Breitenkopf (2469 m) - über die Igelsköpfe zum Brendelsee


Publiziert von 83_Stefan , 18. August 2014 um 16:17.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Wetterstein-Gebirge und Mieminger Kette
Tour Datum: 6 Juli 2014
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 9:00
Aufstieg: 1650 m
Abstieg: 1650 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Via B187 nach Ehrwald; am Bahnviadukt in den Ort hinein, bis die Beschilderung zur Ehrwalder Almbahn nach links weist; ihr folgen bis zum großen, kostenfreien Parkplatz deutlich südöstlich der Ortschaft.
Unterkunftmöglichkeiten:Breitenkopfhütte (Selbstversorgerhütte der DAV-Sektion Coburg, 2020 m); wenige Minuten abseits des beschriebenen Wegs.
Kartennummer:AV-Karte 4/2 - Wetterstein- und Mieminger Gebirge Mitte.

Direkt südlich des weithin bekannten Wettersteins erhebt sich mit der Mieminger Kette ein ebenso beeindruckendes Gebirge. Die steilen Felswände und zackigen Grate imponieren bereits von Weitem und man fragt sich beim Betrachten, ob ein Zustieg möglich ist. Nordseitig finden sich einige schöne Kare, die zwischen den Seitenkämmen eingebettet und die von herausragender, herber Schönheit sind - vor allem die dortigen Bergseen zählen zu den landschaftlichen Höhepunkten. Das Glück des Einzelnen ist, dass die Masse sich vorwiegend auf die höhere Konkurrenz im Wetterstein konzentriert und so kann man hier tatsächlich noch Ruhe erleben. Die hier vorgeschlagene Rundtour führt auf den mächtigen Breitenkopf sowie die beiden Igelsköpfe, die dem Hauptkamm allesamt nördlich vorgelagert sind. Das Gipfelbuch auf dem Breitenkopf aus dem Jahr 1968 zeigt: hier ist wirklich nicht viel los!

Zunächst kann von Einsamkeit keine Rede sein, doch bald wird's ruhiger: los geht's an der gut besuchten Talstation der Ehrwalder Almbahn, wo sich dankenswerter Weise genügend kostenfreie Parkplätze finden. Am Seilbahngebäude auf einem Fahrweg nach rechts weiter, bis nach rechts der Immensteig abzweigt (beschildert). Auf ihm zwei Bäche überschreitend im Wald unschwierig bis zur namensgebenden Immaplatte. Hier wird's etwas anspruchsvoller: Drahtseile helfen beim Überwinden der felsigen Passage, bis wieder flacheres Gelände erreicht wird und der Steig an einer Unterstandshütte in einen Fahrweg mündet.

Links weiter, bis der nicht markierte, aber deutliche Steig zum Igelsee abzweigt; auf ihm hinunter zum zunehmend verlandenden See (alternativ auf dem Fahrweg zum See). Auf der anderen Seite des Gewässers erreicht man wieder den Fahrweg; ein Schottersträßchen verlässt ihn am Ostrand des Igelsees nach Süden und vollzieht einen Bogen nach Osten. Ihm folgt man so lange, bis Steinmänner den Beginn des (markierten) Steigs kennzeichnen, der nach rechts durch die Latschenzone hinauf ins weite Igelskar leitet. An dessen rechtem Rand geht's stetig bergauf und die gewaltige Mauer des Hauptkamms der Mieminger Kette  wird immer beeindruckender. Der Steig verzweigt sich schließlich; man folgt dem linken Ast in Richtung der kleinen Breitenkopfhütte, die sich unter einen felsigen Vorbau des Breitenkopfs duckt. Vor dem Erreichen der Hütte wird der Steig verlassen und man wandert auf einem grasigen Rücken in den südöstlichsten Winkel des Kars. Der Rücken führt an die Schrofenflanke heran, durch die Steigspuren nach oben zum Grat zwischen Hochplattig und Breitenkopf leiten - durch den vielen Schutt ein anstrengendes Unterfangen!

Bis zu einem markanten Vorgipfel folgt man dem Grat ohne nennenswerte Schwierigkeiten, der Übergang zum kreuzgeschmückten Hauptgipfel gestaltet sich hingegen anspruchsvoller. Entweder direkt am Grat oder durch die schrofige Südostflanke geht's hinunter zu einer Scharte. Jenseits weicht man dem wilden Gipfelaufschwung rechts aus, bis man nach links günstig hinauf zum Grat steigen kann (Schlüsselstelle, II). Von dort am Grat weiter zum aussichtsreichen Gipfel mit Kreuz und Buch. Abweisend präsentiert sich hier die Nordwand des Hochplattig und direkt gegenüber zieht das Wettersteingebirge mit der gewaltigen Zugspitze die Blicke auf sich. Richtig nett hier oben!

Der Rückweg ins Igelskar verläuft auf dem Anstiegsweg; eine zweifelhafte Abseilschlinge (?!?) beim Abstieg vom Gipfel in die Scharte sollte lieber nicht verwendet werden.

Wieder im Kar angekommen, folgt man dem grasigen Rücken, bis er den Steig erreicht, der hinauf zur Igelscharte leitet und der bei guter Sicht nicht zu verfehlen ist. Kurz vor der Scharte verlässt man den Steig und steigt in der Flanke aufwärts; der Hintere Igelskopf wird auf guter Spur ostseitig gequert und man erreicht die namenlose Scharte zwischen den beiden Igelsköpfen. Von hier ist es nur noch ein Katzensprung zum Vorderen Igelskopf (Gipfelkreuz und -buch); hier kann man recht schön zum zuvor bestiegenen Breitenkopf schauen.

Wer noch auf den Hinteren Igelskopf will, der folgt den Spuren wieder hinunter zur Scharte zwischen den beiden Igelsköpfen; dort setzt der Nordgrat des Hinteren Igelskopfs an, dem man ausgesetzt in vorwiegend fester Kraxelei (Schlüsselstelle II) zum Gipfelsteinmann folgt. Schade, dass die nette Kraxelei schon so schnell wieder vorbei ist!

Zurück zum Vorderen Igelskopf geht's auf der Anstiegsroute (seltsame Abseilschlinge beim Abstieg vom Hinteren Igelskopf).

Wer nicht via Igelscharte ins Brendlkar absteigen möchte, der folgt dem Nordwestgrat des Vorderen Igelskopfs unschwierig bergab, bis man linkerhand durch die Flanke so weit absteigen kann, dass man zwischen zwei Felsstufen  wieder zurück in Richtung der Igelsköpfe queren kann. Wo die untere Felsstufe endet, leitet ein Schuttstrom hinunter ins Kar - ein flotter Abstieg, wenn man den richtigen Weg findet. Nicht zu weit am Grat absteigen!

Im Kar geht's über Moränengelände nach Westen hinüber zum markierten Ganghofersteig, auf dem man zum idyllischen Brendlsee absteigt. An diesem Kleinod inmitten starker Bergkulisse lässt es sich prima rasten. Der Steig leitet im Kar weiter bergab, durchquert die Latschenzone und trifft auf den Steig, der die Seebenalm mit dem Igelsee verbindet. Hier links (!) weiter zu einer Lichtung. Über sie nach rechts hinüber zum Fahrweg, wo der Aufstiegsweg wieder erreicht wird. Auf dem Immensteig geht's schließlich zurück zur Talstation der Ehrwalder Almbahn.

Schwierigkeiten:
Via Immensteig ins Igelskar: T3 (am Immensteig kurzzeitig versichert).
Gipfelanstieg zum Breitenkopf: T5, II (nur am Gipfelaufbau des Breitenkopfs).
Über Igelscharte zum Vorderen Igelskopf: T3 (Gipfelanstieg weglos, aber problemlos zu finden).
Abstecher zum Hinteren Igelskopf: T5, II ( kurze, nette und ausgesetzte Kraxelei).
Abstieg vom Vorderen Igelskopf via Westflanke: T3+ (weglose Querung steiler Schrofenflanke).
Vom Brendlsee zurück zum Ausgangspunkt: T3.

Fazit:
Eine landschaftlich herausragende 5*-Rundtour in der wilden Mieminger Kette, die sich sehr abwechslungsreich gestaltet. Der Breitenkopf ist einsam, auch der Vordere Igelskopf ist alles andere als überlaufen. Wer mag, kann aus dieser Tour zwei Einzeltouren machen oder in der unbewirtschafteten Breitenkopfhütte übernachten. Der Brendelsee ist besonders sehenswert!

Mit auf Tour: Delphi (Breitenkopf-Vorgipfel, Vorderer Igelskopf).

Anmerkung:
Früher war die Breitenkopfhütte eine Bergarbeiterunterkunft für das nahe Silberbergwerk; seit 1936 steht sie dem Bergsteiger als Alpenvereinshütte zur Verfügung. Es handelt sich um die kleinste Hütte des Deutschen Alpenvereins.

Kategorien: Mieminger Kette, 5*-Tour, 2400er, T5.

Tourengänger: 83_Stefan


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Kommentare (3)


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Anton hat gesagt: Breitenkopfhütte
Gesendet am 18. August 2014 um 21:24
Hallo Stefan,
da melde ich doch Zweifel an, und mache mich mal wieder unbeliebt, zu Deinem übernommenem DAV Beitrag zur kleinsten Selbstversorger Hütte des Alpenvereins im DAV Hütten Record. Die Breitenkopfhütte in ihrer jetzigen Ausführung, hat vielleicht den kleinsten Grundriss, jedoch nicht den kleinsten nutzbaren Raum, worauf es in der Praxis ankommt.Sie ist gegen die Arnspitz Hütte über Mittenwald der Sektion Hochland eine Luxus Herberge in jeder Hinsicht. Wer beide Hütten kennt wird es bestätigen. Unsere Arnspitz Hütte ist halt von innen nicht so fotogen vom Lebensraum, und ein AV Schlüssel nicht erforderlich. Halt nur für harte Naturen, Fotos bei Hikr vorhanden.

Dein Bericht wie immer super bebildert, und einwandfrei nachvollziehbar erläutert.

Grüße Anton

83_Stefan hat gesagt: RE:Breitenkopfhütte
Gesendet am 19. August 2014 um 08:25
Hallo Anton, vielen Dank für dein Lob!
Die Aussage, die Breitenkopfhütte sei die kleinste Hütte des DAV, ist ja (wie gekennzeichnet) übernommen. Der DAV hatte das irgendwann mal ermittelt, wahrscheinlich Bezug nehmend auf die Grundfläche. Man kann natürlich - so wie du - auch andere Merkmale heranziehen, dann kommt vielleicht ein anderes Ergebnis heraus. Aber eigentlich ist es ja egal, welche Hütte kleiner ist... die Arnspitzhütte ist jedenfalls auch schön. Sie wirkt mir allerdings deutlich häufiger bescht, kann das sein?!? Viele Grüße!

Anton hat gesagt: RE: Arnspitzhütte
Gesendet am 19. August 2014 um 21:57
Hallo Stefan,
Du hast recht, für Bergsteiger ist es eigentlich wurscht wer den Titel kleinste trägt. Zu Deiner Frage wegen der Besuchshäufigkeit der A. Hütte. Es ist sicher so, das sie oft besucht wird, aber wenige Nächtigungen aufweist. Der ganze Arnstock ist halt an einen Tag zu bezwingen, und bei gutem Wetter gibt es auch kein brauchbares Wasser. Es werden öfter Treffen dort oben abgehalten, aber dann übernachten fast alle in Zelten im Umfeld. Das vor vielen Jahren mit dem Hubschrauber eingeflogene WC, dürfte der meißtbesuchte Ort im Nahbereich der Hütte sein. Gemsen ausgenommen !!

Gruß Anton


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