Mürlenloch und Tritt - durch die Südabbrüche des First


Publiziert von HBT , 2. Oktober 2008 um 17:46.

Region: Welt » Schweiz » Schwyz
Tour Datum:28 September 2008
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SZ   Nördliche Muotataler Alpen 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 1350 m
Abstieg: 1350 m
Strecke:Muotathal - Horgrasen - Heubrighüttli - Mürlenloch - First - Tritt - Hinter Heubrig - Horgrasen - Muotathal
Zufahrt zum Ausgangspunkt:mit dem Zug nach cff logo Schwyz; mit dem Postauto nach cff logo Muotathal, Höllloch
Zufahrt zum Ankunftspunkt:siehe "Zufahrt zum Ausgangspunkt"
Unterkunftmöglichkeiten:keine

Eindrückliche Alpinwanderung durch die abschüssigen und scheinbar unzugänglichen Südabbrüche des First. Die Tour verlangt Trittsicherheit, Schwindelfreiheit und etwas Orientierungsvermögen. Sie vermittelt eine eindrückliche Vorstellung der Arbeit der Wildheuer von einst, für die diese steilen Grasplanggen den Arbeitsplatz darstellten. Heute wird auf dem Hinter Heubrig nur noch auf kleinen Flächen geheut, früher war jedoch das Heu für die Bauern im abgeschiedenen Tal lebensnotwendig.

Bei der Postautohaltestelle Höllloch (624 m) starteten wir um 08.40 Uhr bei bestem Wetter. Beim Versuch vor einer Woche haben wir im dichten Nebel nichts gesehen, heute bestaunen wir schon aus dem Tal die steilen Südabbrüche des First, deren Durchsteigung unser heutiges Ziel darstellt. Auf Wanderwegen geht es nach Horgrasen (1090 m) ans Ende der asphaltierten Strasse.

Schwierigkeit: T1
Zeitbedarf: 50 min

Heubrigsflue: Man folgt der Naturstrasse nach rechts an einem Bauernanwesen vorbei zum Ende des Strässchen, wo eine grosse Hütte steht. Gleich einige Meter hinter der Hütte steht ein Warnschild, dass die folgende Route gefährlich und nur für Bergsteiger mit Bergausrüstung sei. Man folgt dem gut sichtbaren Pfad, manchmal sind mehrere Varianten möglich. Man kommt zu einem mit grossen Grasbüscheln bewachsenen Geröllfeld, geht über dieses hinweg und erreicht wieder einen schmalen, aber guten Pfad, der in einigen Serpentinen über den grasbewachsenen Vorbau der Heubrigsflue zu einer kurzen Leiter führt. Nach der Leiter ist der Weg an einigen Stellen mit Drahtseilen gesichert. Im Aufstieg begegnen wir hier einem Wildheuer mit seinem Hund, der neben dem Weg in einem Höllentempo einen steilen Grashang hinunterrennt. Da muss man trittsicher sein!

Zwischen einigen Bäumen hindurch, an einem alten und rostigen Pickel, der an einem Baum hängt, vorbei zu einer leicht ausgesetzten Querung (ca. 60 m; Drahtseile), die ins eigentliche Haupttobel der Bachflue und zur Schlüsselstelle leitet. Die Schlüsselstelle bildet ein gut geschichteter, erdiger und feuchter Steilaufschwung, auf den eine sehr kurze Querung und der restliche Aufstieg im Steilaufschwung folgt. Die gesamte Stelle ist drahtseilversichert. Vom Ende der Drahtseile hält man sich links aufwärts und gelangt nach etwa fünfzig Metern zu einem grossen Felskessel, durch den ein kleines Rinnsal fliesst.

Man steigt im Felskessel etwa fünzig Meter auf und quert dann nach links auf einen deutlichen Pfad, der über die steile Grasrampe weiterführt. Die Rampe führt auf einen unausgeprägten Grat, über den man auf die Planggen des Hinter Heubrig gelangt. Zwischen einer Baumgruppe aufwärts, dem Pfad folgend, der oberhalb der Heubrigsflue hinüber zu den schon lange sichtbaren Heubrigshüttli (1558 m) quert.

Schwierigkeit: T4
Zeitbedarf: 1 Std.

Bei den Heubrigshüttli gönnten wir uns eine Rast und genossen die gewaltige Bergkulisse. Die grosse Grasplangge des Hinter Heubrigs wird oben durch eine zusammenhängende Felswand von der Grathöhe des First abgetrennt. Der Aufstieg scheint nur für gute Kletterer machbar zu sein. Der SAC-Führer Zentralschweiz schlägt jedoch zwei Routen vor, über die der First ohne grosse Probleme erreichbar sein soll.
  • Die eine Route ist führt über das Mürlenloch. Dieser Weg wird im SAC-Führer als nur für den Aufstieg empfehlenswert geschildert. Markiert ist die Route nicht. Interessant tönt, dass die grosse Felswand durch eine über zehn Meter lange Felsspalte - das Mürlenloch - umgangen wird.
  • Die andere Route führt über den Tritt. Da diese mit vielen Drahtseilen abgesichert ist, eignet sie sich auch für den Abstieg. Damit ist der heutige Ablauf klar: Der Aufstieg führt über das Mürlenloch, über den First gelangen wir zum Ausstieg vom Tritt und steigen über diesen zurück nach Hinter Heubrig.

Mürlenloch: Vom obersten der Heubrigshüttli steigt man leicht nach Nordosten an und stösst schnell auf einen deutlichen Pfad, der in östlicher Richtung immer leicht ansteigend die Planggen des Hinter Heubrig quert. An einer ersten Baumgruppe vorbei gelangt man zu einer zweiten Baumgruppe, die auf dem letzten Geländerücken vor dem, der von P. 1801 hinunterzieht, steht. Auf diesem Geländerücken geht es weglos ziemlich steil aber einfach hinauf bis an die Felsen. Unter den Felsen quert man an den Fuss des Vorder Mären (1801 m), einer markanten, oben überhängenden Felsnase. Man geht einige Meter weiter nach Osten und folgt den Wegspuren zu einer kurzen Rinne. Durch diese geht es in leichter Kraxelei (I; nicht ausgesetzt) etwa zwanzig Meter bis an ihr Ende herauf. Die Rinne leitet auf eine Grasrampe. Über diese Grasrampe weiter, zuletzt ziemlich steil bis zu einem Band (Fixseil), dass zu einem kleinen Felstürmchen leitet, dass der Felswand vorgelagert ist. Hinter dem Felstürmchen kommt man einfach hindurch und quert danach etwa 15 m recht ausgesetzt zum Mürlenloch (1840 m), einer grossen Felsspalte.

Gleich zu Beginn stösst man auf das Routenbuch von 1995, dessen Gamelle an der linken Felswand angebracht ist. Auf der ersten Seite ist eine schöne Zeichnung zu finden. Die Route ist vor einer Woche das letzte Mal begangen worden.

Durch den schmalen, gut zwölf Meter langen Felsspalt des Mürlenloch umgeht man die kompakte Felsplatte. Auf der anderen Seite des Mürlenloch folgt man etwa zehn Meter einer felsigen Rinne, nachher wird im steilen Schrofengelände oder auf der linken begrenzenden Rippe einige Meter daneben recht ausgesetzt weitergeklettert. Rasch erreicht man die steilen Wiesen unterhalb des First, die Touristen auf dem Grat sind schon zu sehen. Über eine Grasrippe mit guten Wegspuren erreicht man den First einige Meter östlich von P. 1969.

Schwierigkeit: T5 / II
Zeitbedarf: 1 ½ Std.

Über den blauweiss markierten Wanderweg gelangt man ohne Schwierigkeiten schnell via Gross Sternen (1969 m) ins Touristengebiet Hoch Ybrig. Gut einen halben Kilometer nach Gross Sternen gelangt man zur Bergstation eines Sessellift bei P. 1810. Nordseitig auf einem breiten Weg um den Klein Sternen (1856 m) herum zu einem Sitzbank aus Holz. Hier ist der Einstieg / Ausstieg vom Tritt.

Schwierigkeit: T3
Zeitbedarf: ¼ Std.

Tritt: Vom Bänkli (ca. 703218 / 206166) über den Stacheldrahtzaun und unter den vielen misstrauischen Blicken zahlreicher Sonntags-Touristen [man kommt sich richtig illegal vor! ;-)] zu einer grasig-felsigen Rinne. In diese hinein, schnell stösst man auf das erste Drahtseil. Am langen Drahtseil hinunter und nach rechts in eine weitere tobelartige Rinne. Auch durch diese Rinne hinunter den zahlreichen blauen Strichen nach über eine Felsplatte auf ein Band. Dieses ist an den heiklen Stellen mit Drahtseilen versehen. Auf dem Band quert man über der untersten Wandstufe stets die oberste Möglichkeit benutzend nach links bis an sein Ende. Hier gelangt man dann einfach, zuerst über Schrofengelände und zum Schluss über eine etwa zwei Meter hohe Steilstufe, auf die Planggen des Hinter Heubrig.

Schwierigkeit: T5- / I
Zeitbedarf: ½ Std.

Der weitere Abstieg führt direkt über die Grasplangge zu einer Baumgruppe in Falllinie. Hier stösst man auf den Weg, der von den Heubrighüttli hinunter nach Horgrasen führt. Auf diesem Weg geht es hinunter und dann weiter nach Muotathal, Postautohaltestelle Höllloch (624 m).

Anmerkungen:
  • Achtung Steinschlag! In der Querung an den Fuss des Vorderen Mären tummelte sich in der darüberliegenden Flanke eine Herde Steinböcke. Diese lösten einige tellergrosse Steinbrocken aus, die wenige Meter neben uns in die Tiefe donnerten. Gefahr von teils massivem Steinschlag durch Steinwild.
  • Im Tritt und in der Heubrigsflue ist die Steinschlaggefahr durch vorangehende Touristen recht gross. Helm tragen ist von Vorteil.
  • Das Mürlenloch ist nicht für den Abstieg nicht geeignet. Den richtigen Grastricher von oben her zu finden ist schwierig, ohne genaue Ortskenntnisse wahrscheinlich unmöglich. Wir wussten nach der Mittagspause selber nicht mehr, wo dass wir genau heraufgekommen waren :-).
  • Auch der Einstieg von oben in den Tritt ist nicht einfach zu finden. Man steigt, wenn man vom Gross Sternen her kommt auf dem breiten Weg unter dem Klein Sternen hindurch zu einer Holzbank. Der einzementierte Pfosten, von dem im Führer die Rede ist, lässt sich nicht mehr finden. Wenn man von der Holzbank einige Meter direkt durch das erstbeste Couloir absteigt, stösst man aber schnell auf erste blaue Markierungsstriche.
  • Die Gegend ist wunderschön. Als nächstes wartet der Gämsstafelaufstieg.

 
Tourenbericht
von Burro


Tourengänger: Burro, HBT


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Kommentare (3)


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Delta Pro hat gesagt: Vielen Dank
Gesendet am 3. Oktober 2008 um 07:47
für diesen schönen Bericht!
Diese Tour stand auch schon lange auf meiner Wunschliste.
Gruss Delta

HBT hat gesagt: RE:Vielen Dank
Gesendet am 3. Oktober 2008 um 17:10
Hoi Delta
Dieses Gebiet ist wirklich super!
Nächstes Mal (ziemlich sicher erst im 09) geht's dann hoffentlich an deine Druesberg-Südkante!
Gruss
HBT

Bombo hat gesagt: Merci!
Gesendet am 3. Oktober 2008 um 23:02
Super schöner Bericht, inhaltlich wie auch grafisch - muss ich mir merken. Danke dafür!

Gruss
Bombo


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