Viggarspitze


Publiziert von schimi , 2. April 2012 um 12:33.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Tuxer Alpen
Tour Datum:30 März 2012
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT3 - Anspruchsvolle Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 

Da wir heute mitten in einer Kaltfront stecken, wollen wir uns an einer kleineren Tour mit unseren Schneeschuhen versuchen. Vom liebevoll bewirtschafteten Meißner Haus erscheint uns die Viggarspitze auch bei diesem miserablen Wetter ein möglicherweise erreichbares Ziel.

Gestern sind wir bei herrlichem Frühlingswetter von Mühltal durch das enge Viggartal bis zum Meißner Haus aufgestiegen. Unterwegs haben wir noch die Hüttenwirtin getroffen, die sich mit ihrem Skidoo mühsam auf dem abschmelzenden Schnee des Hüttenwegs hinaufarbeitete. Ansonsten war das Tal absolut ruhig, keine Menschenseele in Sichtweite. Bei unserer ersten Übernachtung waren wir die einzigen Gäste auf der Hütte und so hatten wir uns gleich den Platz neben dem warmen Kachelofen aus Meißner Porzellan (temporär) zu Eigen gemacht.

Wir sehen schon beim Hüttenzustieg die herannahende Kaltfront, die sich mit Wolken ankündigt, die über die Berge in das Viggartal ziehen. Wir selbst gehen aber bis zur Hütte im Sonnenlicht des ausklingenden Tages. Die Lichtstimmung ist an diesem Nachmittag ist wunderschön. Von hinten die wärmenden Sonnenstrahlen der tief stehenden Sonne am Rücken und vor uns die aufziehenden Wolken, was mehr und mehr ein eindrückliches Lichtspiel ergibt.

Am Morgen erwachen wir bei leichtem Schneefall und einer Sicht, die bis zu den eingeschneiten Krokussen reicht. Nach dem gemütlichen Frühstück machen wir uns auf den Weg durch den Wald hinauf nach Boscheben. Bis dorthin haben wir einen schönen Aufstieg entlang des Sommerwegs, der komplett durch Wald führt. Einzige Erschwernis ist die große alte Lawine, die wir auf halber Strecke hinauf übersteigen müssen. Mit unseren scharfkantigen Schneeschuhen ist dies aber problemlos möglich.

Leider, oder auch Gott sei Dank ist die Hütte Boscheben im Winter geschlossen. Denn wäre sie offen, hätte uns bestimmt der innere Schweinehund ins Wirtshaus gezerrt. So aber stehen wir auf dem Bergrücken und schauen in den pfeifenden Wind, der uns die Schneeflocken ins Gesicht schleudert. Wir orientieren uns am Wegweiser und gehen weiter auf dem Sommerweg in Richtung Viggarspitze, der glücklicherweise etwas unterhalb des höchsten Punktes auf der wind abgewandten Seite des Bergrückens verläuft.

Die nächsten paar hundert Meter gestalten sich deutlich schwieriger als der Aufstieg durch den Wald. Die meist harte Schneespur ist stellenweise nur 30 cm breit und von sehr steilem Gelände flankiert. Weil wir auf einer teils über einem Meter dicken Altschneedecke gehen, sind wir meist im Bereich der größeren Zweige, die uns das Fortkommen einigermaßen erschweren. Im Sommer spaziert man da sicher wunderbar unten durch und hat viel Freude mit dem kleinen Steiglein. Wir müssen aufpassen, dass uns die Zweige nicht aus dem Gleichgewicht bringen.

Nach einer kurzen Weile queren wir den Bergrücken dann auf die wind zugewandte Seite. Es wird gleich deutlich unangenehmer und wir sehen plötzlich auch bis zu 30 cm Neuschnee. Zusätzlich erlaubt uns der Nebel auch nur eine sehr eingeschränkte Sicht, der die Orientierung ab nun auch elementar erschweren wird. Bei Sonne ist dieser Wegabschnitt im Sommer und im Winter garantiert ein ausgesprochen reizvoller. Im Bereich der oberen Waldgrenze läuft man hier zwischen kleinen Hügeln und Mulden entlang. Das Gelände ist teilsweise auch steil und felsdurchsetzt. Heute ist unser Problem nur, dass wir keinerlei Spuren im Schnee vorfinden und die Sicht so schlecht ist, dass wir nicht abschätzen können, ob wir besser links- oder rechtsherum um die Hügel gehen sollen. Meist sehen wir nicht einmal wie hoch die Hügelchen sind und so zweifeln wir bereits die Viggarspitze überhaupt zu finden.

Dreimal müssen wir umkehren und eine neue Spur anlegen, weil wir keine Sicht auf die Dinge haben und plötzlich vor zu steilem Gelände stehen. Aber irgendwann haben wir es dann doch geschafft, bis zur Viggarspitze vorzudringen. Der Wind bläst mit ungeheurer Wucht und wir sehen nicht den Gipfel, obwohl es nur noch ca. 80 bis 100 Höhenmeter sein können. Weil es keinerlei Sinn macht, sich hier noch nach oben zu kämpfen, beschließen wir, den taktischen Rückzug anzutreten. Was sollen zwei Wanderer auf einem Berg im dichten Nebel bei Niederschlag und angeschlossener Windmaschine?

Wir gehen auf dem gleichen Weg (ohne die kleinen Umwege) zurück, was nun deutlich schneller geht. Als wir wieder in Boscheben sind, bekommen wir bereits die ersten kurzen Momente Sicht auf das Inntal und auf die Brennerautobahn. Dies deutet uns an, dass die Front bereits durchgezogen ist, und die versprochene Wetterbesserung im Anmarsch ist. Im Abstieg zum Meißner Haus bildet sich die Unterkante der Wolken und Nebeldecke immer scharfkantiger aus. Wir erkennen, dass das Wetter deutlich und zügig besser wird. Kaum sind wir unten auf der Hütte bricht auch schon zum ersten Mal ein Sonnenstrahl zu uns hindurch.

Hinterher bemerkt, war es eine sehr interessante Tour. Sicher wäre die vielfältige Landschaft oberhalb Boscheben schöner gewesen bei Sonne. Aber es war ein spannender Tag.

Tourengänger: schimi


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