Hundsrügg (2047m): Gratwanderung vom Jaunpass nach Saanenmöser


Publiziert von Chrichen , 29. April 2015 um 22:02.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Simmental
Tour Datum: 6 April 2015
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT2 - Schneeschuhwanderung
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Aufstieg: 810 m
Abstieg: 1050 m
Strecke:ca. 13 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem ÖV: Zug bis Boltigen / Bus bis Jaunpass, Restaurant
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Mit dem ÖV: Lokalzug ab Saanenmöser bis Zweisimmen / weiter mit dem Zug

Das diesjährige Osterwetter liess leider alle grösseren Vorhaben unter einer dicken Schneedecke begraben. Da die Prognose für den Ostermontag zumindest für die westliche Schweiz und abgesehen von eventueller Bise recht gut ausfiel, wollten wir wenigstens eine eintägige Schneeschuhtour machen. Die Auswahl einer Route wurde jedoch aufgrund der immer noch erheblichen Lawinengefahr in höheren Lagen etwas erschwert. Nach längerem Hin und Her bin ich schliesslich auf die Wanderung vom Jaunpass zum Hundsrügg gestossen - eine wunderschöne Tour, wie sich zeigen sollte.

Um genauer zu sein, hatte ich eigentlich zunächst das Wannehörli ab Saanenmöser ins Auge gefasst. Diese Tour sollte als bfu-Plaisir-Tour verhältnismässig lawinensicher sein. Die Südausrichtung liess aber schlechte Schneeverhältnisse erahnen. Ein wenig Kartenstudium und Hikr-Lektüre vermochten schliesslich die Tourenplanung um 180° zu drehen. Der neue Plan war: Gratwanderung vom Jaunpass zum Hundsrügg mit eventueller Verlängerung (je nach Verhältnissen) in Richtung Wannehörli. Der Hundsrügg ab Jaunpass gilt nämlich ebenfalls als recht lawinensicher, eine Starthöhe von ca. 1500m versprach zudem hinreichend Schnee - und Gratwanderungen sind immer spannend.

Erstaunlich kalt ist es auf dem Jaunpass. Während in tieferen Lagen noch braune Wiesen vorherrschend waren, präsentiert sich die Passhöhe mit einer schönen pulvrigen(!) Schneedecke. Die Bäume sind prachvoll verschneit. Vom Pass aus wandern wir wenige Meter einem gepisteten Weg entlang bis zu einem Tisch mit Bänklein, wo wir die Schneeschuhe anziehen. Ein Wanderwegweiser zeigt die grobe Richtung.

Von hier aus geht es zunächst noch kurz einem gepisteten Winterwanderweg entlang, bis Spuren diesen verlassen und im Hang unweit vom Skilift auf dessen linken Seite aufsteigen. Der Weg dürfte zumeist gespurt sein. Das Gelände ist recht flach und einfach. Wir folgen ein Stück weit den Spuren, bis diese einem Strässchen folgend nach links queren. Hier bevorzugen wir die nicht besonders steile Falllinie auf dem Rücken. In Kürze erreichen wir P.1666 und die Hütten von Oberenegg Läger. Zahlreiche andere Schneeschuhläufer und auch Tourenskifahrer sind unterwegs. Das Wetter präsentiert sich von der schönsten Seite, leider aber geht ein etwas kaltes Lüftchen. Nach einem Örtchen für eine Pause suchend steigen wir weiter zur Oberenegg SAC Hütte (P.1800) auf. Dieser kurze Abschnitt beinhaltet eine Querung, respektive einen Aufstieg in steilerem Gelände.

Die geschlossene Hütte ist wunderschön gelegen und hat einen kleinen windgeschützen Balkon mit Bänklein. Der perfekte Ort für eine ausgedehnte Pause. Schon hier bietet sich eine gute Aussicht auf die umliegende bezaubernde Landschaft. Gestärkt und ausgeruht gehen wir schliesslich auf breitem Gratrücken der luxuriösen Spur folgend weiter bis zum Gipfelkreuz bei P.1926. Eine Schar von Leuten tummelt sich hier und geniesst wie auch wir das Panorama. Scheinbar machen zahlreiche Leute bereits hier kehrt. Unser nächstes Ziel, der Hundsrügg, lässt sich vom Aussichtspunkt aus gut einsehen.

Technisch immer noch einfach, aber in doch etwas ernsthafterem Gelände als bis anhin, führt der Weg über mehrere Grataufschwünge bis zum Gipfel. Die rechsseitige Flanke ist meist sehr steil, da möchte man definitiv nicht "embritrole". Besondere Beachtung ist eventuellen Wächten zu schenken. Glücklicherweise präsentiert sich die linke Flanke eher sanft. Der letzte Aufschwung vor dem Gipfel ist anfangs etwas steil. Der Gipfelhang selbst bewegt sich ebenfalls um die 30°. Er ist aber stark verfahren und bietet keine besonderen Schwierigkeiten.

Der recht flache Hundsrügg besitzt kein Gipfelkreuz, dafür aber einen umso schöneren Gipfelwegweiser. Zum ersten Mal präsentiert sich nun der Ausblick nach Südwesten. Der Rundblick ist wunderschön. Da immer noch ein kühler Wind weht, verlagern wir unsere Gipfelpause etwas nach unten.

Beflügelt von den bisherigen Gratpassagen entscheiden wir weiter in Richtung Birehubel und Wannenhörli zu gehen. Nur noch die Spuren von ein bis zwei Skitourengeher und einem Schneeschuhgeher sind noch vor uns auszumachen. Auf dem Teilstück nach Luegle vor P.1986 befindet sich die Schlüsselstelle der Tour. Der Grat ist hier zeitweise beidseitig recht steil und ausserdem mit einer Wächte verziert. Gegangen wird wie bis anhin eher linksseitig, wobei wegen Wächten zwei kurze leicht abschüssige Querungen zu meistern sind. Ich bemühe mich, feste Tritte zu schaffen, um meiner Frau den Durchgang zu erleichtern. Sie befindet sich aber noch vollständig im Wohlfühlbereich und macht sogar einige Fotos. Während die Tour bis zum Hundsrügg recht sicher ist, muss auf diesem Teistück die Lawinengefahr durchaus beachtet werden.

Nach erreichtem P.1986 folgt immer noch aussichtsreich ein flacheres Zwischenstück bis zur Hütte bei P.1974. Wenig später wird einem breiten Rücken entlang eher steil bis Luegle abgestiegen. Der Schnee ist recht nass und schwer. Meine Frau spürt mittlerweile die doch beachtliche zurückgelegte Strecke. Ich suche nach Möglichkeiten abzukürzen, komme aber zum Schluss, dass der vermutlich beste Weg doch über das Wannenhörli führt. Ist dieses einmal erreicht, wird auf klar definierter Route nur noch abgestiegen. Wir reduzieren unser Tempo.

Aufgrund einer Wächte und Triebschneeansammlungen im Gipfelbereich haben wir schon vorher entschieden, nach Möglichkeit auf den Aufstieg über den Grat zum Birehubel zu verzichten. Auch sind keine Spuren von Vorgängern auszumachen. Stattdessen steigen wir über eine kleine Erhebung im Hang zwischen Birenhubel und Wannehörli gemächlich direkt zum Sattel zwischen den beiden Gipfeln auf, stellenweise knapp über 30°. Der Schnee ist hier windgepresst, Triebschnee ist kaum auszumachen. Den Sattel erreichen wir nahe beim Birenhubel. Von hier aus könnte der Gipfel nun auf abgeblasenem Grat problemlos erstiegen werden. Das lassen wir aber bleiben.

Bei starkem Luftzug steigen wir dem Grat entlang direkt zum Wannehörli auf. Der Wind hat hier gute Arbeit geleistet. Die Schneedecke ist stellwenweise hart und windgepresst, stellenweise gibt es kurze Abschnitte von 2-3m Länge mit bis zu 1m hoch eingeblasenem weichen Schnee. Wir nehmen hinreichend Abstand von der grossen Wächte linkerhand. Spuren gibt es auch hier  keine, was aber kaum erstaunt in Anbetracht des starken Windes. Etwas entkräftet erreichen wir den Gipfel. Eine grosse Gratulation an meine Frau für die beachtliche Leistung!

Ohne Pause machen wir uns gemütlich an den Abstieg. Dieser folgt der besagten bfu-Paisir-Route. Zunächst geht es in Richtung P.1850, dann bevor dieser erreicht wird mehr oder weniger in der Fallline hinunter zu den oberen Hütten vom Wildeneggli. Anschliessend weiter einer Waldlichtung entlang an P.1632 vorbei zu den Hütten bei Giblere. Wie erwartet wird die Schneedecke im Südwest ausgerichteten Hang mit abnehmender Höhe rasch dünner. Bei den Hütten folgen wir noch letzten Schneeflecken, wobei die Harschkrallen wohl eher im Gras als im Schnee greifen. Bei einem kleinen Strässlein ist dann endgültig Schluss. Wir nehmen die Schneeschuhe ab und gehen über Wiesen und Strässchen via P.1408, Simne und P.1306 in Richtung Hohenegg. Bei P.1259 erreichen wir die Hauptstrasse, welcher wir nicht ganz ungefährlich über die grosse Brücke bis zur Abzweigung zum Bahnhof von Saanenmöser folgen.

Eine bezaubernde Tour, die unsere Erwartungen um einiges übertroffen hat. Über weite Strecken bietet sich ein wunderschönes Panorama mit Weitblicken in drei, manchmal sogar in alle vier Himmelsrichtungen. Ab dem Hundsrügg war es heute sehr einsam. Wir sind niemandem begegnet. Die frisch verschneiten Bäume liessen die Landschaft besonders romantisch aussehen. Sicherlich eine meiner schönsten Schneeschuhwanderungen bis anhin. Einzig schade war das kühle Lüftchen.

SLF: erheblich (alle Expositionen > 2000m)

Tourengänger: Chrichen, Aichen


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