Potschallkopf, einsamer Geselle des Parzinns.


Publiziert von kardirk , 7. August 2014 um 09:48.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum: 6 August 2014
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 10:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m

Einsame und abenteuerliche Tour auf einen eher unbekannten Lechtaler, der sich direkt gegenüber von Boden wie die Reichspitze als Wächter des Parzinns erhebt.

Start in Boden am Parkplatz Hanauerhütte.
Kurz über die Forststrasse, dann bei Wegweiser auf einen kleinen gut markierten Steig zum Sattele hinauf.
Der wird wohl nicht allzu oft gegangen, immer wieder verliert sich die Steigspur in der Botanik, aber es gibt ausreichende Markierungen.
T3 - 2h.
Das Sattele ist ein wundervoller, von Gras und Blumen geschmückter Ort mit schöner, wenn auch begrenzter Aussicht.

Dann wirds ernst und zwar wirklich - schon beim Anstieg kamen mir große Zweifel, wo denn durch den gewaltigen Steilabbruch der Anstieg erfolgen soll.
Am Grat direkt zu einem ersten Turm, erst nach rechts, dann links über schroffige kleinsplittrige Rampe hinauf zu einer begrünten Scharte.
Jenseits den steilen Schutt links queren und eine steile Rinne hinauf in eine weitere Scharte, dahinter auf schmalen Band in die nächste tiefe Rinne.
Nun rechts gerade hinauf über brüchigen, mit kleinsplittrigen Schutt bedeckten Fels eine steile Rinne hinauf, es folgen kleine Absätze, eine kurze abdrängende Kriechbandstelle und zuletzt eine ca. 15m hohe Plattenstufe, die den Ausstieg vermittel. Ziemlich heftig, zumal megabrüchig, jeder Schritt und Griff will wohlgetestet sein.
Man erreicht die steile Schuttschrofenflanke des Potschallkopfes oberhalb der Abbrüche.
Nun rechts steigend, den scharfen Abbrüchen und Türmen des Grates ausweichend die brüchige FLanke hinauf, zuletzt auf den Grat zum Vorgipfel und weiter zum Hauptgipfel.
T5-6, 1 Stelle III, sonst I-II, im AV lapidar mit den Abruch umgeht man links (II+),brüchig und gefährlich, beschrieben. 3h
Gesamt 5h
Tolle Aussicht auf Lechtaler und Hornbachkette. Kein Kreuz, kein Buch, nur ein kleiner Steinhaufen mit zwei Holzstecken.
Abstieg wie Aufstieg, der im AV angedeutete leichtere Abstieg über den ONO-Grat sieht von oben Dank mehrere Türme und Abrüche alles andere als I aus, vielleicht mal von unten antesten.
Besonders die Plattenstelle erfordert dabei äußerste Konzentration, für mich war das schon die absolute Grenze, zweimal brach mir ein Griff/Tritt aus und ich wäre fast geflogen, ging aber nochmal gut.
2h bis zum Sattele, von da in 1:30h zu Parkplatz.

Heftige absolut einsame Tour in wilder Umgebung, Orientierungssinn, Trittsicherheit und eine Menge Ausdauer von Nöten.

Tourengänger: kardirk


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Kommentare (7)


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Nic hat gesagt: Gratulation!
Gesendet am 7. August 2014 um 10:40
Endlich ein Bericht über diesen tollen Berg. Gott sei dank ist bei den Griffausbrüchen nochmal alles gut gegangen. Nach deinem Bericht werde ich diesen Anstieg wohl meiden und mir mal die NO Variante anschauen. Umdrehen kann man immer.

VG Nico

Grimpeur hat gesagt: Bruch heil!!!
Gesendet am 7. August 2014 um 19:06
den hatte ich auch schonmal im Visier aber zum Glück hab ich ihn dann wieder in der Schublade verschwinden lassen. Nein im Ernst klasse TOur genau nach meinem Geschmack. Hattest Du dich gut vorher vorbereitet?

VG
Grimpeur

Bene69 hat gesagt:
Gesendet am 7. August 2014 um 21:33
Glückwunsch zur erfolgreichen Bruchtour durch diese Sauflanke.
Hab sie mir schon öfter drüben vom Hochgwas aus angesehen, aber nie einen Reim drauf machen können.
Von Süden geht der Potschall übers Bockkar und die Wildkarlespitze deutlich leichter zu machen T5 II. Einstieg über eine Geröllrunse bei der Materialseilbahn der Hanauer Hütte.
Grüsse vom Bene

Nic hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. August 2014 um 12:08
Na das klingt doch vielversprechend. Danke für den Tipp!

VG Nico

Grimpeur hat gesagt: RE:
Gesendet am 16. Januar 2019 um 22:21
kann ich voll und ganz bestätigen Bene!

Vg
Grimpeur

mabon hat gesagt: Echt lustig,...
Gesendet am 21. August 2014 um 22:35
...denn genau Deine Route wollte ich am 8.8. auch machen; habe mich aber dann aus unerfindlichen Gründen für die Schwellenspitze entschieden. Scheinbar sind die Gedanken bergsteigerisch verbunden und wenn was im Feld iss, kommen dann zur gleichen Zeit dieselben Ideen. :-) Der Wissenschaftler Rupert Sheldrake erklärt diese Zusammenhänge sehr gut. Die morphogenetischen Felder eben. Scheinbar sind wir alle verbunden. Einfach cool!

So long

mabon

Grimpeur hat gesagt: Potschallkopf Nordgrat
Gesendet am 23. Oktober 2018 um 19:58
Salve Kardirk,

nachdem wir derletzt den Potschallkopf über die Wildkarlespitze (SO Seite) aus dem Angerletal gemacht haben, bin ich letztens auch den Nordgrat gegangen, wohlwissend auf der anderen Seite einen machbaren Abstieg inklusive Weg vorzufinden. Dank deiner Beschreibung konnte ich mir vom Hochgwas einen guten Überblick verschaffen, wo es denn am einfachsten aufwärts gehen sollte durch diese wahrlich abweisende Flanke (wenn man im Sattel steht). Einzig das nach rechts auf die Rampe abbiegen konnte ich nicht so recht erahnen. Habs dann aber auf Anhieb gefunden. War nach ca. 30-35min schon aus dem gröbsten raus. Danach hab ich versucht mich bis auf ein paar Ausnahmen grattreu Richtung Gipfel durchzuhangeln. Der Rest war dann nur noch Formsache.

War selbst überrascht, dass am Nordgrat doch recht viele Stoamandl standen.

VG Grimpeur


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