Altmann: Viele Wege führen durch den Schaffhauserkamin


Publiziert von Chrichen , 23. Juli 2015 um 13:44.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:12 Juli 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Alpstein   CH-AI   CH-SG   CH-AR 
Zeitbedarf: 5:30
Aufstieg: 900 m
Abstieg: 900 m
Strecke:ca. 8 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem ÖV: Mit Zug via Wattwil nach Nesslau-Neu St. Johann / Bus bis Schwägalp, Säntis-Schwebebahn / Luftseilbahn bis Säntis
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit dem ÖV: Luftseilbahn vom Säntis zur Schwägalp / Bus bis Urnäsch / weiter mit dem Zug

Schon länger hegte ich ein Interesse für den Schaffhauserkamin, der eine spannende Route mit viel Kraxelei zum zweithöchsten Gipfel im Alpstein verspricht. Vor der Schlüsselstelle, die doch etwas knifflige Kletterei im unteren III. Grad verlangt, hatte ich schon bei der Planung Respekt. Zusammen mit einem guten Kollegen entschieden wir uns das Unterfangen bei besten Bedingungen zu versuchen, mit der Option einfach umzukehren, falls wir auf unüberwindbare Schwierigkeiten stossen sollten. Schlussendlich hat's dank glücklichen Umständen und Fremdhilfe geklappt, wenn auch wenig rühmlich.

Säntis  Rässeggsattel (T3-T4)
Wir starten auf dem Säntis. In einigem Auf- und Ab führt uns der durchaus anspruchsvolle aber bestens versicherte Weg über den Lisengrat zum Rotsteinpass. Einige Passagen sind sehr luftig, aber der hervorragend präparierte Weg und die fast durchgehende teils sogar beidseitige Verdrahtung lassen kaum ein mulmiges Gefühl aufkommen. Für Personen mit Schwindel ist der Lisengrat aber definitiv nicht zu empfehlen.

Vom Berggasthaus Rotsteinpass geht es steil hinauf über den Weg durch die Fliswand bis zum P. 2334. Dieser Wegabschnitt ist weiss-rot markiert, hat aber mehr den Charakter eines Alpinwanderwegs. Es scheint als wäre der Weg mit zahlreichen Fixseilen, Stufen und Treppchen gewaltsam zu einem T3 gemacht worden.

Auf sanftem Pfad gehen wir anschliessend vom P.2334 hinunter gegen Flecki. Hier verlassen wir an geeigneter Stelle den Wanderweg, um zunächst kurz weglos durch Gras und anschliessend auf Pfadspuren durch die etwas lebendige Geröllhalde zum Räseggsattel aufzusteigen. Das letzte Teilstück ist recht steil, aber nicht mehr rutschig. Wir haben es recht weit linksseitig bewältigt, wobei man sich auf der rechten Seite an allerlei Gestein gut festhalten kann. Es gibt aber auch andere Möglichkeiten. Insgesamt empfanden wir den Aufstieg zum Rässeggsattel als unproblematisch und nicht besonders unangenehm.

Schaffhauserkamin (T5, III-)
Beim Räseggsattel machen wir eine kurze Pause. Der Einstieg in den Schaffhauserkamin ist indes nicht zu übersehen. Er befindet sich direkt vor uns. Die sich etwas weiter hinten befindliche rote Anschrift "Sch. K." konnten wir zuvor bereits kurz sehen. Es tummeln sich heute recht viele Leute am Schaffhauserkamin. Wir lassen zwei Parteien den Vortritt, da wir uns an der bereits sichtbaren Schlüsselstelle Zeit lassen möchten. Da eine Partei mit Seilsicherung arbeitet, dauert es doch ein wenig länger als erwartet, und wir entscheiden uns, schon mal das ganze aus der Nähe anschauen zu gehen. Sobald die erste Stufe frei ist, steigen auch wir ein.

Die erste Stufe (II) lässt sich recht gut überwinden. Vor der unmittelbar folgenden zweiten Stufe mit recht glattem Fels (III-) müssen wir nochmals kurz warten. Vor uns hat jemand ein Seil befestigt, und wir fragen sicherheitshalber, ob wir das Seil bei Notwendigkeit belasten dürften. Schlussendlich schafft mein Kollege die Stelle mit Hilfe eines kurzen Zuges am Seil. Bei mir geht es um einiges weniger elegant. Ich sehe keine einfache Lösung und muss mich im oberen Bereich der Stufe ziemlich kräftig am Seil hochziehen. Keine Leistung auf die man stolz sein darf, aber wenigestes kann es weiter gehen. Vielleicht wäre es mit einigem Probieren im Kamin auf der linken Seite gegangen, aber um ehrlich zu sein bezweifle ich das eher. Jedenfalls nochmals einen grossen Dank für die freundliche Unterstützung.

Nach bewältigter Schlüsselstelle geht es in einfacherem (I-II) aber teilweise etwas unübersichtlichen Gelände weiter. Bald schon treffen wir auf eine Rinne, die in leichter Kraxelei nach rechts hinauf führt. Wir durchsteigen diese, um festzustellen, dass sie nicht da hinführt, wo wir möchten. Mein Begleiter steigt relativ weit oben aus der Rinne aus und quert etwas athletisch nach links während ich absteige und zurück in den Hauptkamin kraxle. Dort stosse ich relativ schnell auf ein fast senkrechtes Wändchen, dass sich aber mit einigen beherzten Zügen ebenfalls gut überwinden lässt. Die eleganteste Lösung wäre es wohl gewesen, die nach rechts führende Rinne ein kurzes Stück hinaufzukraxeln, um sie dann nach links zu verlassen und in der Fallline weiter hinaufzugehen. Aber schlussendlich kommt man an vielen Stellen hinauf. Das war jedenfalls unser Fazit. Den Seitenkamin links in gelblichem Fels, den man nicht hinaufsteigen soll, habe ich erst um einiges später im Rückblick gesehen. Aber da wäre ich wohl nie auf die Idee gekommen hinaufzugehen.

In anregender Kraxelei erreichen wir die Stelle, wo ein roter Pfeil nach links weist. Hier kann man wahlweise über den Schrofengrat oder nach einer kurz etwas exponierten Querung durch eine Rinne zum Gipfel weitergehen. Wir entscheiden uns für die Rinne, die sich allmählich verengt und etwas griffarm wird. Aus diesem Grund steigen wir über eine kurze fast senkrechte Stelle rechtsseitig aus der Rinne aus und gelangen so zum Gipfel. 

Altmann  Altmannsattel (Normalweg, T4+)
Vom Altmann steigen wir über den Normalweg zum Altmannsattel hinunter (T4+). Nach Überqueren eines etwas ausgesetzten Gratstücks weisen rote Markierungen den Weg nach rechts hinunter. Metallstifte helfen, die steilen speckigen und glatten Passagen sicher zu überwinden. Nach wenigen Kurven ist der Altmannsattel überraschend schnell erreicht. Technisch schwierig ist der Normalweg nicht, mein Lieblingsgelände aber auch nicht.

Altmannsattel  Säntis (T3 - T3+)
Ein guter Weg führt zurück zu P.2334. Ab hier auf dem Hinweg zurück zum Säntis. Ich spüre die Abenteuer der vergangenen Tage und bin froh um die vielen Seile, die die Sicherheit doch massiv erhöhen.


Fazit: Leider hat's an der Kletterstelle nicht wie erhofft geklappt. Irgendwann werde ich mich sicher nochmals mit etwas mehr Erfahrung daran versuchen. Ansonsten bietet der Schaffhauserkamin anregende und abwechslungsreiche Kraxelei nicht allzu hoher Schwierigkeit. Insgesamt hat er eigentlich erstaunlich wenig den Charakter eines Kamins. Für mich eher schon fast ein kleines Tälchen, das abgesehen vom Bereich um die Schlüsselstelle in verschiedenen Varianten überwunden werden kann. Eindrücklich fand ich auch die aufwändig angelegten Wege am Lisengrat und durch die Fliswand.

Tourengänger: Chrichen


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Kommentare (2)


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Felix hat gesagt:
Gesendet am 23. Juli 2015 um 15:00
sympathischer, guter Bericht - mit aussagekräftigen Fotos des Kamins!

lg Felix

Chrichen hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. Juli 2015 um 07:29
Vielen Dank für das positive Feedback! Ich bleibe dran :-)


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