Gametzalpenkopf 2594m - Warum einfach, wenns auch schwierig geht


Publiziert von georgb , 21. Juli 2015 um 18:55.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:21 Juli 2015
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Pustertal-Prags-Wildsee
Kartennummer:tabacco Pragser Dolomiten

Wie schnell aus einer an sich einfachen Genusstour ein heikles Abenteuer werden kann!? Den Gametzalpenkopf hat sich auch Gero nicht einfach gemacht  hier. Wir wählen eine andere Variante und stellen das Auto am Pragser Wildsee ab, hier gibts keinen zeitlich begrenzten Parkautomaten und die Bergsteiger können zu jeder Tag- und Nachtzeit starten.
Am Ostufer zweigt bald der Steig zum Apostel ab und führt uns Richtung Weißlahnsattel, mit grandiosen Blicken hinunter zum See und zum gleichnamigen Kofel darüber. Noch vor der Passhöhe wecken die Nordabbrüche des Gametzalpenkopfes unser Interesse und wir steigen über steilen Schotter direkt darauf zu. Vielleicht findet sich durch die Wand eine Abkürzung. Es lässt sich ganz gut an, über griffigen Felsen steigen wir munter im 2er Gelände weiter. Doch bald erhöhen sich die Schwierigkeiten, irgendwie käme man wohl auch hinauf, aber um eine neue Route zu eröffnen, fehlt uns die Zeit und auch die Motivation. Also beschließen wir zum Normalweg über die Gamsscharte zu queren und mit Müh und Not finden wir immer ein Band oder eine Rampe, der wir gewachsen sind (bis maximal III-). Noch vor der Scharte zieht eine steile, unangenehme Geröllhalde hinauf und wir folgen ihr widerwillig. Nach endlosem Gerutsche und mit den Schuhen voller Gestein stehen wir zwischen den beiden Gipfeln des Gametzalpenkopfs, Gero hat dazu ein aussagekräftiges Bild hier. Der nördliche, etwas niedrigere, soll uns genügen und über eine Rinne und plattige Felsen (I-)  ist er schnell erreicht.
Doch irgendwie sind wir nicht glücklich, der höhere Südgipfel sieht zu verlockend aus und außerdem könnte man dort eine schöne Abstiegsvariante über den Großen Jaufen und die Stadeltorlahne gehen.
Also steigen wir in die Scharte zurück und begutachten das Gelände. Zunächst müssen wir eine schaurige Rinne erreichen, ausgesetzt queren wir hinüber (Stellen III). Der Übergang wird begangen, das zeigen uns angebrachte Abseilschlingen. Ein paar Schneereste im gefährlich steilen Schotter und das heikle Abenteuer ist überstanden. Das Ganze ist in keinem Fall empfehlenswert und nur mit Seilsicherung zu verantworten!
Ab hier beginnt endlich der angenehme Teil unserer Runde. Auf Gamsspuren überschreiten wir ein paar sekundäre Hügel und kurz vor dem Großen Jaufen beginnt die rasante Abfahrt in die sogenannte Stadeltorlahne, ein legendärer Skitourenklassiker. Aber auch zu Fuß lässt sie sich gut befahren, der Schotter ist weich und fröhlich "wedeln" wir hinab.
Wenig später stehen wir am Seeufer und staunen, inzwischen hat sich der Strand bevölkert und wir sehen schwimmende Italiener, dann kann das Wasser nicht zu kalt sein ;-) Also schnell zum Auto, Badehose und Handtuch haben wir in weiser Voraussicht eingepackt. Vor den staunenden Augen der flanierenden Touristen steigen wir mutig in die Fluten. Der heiße Rekordsommer hat den Pragser Wildsee auf unglaubliche Temperaturen aufgeheizt und wir genießen dieses seltene Vergnügen. Warum sind wir eigentlich nicht gleich zum Baden gekommen, musste vorher unbedingt diese schwierige Schinderei sein? ;-)

Nachtrag: Beide Gipfel sind einzeln auf den Normalwegen sehr lohnend und relativ leicht erreichbar (maximal 3+ und I- für den Nordgipfel), von der Überschreitung raten wir ausdrücklich ab!

Tourengänger: georgb


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