Überschreitung der Schär Gipfel oder meine erste wahre T6 Tour


Publiziert von RomanP , 3. Oktober 2014 um 07:23. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:30 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG   Speer-Mattstock 
Aufstieg: 800 m
Abstieg: 800 m
Strecke:Stein-Goggeien-Nordschär Ostgrat-Südschär-Stein
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Mit dem Auto bis auf den PP in Stein beim Dürrenbach (Pnkt. 950)

Dank Ossi konnte ich neuerlich meinen Horizont erweitern

Nachdem mich der Herr ossi  bereits im Jahr 2012 als kundiger Begleiter über den Schafweg auf den Grossen Mythen geführt hatte (meine erste Tour im Grad T5), er mir und meiner Freundin dann im deutschen Ländle das Legen von Keilen und Friends näher gebracht hat, so konnte ich jetzt mit ihm meine erste Tour im T6er Gelände unternehmen.
Ich fühlte mich wieder sehr gut aufgehoben und auch darum hat es mir unglaublich viel Freude bereitet mich in diesem, für mich unbekannten Gelände zu versuchen.
Danke dir.



Stein-Goggeien Hauptsattel (T2)
  
Um 8 Uhr holte mich Ossi am Bahnhof Töss ab und wir fuhren nach Stein, auf den Parkplatz bei Pkt. 950. Anschliessend gingen wir das erste Stück dem Dürrenbach entlang bis wir zur Weggabelung kamen, wo man auch über die Strasse weiter aufsteigen kann. Der Strasse folgend, durch den Wald aufsteigend und anschliessend über die Wiese hinaufwandernd, kamen wir schon bald in den Goggeien-Hauptsattel.
Dort fing es leicht an zu nieseln so dass wir den Entschluss fassten, direkt die Schär Gipfel anzugehen und den Vorder und Mittler Goggeien links (bzw. in dem Fall) rechts liegen zu lassen.
Nach einer kurzen Flüssigkeitszu-, bzw. abführenden Pause machten wir uns, angezogen mit dem Klettergurt, auf zum Nordschär Ostgrat.

 Da dies meine erste Tour in solchem Ambiente war, rechneten wir damit, dass mich Ossi sichern muss oder wir, je nach Gelände am kurzen Seil gehen werden (darum der Klettergurt).


Nordschär Ostgrat (T6 III)

Nach kurzem Aufstieg über eine Grasflanke standen wir vor dem felsigen Grat des Nordschärs. Ohne Seilsicherung kletterten wir los. Nach kurzer Kletterei ist man bereits einigermassen ausgesetzt. Anfänglich noch sehr angespannt konnte ich nach einer Weile gut mit der Ausgesetztheit und dem Seilfreien kraxeln umgehen. Was mir aber gerade zu Beginn die Beine weich werden liess, waren die durchaus kurzen und unschwierigen Schritte aufrecht über den Grat. (An dem muss ich unbedingt noch arbeiten). Der Grat ist in diesem Bereich unschwierig (I bis II), in festem Fels und angenehm zu klettern. 
Angekommen vor der IIIer Stelle hatte Ossi bereits einen Stand eingerichtet und stieg dann diese Stelle souverän vor und sicherte mich dann vom Gipfel aus nach.

Vor dieser Kletterstelle muss man ein wenig absteigen um auf der Gegenseite diese erwähnte IIIer Stelle zu klettern. Es gäbe hier auch die Alternative nach dem abklettern (1.5m) nach links zu einer Legföhre zu queren und dann ziemlich direkt dem Gipfel entgegen zu steigen (T6).

Die Stelle empfand ich als gut zu klettern, obwohl mir die Erfahrung im Klettern mit Bergschuhen bisweilen fehlt und es demnach etwas gewöhnungsbedürftig ist. Hat man die ersten 4 Meter geklettert ist es einfach bis zum Gipfel und dem bekannten Gipfelkreuz, welches nicht steht sondern in der Flanke liegt, geschmückt mit einem gehörnten Tierschädel.
Auf dem Gipfel machten wir eine kurze Rast, Ossi trug uns ins Gipfelbuch ein und bald gingen wir das Abseilen an.

Da wir nur ein 60m Einfachseil dabei hatten, verzichteten wir auf das Abseilen über das Dach.
Ossi steuerte dagegen Zielsicher den nahen Abseilstand linkerhand/auf der Südseite (in "Abstiegsrichtung) an. Noch während dem Seil durchfädeln fielen ihm zwei weitere Abseilstände rechts/nordseitig (wiederum in "Abstiegsrichtung) auf. Da man, sofern kein 60m Doppelseil vorhanden ist, sowieso auf der nördlichen Seite der Westwand abseilen muss, empfiehlt sich der vordere dieser zwei Stände da so das queren während dem Abseilen entfällt. Auch so schafften wir es mit zwei mal abseilen nicht ganz bis in den Schärsattel, es fehlten ca. 3 Meter. Es gäbe die Möglichkeit den zweiten Stand auszulassen und soweit abzuseilen wie es geht, Bäume um einen Stand zu bauen sind vorhanden. Zwar müssten wohl Schlingen und Karabiner geopfert werden, dafür käme man bis in den Sattel.


So band Ossi eben diese 3 Meter über dem Sattel eine Schlinge um eine solide Legföhre wo ich mich einhängen konnte. Diese Abkletterstelle ist nicht ganz trivial da man die Tritte nicht gut sieht (leicht überhängend). Darum stieg Ossi in den Sattel ab, querte diesen und stieg den Ostgrat des Südschär empor. Ich band mich ins Seil ein und stieg, immer noch in der Schlinge gesichert, ab soweit es ging. Ich empfand diese Stelle nicht als besonders schwierig auch weil mir Ossi bei der Trittfindung half.


Südschär (T6 I)

Just in dem Moment als wir die Südschär angingen begann es zu Regnen was aber nur im untersten, felsigen Teil etwas unangenehm war. Als Seilschaft ging es den zuerst felsigen, anschliessend eher grasigen Grat hinauf. In der Mitte des Grats geht man vorzugsweise etwas links der Gratkante im einigermassen steilen Grashang bis zu einem Felsaufschwung. Dort geht es in leichter Kletterei wieder zurück auf den Grat.
Kurz darauf stellt sich ein Felsaufschwung in den Weg. Dieser wird nun nordseitig über ein Grasband umgangen. Dieses Band ist zwar ausgesetzt und nach aussen abfallend, ansonsten aber einfach zu begehen. Am Ende dieses Bandes geht es ums Eck und dann eine sehr Steile Grasrinne hoch (15m ca. 60 Grad). Es hat viele gute Tritte und auch Bäume die als Griffe dienen können, nur den Felsen ist nicht viel Vertrauen zu schenken. Ist alles etwas brüchig.
Sobald die Rinne erklommen ist geht es einfach bis auf den Gipfel.
Auf der ganzen Strecke gibt es die Möglichkeit um an Bäumen Zwischensicherungen zu legen.
Leider war bei unserer Gipfelrast soviel Nebel aufgezogen dass wir eigentlich keine Aussicht hatten (siehe Foto vom Gulmen).

Nach einer kurzen Rast mit dem obligaten Eintrag ins Gipfelbuch machten wir uns an den Abstieg auf der Westseite des Südschär.


Abstieg Südschär (T5 II)

Der Abstieg ging ganz gut, die Routenführung ist nirgends wirklich zwingend, man wählt einfach den einfachsten Weg. Auch hier ist etwas Vorsicht geboten da oftmals solid wirkende Felsen sich als nicht ganz so erweisen. Also Tritte und Griffe immer prüfen. Gegen Ende des Abstiegs orientiert man sich nach Süden um dann am Ende über eine Felsstufe (II, gute Griffe und Tritte) abzuklettern.


Querung der beiden Schär zum Wanderweg beim Goggeien Hauptsattel (T5-)

Nun geht es auf der Südseite der Schär in teils steilem Gras und durch Schuttfelder, mal horizontal, mal leicht absteigend zurück Richtung Alp Jöggelisberg. Diesen Wegabschnitt empfand ich als etwas mühsam aber auch diesen brachten wir hinter uns und bald waren wir wieder im Abstieg Richtung Auto.


Mein Fazit fällt durchwegs positiv aus. Es hat sehr viel spass gemacht, ausser zu beginn hatte ich auch nicht wirklich Schwierigkeiten mit der Ausgesetztheit oder dem Klettern in diesem Gelände. Einen grossen Anteil daran hat sicher auch mein Begleiter, der mir, wenn nötig, mit Rat zur Seite stand und nur schon durch seine Anwesenheit ein Gefühl der Sicherheit und Ruhe verbreitete.
Die Lust auf solche Touren ist jetzt sicher geweckt.....

 


Tourengänger: ossi, RomanP


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