Potschallkopf (2587m) - durch den Irrgarten des Berges


Publiziert von Daniel87 , 22. August 2021 um 21:26.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Lechtaler Alpen
Tour Datum:19 August 2021
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1450 m
Abstieg: 1450 m
Strecke:P Boden-Bockkar-Wildkarspitze-Gipfel-Abstieg wie Aufstieg
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Aus dem Lechtal, die Hahntennjoch-Passstraße hinauf nach Boden, dort kostenloser P.

Im Lechtaler Hauptkamm gibt es viele schöne Kalkfelsberge, der Potschallkopf ist hier nicht ganz der auffallendste, aber er gehört dazu und sollte mal "gemacht" werden. Er bietet einen hochinteressanten Normalweg in größter Einsamkeit und gipfelt am Verbindungsgrat über die Wildkarspitze in ein abenteuerliches Labyrinth aus Zinnen, Bändern und Rinnen, wo man sein Orientierungsvermögen einer Feuerprobe unterwerfen kann, ohne dabei klettertechnische Höchstleistungen abzuverlangen.

Los geht's am großen P bei Boden und den breiten Forstweg taleinwärts bis ganz zum Ende bei der Materialseilbahn der Hanauer Hütte. Hier folgt man nicht dem Hüttenweg weiter, sondern begibt sich rechts weglos hinab zum Fluss, welchen man am besten ohne Schuhwerk durchquert. Gegenüber dann eine zuvor schon deutlich sichtbare Schuttreiße etwa 150 HM aufwärts; dort dann rechterhand, am Rand des Felsrückens, welcher das Bockkar südlich begrenzt weiter bergan, bis die Latschenzone durchdrungen ist.

Im angenehm einsamen Bockkar ohne jegliche Begehungsspuren rechts haltend über die Mattenstufe zur Nördl. Bockkarscharte. Hier eröffnet sich heute ein erster Blick zur gegenüberliegenden Reichspitze, nachdem die warme Augustsonne die Restbewölkung durchbricht - welch grandioses Schauspiel, aber auch Glück für mich, denn ohne Bezugspunkt im riesigen Kar der reinste Blindflug.

Noch unterhalb der Nördl. Bockkarscharte folgt man dem schrofigen Gelände zu einer markanten Rampe, die zum Südgrat des Potschallkopfs führt. Ohne nennenswerte Schwierigkeiten folge ich dieser hinauf. Es schließt eine kurze Querung an und sobald an günstigster Stelle steil linkerhand hinauf zum Grat dabei wird das Gelände zunehmend alpiner.

Angekommen am Verbindungsgrat in der Annahme gleich den ersten Gipfel zu erreichen blicke ich stattdessen auf unübersichtlich und recht beschwerlich wirkende Türme und Abbrüche, das Tagziel liegt gar in noch weiterer Ferne. Immer wieder verfehle ich die nicht immer gleich einsehbare, optimale Route und muss nach einer anderen Variante Ausschau halten. Die ersten Türmchen, die nicht im I. bis II. Grad überwunden werden können umgeht man auf der Ostseite auf Bändern, das zweite dabei abschüssiger als das erste. Nach einigem Auf und Ab wird man kurz vor der Wildkarspitze wiederum in die Westflanke gedrängt. Dort in brüchigem Fels und durch reichlich Schutt bei einem Felsspalt hindurch und später über weitere kleine Hindernisse auf ebendiese.

Von der Wildkarspitze steigt man zunächst nördlich ab, weicht einem Felsblock linkerhand aus, überklettert einige kleine Minizinnen direkt und hält sich später bei einem Schrofenhang rechts. Dann links in eine Rinne, diese hinauf, jenseits ganz kurz in die Ostseite des Grats absteigen und wieder brüchig auf den Gipfel vom Potschallkopf.

Der Potschallkopf wird durchschnittlich nur 3 Mal pro Jahr begangen bietet aber fast uneingeschränkte Ausblicke bis in die Zentralalpen.

Nach 1 1/2 Stunden mache ich mich wieder über den gleichen Weg an den Abstieg, den Nordgrat möchte ich heute nicht probieren. Unter Umständen ist es ganz sinnvoll Steinmann-Markierungen aufzustellen, ich habe mich auch auf dem Rückweg in einer Rinne verstiegen.

Schwierigkeiten:

Anstieg ins Bockkar: T3+ (2 Stunden).
Durch das Bockkar auf die Wildkarspitze: T5/II (2 1/2 Stunden).
Zum Potschallkopf: T5-/II (1/2 Stunde).

Fazit:

Eine nette Bergtour, die ihre Vorzüge in erster Linie durch ihre abenteuerliche, abwechslungsreiche Route entfalten kann. Auch wenn die Schwierigkeiten überschaubar sind, so muss dennoch immer wieder die Konzentration hoch gehalten werden.

Tourengänger: Daniel87


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Kommentare (18)


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Nyn hat gesagt:
Gesendet am 23. August 2021 um 07:58
Tolle Bilder und dazu eine Tour genau nach meinem Geschmack. Weilt schon länger auf meiner Lechtal-Wanted-Lieblingsliste

VG, Nyn

Nic hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. August 2021 um 08:05
Ja, ist ein schöner Berg. Hat mich auch immer fasziniert. Waren vor ein paar Jahren oben. Sicher nicht zum letzten Mal. Bin immer noch auf der Suche nach der angeblichen "Ier" Route ausm AVF. Das ergäbe eine nette Überschreitung. Am Ende sind es immer wieder die selben Leute, die sich für Berge dieser Art interessieren. Faaszinierend.

VG Nico

Daniel87 hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. August 2021 um 14:13
Eine Ier-Route konnte ich auf den ersten Blick auch nicht wirklich ausmachen....

Daniel87 hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. August 2021 um 14:10
Danke dir, ich hatte die auch schon länger auf der Liste, hat dann aber doch als spannende Bergtour überrascht, obwohl ich die eher im "Mittelmaß" eingeordnet und weiter unten priorisiert hatte...

VG Daniel

Nyn hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. August 2021 um 14:19
Für den Aufstieg dachte ich dabei eher an den Nordgrat^^
Werde den mal von vis-a-vis ( Hintere Riefenstitze/Hochgwoas -da will ich auch noch hin!) observieren

Kommunist hat gesagt:
Gesendet am 23. August 2021 um 11:00
Wenn es so schön ist, dass Berge einsam und abenteuerlich sind, warum muss man solche Touren dann im Internet veröffentlichen? Damit wird nämlich genau das Gegenteil für die Nachwelt erreicht.
Und dieses Steinmanngebaue geht mir auch tierisch auf die Nüsse. Ich hoffe, du hast sie im Abstieg wieder entfernt!

Nic hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. August 2021 um 11:08
Er kann es nicht lassen. Lieber aka Kommunist, kümmere dich doch einfach mal nur um dich und lass andere leben und wirken wie sie möchten. Ob du gewisse Dinge nachvollziehen kannst oder nicht, ist nicht relevant. Ob du gewisse Widersprüche entdeckst, auch nicht. Du wirst die Welt nicht verbessern. Lerne zu akzeptieren. Und niemand hat bock, unter einem mit viel Mühe angefertigten Bericht deine spöttischen Kommentare zu lesen.

VG Nico

Kommunist hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. August 2021 um 12:47
Ich habe diese Touren vor 20 Jahren unternommen. Da war vieles besser. Selbstdarsteller aus dem Internet haben damals jedenfalls keine nervigen Steinmännchen hinterlassen und mit lobpreisenden Tourenberichten noch mehr von diesem Klientel auf solche Berge gelockt.

Nic hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. August 2021 um 14:48
Sry, aber ich muss fast lachen. Du zählst mit deinen Kommentaren zu den größten Selbstdarstellern überhaupt. Wir wissen was du für ein Held bist mittlerweile. :-)

Kommunist hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. August 2021 um 14:55
Dass ich ein Selbstdarsteller und Held bin, damit kann ich leben. Aber ich mache nicht die Königsdiziplin des Alpinismus, das Individualbergsteigen, kaputt.

Nic hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. August 2021 um 15:06
Erzählst du das auch deinem Kumpel Kristian Rath? Danke für den schönen Bericht über die Plankenspitze! Auch für die gebohrte und veröffentlichte Route am Verborgenen Pleiskopf. Spannend zu lesen. Man muss demnach nicht fragen, ob man Haken in Felsen bohren darf wie es einem beliebt, aber ob man über eine Tour schreiben darf. Amüsant.

Kommunist hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. August 2021 um 17:53
Manche meiner Freunde wählen auch die AFD oder lassen sich sogar impfen. Was kann ich dafür?
Immerhin ließt man in seinen Tourenberichten niemals wie schön es gewesen sei, niemanden getroffen zu haben oder dass keine anderen Menschen unterwegs waren.

Daniel87 hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. August 2021 um 14:41
Vor einigen Jahren hatte ich dazu schon einmal etwas ausgeführt (Bericht "Großer Riesenkopf"):

> Hallo AbseitsA, letztendlich werden alle Gipfelchen irgendwann beschrieben sein, die Alpen sind eben ziemlich gut, um nicht zu sagen bestens, mit Verkehrswegen erschlossen, nimm's locker ;-) ...

> Die Berichte sind nur ein Symptom, aber auch wieder gut, so kann jeder "seinen" Traumgipfel finden :-) ...

Ned bös gemeint, aber bin mir nicht sicher, ob die Begehungen ernsthaft aufgrund Berichte in schriflicher Form (mittlerweile überholt, siehe prominent platziertes Potschallkopf-Video bei "Google") zunehmen wollen. Beispielhaft dient hier die coole Sonnenspitzen-Tour im Karwendel: Der ADI hat seit vielen Jahren einen wunderschön bebilderten Bericht drinnen, totz alledem nahmen die Begehungen nicht signifikant zu....

Außerdem bilde ich mir ein, es müssten möglichst alle Normalwege auf alle Gipfel beschrieben sein um eine möglichst große Streuung der Bergsteiger zu erreichen, sozusagen, dass sich alles gut verteilt und am Ende jeder Berg wieder einsam ist :-).

Und abschließend meine ich, ich hätte es wohl gutgeheißen, hätte ich einen anderen Bergsteiger am Potschallkopf getroffen, wiederum war die Eisamkeit auch toll - ich mag beides... ich denke mehr habe ich dazu gar nicht zu sagen, nur das ich natürlich anderen solch eine tolle Tour vorstellen mag, ein bisschen Spaß muss halt auch drin sein, ob es zur Definintion "Selbstdarstellung" zählt mag ich nicht beurteilen, ist mir auch gar nicht wichtig :-) ...

VG Daniel

Daniel87 hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. August 2021 um 14:42
Steinmännchen habe ich nicht aufgestellt, es gab aber auch nicht viele, deshalb habe ich mich auch verstiegen...

83_Stefan hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. August 2021 um 18:11
Hallo Daniel, saubere Arbeit: Klasse Tour, schöner Bericht - was will man mehr...?!? Lass dir die Laune nicht durch die selbst ernannten Berg-Polizisten vermiesen, die sollen sich um ihre eigenen Probleme kümmern. Wegen eines Bergberichts muss man sich wirklich nicht rechtfertigen - wo kommen wir denn da hin?!? Viele Grüße und Berg heil!

Daniel87 hat gesagt: RE:
Gesendet am 24. August 2021 um 10:00
Danke Stefan, da das Thema mich nicht wirklich beeindruckt nehm ich's gelassen, immerhin sorgen solch aufgeheizte Diskussionen für Erheiterung unter den Mitlesern und so für zusätzlichen "Traffic" für Hikr .... was soll's ;-)

VG Daniel

Kommunist hat gesagt: RE:
Gesendet am 26. August 2021 um 12:21
Damit machen wir uns halt selber unsere Leidenschaft kaputt.
Für mich gehört zum Bergsteigen, dass ich mich intensiv mit dem Berg und mit mir selber auseinandersetze. Dass man selber die Linie ertüftelt, eine gewisse Beziehung zu dem Berg aufbaut, an sich selber arbeitet, um fit genug für die Anforderungen zu sein. Geduldig die passenden Verhältnisse abwartet und damit meine ich auch Reife der eigenen Persönlichkeit.
All das wird durch hikr, Tourenbeschreibungen, Steinmännchenbauen, usw. stark beschnitten und der Sache wird damit ein großer Abbruch getan. Viele völlig augelatschte und mit Steinmännern, Markierungen oder Bohrhaken verschandelte Touren sind heute sicher nicht mehr dasselbe wie früher.
Für Selbstdarsteller gibt es doch genügend andere Prestigeberge, an denen solches Klientel auch nicht mehr viel zerstören kann. Intolerant ist meiner Meinung nach der, der ein Nebeneinander von echten Individualbergsteigern und Plaisir-/Prestigebergsteigern einfach nicht akzeptieren will.

Nyn hat gesagt: RE: Toleranz
Gesendet am 26. August 2021 um 15:01
Jeder lebt und erlebt seine Leidenschaft bei den verschiedenen Spielarten des Bergsteigens auf andere, ganz individuelle Weise.

Ein tolerantes Nebeneinander anzustreben, finde ich deshalb absolut wichtig und ich teile diese Auffassung unbedingt. Es steht mir nicht zu, andere für eine in meinen Augen ungenügende "Philosophie" zu ver- oder beurteilen. Andere Meinungen zu tolerieren halte ich für geboten und sehr wichtig!!
(das gilt für BEIDE hier sich wie Kinder streitenden Positionen!)


In diesem Zusammenhang meine Meinung:

Ob durch Tourenbeschreibungen und das ein oder andere Steinmännchen jegliches Individualbergsteigen seines eigenen Wertes beraubt wird, wage ich zu bezweifeln. Denn niemand zwingt einen, die vorhandenen Informationen oder "Hilfen" -woher sie auch kommen- in der/für die Praxis zu (be)nutzen. (o.k., sie zu übersehen dürfe schwerfallen, wenn sie denn vor Ort vorhanden sind)

Viele von "uns" bewegen sich doch in der Tat NICHT auf ausgelatschten oder überbezeichneten Wegen - oder sehe ich das falsch?
Ist jeder, der ein Steinmännchen baut, dann ein Verbrecher? Jeder, der auf einen vor zig Jahren halt noch einsameren Berg als heute geht und davon berichtet, ein verächtlicher Selbstdarsteller?

Für mich ist es ein gutes Zeichen, dass mehr Leute in die Natur gehen. Nur so kann man -finde ich- eine Beziehung zur Natur, zu den Bergen aufbauen. Aber das geht nicht von jetzt auf nachher, sondern es dauert.! Das Anliegen, dass solche "Anfänger-Leute" doch bitte nur durch hehre Eigenvorbereitung auf gewisse Ziele hinaufsteigen dürfen, ist lobenswert, aber eben weit entfernt von heutigen Gepfolgenheiten (von denen ich keineswegs alle gut finde!)

Wenn aber schon Kriktik geübt wird an Kommerzialisierung, Wegebau und und und, was durchaus berechtigt ist, dann sollte diese nicht an anderen noch tätige Individualbergsteiger gehen, die es hier auf hikr noch genügend gibt, sondern direkt an z.B. alpine Vereine, Kommunen und gewisse bekannte youtube-Influencer. Wenn wir unverbrauchte Natur für unsere Nachwelt bewahren wollen, müssen stark wirtschaftintressenorientierte Entscheider eben (endlich?) abgewählt werden....

tolle Touren weiterhin wünscht Euch Allen der
Nyn


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