Großglockner (3.798 m) auf dem Normalweg über die Stüdl- und Erzherzog-Johann-Hütte (Adlersruh)


Publiziert von Ovidam , 30. September 2014 um 14:12.

Region: Welt » Österreich » Zentrale Ostalpen » Glocknergruppe
Tour Datum:24 September 2014
Wandern Schwierigkeit: T5+ - anspruchsvolles Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: WS+
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Klettersteig Schwierigkeit: K2- (WS-)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   A-T   A-K 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1900 m
Abstieg: 1900 m
Strecke:Lucknerhaus - Lucknerhütte - Stüdlhütte - Erzherzog-Johann-Hütte - Großglockner
Zufahrt zum Ausgangspunkt:München - Kufstein - Kitzbühl - Mittersill - Felbertauern - Kals am Großglockner
Unterkunftmöglichkeiten:Lucknerhaus, Lucknerhütte, Stüdlhütte, Erzherzog-Johann-Hütte (Adlersruh), vorher Heinrich-Schwaiger-Haus bei Kaprun

Es war im "sogenannten" Sommer 2014 keine leichte Aufgabe, bei dem sehr instabilen Wetter ein Zeitfenster für eine Hochtour zu finden. Ende September sollte es dann endlich so sein. Mein inzwischen 18-jähriger Sohn und ich hatten uns als Eingehtour das Große Wiesbachhorn (3.564 m) in den Nördlichen Tauern bei Kaprun und dann den Großglockner (3.798 m) vorgenommen.

Begleitet wurden wir wie immer bei solchen großen Unternehmungen von Pio Jutz, einem sehr kompetenten, erfahrenen und netten Bergführer aus dem Montafon (http://www.alpin-dreams.com), der uns überall sicher rauf- und runtergebracht hat.

Tag 1: Eingehtour zum Heinrich-Schwaiger-Haus:
Der Wetterdienst des Deutschen Alpenvereins hatte Montag morgen 4 recht schöne Tage mit Wolken vorhergesagt, am Montag noch ein paar kleinere Schauer. Also starteten wir am nachmittag in Kaprun mit Bus, Schrägaufzug und wieder Bus in Richtung Stausee Moserboden. Dort empfing uns Regen und Nebel. Weiter ging es über die beiden Staumauern Richtung Heinrich-Schwaiger-Haus. Dort steigt man über einen sehr steilen Hang mit einigen teilweise sogar geländerartigen Drahtseilsicherungen in vielen steilen Serpentinen hinauf. Die zahlreichen Felsen auf dem Weg können rutschig sein. Inzwischen hatte es aufgehört zu regnen und die Sonne kam ein wenig heraus. Die verschwand dann etwa auf halber Höhe und es begann heftig zu schneien. Dieser Schneefall hörte dann bis 5 Uhr am kommenden Morgen nicht mehr auf; die Wettervorhersage war also ziemlich daneben gelegen (die hatte auch stürmischen Föhn vorhergesagt, welcher weitgehend ausblieb, weshalb die Wolken einfach dablieben). Nachdem der Wetterbericht für Dienstag strahlenden Sonnenschein prognostiziert hatte, stiegen wir trotzdem auf, immer mehr im dicken Neuschnee.

Wir waren nur zu sechst auf der sehr schönen Hütte, aber der freundliche Wirt hat uns toll bekocht (Schweinebraten von einem Bauern aus der Region, der auch den leckeren Obstler brennt, den es exklusiv auf dem Heinrich-Schwaiger-Haus gibt; danach selbstgemachten Kuchen), und die gemütliche Hütte war allemal einen Besuch wert. 

Tag 2: Kein Großes Wiesbachhorn, Abstieg vom Heinrich-Schwaiger-Haus und Aufstieg zur Stüdlhütte:

Am nächsten Morgen um 7 Uhr dann dicker Nebel, 20-30 cm Neuschnee, -5 Grad und 5 Meter Sicht vor der Hütte anstelle des strahlenden Sonnenscheins. Da fiel die Entscheidung leicht: das Wiesbachhorn wurde verschoben und wir stiegen ab. Der Weg war durch den vielen Neuschnee, der bis auf 1.500 Meter Höhe gefallen war, sehr schwierig geworden, und wir waren beim Abstieg sehr froh um Steigeisen und Pio.

Gegen Mittag rissen die Wolken dann wirklich etwas auf und der Nachmittag wurde schön. So fuhren wir von Kaprun weiter durch den Felbertauerntunnel (Maut 10.- Euro) Richtung Kals am Großglockner und von dort weiter zum Lucknerhaus (Maut 10.- Euro), wo wir parkten.

Entgegen unserer ursprünglichen Planung, nach dem Großen Wiesbachhorn noch zur Lucknerhütte aufzusteigen und am Folgetag auf der Adlersruh zu übernachten, mußten wir nun umplanen. Für Mittwoch sagte der Wetterbericht jetzt Traumwetter voraus, aber für Donnerstag schon wieder eine Störung. Also stiegen wir gleich zur Stüdlhütte auf 2.802 Meter Höhe auf, wo wir dank kurzfristiger vorheriger Anmeldung gerade noch einen Platz bekamen. Die sehr schöne Stüdlhütte war rappelvoll, u.a. weil dort auch eine Jahrgangsstufe einer Lienzer Schule und Soldaten des Österreichischen Bundesheers übernachteten. 

Der Aufstieg vom Lucknerhaus zur Stüdlhütte ist ein schöner Wanderweg: erst mit sanfter Steigung in knapp einer Stunde hinauf zur Lucknerhütte, dann steiler und zuletzt wegen des Neuschnees auch etwas kniffliger an einer Bergflanke in weiteren knapp 1,5 Stunden hinauf zur Hütte (bis hierher insgesamt 2,5 Stunden ab Lucknerhaus, der Wegweiser sagt 3 Stunden). Hier war deutlich weniger Schnee liegen geblieben als in den Nördlichen Tauern. Die Stüdlhütte kann man erst sehen, wenn man quasi da ist. Die Hütte ist Alpenvereinsluxus pur: zwar gibt es nur große wenn auch helle und schöne Lager, aber dafür eine Dusche, eine Indoor-Kletterwand und ein tolles Buffet zum Abendessen. Der Gastraum ist gemütlich und ermöglicht einen offenen Blick hinein in die große Küche. Toll!

Tag 3: Großglockner auf dem Normalweg über die Erzherzog-Johann-Hütte (Adlersruh):

Am 3. Tag galt es: schaffen wir es an einem Tag ohne Stop auf der Adlersruh hinauf auf den Glockner oder schaffen wir es nicht? Das Wetter sollte am Donnerstag ja wieder schlechter werden. Deshalb standen wir um 5 Uhr auf, frühstückten um halb 6 und starteten als 2. Seilschaft bereits um Punkt 6. Zunächst mit Stirnlampen auf einem teils etwas ausgesetzten Weg an einer Bergflanke entlang in Richtung Ködnitzkees. Dieser Weg verlangte volle Konzentration, weil immer wieder eisige Stellen im Weg waren, auch an leicht ausgesetzten Stellen.

Nach knapp einer Stunde erreichten wir das Ködnitzkees und legten die Steigeisen und das Seil an. Inzwischen war es schon hell geworden und um uns herum zeigte sich eine herrliche Bergwelt bei strahlendem Sonnenschein. Nun immer steiler auf dem Gletscher aufwärts (Spalten haben wir keine gesehen), bis rechts an den Felsen das Drahtseil des kleinen Klettersteiges zur Erzherzog-Johann-Hütte beginnt. Wegen des vielen Schnees und Eises im Klettersteig sind wir die Passage mit Steigeisen geklettert. Nach 2 Stunden und 20 Minuten ab Stüdlhütte erreichten wir die Adlersruh, wo wir eine kurze Pause einlegten und das herrliche Panorama genossen. Gegenüber den auf dem Wegweiser angegebenen 3 Stunden waren wir auch hier flott unterwegs gewesen.

Nun weiter zunächst flach in Richtung Glocknerleitl. Hier trafen wir wegen des vielen Schnees optimale Bedingungen an: kein Eis, kein loses Geröll und wegen der frühen Stunde noch fester Schnee. Nun sehr steil in Serpentinen hinauf bis zu den Felsen (hier wurde ich ganz schön kurzatmig :-)). Auf dem Glocknerleitl ist ein Eispickel als Gehhilfe nützlich! Dann in leichter Kletterei weiter bis zu einer Firnschneide; schliesslich hinauf auf den Kleinglockner. Stangen erleichtern den Aufstieg und nehmen ihm doch einiges von seiner Schwierigkeit. Inzwischen kamen uns immer wieder Seilschaften von oben entgegen, die am Morgen von der Adlersruh aus gestartet waren.

Vom Kleinglockner führt ein Drahtseil hinab in die Scharte zwischen Klein- und Großglockner, wo es kurz eng und ausgesetzt wird. Dank der insgesamt wenigen Leute und unserer Schnelligkeit hatten wir aber keinen Stau oder Wartezeiten an dieser Stelle. Jenseits der Scharte klettert man dann noch ca. 15 Minuten in gemischtem Schnee-, Eis- und Felsgelände (II) hinauf zum beeindruckenden Gipfelkreuz, wo wir 3 Stunden und 45 Minuten nach Start an der Stüdlhütte ankamen (Sollzeit sind 4-5 Stunden). Oben ist etwa der 2. Grad zu bewältigen und auch das letzte Stück ist wieder ausgesetzt.

Oben hatten wir fast keinen Wind und eine grandiose Fernsicht: im Süden die Schobergruppe, im Südwesten die Marmolata, im Westen der Hochgall und der Großvenediger sowie dahinter die Stubaier und Ötztaler Alpen. Im Nordwesten die Zillertaler Alpen und das Karwendel, im Norden die Bayrischen Alpen und der beeindruckende Watzmann sowie ganz nahe das Große Wiesbachhorn mit schneeweissem Kaindlgrat. Im Nordosten der Dachstein und und und ... der Abschied vom Gipfel fiel uns auch nach 40 Minuten noch schwer.

Nun vorsichtig abkletternd erneut staufrei hinunter in die Scharte und wieder hinauf zum Kleinglockner, Dann schnell hinab über das Leitl, auf dem uns nun viele Leute entgegen kamen (die sich im nun schon weicheren Schnee deutlich mehr abmühen mußten), wieder hinab zur Adlersruh, wo wir ausgiebig Pause machten.

Der Abstieg von 1.900 Metern (bzw. 1.500 Metern ab Adlersruh) auf demselben Weg mit Variante vorbei an der Stüdlhütte auf Pfad direkt hinunter zur Lucknerhütte ist dann schnell erzählt: mit weichen Knie und schmerzenden Füßen erreichten wir nach ca. 2,5 Stunden ab der Adlersruh wieder das Lucknerhaus. Inzwischen kündigten Wolken schon wieder den Wetterumschwung an.

Fazit: bei solchen Bedingungen und mit Pio's Führung ein herrlicher Berg, der uns sehr gut gefallen hat. Unterschätzen darf man den Glockner aber auf keinen Fall: es ist eine Mixed-Tour in Fels und Eis, der 2. Grad sollte auch mit Steigeisen beherrscht werden und Passagen im steilen Eis sollten auch kein Problem sein.

Tourengänger: Ovidam


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Kommentare (2)


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sqplayer hat gesagt: sehr geil
Gesendet am 3. Oktober 2014 um 09:54
Sehr geiler Bericht! Mit dem Wetter habt ihr im Gegensatz zu mir ziemlich Glück gehabt. Wiesbachhorn hatte ich übrigens auch als Eingehtour geplant, aber Mitte August gab es auch schon 30 cm Neuschnee und alleien habe ich es mir dann doch nicht zugetraut.
Glückwunsch zum Glockner!
Malte

Ovidam hat gesagt: RE:sehr geil
Gesendet am 4. Oktober 2014 um 14:45
Hallo Malte, vielen Dank für Dein Feedback und die Gratulation. Ja, das war ein sehr komischer Sommer und wir haben wirklich viel Glück gehabt, auch weil am Glockner diesmal gerade nur soviel Schnee gefallen war, daß die Bedingungen richtig gut waren. Und dann noch Fernsicht und Windstille am Gipfel. Genial. Ich drücke Dir jedenfalls schon jetzt die Daumen fürs nächste Mal! Jürgen.


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