Kurzbericht 

Gametzalpenkopf 2594m - Der Vaterschaftsurlaub ist beendet


Publiziert von georgb , 11. Juli 2022 um 08:45.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 9 Juli 2022
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 8:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m

Hartmut hat sich aus familiären Gründen viele Jahre aus dem Bergsportgeschäft zurückgezogen. Heute ist die erste ernsthafte Bergtour für ihn nach 10 Jahren Abstinenz! Seine Fitness hat natürlich leicht gelitten und er drängt auf überschaubare Höhenmeter. So geben wir zunächst die Rossalm als Ziel aus, die sollte auch für einen Untrainierten machbar sein!? Doch auf der Zufahrtsstraße ist schon am frühen Morgen so viel Verkehr, dass wir fluchtartig abzweigen. Später erfahren wir, dass die Imker ihre Königinnen in der Zuchtstation ausgetauscht haben, deshalb der rege Verkehr. So eine Bienenkönigin muss natürlich in einer standesgemäßen Limousine chauffiert werden!?
Uns soll es recht sein, wir trotten auf dem abschüssigen Steiglein Richtung Postmeisteralm, für Hartmut gleich ein erster Konditionstest. Nach ein paar Minuten hat er sich eingelaufen und man spürt den erfahrenen Bergsteiger. Wir gewinnen gemütlich aber stetig Höhe und am Törl sehe ich noch keinerlei Ermüdungserscheinungen. Also spricht nichts gegen ein wenig mehr Appetitanregung, damit das Bier auf der Rossalm auch richtig schmeckt und ich gebe den Kleinen Rosskopf als Gipfelziel aus.
Auf der weglosen Querung Richtung Gamsscharte über ausgespülte Runsen in steilem Geröll steigt mir Hartmut locker hinterher, damit sind alle Restzweifel beseitigt, da wo ich hinkomme, kommt er auch hin. Wenig später stehen wir auf dem Kleinen Rosskopf und staunen in die herrliche Dolomitenlandschaft. Immer noch schaut Hartmut erstaunlich frisch aus und ich zeige auf den Gametzalpenkopf hinter uns. Der geht doch auch noch, denn von dort hätten wir freie Sicht nach Westen!?
Mein Wanderkollege zuckt nur kurz mit den Schultern und folgt mir, ich bin begeistert. Im Zickzack arbeiten wir uns am Südosthang höher und haben unseren zweiten Gipfel samt gut 1200 Höhenmeter in der Tasche. Das hätte sich Hartmut wohl selber nicht zugetraut, aber ein Bergsteigerherz bleibt ein Bergsteigerherz. Es fehlt jetzt nur noch das Bergsteigerbier und wir folgen dem Kamm zum Großen Jaufen und Rossalm. Der Grat ist teilweise etwas ausgesetzt und rutschig, aber mit der nötigen Ruhe und Vorsicht kommen wir gut voran und stehen bald in den Edelweißwiesen.
Vor lauter Begeisterung springen wir noch die paar Meter auf den Großen Jaufen, aber dann ist unsere Gipfelsammlung endgültig beendet und es zieht uns mächtig zum Zapfhahn an der Rossalm. Keine Menschenseele bewegt sich außer uns, selbst an der Hütte sind die meisten Gäste schon wieder weg. Die Sonne lacht, der Wind hat sich gelegt, wir strahlen beide um die Wette, was für ein wunderschöner Tag.
Hebbs stellt umgehend den Begrüßungsschnaps auf den Tisch und wir strecken die Beine darunter. Erst auf dem Abstieg zum Brückele spürt Hartmut die vielen Höhenmeter in den Beinen und wir kämpfen uns langsam zurück zum Auto. Der Vaterschaftsurlaub ist beendet, das Bergsteigerleben kann neu beginnen.

Tourengänger: georgb


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