Von Alten und Neuen Wegen im Bielatal - Daxenstein und Schraubenkopf


Publiziert von alpensucht , 8. Dezember 2020 um 08:20.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Elbsandsteingebirge
Tour Datum:18 April 2015
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Klettern Schwierigkeit: IV (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 200 m
Abstieg: 200 m
Unterkunftmöglichkeiten:Bielatalhütte des SBB (DAV)

In Quarantäne 2020 bietet es sich an offene Berichte zu veröffentlichen. Viel Freude also allen, die zur Zeit gar nicht raus dürfen oder sogar können. Wir werden es gut überstehen.


Zwei Seilschaften sind wir. zwei von uns steigen kaum oder gar nicht vor in der „Sächsischen Schweiz“ - und ab geht’s an diesem schönem, wenn auch noch frischen Wochenende ins Bielatal. Mit Auto fahren wir von Dresden los und kommen gegen 10 Uhr im Tal an. Auf dem Parkplatz stehen kaum drei weitere Autos. Nach kurzem Entscheidungsprozess, welche Gipfel wir heute zuerst „machen“, gehen wir hinter zur Ottomühle Richtung Mühlenwächter.

 

Großer Mühlenwächter – *Neuer Weg, III, 21m (Klettern und Abseilen)

10:40 Uhr. Zuerst nehmen wir uns den Großen Mühlenwächter vor. Der Alte Weg (AW) führt im II. Grad auf der Nordostseite 21m hinauf.

 

Laut UIAA und dem alpinen Maßstab wird es hier natürlich schwer von einem „Gipfel“ zu sprechen, doch zählt eine freistehende Sandsteinformation im Elbsandsteingebirge ab 10m Schartenhöhe als Gipfel. Massive dürfen außer weniger Ausnahmen nicht geklettert werden.

Den AW nehmen sich Horst und Jens vor. Doreen steigt hier z. Zt. noch nicht vor, so dass ich das Glück habe, heute alle Wege vorsteigen zu dürfen. Wir wählen den ebenfalls im Kletterführer mit Sternchen versehenen Neuen Weg (III) vor, der nur einige Meter links (ostsüdöstl. Seite) in einem schönen Riss beginnt. Am Gipfel verbringen wir einige Minuten. Als meine Nachsteigerin einsteigt, beginnt es plötzlich etwas zu graupeln und zu schneien. Es hat etwa 5°C. Nach dem Abseilen gehen wir die wenigen Meter hinüber zum

 

Ottostein – *Ostkante, IV, 15m klettern, 13m abseilen

Dort steigen wir um 12:10 Uhr ein. Oft muss man auch links in der Wand klettern. Es gibt so gut wie keine Zwischensicherungsmöglichkeiten. Nur eine einzige schlechte Köpfelschlinge kann ich in etwa der Hälfte legen. Dafür ist die Kletterei für IV eher einfach. Reibungskletterei gibt’s besonders im unteren Abschnitt.

 

Daxenstein – **Löschnerwand, IV, 25m

Genauso wie auch die Ostkante am Ottostein, habe ich die Löschnerwand 2011 schon einmal im Nachstieg gemacht, wobei mir bei letzterer ein erfahrener Kletterer von einem Nebengipfel aus entscheidende Tipps gegeben hat (Risskletterei). So freue ich mich nun das diesmal vorsteigen zu dürfen. Gegen 12:40 Uhr steigen wir ein. Wir klettern diesmal nicht parallel sondern hintereinander, weil beide Seilschaften den selben Weg gehen wollen.

Insgesamt kann ich 2 Affenfäuste, 2 weitere Knotenschlingen im Riss und oberhalb davon eine nach unten abgespannte Köpfel als Zwischensicherung unterbringen. Die Kletterei ist hier überaus schön und der ganze Weg lohnt sich sehr! Von einer Art Vorblock muss man dann ganz oben in die etwas überhängende Gipfelwand steigen und zweidrei Züge mit Mut machen, doch die jeweils folgenden Griffe, die man aus etwas unsicherer Position erwischt, sind sehr gut und groß.

Am Gipfel bauen wir einen Blockstand und verbringen da ein schöne Zeit.

Nach dem Abseilen machen wir eine halbe Stunde Pause um etwas zu essen.

 

Daxenstein Südostkamin (Winkelriss), I (II)

14:50 Uhr. Danach möchte Jens noch den Winkelriss (II), nur wenige Meter neben der Löschnerwand vorsteigen. Es wird sein dritter Vorstieg. Deshalb entscheide ich mich dazu, den Südostkamin (I) parallel dazu zu gehen. So kann ich fast jederzeit direkt in seinen Vorstieg sehen, ihm ggf. beim Sicherungen Legen helfen und Fotos schießen. Leider kann Jens in den ersten 8m keine Sicherungsmöglichkeit finden. Dafür ist dann die folgende Knotenschlinge umso besser. Im II. Grad steht man zum Glück immer stabil, so dass man sich schön Zeit lassen kann beim Ausprobieren der richtigen Knotengröße. Die zweite legt er nach erst etwa weiteren 8m, wobei ich ihm ein wenig helfe.


Schraubenkopf *Alter Weg, IV
Zum Schluss nehmen wir alle uns noch einer größeren Herausforderung an. Horst und Jens gehen den Alten Weg auf die spektakuläre Kleine Herkulessäule. Doreen und ich nehmen uns den mir schon vom Nachstieg bekannten Schraubenkopf vor. Die allseits beliebte, herausragend schöne und teils auch berüchtigte Route führt zunächst trivial in "flachem" Klettergelände aufwärts auf einen Pfeiler. Dort kann man nachholen an einer sehr langen Schlinge um den Pfeilerkopf. Da ich noch keine so lange Schlinge besitze, benötige ich dort viel Zeit um mehrere Schlingen zusammen zu binden.
Oberhalb des Pfeilers muss man nun ziemlich luftig einen kristallinen Überhang überwinden. Den kann man kurz unter dem Ausstieg auch mit einer guten Schlinge sichern. Die benötige ich auch unbedingt, denn inzwischen hat sich die vorige Schlinge am Pfeilerkopf gelöst. Da muss ich noch viel lernen und eben passendes Material dabei haben! Die Ausstiegszüge am Überhang sind für IV, wenn man dazu noch feuchte Hände bekommt an der etwas glatteren kristallinen Schicht doch ziemlich fordernd. 17 Uhr. Wir kommen beide gut hinauf und genießen oben die großartige Sicht auf die Herkulessäulen.

Angeblich soll die Route inzwischen auf V hochgestuft worden sein. Bei Teufelsturm gibt es da natürlich geteilte Meinungen, wie überall, wo Bewertungen in Grenzbereichen erfolgen. Eine Rolle spielt da sicher auch die Körpergröße, das technische Kletterkönnen, wie viel man sich zuvor schon verausgabt hat, welches Wetter herrscht etc.
Am Ende ist die Zahl nichtig im Vergleich zum Erlebnis in dieser einmaligen Landschaft. Die Kletterei hier ist allgemein wegen der Sicherungsweise mental wesentlich mehr fordernd als jegliche Hallen- und Sportkletterei und somit ein gutes Training für alpine Ausflüge.

Zum Schluss kehren wir hochzufrieden ins Tal und nach Hause zurück

 


Tourengänger: alpensucht


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