Kurzbericht 

4 Tage in der Hornbachkette (1/4) - Bretterkarspitze, Schöneckerkopf, Balschtespitze


Publiziert von Andy84 , 15. September 2015 um 10:50.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:14 Juli 2015
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 8:15
Aufstieg: 2530 m
Abstieg: 1520 m
Strecke:22,1 km
Kartennummer:AV 2/1 und AV 2/2 Allgäuer- Lechtaler Alpen West/Ost

Die Hornbachkette
 


Dieser Kamm zweigt beim Mädelejoch vom Allgäuer Hauptkamm ab und zieht 15km fast grade nach Osten. Er bildet eine kaum unterbrochene Kette schöner, oft markanter Felsgipfel. Zahlreiche, ebenfalls felsige Rippen ziehen im rechten Winkel nach Süden und schaffen eine lange Folge schöner Hochkare. Sie sind geradezu schulmäßig ausgebildet. Die sanften, mit Matten bedeckten Böden fallen dann steil nach Süden ins Lechtal ab, während sie in der anderen Richtung allmählich in Schutthalden, Schrofen und Felswände übergehen. Die großen Gipfel des Kamms bestehen alle aus Hauptdolomit, was bizarre Formen schafft, aber nur hin und wieder zu gutem Fels führt. Die wenigsten Allgäu-Freunde wissen von den Superlativen der Hornbachkette. Dort steht mit dem Krottenkopf der höchste Gipfel der Allgäuer Alpen, dort ragen die Berge im Durchschnitt am gewaltigsten auf, sind am wildesten, am unnahbarsten und werden am seltensten bestiegen.      Auszug AVF


Dies sind einige der vielen Gründe warum die Hornbachkette für mich zusammen mit der einsamen Rosszahngruppe der schönste Teil der Allgäuer Alpen ist. Das werden zwar einige nicht verstehen da das Allgäu doch gerade mit seinen tollen grünen Bergen etwas Besonderes ist. Aber jedem das Seine ;-)

Da die Gipfel in der Hornbachkette meistens nur mit langen Zustiegen erreichbar sind, war es dieses Jahr mein Ziel eine mehrtägige Tour durch dieses schöne Gebiet zu unternehmen, um dort einige der einsamen Gipfel zu besteigen.

 

 

TAG 1:

 

Hinterhornbach – Schreierkopf – Bretterkarspitze – Schöneckerkopf –Balschtespitze – Balschteturm – Hermann-von-Barth Hütte

 

Aufstieg:    2530 m

Abstieg:     1510 m

Strecke:      22,1 km

Gehzeit:       8 ¼ h

 


Schreierkopf     T3


Als Startpunkt und Zielort der Wanderung war Hinterhornbach auserkoren.
Um gleich in der Früh starten zu können bin ich bereits am Vorabend hierher gefahren und hab die Nacht im Auto verbracht. Um 6.45 geht es mit schwerem Gepäck (im Nachhinein deutlich zu schweren 14 Kilo) hinein ins schöne hintere Hornbachtal, auf zunächst breitem Fahrweg der Peterstalalpe entgegen. Nach gut 20 Minuten zweigt dann ein Pfad nach links ab, der Schreierkopf und der Kreuzkarsee sind auf dem Wegweiser ausgeschrieben. Der Weg ist teilweise recht schmierig und einige umgestürzte Bäume liegen im Weg, die starken Regenfälle der Vortage zeigen sich deutlich.  Recht schnell gewinnt man an Höhe, einzelne etwas abschüssige Abschnitte sind zudem mit Drahtseilen versichert. Der Abzweig Richtung Schreierkopf und Kreuzkarsee ist nicht ausgewiesen, doch zweigt eine deutliche Spur in Richtung der Kreuzkarscharte ab. Hier wechsle ich von meinem schweren Rucksack auf meinen leichten Laufrucksack und über den Südgrat geht es nun hinüber zum breiten Gipfel des Schreierkopfs, welchen ich nach gut 2h15min Laufzeit erreiche.

Am einfachen Gipfelkreuz gibt es nun erstmal ein kurzes Frühstück, ein Büchlein finde ich auf diesem netten Gipfelchen leider nicht, die Aussicht ist allerdings sehr nett und der Schreierkopf eignet sich auch allein bestens für eine gemütliche Tour in Verbindung mit dem Kreuzkarsee.

 

Bretterkarspitze    T5+, I

 

Vom Schreierkopf lässt sich sehr gut der Aufstiegsweg zur Bretterkarspitze erkunden, einem sehr einsamen Gipfel über den nicht allzu viel bekannt ist.

Zunächst geht es auf direktem Wege hinunter zum idyllischen Kreuzkarsee. Der direkte Abstieg erfordert eine gute Trittsicherheit (T4), ist aber ein sehr gutes Training für den folgenden Aufstieg. Der wunderschöne kleine Kreuzkarsee ist schnell erreicht, er wartet neben seiner tollen Lage noch mit einer weiteren Besonderheit auf. Im zweiten Weltkrieg ist ein Flugzeug an der Nordwand der Kreuzkarspitze zerschellt, einige Trümmer liegen heute noch am und im Kreuzkarsee und können erkundet werden.

Hier gibt’s dazu noch ein bisschen was nachzulesen:

http://www.wanderpfa.de/index.php?option=com_content&task=view&id=505

 

Es geht nun am See vorbei und dem langen Nordgrat der Noppenspitze entgegen, an dessen äußerstem Ende die Bretterkarspitze zu finden ist.

Von weitem kommen Zweifel über eine einfache Besteigung auf, zu steil und abweisend wirkt die Westflanke. Kommt man jedoch näher heran, so legt sich die Flanke doch immer mehr. Zur Orientierung für den Einstieg gilt die große nördlichste Geröllrinne, von dieser aus läuft mit einigen Unterbrechungen ein breites Gras-Schrofen-Band. Der Einstieg befindet sich schräg unterhalb eines kleinen Latschenfleckens, dieser fällt in der felsigen Wand gut auf. Eine Markierung oder ein Steinmännchen hab ich nicht gefunden. Es geht nun eine kleine Steilstufe hinauf (I)  auf den begrünten Gürtel. Diesem folgt man nun im Prinzip mit einigen Unterbrechungen nach schräg links oben auf die Bretterkarspitze. Das Gelände ist gehtechnisch anspruchsvoll (T5), man gelangt immer wieder an kleine Geröllrinnen die zu queren sind oder an kleine Steilstufen über die es auf den nächsten grünen Fleck geht. An den wichtigsten Stellen stehen kleine Steinmännchen, sind jedoch schwer zu erkennen. Die letzten Meter geht es dann über die sehr steile „Schlusswiese“ auf den Grat hinauf und über diesen nach Norden zum Gipfelsteinmann, in welchem seit 08/14 ein Gipfelbuch zu finden ist. Mein Eintrag ist der erste, viel los ist hier oben also nicht.

Dies liegt zum einen daran das es deutlich interessantere und höhere Gipfel in der näheren Umgebung gibt, zu anderen an der doch etwas anspruchsvolleren Besteigung, welche eine hohe Trittsicherheit und vor allem eine sehr gute Orientierung voraussetzt.

Hat man die Bretterkarspitze jedoch bestiegen, so kann man von einem der einsamsten Allgäuer Gipfel eine tolle Aussicht genießen, vor allem den Blick auf den genialen oberen Nordgrat der Noppenspitze hat man hier exklusiv.

Über den gleichen Weg geht es nun wieder zurück, man tut auf jeden Fall gut daran sich im Aufstieg die Querungen gut einzuprägen, ab und an helfen auch ganz schwache Spuren zur Orientierung.

 

Schöneckerkopf      T4, I

 

Am Kreuzkarsee geht es nun vorbei hinauf zur Kreuzkarscharte und nun wieder mit schwerem Rucksack weiter hinauf zur Schöneckerscharte (T3).

Von dieser Scharte aus hab ich vor 2 Jahren einen Besteigungsversuch auf die Balschtespitze unternommen, den Fehler mach ich heute sicher nicht mehr.

Bevor es jedoch auf die Balschtespitze geht statte ich noch dem einsamen und unbekannten Schöneggerkopf einen Besuch ab. Dazu geht es zunächst noch auf dem Weg hinunter ins Balschtekar, etwas oberhalb des Enzensberger Weges mache ich erneut mein Rucksackdepot. Vom Schöneckerkopf zieht eine schöne Rinne ins Balschtekar, ein breites Gras-Schrofen Band zieht bis zum Weg hinunter. Über dieses geht es nun recht einfach an die Rinne heran, die Rinne selbst ist etwas steiler aber dennoch gut zu gehen (T4), im oberen Bereich am besten links auf den Grat aufsteigen. Dieser führt bis an eine Steilstufe über die es nun in leichter Kletterei (I) auf das nächste Schrofenband geht. An dessen Ende gelangt man wiederum an eine Steilstufe. Hier kann man sich entweder den leichtesten Weg nach links durch eine Geröllrinne suchen oder in erstaunlich gutem Fels (I-II) auf den Grat aufsteigen. Ein paar Meter noch nach Westen und nach ca. 15min steht man am Gipfelsteinmann, welcher seit gut einem Jahr ein Büchlein der festivaltour-Jungs beinhaltet. Mein Eintrag ist wiederum seit über einem Jahr der Erste. Auch von diesem eher kleinen Gipfel hat man eine tolle Aussicht, und diese wird man sicherlich immer alleine genießen dürfen.

Über den gleichen Weg geht es nun die beiden Steilstufen hinunter, anstatt wieder in die Rinne abzusteigen bleibe ich auf dem Grat, über den es gut gestuft hinunter zum Rucksack geht.

 

Balschtespitze       T4, I-II

 

Als nächstes steht nun der höchste Gipfel des heutigen Tages an, die 2499m hohe Balschtespitze ist nun endlich fällig.

Vom Rucksackdepot etwas oberhalb des Enzensberger Weges geht es nun auf einer ganz schwachen Spur ins Geröllfeld unterhalb den dunklen Steilwänden hindurch und einem Geröllkegel bis an dessen oberes Ende. Hier hat man nun mehrere Möglichkeiten wie man aufsteigen will, man sucht sich einfach die für einen am passendsten Rinne aus. Leicht Kraxeln muss man so oder so, es macht aber Spaß und schwierig ist es nie. Danach geht es im Schrofengelände weiter bis auf den breiten Grat und auf diesem nun erstaunlich einfach weiter auf den Vorgipfel der Balschtespitze. Der Übergang zum höchsten Punkt ist ebenfalls nicht schwer. Im großen Steinmann befindet sich leider kein Büchlein.

Von der Balschtespitze hat man wie schon zuvor vom Schöneggerkopf eine schöne Rundumsicht, im Norden kann man nochmal die beiden zuvor bestiegenen Gipfel von oben begutachten. Auch der Übergang nach Osten zur höheren Kreuzkarspitze schaut sehr interessant aus, laut altem Groth-Führer anscheinend eine III, brüchig aber ganz sicher.

 

Balschteturm         T5+, II

 

Nach ausgiebiger Rast geht es nun weiter zum letzten Gipfel des heutigen Tages, welcher zudem auch noch der anspruchsvollste ist.

Der Balschteturm liegt direkt südlich der Balschtespitze, man kann direkt am Grat nach Süden absteigen. Dabei gilt es eine kleine Steilstufe abzuklettern (I-II), diese kann jedoch auch ganz einfach westlich umgangen werden.

Kurz danach gibt es jedoch keine Umgehungen mehr. Man steht oberhalb einer gut 30 Meter tiefen Scharte, welche einen nun vom Balschteturm trennt. In diese gilt es nun abzusteigen. Allerdings ist der Fels hier sehr brüchig, Vorsicht ist geboten. Etwa nach der Hälfte der Rinne ist es leichter nach links auf den „Grat“ zu wechseln. (T5+, I-II)

Von der Scharte aus wird nun der Felsturm linkerhand umgangen und dann erstaunlich einfach über geröllige Bänder aufgestiegen. (T5)

Die kurze Kraxelei auf den schmalen brüchigen Gipfelkörper ist dann nochmal etwas anspruchsvoller, die Griffe und Tritte müssen hier gut überprüft werden. Auf dem schmalen Gipfelchen liegt in dem kleinen Steinmann ebenfalls ein Gipfelbuch der Festivaltour-Jungs, dieses ist leider komplett durchnässt.

Nach einer kurzen Rast geht es auf dem gleichen Weg wieder hinunter, die gerölligen Bänder sind auch im Abstieg gut zu gehen, der folgende Aufstieg aus der Scharte ist deutlich einfacher wie der Abstieg.

Nun geht es über die breite Hochfläche hinüber an den Westgrat der Balschtespitze und über die Gras-Schrofen hinunter an die Einstiegsrinnen. Man sollte sich im Aufstieg bereits gut merken über welche Rinne man aufgestiegen ist, schwierig ist es aber nirgends.

Unter den steilen Südwänden wieder hindurchqueren und zurück zum Rucksack.
Mit nun wieder vollem Gepäck geht es nun gemütlich hinüber zur Hermann-von-Barth Hütte, an der erstaunlich wenig los ist.

Gerade mal 12 andere Gäste waren diese Nacht zugegen. Vom Hüttenwirt hab ich dann leider noch vom tragischen Unglück am Tag zuvor am Balschteturm gehört.

 

 

 

Zeiten und Schwierigkeiten:
 

Hinterhornbach

Schreierkopf

135 min

T3

Schreierkopf

Bretterkarspitze

  70 min

T4 Abstieg Schreierkopf

T5+, I  Bretterkarspitze

Bretterkarspitze

Schöneggerkopf

130 min

T5+, I  Abstieg Bretterkarspitze

T3  Wanderweg

T4, I  Schöneggerkopf

Schöneggerkopf

Balschtespitze

  50 min

T4, I  Abstieg Schöneggerkopf

T4, I-II Balschtespitze (je nach Rinne)

Balschtespitze

Balschteturm

  30 min

T4, I-II  Übergang bis Scharte direkt am Grat

T5+, I-II Abstieg in Scharte

T5, II Balschteturm

Balschteturm

Hermann-von-Barth Hütte

  80 min

Abstieg Turm + Aufstieg aus Scharte siehe oben
T3 Wanderweg

 

 

 

Fazit:

 

Ein wirklich toller Auftakt meiner Mehrtagestour in der Hornbachkette. 5 tolle und teilweise sehr einsame Gipfel, den ganzen Tag keine einzige Person getroffen, genau so hab ich mir das vorgestellt. Das macht für mich den Reiz an der Hornbachkette aus.

Die Vorfreude auf die nächsten Tage ist groß.




Tag 2: Plattenspitzen, Faulewandspitzen, Ochsenkopf, Ramstallspitze
Tag 3: Hornbachspitze, Öfnerspitze, Hornbachspitze, Muttlerkopf, Kratzer, Mädelegabel
Tag 4: Krummenstein, Fürschießer, Kreuzeck, Rauheck, Muttekopf, Jochspitze, Kanzberg


Tourengänger: Andy84


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