Diechterhorn (3389m) - Versuch
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Für Freitag waren die Prognosen etwas besser, also wollten wir dem Diechterhorn eine Chance geben. Nach geruhsamer Nacht (wir waren die einzigen Gäste in der Gelmerhütte) starteten wir um 7.45 Uhr unsere Tour. Zunächst folgt man hinter der Gelmerhütte einem Weg, der sich bald verzweigt. Hier wählt man die rechte Variante hoch zum grossen Steinmann auf der Moräne des Diechtergletschers. Die anschliessende, flache Geröllhalde quert man auf ca. 2500m (Steinmännchen, Wegspur), bis einem rote Punkte den Weg durch die vom Gletscher geschliffenen Felsen hoch Richtung P. 2822 vermitteln. Diesen erklimmt man nicht, sondern lässt ihn linkerhand liegen. Kurze Zeit und ein paar Kraxeleinlagen später erreicht man den Beginn des Diechtergletschers. Wir benötigten dazu etwa 1h 15min ab Gelmerhütte.
Bereits im Aufstieg blies uns der von den zwei vorangegangenen Tagen bekannte, kalte Wind um die Ohren. Das Diechterhorn sah man zwischendurch zwischen den Wolken. Der Wind sorgte dafür, dass diese nicht lange an Ort und Stelle blieben. Nur blies er auch immer wieder Nachschub an. Gerade als wir unsere Eisschrauben (Einstieg blank, ca. 40-45°) hervorkramen und die Steigeisen montieren wollten, teilte ich Madame meine Motivationslage mit. Und die war eher mässig. Nach der Kletterei in Wind und Kälte am Vortag an der Gelmerspitze 1 verspürte ich wenig Motivation, mir nochmals so einen Ausflug anzutun und dann auf einem Gipfel zu stehen, der in Wolken gehüllt wäre. Madame, die sich am Vortag einen Schnupfen eingehandelt hatte, sah das ähnlich.
Das Diechterhorn wäre an diesem Tag sicher machbar gewesen. Mit dem Blankeis am Einstieg hatten wir gerechnet und entsprechend genügend Eisschrauben mitgebracht. Das wäre kein Hindernis gewesen. Aber eben: Wenn die Motivation nicht wirklich stimmt und man nur wenig Sinn in seinem Tun findet, lässt man's lieber sein, zumal es sicher noch bessere und vor allem schönere Gelegenheiten geben wird, das Diechterhorn zu besteigen (am liebsten natürlich als Skihochtour).
So stiegen wir dann also bald wieder zur Gelmerhütte ab, packten unsere sieben Sachen und fanden uns bald am Gelmersee wieder. Unterwegs noch etwas zu klettern wäre eine Option gewesen, der kalte Wind liess sie uns aber schnell vergessen. Am See kämpften wir uns durch eine asiatische 30er-Gruppe, die sich tapsig und trittunsicher die Seeumrundung vorgenommen hatte. Auch wir wollten unsere Umrundung abschliessen. Anders als auf dem Hinweg liefen wir nun also am südlichen Seeufer zur Staumauer. Auf dem Sandhügel bei P. 1860 füllten wir unsere Mägen, derweil sich in unserem Rücken eine Regenfront unbemerkt näherte. Ihr Ausguss begleitete uns schliesslich auf dem Weg hinunter zu Chüenzentennlen, wo unser dreitägiger Ausflug ins Gelmergebiet zu Ende ging. Dies war unser erster Besuch in diesem Gebiet – und wird sicherlich nicht der letzte geblieben sein.

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