Imster Bröselweg - äh - Höhenweg


Publiziert von klemi74 , 28. Juli 2015 um 23:15.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:28 Juli 2015
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:45
Aufstieg: 1750 m
Abstieg: 1750 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:In Imst der Beschilderung nach Hoch-Imst folgen. An den Gebäuden vorbei und links in den Parkplatz, Costa Nix!
Unterkunftmöglichkeiten:Muttekopfhütte

Heute wollte ich mal schauen, was die Kondition zulässt und was nicht. Der Vorteil ist, dass man nach dem Imster Höhenweg bei guter Tagesform noch den Muttekopf dranhängen kann und bei schlechter Tagesform einen Teil des Abstiegs mit dem Sessellift beschleunigen kann. An einem normalen Tag wird's halt der Höhenweg ohne Liftunterstützung...


Nach dem Start in Hochimst geht es erst mal eher gemächlich durch Wald bergauf in Richtung zum Laggers. Man folgt dabei einer Art Traktorweg, der aber eher wie ein Bergsteig zu begehen ist. Nach Querung einer Forststraße wird das Gelände langsam etwas steiler und nach dem Ende der Traktorspuren erreicht man einen lichten Lärchenwald, in dem der Weg nun sehr steil, um nicht zu sagen "sausteil" wird. Nach dem Ende des Waldes wird es in den Latschen wieder etwas flacher und irgendwann steht man recht unvermittelt - zumindest wenn es neblig ist - vor dem Gipfelkreuz.

Nun beginnt der eigentliche Imster Höhenweg:
Er startet mit einem überwiegend grasigen Abstieg in die tiefste Scharte, und vergleichbar geht es danach wieder bergauf. Nun steht ein Zacken im Weg, der nicht ganz leicht sein dürfte. Deshalb wird er mit einigem Höhenverlust links umgangen. Hier sind jedoch mehrere steile Rinnen in recht losem Gebrösel zu queren, bevor eine glattgescheuerte Runse mit Hilfe eines Drahtseils bezwungen werden muss. Nach der unangenehmen und durchaus gefährlichen Passage steigt man relativ einfach wieder hinauf zum Grat.
Es bleibt nur kurz leicht, denn es steht ein steiler Aufstieg in lockerem Schutt an, dessen Schwierigkeit aber gleich übertroffen wird... Es folgt nun nämlich eine weitere Querung in gerölligem Steilgelände, das keine Fehler erlaubt. Höhepunkt ist ein kurzes und leicht abschüssiges Kriechband, auf dem natürlich auch ein bisschen Schutt herumliegt.
Hat man das geschafft, ist das schon mehr als die halbe Miete. In nunmehr eher harmlosen Kehren gewinnt man erneut den Grat, wo sich vor dem Ödkarlekopf der Steig verzweigt. Ich bin oben auf dem Grat geblieben und war in wenigen Minuten auf dem grasigen Gipfel. Dieser bietet kaum Platz für eine Rast, zumal die Gipfelwiese von Schafen und wohl auch von Steinböcken ziemlich verschissen ist.
Da der Ödkarlekopf jenseits steil abbricht, muss man zurück zur Verzweigung, um den Gipfelaufbau leicht fallend (diesmal eher unproblematisch) zu umgehen. Wieder zurück am Grat wird das Gelände flach und auf dem breiten Grasrücken ist der kreuzlose Pleiskopf gleich erreicht.

Abgestiegen bin ich über den nur wenig fallenden Westgrat mit seinen interessanten Felsformationen. Vor dem Aufschwung zum Rotkopf verlässt man den Grat und steigt nach rechts in die Flanke ab. Auch hier viel Schutt, aber alles ist ganz gut begehbar. Hier befindet man sich in einer richtiggehenden Mondlandschaft, deren trister Eindruck durch den Nebel noch verstärkt wird. Weiter unten kommt man wieder in grüne Wiesen und auf einem meist erdigen Steig wird die Abzweigung zum Muttekopf erreicht.
Ich wollte ja je nach Kraftreserven entscheiden, ob ich mir die fast 500 Höhenmeter antun wollte. Aber da der Gipfel eh in Wolken war, hatte ich gar keine Lust auf einen erneuten Aufsteig und bin stattdessen auf dem guten, bei Nässe wohl recht rutschigen, Steig zur Muttekopfhütte gegangen.
Nach der Einkehr bin ich auf dem gut ausgebauten Hüttenweg, vorbei am Materiallift, zur Latschenhütte abgestiegen. Dort kann man die Talseite wechseln, dann geht es auf einer Schotterstraße neben der Piste hinab zur Untermarkter Alm an der Mittelstation des Sesselliftes.
Hier wäre ich vermutlich mit dem AlpineCoaster gen Tal gerauscht, aber mit Rucksack und Stöcken darf man nicht... Also weiter auf der breiten Straße hinab nach Hoch-Imst. Dort habe ich einen kurzen Moment über eine Bergfahrt mit der Bahn zwecks Rodeln nachgedacht, habe mich aber doch für ein Weißbier in der Schirmbar entschieden.

Fazit:
Ziemlich anspruchsvolle Runde in geologisch interessanter Umgebung. Leider gab es kaum Aussicht, so dass ich persönlich die Relation zwischen der Gefährlichkeit und dem positiv Gebotenen nicht für in Ordnung befinden kann! Bei schönem Wetter dürfte es sich hingegen um eine Tour mit einer 1A-Aussicht handeln. Man merkt bei meinem Fazit vermutlich, dass ich kein großer Fan von Geröll, Brösel &Co bin...

Gehzeiten:
Zum Laggers: 2h30
Zum Ödkarlekopf: 1h45
Zum Pleiskopf: 20min
Zur Muttekopfhütte: 1h15
Ins Tal: 1h35

Anmerkungen:
Man sollte den Imster Höhenweg in der hier beschriebenen Richtung begehen. Dadurch begeht man die Bröselpassagen ganz überwiegend bergaufwärts. Außerdem ist der steile Abstieg vom Laggers für die Kniegelenke auch nicht grad der Burner.
Die Tour ist ein gutes Beispiel für den Wert der T-Skala: der AVF bewertet sie zurecht nicht mal mit "I", dennoch ist sie meiner Meinung gleich schwierig und sogar gefährlicher als eine leichte Kraxelei in festem Fels. Das gibt die in den Ostalpen übliche Literatur nur unzureichend wieder, die hier verwendete Bewertung hingegen schon eher.

Sorry für den arg langen Text!

Tourengänger: klemi74


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