Goggeien komplett


Publiziert von Bergamotte , 1. August 2011 um 17:27.

Region: Welt » Schweiz » St.Gallen
Tour Datum:31 Juli 2011
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-SG   Speer-Mattstock 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 1075 m
Abstieg: 1075 m
Kartennummer:1134

Nach zwei verregneten Wochenenden scheint das Wetter endlich wieder Bergabenteuer zuzulassen. Doch mit Quellwolken bis unter 2000müM habe ich nicht gerechnet. So muss ich am Samstag die Besteigung des Näbelchäpplers kurz vor dem Ziel abbrechen. Nur mit Mühe finde ich wieder aus dem Karstlabyrinth heraus. Das gleiche soll mir am Sonntag nicht passieren, weshalb ich ein deutlich tieferes, dafür umso knackigeres Ziel wähle, den Goggeien.

Bei der Ankunft in Stein (837m) ist meine Laune bereits arg ramponiert. Die Wolkendecke hängt bis unter 1400müM und vom Goggeien somit keine Spur. Immerhin kann man sich in diesem kleinräumigen Gebiet nicht verirren, so dass ich trotzdem ab Parkplatz bei P. 872 starte. Ich folge dem Wegweiser Richtung Vorder Höhi, alles dem gezähmten Dürrenbach entlang. Bei Badhus (1194m) verlässt der Weg den Bach und man durchquert eine grosse Lichtung. Normalerweise geniesst man von hier bereits einen wunderbaren Blick auf den Goggeien.

Unmittelbar nach der Lichtung zweigt der Goggeienweg rechts ab. Ein knorriger Pfad bringt mich über die Alp Jöggelisberg zum Goggeien Hauptsattel (1555m), welcher in dicken Nebel gehüllt ist. Dem Weg folgend umgehe ich den Mittler Goggeien westseitig. Das Drahtseil vor dem Nordsattel ist bei den feuchten Verhältnissen äusserst hilfreich. Die letzten Höhenmeter vom Sattel auf den Vorder Goggeien (1631m) sind im griffigen Fels dann ein Kinderspiel (T4-). Vom Tiefblick auf Stein kann ich hingegen nur träumen.

Zurück im Nordsattel steig ich über den Nordgrat auf den Mittler Goggeien (1655m). Der knorrige Weg (T5-) durchs Unterholz, nur leicht ausgesetzt, ist durchwegs ein Vergnügen. Die Schlüsselstelle wäre beim schmierigen Fels heute ohne Drahtseil aber kaum passierbar. Circa 50m vor dem Gipfel zweigt rechterhand ein schwacher Pfad in den Westhang ab, welchen ich anschliessend im Abstieg wähle. Diese Route durchs steile Gras ist bei der Feuchtigkeit ziemlich mühsam, aber ungefährlich (T4+).

Zurück im Hauptsattel beginnt der Anstieg zum Schär Nordgipfel (1637m), dem Höhepunkt des Tages. Am besten startet man östlich der Steinmauer, um Kuh- und Stacheldrahtzäune zu umgehen (Strom fliesst selbst durch schwere Bergschuhe...). Nach wenigen Minuten befinde ich mich direkt auf dem Grat, der immer schmaler und ausgesetzter wird. Einen ersten Felsaufschwung passier ich nur mit Mühe, da schattig und somit feucht-schmierig. Ansonsten bietet der Grat bis zur Schlüsselstelle schönste (aber äusserst luftige) Kraxeleien, die selbst den verwöhnten Alpinwanderer begeistern (T5+, II). Aus der Scharte kurz vor dem Gipfel steig ich - wie in verschiedenen Berichten gelesen - circa 5m in die Ostflanke ab, quere dann ganz kurz gegen Süden und steige wieder auf den Grat hoch (T6, II). Ich persönlich erachte diese Variante als suboptimal. Im Abstieg steige ich weniger tief ab und komme so nur circa 1.5m unter der Scharte aus der Querung raus. Dies ist zwar ausgesetzter, doch die Griffe sind besser.

Zurück im Hauptsattel - der Nebel hat sich mittlerweile gelichtet - steige ich zur Alp Jöggelisberg ab und folge dem schwachen Weg, der durch die Ostflanke des Nordgipfels zur Schären-Scharte führt. Wenige Höhenmeter vor der Scharte steige ich ins grasige Felsband ein und quere unterhalb des Südgipfels, leicht ausgesetzt (T5-). Der Einstieg in den Südgrat durch eine enge Runse erfordert dann nochmals Konzentration, vor allem im Abstieg (T5, II). Anschliessend sind die letzten Meter auf den Schär Südgipfel (1630m) wieder schönstes Unterholz-Gekraxel (T4+). Das Gipfelbuch weist für 2011 eine erstaunliche Hikr-Dichte auf: Ivo66, alpstein, marmotta & Berglurch, 360, bolivar.

Für den Rückweg nach Stein folge ich zunächst weiter dem Südgrat über einen schwachen Waldpfad. Nach wenigen Minuten kann man links durch einen Grashang nach Schärsboden (1465m) absteigen (T3), wo man alsbald auf den offiziellen Wanderweg durch den Dürrenbachwald trifft. Und genau hier verfliegt mein Ärger über das vernebelte Wochenende auf einen Schlag, denn wie aus dem Nichts öffnet sich ein grandioses Panorama auf mein Tageswerk.


Fazit: Die Besteigung aller vier Goggeien-Gipfelchen an einem Tag ist eine Alpinwander-Perle erster Güte. Der Gratweg auf den Schär Nordgipfel darf aber nicht unterschätzt werden. So halte ich ihn im Vergleich zu meiner einzigen T6-Referenz - der Brennaroute auf den Schiberg - für technisch anspruchsvoller und deutlich ausgesetzter.

Tourengänger: Bergamotte


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