Eine letzte Runde am Piz Radönt Ostgrat


Publiziert von Alpin_Rise , 25. Oktober 2014 um 17:47.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Davos
Tour Datum:19 Oktober 2014
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Aufstieg: 750 m
Abstieg: 1100 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Flüela Abzw. Schwarzhorn
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Davos Dürrboden
Unterkunftmöglichkeiten:Chamanna Grialetsch

Am letzten Sommerwochende der Saison 2014 legt sich der Atwybersommer mit einer Nullgradgrenze auf über 4000m nochmals kräftig ins Zeug. Ideal, um in die Höhe zu steigen, vielleicht das letzte Mal ohne Ski? Gefragt war ein Gipfelziel um 3000m, da auf dieser Höhe sonnseitig aller Schnee bereits wieder geschmolzen war. Wie gewünscht gab der Piz Radönt - zu deutsch der "runde Berg" - uns heute die letze Runde an schneefreier Kraxelei im Hochgebirge aus.
An diesem Sonntag wurde mache Busverbindungen über die Alpenpässe ein letztes mal bedient, bietet sich dieses langehegtes Projekt an. Der Piz Radönt am Flüelapass ist nicht gerade ein prominentes Ziel. Er bietet aber prima Gneis und am Ostgrat eine leichte, nicht allzu lange Kletterei. Und dazu ein geradezu ideales ÖV-Zeitfenster, von der Ankunft auf dem Flüela bis zur Abfahrt des sprichwörtlich letzten Buses im Dürrboden bleiben uns sieben Stunden. Während diesen begegneten wir nur am Anfang und am Schluss anderen Berggängern - am benachbarten Flüela Schwarzhorn standen die Wanderer derweil beinahe Schlange!


Schöne, leichte Gratkletterei in bestem Gneis

!!! Update August 2018: Am Osgrat hat sich ein Felssturz ereignet und die Route ist momentan nicht begehbar, Infos z.B. hier. !!!
Siehe auch Bilder im Bericht. 

Von der Bushaltestelle cff logo Flüela Abzw. Schwarzhorn steigen wir mit vielen Mitwanderern bergan, doch bei P. 2460 sind wir die einzigen, die Richtung Furcola Radönt abbiegen. Auf dem Pass öffnet sich geradeaus der Blick auf die Gletscher des Grialetsch-Beckens und zur rechten beginnt der Ostgrat zum Piz Radönt. Wir umgehen die ersten, schuttigen Gratbuckel, in dem wir etwas nach Süden absteigen und über Schutthänge (T4) den Grat vor P. 2931 gewinnen.
Dort wird die Sache felsiger und kompakte Aufschwünge wechseln sich mit blockigen Gehpassagen ab - eine wunderbare Kraxelei in festem, prima strukturierten Fels! Die Schwierigkeiten pendeln in den schärferen Gratstücken zwischen II und III, meist könnten diese Passage auch südlich umgangen werden. Ein letztes, etwas exponiertes Stück führt zum Punkt, wo das NE-Couloir und das SE-Couloir zusammenkommen. Der nachfolgende, breite Gipfelhang ist erst plattig (I), dann schuttig und führt zum grossen Gipfelsteinmann mit integriertem Buchbehälter.
Fantastische Fernsicht vom Monte Rosa bis zu den Ötztalern, die Berge um den Grialetschkessel bilden die herrliche Nahkulisse.

Als logische Abstiegsvariante zur kompletten Überschreitung böte sich der Westgrat an, wir wählen jedoch aus Zeitgründen den Normalweg durch das SE-Couloir: Vom Gipfel wieder zurück an den Beginn des Ostgrates, dann rechts die markante Rinne des SE-Couloir hinunter (T5 I). Dieses wird nach ca. 100m schon wieder nach rechts (Westen) zu einem Absatz in der Begrenzungsrippe verlassen. Dort in der Südwand im schuttigen Couloir selbst oder an seiner rechten (westlichen), plattigen Begrenzung runter (II-III); eine gebohrte Abseilstelle ist vorhanden. Bei einem brüchigen Steilabsatz im Couloir wird ins blockige Gelände auf die andere (östliche) Seite gewechselt (T5, I). Kurz darauf auf der grossen, oft unangenehm zu begehenden Blockhalde südwärts weiter.
Hier gelangt man dann entweder linkshaltend zum markierten Verbindungsweg Chamanna Grialetsch - Furcola Radönt oder wie wir rechtshaltend durch die Rinne bei P. 2779 hinunter zum Furggasee. Mit einem letzten, gar nicht mal so kalten Bergseebad verabschieden wir die Sommersaison 2014 und machen uns dann auf zum Dürrboden, von wo uns der letzte, proppenvolle Bus der Saison nach Davos zurückbringt.

Material: sofern man Seilsicherung plant, reichen ein 25m Seil und einige Schlingen/Karabiner, zu Übungszwecken kann auch Klemmaterial eingesetzt werden. Es stecken an den exponiertesten Passagen vereinzelt Borhaken. Wenn man die Überschreitung mit Abstieg über den Westgrat plant, müssen Abseilgerät und 50m Seil ins Gepäck.
Auf der Normalroute herrscht mässige Steinschlaggefahr, Helm empfohlen!

Schwierigkeit: obwohl im SAC-Führer mit ZS- klassiert, ist der Ostgrat typisches WS-Gelände. Geübte können auf Seilsicherung verzichten. Die Normalroute durchs SE-Couloir ist technisch kaum einfacher, wegen der ausgedehnten Schutthalden und Steinschlaggefahr aber wesentlich weniger genüsslich und sicher.

Die Tour kann übrigens auch als spannende Zustiegsvariante zur Chamanna Grialetsch benutzt werden.

Tourengänger: Alpin_Rise, bartli


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