Drei alte Wege am Raimeux


Publiziert von Kik , 7. Januar 2015 um 16:36.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Berner Jura
Tour Datum: 6 Januar 2015
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Kartennummer:LK 1106

Auf den historischen Landeskarten von 1910-1953 führt ein alter Weg von Crémines durch die Rochers du Droit, der die Felsbänder meidet, westlich des Waldsträsschens aus dem 19. Jahrhundert. Er berührt die erste Kurve des Strässchens bei 815m. Dann ist er leicht nach links ausholend in den Felskessel, danach rechts hinauf durch eine Rinne eingezeichnet, die scheinbar bei der dritten Kurve des Strässchens bei etwa 940m endet.
Von Crémines hatte ich den sonnigen Südhang des Raimeux über den Wanderweg erreicht. In der ersten Kurve steht ein Steinmännchen, das offenbar das Geröllcouloir hochweist. Weil ich nicht einfach gerade hochstochern sondern den alten Weg finden möchte, wende ich mich der linken Rippe zu. Da zeigen sich erst nur Spuren, dann aber Reste eines schön angelegten Zickzackweges. Ein gesägtes Rundholz zur Abstützung der Spur zeigt, dass das Trassee früher gepflegt wurde. Nach etwa 50 angenehmen Höhenmetern steilt sich die Rippe auf und die Spuren verzweigen sich. Die deutlichste hält eher westlich. Ich folge ihr eine Weile bis an den Fuss einer Felswand, wo sie sich als Gemsspur entpuppt. Direkt den Hang hoch wäre möglich, aber unangenehm und ohne eindeutige Spuren. Also zurück und wieder hinab bis dort, wo viele Gemspuren über ein Schneeband ins Couloir leiten. Das ist richtig, denn dort im Geröll steht ein Steinmann. Ein allfälliges Wegtrassee ist hier längst verschwunden und es liegt viel Fallholz herum. Ich arbeite mich zu einer engen Stelle hoch, die durch herabgestürzte Bäume und eingeklemmte Steine verbarrikadiert ist. Vielleicht kann ich das Gewirr der linken Felswand entlang durchkriechen. Aber manche Blöcke sind locker und das Astgewirr kommt mir entgegen, eine Falle. Ich kehre um und steige diesmal direkt das Couloir ab. In gut fünf Minuten bin ich dort, wo meine Expedition vor Dreiviertelstunden begonnen hat. 
Nun folge ich dem Wanderweg zur oberen Strässchenkurve. Hier ist es aber viel zu steil, als dass der alte Weg einmünden könnte. Also nehme ich die Abzweigung des Forstweges auf 1000m nach Westen. Genau über dem den Kessel begrenzenden Pfeiler steht ein Steinmännchen. Ich steige die Spur zum Sättelchen hinter dem Pfeiler ab und noch das oberste Stück der Waldkehle, die nach Westen in den Kessel hinunter führt. Sie wird unten steiler, vielleicht holt dort die Spur seitlich aus. Mir ist der Schnee hier am Schatten zu hart für weitere Steilwaldexpeditionen, deshalb steige ich wieder zum Forstweg hoch. 

Über die Pré de la Vacherie und oberhalb der Combe de la Hue durch erreiche ich den historischen Verkehrsweg BE 2015 von Grandval zum Raimeux de Grandval, den ich absteige, um in der laublosen Jahreszeit die Jahreszahlen zu fotografieren, die sich in einer alten Wegkurve an der Felswand des Ostpfeilers des Pic de Grandval befinden. Der Weg ist ausführlich im Inventar der historischen Verkehrswege IVS beschrieben, die oberste Strecke noch speziell, aber die Jahreszahlen sind nicht erwähnt. 
Nicht im IVS (und auch in keiner LK) findet sich der alte Weg von Moutier auf den Raimeux de Belprahon, obwohl auch er ein langes Stück in den Felsen gehauen ist. Ein Holzschild bezeichnet ihn als Voie Romaine. Die immer noch deutliche Weganlage ist eine hübsche Alternative zum üblichen Zickzackaufstieg.  Von Moutier geht man erst auf dem Wanderweg Richtung Belprahon, nimmt bei Pt. 637 den Weg zum Sportplatz und verlässt diesen, sobald er nicht mehr steigt, indem man weiter schwach ansteigt über die Weiden. Die Spur wird deutlicher, sobald man in den Wald kommt, und zu einem breiten Weg, der sich unter dem heutigen Strässchen nach Westen wendet. Er ist durch das Strässchen zerschnitten. Ein Holzschild im bergseitigen Hang über der Strasse zeigt an, wo über eine Platte die Fortsetzung des Weges mit der Steintreppe gewonnen werden kann. Das obere Ende verläuft sich nach dem Querweg, der den Raimeux unter dem obersten Felsband bis zu den Rochers du Droit durchzieht. Ich bin für heute zufrieden, steige den "Römerweg" wieder ab und erreiche nach sechs strahlenden Sonnenstunden in Moutier den Zug.

Nachtrag 3.3.2021
Auf meiner heutigen Exkursion zum in der Siegfriedkarte eingetragenen vorindustriellen "Weg" von Crémines auf den Raimeux du Crémines konnte ich das Geröllcouloir problemlos durchsteigen, die Altholzbarrikade ist weg. Es zeigten sich aber nirgends Reste eines alten Trassee oder Spuren an den Felsen, auch an der engsten Stelle nicht. Die Route ist dem Steinschlag ausgesetzt. Falls hier einmal ein Weg hochführte, dann kein gebauter. Ein Stück grober Strickstoff, darunter Filz (beides von Moos durchwachsen) ist beim Stufentreten unter dem Laub zum Vorschein gekommen, etwas höher ein an einen Baum gelehntes verrostetes Sägeblatt. Die Route ist nicht interessant, steiler Waldhang, meist Geröll, T3. 

Tourengänger: Kik


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Kommentare (4)


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kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 7. Januar 2015 um 19:25
Eine interessante Sache hast du da entdeckt. Auf der Siegfried-Karte ist der Weg eingezeichnet, danach aber nicht mehr.

Werd ich mir mal auf meine Pfädli to-do-List setzen. Aber wohl erst wenn das mit dem Schnee vorüber ist.

Den Weg Querweg durch die Rochers du Droit haben wir im Oktober mal begangen. Hat auch dort noch zig andere Pfädlein, die sich in keiner Karte finden.

Kik hat gesagt: RE: Querweg - Pfädli
Gesendet am 7. Januar 2015 um 22:57
Auf dem Querweg (ca. südlich des Raimeux de Belprahon) liegt eine ähnliche, aber zweiseitige Holztafel am Boden, wie der Zeiger "Voie Romaine". Sie zeigt in der einen Richtung nach "Californie", in der andern " Voie Nouvelle". Hast Du eine Ahnung, was mit "Californie" gemeint ist?

Danke für den "Pfädli"-Tipp. Diese Community hab ich noch gar nicht gesehen.

Makubu hat gesagt: RE: Querweg - Pfädli
Gesendet am 8. Dezember 2018 um 00:26
Hallo Kik
Hab Californie gefunden im Büchlein Jura Vertical II: "Das Klettergebiet Californie liegt weit oberhalb des Dorfes Belprahon versteckt im Wald (Koo. 237.8 / 597.35)". Voie Nouvelle bezieht sich somit wohl auf eine neue Kletterroute.

kopfsalat hat gesagt:
Gesendet am 7. Januar 2015 um 23:06
Ich nehme mal an es handelt sich um irgend einen Flurnamen.

Bei Henry Suter findet sich zwar nichts in der nähe von Moutier.


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