Ortler 3905m Skitour


Publiziert von bergteufel , 4. März 2015 um 18:47.

Region: Welt » Italien » Trentino-Südtirol
Tour Datum: 6 Juni 2014
Ski Schwierigkeit: SS-
Wegpunkte:
Geo-Tags: I 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 2300 m
Abstieg: 2300 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Prad die Silfserjochpassstrasse hoch. Nach dem Ort Trafoi links abbiegen zur Wallfahrtskirche "Heilig Drei Brunnen". Bis zum Ende der Sackgasse, kostenloser Parkplatz.
Unterkunftmöglichkeiten:Berglhütte 2188m, Öffnung im Internet berglhuette.it checken. Zustiegszeit 1-2 Std., 600 hm.
Kartennummer:Kompass Karte 072 Nationalpark Stilfser Joch

Servus.

Ziel heute der Ortler 3905m mit Ski. Ein geiles Ding, für Skitourenfreaks eine Hausnummer und für die Skigipfeljäger ein MUSS. Der König Südtirols ist einer der "Grossen Gipfel".

Vorbemerkungen:

Es ist eine ernste Skitour, die so richtig Power hat. Sie ist lawinengefährdet. Volle Skihochtourenausrüstung nötig. Die Gesetze der Schneeberge sind zu achten. Ich bin heute zum 3.Mal auf dem Ortler, er ist immer wieder ein toller Berg und nicht umsonst der "König Südtirols".
Die beste Zeit für diese Tour ist Ende März bis Mitte Juni, den Bedingungen entsprechend. Manche gehen sie als Saisonfinale.
Es ist ein Skiausflug, der sehr viel von einem verlangt. Man sollte 2000hm mit Ski draufhaben, berg- und skitechnisch einiges können und in der Höhe keine Probleme haben. Und, diese Route hat jeden Tag ein anderes Gesicht (Schneerutsche, Eis, Spalten etc.).
Zur Zeitangabe. Vom Parkplatz sollte man den Gipfel in 5-7 Std. erreichen, somit ergibt sich eine Gesamttourzeit von 8-9 Std.. Wir haben die Tour mit Nächtigung auf der Berglhütte gemacht. Die 2300 hm sind nicht das Problem, aber die Anreise. Es ist eine Tagesskitour und ich gebe das auch so an, weil die Zugangsmöglichkeit zur Hütte im Frühjahr 2015 und danach unsicher ist.
"Stammgäste am Gipfel sind topfite Südtiroler, Bergführer...", sie haben zu ihrem Hausberg eben diese besondere Beziehung und keine lange Anreise. Wer die Tour als Tagestour vom Parkplatz aus angeht, dem bleibt zwischen 3 und 4 Uhr ein kleines Polster. Für einen Münchner mit Anfahrt ist das extrem grantig als Ziel. Deshalb Berglhütte (Rifugio Borletti), sie ist ein idealer Stützpunkt, wenn man nicht gleich um die Hausecke wohnt. Die kleine Hütte hat keinen Winterraum und ist zu dieser Jahreszeit geschlossen. Man kann sich die Telefonnummer von der Hüttenwebsite nehmen, die Wirtsleute anrufen und bekommt dann im Tal den Schlüssel für die Hütte. Dies ermöglicht einem dort zu nächtigen, die Küche zu nutzen, es gibt Getränke und vorgekochte Pasta, die Toilette bedeutet Freiluft... Es gilt das Vertrauensprinzip! Zahle unten, was du hattest oder bleibe in der Lawine, zahle nix. Im Sommer 2014 war die Hütte geschlossen. Deshalb, bevor ihr die Tour angeht, berglhuette.it unbedingt nachschauen. Hoffentlich bleibt uns Bergsteigern die Hütte erhalten.
Diesen Winter hatte es in Südtirol richtig viel Schnee, deswegen sind die Bedingungen am 06.06.2014 noch ideal.
Anreise: Man fährt die Stilfserjochstrasse hoch, am Gustav Thoeni Hotel (wer kennt den Skihelden nicht? dann unbedingt nachlesen) vorbei, kurz nach Trafoi links abbiegen zur Wallfahrtskirche "Heilig Drei Brunnen". Am Straßenende kostenloser Parkplatz.
Die Tour gehe ich mit Santi und Mike.

Beschreibung, auf geht`s:

Vom Parkplatz geht man über die Bachbrücke zur Kapelle "Heilig Drei Brunnen". Danach dem Sommerweg zur Berglhütte 2188m folgen, je nach Bedingungen 1-2 Std.. Für uns heute durchgehend erwanderbar, mit gesamter Ausrüstung am Buckel und 20 Grad im Rücken, war das ein Warmgehen für Morgen. Das Foto vom Hüttenschild zeigt Gehzeit "Esperti" <1 Std.. Respekt, dann bin ich keiner.
In der Hütte ist es kalt, es gibt genügend Decken zum Wärmen, der Andrang ist bescheiden, heute sind jedoch 2 weitere Aspiranten da.
Wecken 4:30. Frühstück in der kalten Hütte machen wir nicht. Um 5 Uhr queren wir ostwärts unter der Nordwestflanke des Ortler durch. Mit Skier ist zunächst nicht viel möglich, denn die hartgefrorenen Lawinenkegel erwandert man sich besser. Danach geht es fortwährend östlich ansteigend weiter zum Fuß der Trafoier Rinne, die aus dem Kessel südwärts aufsteilt. Am Anfang mit Ski, wo die 40 Grad Marke erreicht wird geht`s wieder mit Brettlhuckepack weiter. Ordentlich stapfen, denn 45 Grad, gefühlt etwas mehr, hat`s schon. Aus der Rinne quert man westwärts unter einem kleinen Felsriegel durch. Hier ist der Sommerweg von der Payerhütte erreicht. Nun offerieren sich 2 Möglichkeiten. Die Erste ist, man quert weiter westwärts unter der Felswand durch und dann südwärts meistens mit Ski die breite Rinne (durchs Bärenloch, erreicht 40 Grad) hoch zum Tschierfegg mit dem Lombardi Biwak 3350m (Normalskitour). Die Zweite, welche wir heute wählen, ist, man steigt das Schneefeld (weiterhin 45 Grad) südwärts zu Fuß hoch, quert rechts um den Grat und gelangt direkt an die Biwakschachtel (nur bei guten Verhältnissen).
Nach der Biwakschachtel nimmt man den Nordosthang in Angriff. Auch hier wird es oben so steil (bis zu 40 Grad), dass wir die Skier an den Rucksack packen und hoch. An der Kante zum Gletscherbecken dann die Überraschung, eine offene Spalte, bei dieser Schneelage unglaublich. Nach genauer Prüfung einer Schneebrücke entscheiden wir uns für die Querung mit Ski, aber ohne Seil, alles ist noch hart gefroren.
Jetzt wird das Gletscherbecken südwärts gekreuzt, dem sichtbaren Gipfel entgegen. Unter dem Gipfelaufbau südwestwärts ansteigend queren zum Westgrat und auf diesem ein kurzes Stück horizontal zum Gipfel (alles analog dem Sommerweg). Ortler 3905 m (oder doch ein paar Meter weniger?) am 06.06.2014. Es gibt ein tolles Gipfelkreuz und wenig Besuch. Mit ein bißchen Hüpfen kann man versuchen über die Königspitze zu blicken - Spaß!. Die Eis- und Schneemassen im Umfeld sind beeindruckend und mahnen zur Vorsicht. Und, wie mein Foto zeigt, König Ortler wacht immer.
Die Abfahrt erfolgt entlang der Aufstiegsroute. Wir fahren bei der Biwakschachtel durch die Rinne ab. Die Junisonne ist stark, deshalb immer auf der Hut sein vor Schneerutschen, besonders bei der Querung zur Berglhütte.
Kurze Anmerkung: Heute Morgen um 7 Uhr oberhalb der Trafoier Rinne kam uns ein schmächtiges Männchen zu Fuss entgegen. Ich fragte: "Servus, wo kommst du denn her?". "Griass di, von Süden.", war die karge, südtirolerische Antwort. Vom Gipfelkreuz haben wir gesehen von wo er kam. Direkt aus dem Kessel mit der Königspitze u. Monte Zebru zog eine einzelne Spur die lange Südrinne herauf. Aber die Uhrzeit?! Unglaublich, stark. Bestimmt eine geile Tour.

Der Ortler ist eine ernste Traumskitour. Ohne Hütte sind`s 2300 hm, richtig knackig. Für einen Skigipfeljäger ein Muss, dabei bleib ich. Hier kann man seine persönlichen Levels voll austesten. Hat mir toll gefallen und richtig Spass gemacht, hoffentlich habt ihr den jetzt beim Bildchen kucken.

Habe die Ehre, Berg Heil
Bergteufel



Tourengänger: bergteufel


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