Gridone und das Nebelmeer


Publiziert von Seeger , 29. Oktober 2014 um 21:27.

Region: Welt » Schweiz » Tessin » Locarnese
Tour Datum:29 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T3+ - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-TI   I   Gruppo Gridone 
Zeitbedarf: 2 Tage 7:00
Aufstieg: 1248 m
Abstieg: 1248 m
Strecke:10km: 1 Tag: Mergugno 1037m – Rifugio Al Legn 1789m – Übernachtung. 2.Tag: Rifugio Al Legn 1789m – Bocchetta di Valle 1948m – Gridone 2188.1m. Retour über Pt. 2138m und gleicher Weg zurück.
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Schmale Teerstrasse von Brissago nach Mergugno. 6 gratis Parkplätze.
Zufahrt zum Ankunftspunkt:item
Unterkunftmöglichkeiten:Rifugio Al Legn: Selbstversorgerhütte mit sporadischer Bewartung
Kartennummer:Brissago 1332

Der Gridone oder M. Limidario ist ein einmaliger Aussichtsberg zwischen dem Lago Maggiore und Centovalli auf der CH/I – Grenze gelegen. Er kann dank den recht engen Zufahrtsstrassen von Brissago herauf in einem Tag bestiegen werden. Doch jimmy und lucama hatten einen Plan geheckt, wie sie mich auf den Gridone „bewegen“ könnten und wählten eine Übernachtung auf dem Rif. Al Legn.
1. Tag
Nach einer „kriminellen“ Autofahrt landen wir auf dem Parkplatz von Mergugno 1037m. Gemütlich steigen wir auf dem breiten, rot/weiss-markierten Hüttenweg zum Rifugio Al Legn 1789m hinauf. Fantastische Panorama-Aussicht, welche vom Adula über die Berninagruppe mit Mt. Disgarazia bis zur Grigna alles bietet. Dazu uns zu Füssen der Lago Maggiore mit den bekannten Destinationen Locarno, Ascona, Brissago und vis-à-vis der Gambarogno.
In dieser Hütte übernachten wir nach einem Risotto con Funghi mit feinstem Merlot und als Verdauerli ein exquisiter Whisky. Vor dem Schlafengehen bewundern wir die vielen Lichter der Städte und Dörfer. Dazu der Sternenhimmel mit der Milchstrasse und die Positionslichter der Flieger, welche Malpensa anfliegen.
2.Tag
Der Tag bricht an. Der erste verschlafene Blick durchs Fenster: Das gibt’s ja nicht! Ein Nebelmeer zu Füssen und dahinter wie Inseln ein Kranz von Bergen am Horizont, welche langsam im Sonnenlicht erleuchten. Und die Sonne geht auf über den Grigne!
Nach einem Irischen Porridge packen wir unsere Siebensachen zusammen und verlassen das Rifugio Al Legn 1789m. Gut markiert führt ein gut ausgeprägter Pfad direkt in die Höhe auf einen grossen Steinmann zu. Und immer weiter bis zur Bocchetta di Valle 1948m. Nach links dem Grätchen entlang bis auf Pt. 1999. Nun haben wir zwei Möglichkeiten: Nach links direkt auf den SE-Grat des Gridone hinauf oder rechts der direktere in die Flanke hinein. Wir nehmen den rechten, welcher ein bisschen schwieriger ist. Immer gut unterhalten steuert der Weg auf ein etwa 30m hohes Couloir zu. Dies ist die Schlüsselstelle und gleicht eher einem T4. Richtig angegangen ist er gut zu nehmen. So erreichen wir den SE-Grat auf etwa 2100m, der eher aus einem felsdurchsetzten Grasrücken besteht, Grenze CH/I. Nun zum Fuss des  Gridone 2188.1m. Dann folgt eine leichte Kraxelei links herum mit einigen Wegpassagen. Auf dem Gipfel ragt ein riesiges Eisenkreuz aus der Zwischenkriegszeit, das von den Italienern errichtet wurde.
Was uns hier erwartet kann nicht in Worte gefasst werden. Nur so viel: Man sieht den Appenin jenseits der Pooebene (etwa 700km), den Monviso, das ganze Monte-Rosa-Gebirge zum Anfassen, Obergabelhorn, Dom, das Bietschi, Schreckhorn …um einige zu nennen. Gegen Osten glauben wir den Ortler ausgemacht zu haben. Dann ganz klar die Disgrazia und das Berninagebiet. Und das so weiter in einem 360°-Panorama! Und in der Tiefe das Nebelmeer…
Wir können uns kaum satt sehen. Dieses Licht. Dieser grazile Streifen am Horizont, dieser weisse Teppich in der Tiefe. Und dennoch raffen wir uns nach einem sehr langen Gipfelbesuch auf.
Wir steigen den gleichen Weg zum Fuss des Gridone, dann jedoch auf dem SE-Grat Retour über Pt. 2138m und gleicher Weg zurück.
Meine beiden Kumpanen – beides Berner – treten den Rückweg auf die Centovalli-Seite an. Sie werden mit der Centovalli-Bahn nach Domodossola und der Simplon-Linie irgendwann zuhause sein. Hier ihr Bericht: Über den Gridone von Brissago nach Rasa 
Allein in meiner Traumwelt geniesse ich den Abstieg und mache bei der Legn-Hütte einen ausgedehnten Mittagshalt mit Menü 1, zum Dessert Birne und Guetsli.
Nach einem Schluss-Check der Hütte trete ich den Heimweg an.
Herzlichen Dank Euch Bernern, dass Ihr den Ostschweizer mit dem krassen St. Galler-Dialekt zu dieser Tour motivieren konntet.
St. Galler-Dialekt scheint erlernbar zu sein – gäll lucama 

Tourengänger: Seeger, jimmy, lucama
Communities: Ticino Selvaggio


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Kommentare (3)


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dulac hat gesagt:
Gesendet am 30. Oktober 2014 um 22:32
Ciao Andreas,

da haben sich unsere Wege einmal mehr fast gekreuzt: Während Du auf dem Gridone warst, hat es bei mir endlich einmal gelangt, auf dem Sassariente tatsächlich erstmals auch den Gipfel zu erreichen :-)
Der Gridone wäre ohnehin für heute eingeplant gewesen, doch Dein Bericht hat die Vorfreude noch einmal verstärkt. Heute kaum Wolken, nur von Süden, wie auch sonst so häufig, hereindrückender hochreichender Dunst. Doch es war ein Traumtag. Bericht sollte noch kommen, wenn ich wieder zurück bin, doch die nächsten 3 Tage bleibe ich erst mal noch im TI.

LG Wolfgang

Seeger hat gesagt: RE:
Gesendet am 30. Oktober 2014 um 23:12
Super!
Dann bin ja gespannt, was Du in den nächsten 3 Tagen alles anstellst.
Auch ich bin unterwegs. 3 Tage, wenn Alles klappt.
Gruss
Andreas

dulac hat gesagt: " wenn Alles klappt"
Gesendet am 31. Oktober 2014 um 06:51
da drück ich Dir mal fest die Daumen!
Cari saluti
Wolfgang


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