspitze. Nach ca. 4 anstrengenden Stunden incl. Pausen und 900 Hm kamen wir an der Glungetzerhütte auf 2.600 m Höhe an. Von dort gingen wir noch schnell auf die Sonnenspitze (2.639 m), von wo wir einen herrlichen Ausblick auf Innsbruck genossen. Natürlich waren die Kinder immer vorne und direkt hinter dem Führer Sven. Vor Sven ging nur Hüttenhund Feni und am Ende sammelte Joris aus Innsbruck geduldig die Nachzügler ein. Den Glungetzer mit seinen scheusslichen Verbauungen liessen wir aus, dafür genossen wir noch ein leckeres Essen auf der Glungetzerhütte. Da der Wirt auch zwei Nepalesen als Köche beschäftigt, gibt es dort oben auch leckere Linsengerichte und Spaghetti Katmandu sowie einige Gebetsfahnen. Beim anschliessenden Abstieg bogen wir rechts auf den Panoramaweg ab. Unterwegs nahmen einige Teilnehmer noch den Gipfel der Viggarspitze (2.306 m) mit, die von Osten weglos in leichter Kletterei Stufe I erstiegen werden kann. Nach Westen führt dann ein markierter Weg hinunter entweder Richtung Patscherkofel oder wieder hinunter zum Meissnerhaus.

Tag 3: Freier Vormittag, an dem lediglich das Aufbauen der Tunnelzelte gezeigt wurde. Gegen 14 Uhr Aufbruch Richtung Patscherkofelkamm und hinauf auf steilem bequemen Waldweg zum Gasthaus Boscheben. Dort kurze Pause, dann auf dem wunderschönen Zirbenweg wieder hinüber zur Viggarspitze. An dieser aber nördlich vorbei zur Neunerspitze. Auf meiner Wanderkarte gibt es keinen Weg auf die Neunerspitze. Aber es gibt sowohl von Südwesten als auch nach Osten Pfadspuren, auf denen man hinauf und hinab gelangen kann. Jeweils mit Schrofen und leichten Kraxelpassagen. Für alle Kinder und sicher auch viele Eltern ein Riesenspaß. Dann wieder zurück Richtung Boscheben und ein Stück Richtung Patscherkofel. Dort hatten Sven und Joris eine tolle Jause hinaufgeschleppt, die ratzeputz aufgegessen wurde. Weil es etwas nach Regen aussah, warteten wir leider nicht, bis die Sonne komplett untergegangen war. Trotzdem sehr schön. Danach liefen wir in der Dämmerung wieder hinunter zum Meissnerhaus. In Summe waren es am dritten Tag etwa 800 Hm auf und ab.

Tag 4: Herrliches Wetter. Aufbruch gegen 9 Uhr zur Königstour des Viggartales, der Kreuzspitze. Zunächst wieder auf demselben Weg hinauf wie am 2. Tag. An o.g. Kreuzung aber rechts. Dann sehr lange quasi ohne Höhenunterschied nach Südosten, die Kreuzspitze immer gut im Blick. Über eine steile Stufe hinauf zum "Geschriebenen Stein", einem großen Monolithen mit Inschriften, über die es verschiedene Deutungen gibt. Nach ausgiebiger Rast über eine weitere steile Stufe hinauf zu den blauen Seen. Die Landschaft ist atemberaubend und wirkt, wie wenn ein Riese vor langer Zeit seinen Baukasten aus riesigen Steinen dort ausgeleert hätte. Von den blauen Seen nochmal sehr anstrengend steil über Geröll hinauf zur Kreuzspitze, mit 2.746 m der höchste Gipfel des Viggartales, in weitem Umfeld nur noch um ein paar Meter überragt vom weiter im Südosten gelegen Rosenjoch. Überflüssig zu sagen, daß Sven mit den Kindern und Hund Feni lange vor den Eltern droben war. Auf dem Gipfel war die Sicht toll, auch wenn es wegen der Wärme eher diesig war und der Serleskamm, die Stubaier und Zillertaler Alpen nur schemenhaft zu sehen waren. Mit Pausen haben wir ca. 4,5 Stunden auf den Gipfel gebraucht. Nach ausgiebiger Gipfelrast wieder hinunter zu den blauen Seen, an denen die Kinder v.a. mit dem endlos spielfreudigen und geduldigen Hund Feni ihre Freude hatten. Ein Vater und mein Kind wagten sogar ein kurzes Bad im größten See ... brrrrrrrrrr! Danach wanderten wir gemütlich wieder hinunter zum Meissnerhaus.

Tag 5 und Tag 6: Wieder herrliches Wetter. Gegen 10 Uhr Aufbruch zum steilsten Gipfel im Umfeld des Meissnerhauses: dem Morgenkogel, eigentlich ein beliebter Skitourengipfel. Von Anfang an geht es steil in unzähligen Serpentinen über die Skitourenabfahrtsschneise hinauf. Später durch riesige Blaubeerfelder mt leckeren Blaubeeren, wunderschöne Lärchen- und später Zirbenwälder hinauf zu einem Vorgipfel. Immer steil und sehr schweisstreibend. Wo nehmen die Kinder nur diese Kraft und Ausdauer her ... und können dabei auch noch soviel reden und scherzen?! Am Meissnerhaus ist der Morgenkogel als "ROT" markiert und mit 3 h angegeben. So richtig ein Weg ist aber nur sporadisch zu entdecken und Markierungen sind auch nur sehr sparsam zu erkennen (wie übrigens fast überall im Viggartal). Vom Vorgipfel aus startete Sven einen Rundweg zunächst über den völlig weglosen Südostgrat teilweise etwas ausgesetzt und in leichter Blockgesteinskletterei hinauf zum Gipfel des Morgenkogels (2.607 m), wo wir nach gut 4 Stunden ankamen. Natürlich waren wir auch dort oben wieder völlig alleine. Die Sicht von oben wieder atemberaubend, wenn auch leider wieder diesig. Sehr beeindruckend und nah aber der Olperer. Danach auf angedeutetem Weg westlich und dann südlich wieder hinunter zum Vorgipfel. Von dort dann wieder völlig weglos westlich hinunter durch Blaubeerwiesen und Lärchenwälder hinab zu einer Wiese auf knapp 2.000 m. Dort begann dann ein weiteres Bergferienabenteuer.

Frank von der Meissnerhauscrew war dort hinaufgefahren mit dem ganzen Zeltmaterial und unseren Isomatten und Schlafsäcken, welche wir für die kommende Nacht aufbauten auf der Wiese. Diese war leider überall etwas abschüssig und nirgendwo richtig gerade. Na ja ... Abenteuer eben. Als wir fertig waren, wurden wir von einer neugierigen Kuhherde umringt, weshalb wir dann doch alles ins Zelt räumten. Von der Wiese wanderten wir hinüber zur Prefegl- oder Ochsenalm, wo für uns ein Abendessen mit Grill bereitet wurde. Die Prefeglalm ist traumhaft gelegen und auf der Weide darüber grasten zahlreiche Pferde aus der Umgebung sowie zwei rosarote Hausschweine, die auch zur Alm gehören. Zudem gibt es zwei Almhunde, einen Bernhardiner und einen Berner Sennenhund. Wo die Kinder den Abend verbrachten, erübrigt sich zu sagen. Danach wieder kurze Wanderung zu den Zelten und nach ein wenig Zusammensitzen in der Dunkelheit ging es zu den Zelten. Die Nacht war nicht richtig bequem (Habt Iht schonmal auf einer Rutschbahn geschlafen?), aber gerade für die Kinder (die im Unterschied zu den Erwachsenen auch keine Schlafprobleme hatten) richtig cool ("Wie fandest Du die Nacht?" "Cool"). Da störten auch die Pferde nicht, die auch nachts über die ganzen Berghänge über der Alm traben, natürlich auch vorbei an den Zelten. Allerdings überzeugte dies dann doch einige Draussenschläfer zum Umzug ins Zelt.

Morgens brachte die Hüttencrew ein leckeres Frühstück zum Zeltplatz, danach bauten wir alles wieder ab und wanderten zurück zum Meissnerhaus. Nachdem das Wetter umschlug und all das tolle vorher erlebte sowieso nicht mehr zu toppen war, waren nur noch wenige Erwachsene zu einer letzten Wanderung zum Patscherkofel zu überreden. Die Kinder spielten sowieso lieber am Viggarbach oder in der Hütte.

Tag 7: Jetzt war der Regen angekommen, was den Abschied etwas milderte. Nach dem Frühstück wurde wieder der Gepäcktransport organisiert, dann ging es mit Regenschirmen hinunter ins Tal. Leider waren die Bergferien zu Ende.

Sven, Clara, Joris, Birte und Frank: das habt Ihr ganz toll gemacht! Auch wenn es manchmal anstrengend war, hatten wir total viel Spaß und kommen sicher wieder. Erstmal gleich zu Euren Winterbergferien an Silvester!

Tourengänger: Ovidam


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