Kleine und grosse Gipfel hoch über Davos


Publiziert von wederc , 24. Juli 2014 um 19:12.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Davos
Tour Datum:18 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T4+ - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 4:00
Aufstieg: 985 m
Abstieg: 500 m
Strecke:Gotschnagrat - Grüenhorn - Casanna - Parsennfurgga - Totalp Schwarzhorn - Wasserscheidi - Weissfluh - Weissfluhjoch (ca. 8.1 km)

Mein Versprechen nach der letzten Tour - nämlich so bald wie möglich in die Davoser Bergwelt zurückzukehren - löste ich unverzüglich ein, und zwar schon am nächsten Tag. Dieses Mal sollte es jedoch auf die gegenüberliegende Talseite gehen, quasi ins Herz der Skiarena Klosters-Davos, mit dem Ziel, auf altbekannten wie auch (zumindest laut hikr) relativ unberührten Pfaden einige Gipfel in der Parsenn-Region zu erkunden.

Das heutige Unternehmen startete ich vergleichsweise früh um 9:00 Uhr auf dem Gotschnagrat (2281 m). Ich folgte zunächst dem ausgeschilderten Wanderweg in Richtung Parsennfurgga-Weissfluhjoch, auf welchem ich heute zu meinem grossen Erstaunen fast alleine unterwegs war - und dies trotz Schulferien, Sonne und angekündigten 30 Grad Celsius.

Gotschnagrat-Grüenhorn (T2-T3)

Als erstes Gipfelziel peilte ich das Grüenhorn (2501 m) an, ein der Casanna vorgelagerter Rasengipfel. Vom Gotschnagrat führt der markierte Wanderweg im Zickzack über den Gratrücken, danach südseitig um die Gipfelpartie herum in eine Gratsenke zwischen Grüenhorn und Casanna. Von dort weglos in 2 Minuten zur aussichtsreichen Rasenkanzel, von welcher man insbesondere einen spannenden Einblick in die Südflanke der Casanna gewinnt.

Casanna über den Westgrat (T4-)

Laut SAC-Führer müsste es möglich sein, vom Grüenhorn direkt über den Verbindungsgrat zur Casanna (2557 m) aufzusteigen. Es sind auch deutliche Wegspuren sichtbar. Die Felsrippe, die es am Schluss zu überklettern gilt, sah jedoch von meinem Beobachtungsstandpunkt etwas arg abweisend aus, und so wählte ich den Aufstieg über den Westgrat. Man folgt vom Grüenhorn also immer dem Wanderweg, der die Südflanke der Casanna in einigem Auf und Ab (teilweise mit Drahtseilen gesichert, T3) quert und zum Sattel im Westgrat der Casanna führt (ca. 2490 m). Sicherlich wäre es auch möglich, vom Wanderweg in der Südflanke auf steilen Rasenhängen zum Gipfel zu gelangen, dies als direktere aber in meinen Augen weniger attraktive Variante zum Westgrat. Vom Sattel 2490 m folgt man dann dem Schrofen durchsetzten Westgrat zum Gipfel, wobei man eine felsige Erhebung in leichter Kraxelei überschreitet. Ansonsten "Gehgelände" (teils sind Wegspuren vorhanden), das keine wirklichen Probleme bereitet. Geht man etwas unterhalb der Gratkante, lässt sich auch die Ausgesetztheit im Grossen und Ganzen im Zaum halten.  

Auf derselben Route in 10 Minuten zurück zum Sattel, danach wieder auf markiertem Bergweg P. 2511 überschreitend und über den flachen, breiten Rasenkamm (Gmeinboden) zur Station des Seetäli Lifts (2448 m). Hier wartet ein kurzer Gegenanstieg zum relativ selbständigen P. 2523 (der in meinen Augen einen Namen verdient hätte), bevor es ziemlich steil hinunter zur Parsennfurgga (2435 m) geht.

Überschreitung Totalp Schwarzhorn (T4+, I)

Bei der Parsennfurgga verliess ich den Wanderweg erneut - diesmal mit Ziel Totalp Schwarzhorn (2670 m). Es sollte der anstrengendste und gleichzeitig spannendste Teil der heutigen Tour werden. Man folgt dem zunächst wenig ausgeprägten Nordgrat über VIEL losen Schutt. Später dann einige Kraxelstellen in brüchigem Fels, wobei man eine markante Graterhebung rechts oder links umgeht. Erst hier entdeckte ich im Rückblick die ersten Markierungen: blaue Punkte und Pfeile. Offenbar sind diese Markierungen so angebracht worden, dass sie besser ersichtlich sind, wenn man die Route über den Nordgrat im Abstieg statt im Aufstieg begeht. Im Grunde genommen kommt man aber auch ohne Markierungen aus, ist die Route doch eigentlich ziemlich logisch. Nur hätte ich mir den unfreiwilligen Abstecher auf die luftige, und meine Fähigkeiten deutlich übersteigende Felskuppe erspart, hätte ich schon früher irgendwelche Markierungen entdecken können... 

Auf dem Gipfel genoss ich den wunderbaren Ausblick in die kontrastreiche Landschaft, bevor ich den Abstieg über den Südgrat in Anspruch nahm. Dieser ist doch um einiges steiler als der Nordgrat, aber bestens markiert und mit Ketten, Seilen und Eisentritten gesichert - in meinen Augen ein oberes T4 mit Kletterstellen im 1. Schwierigkeitsgrad. Nach hundert Höhenmetern ist aber der ganze Spass leider schon wieder vorbei, man wählt eine beliebige Route über ein seltsam anmutendes, rötliches Gesteinsfeld und steuert auf das breite Fahrsträsschen zu, das in leichter Steigung zur Wasserscheidi (2629 m) führt.

Weissfluh und Weissfluhjoch (T2)

Nun musste ich fast, wenngleich zustiegstechnisch vielleicht etwas weniger interessant, so doch der schönen Aussicht wegen noch auf den höchsten Punkt im Parsenngebiet, die Weissfluh (2843 m). In dreissig Minuten erreicht man unschwierig den Gipfel, auf dem momentan fleissig gebaut wird, aber wo man heute dank phänomenabler Fernsicht ein grandioses, umfassendes Panorama geniessen konnte!

Auf gleichem Weg zurück zur Wasserscheidi, und anschliessend hoch zum Weissfluhjoch. Ich spielte noch kurz mit dem Gedanken, bis zur Station Höhenweg zu Fuss abzusteigen und dabei das Totalphorn und das Salezer Horn noch "mitzunehmen", entschied mich dann aber für die faule Variante, schliesslich musste ich die gelöste Tageskarte noch irgendwie rausschlagen. Die Zeit bis zur nächsten Talfahrt nutzte ich, um noch kurz die beiden Gipfelpunkte 2693 m und 2686 m zu besuchen...

Fazit: Sehr empfehlenswerte, aussichtsreiche Tour auf 2 "grosse", vielbesuchte und 3 "kleinere", wohl eher selten begangene Gipfel im Parsenngebiet, mit interessanten Abschnitten im T4-Bereich. Die Überschreitung des Totalp Schwarzhorns ist meines Erachtens ein äusserst lohnenswerter Abstecher, allerdings empfehle ich eine Überschreitung in umgekehrter Richtung, von Süd nach Nord
 


Tourengänger: wederc


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