Herrstein 2447m - Wen der Herr ruft


Publiziert von georgb , 25. Mai 2015 um 19:19.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum:25 Mai 2015
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 1300 m
Abstieg: 1300 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Pustertal-Prags-Schmieden
Kartennummer:tabacco Pragser Dolomiten

Victor Wolf Edler von Glanvell, ein Grazer Bergsteiger und Wissenschaftler hat schon 1890 als 18!jähriger den ersten Führer der Pragser Dolomiten verfasst. Er war von dem Gebiet so begeistert, dass er seinem Wunsch entsprechend in St. Veit begraben wurde.
Ohne konkretes Gipfelziel steige ich an der von Glanvell-Hinweistafel vorbei ins Schadebachtal. Es ist Pfingsten, ich vertraue auf den Heiligen Geist und seine Inspiration. Beim Aufstieg Richtung Weißlahnsattel kämen mir einige Tourenmöglichkeiten in den Sinn, aber die Beine sind noch müde und der Schnee in den höheren Lagen motiviert mich nicht. So beschließe ich bei einer Rast am Weißlahnsattel das Ende des heutigen Ausflugs.
Wie das Schicksal es will, kommt ein sympathischer Bergkollege flotten Schrittes vom Wildsee heraufgeflogen. Er ist auf dem Weg zum Herrstein und beiläufig frage ich ihn nach dem gleichnamigen Turm. Sein Interesse ist geweckt, auch er war noch nicht oben und hat wie ich vage Informationen über einen machbaren Aufstieg. Wir sind uns schnell einig, d.h. er steigt voraus und ich mit Mühe hinterher. Kurz unterhalb des Herrsteins queren wir nach links und suchen den Einstieg. Mit wenig Erfolg, bald stehen wir vor einem haarsträubenden Abbruch. Also zurück in eine Rinne, die weiter unten zum Erfolg führen könnte. Und tatsächlich erreichen wir eine Scharte unter dem Gipfelaufbau und ein Steinmännchen. Bis hierher haben wir uns max. im 2.Grad bewegt, aber das folgende Gelände sieht nach mehr aus. Patrick springt wie eine Gemse von einem Ausguck zum nächsten, aber wir blicken immer wieder in abenteuerliche, abschüssige Flanken, das kann nicht der Normalweg sein. Wir sind beide keine Anfänger, aber das Gelände übersteigt unsere Möglichkeiten. Zähneknirschend resignieren wir, der Turm will uns heute nicht. Aber es bleibt ja noch der Herr! Vorsichtig steigen wir zurück zum mit Kette gesicherten Einstieg und stehen bald am Gipfelkreuz.
Das Bergheil klingt zwar etwas gequält, mit dem Blick auf den nahen Herrsteinturm, aber trotzdem war es ein netter Ausflug und wer weiß, vielleicht finden wir beim nächstenmal die "leichte" Variante. Wir tauschen Telefonnummer und E-mailadresse aus, im Falle.
Patrick hat es eilig, verabschiedet sich und ehe ich mich versehe ist er schon hinter einem Felsvorsprung verschwunden. Ich lasse mir mehr Zeit und besteige aus Trotz noch den Nebengipfel über eine einfache Rinne. Doch auch das tröstet mich wenig über den verpassten Herrsteinturm und so hüpfe auch ich bald wieder abwärts. Vom Weißlahnsattel führt mich der Steig flott hinunter und das folgende Schotterkar lässt sich schön abfahren. Nach einer guten Stunde stehe ich wieder an der Erinnerungstafel mit viel Respekt für den edlen Österreicher. Auch ihn hat damals der Herr gerufen, allerdings in der Hochschwabgruppe mit 33 Jahren schon für immer!

Tourengänger: georgb


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