Überschreitung Ehrwalder Sonnenspitze (Süd -> Nord) mit Hoher Gang und Immensteig


Publiziert von Kaiserin , 26. August 2023 um 18:40.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Wetterstein-Gebirge und Mieminger Kette
Tour Datum:19 August 2023
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1400 m
Abstieg: 1400 m
Strecke:15,8 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:In Ehrwald der Beschilderung zur Ehrwalder Almbahn folgen. An deren Talstation parken (wir hatten Glück, als wir da waren gingen die Automaten nicht und es hing ein Schild dran dass das Parken daher kostenlos ist ;))
Unterkunftmöglichkeiten:Coburger Hütte

Die Ehrwalder Sonnenspitze.  Als absoluter Blickfang über dem Ehrwalder Becken zog sie mich schon lange magisch an, so formschön wie sie dort steht.  Allerdings hatte ich lange Zeit einen überzogenen Respekt vor der Tour, hatte mir ein Bergfreund doch vermutlich 2015 rum ein Youtube-Video geschickt in dem der Gipfelgrat absolut furchteinflößend aussieht (wer Interesse hat: https://youtu.be/6nJeyvRvXPg?si=PlHBiDIdGj2BezsJ).  2020 schließlich, als ich mir die Tour endlich zutraute, habe ich die Süd-Nord-Überschreitung das erste Mal gemacht, und ich war begeistert.  Bietet sie doch alles was eine Traumtour ausmacht: einen wunderschönen Berg, eine herausragend schöne Berglandschaft rundherum, und einen technisch interessanten und durchaus spannenden Aufstieg.  Zudem ist sie zeitlich für eine Tagestour absolut im Rahmen, nicht zu lang und nicht zu kurz.  Und so hatte ich damals direkt nach der Tour den Gedanken: das muss wiederholt werden!  Und am besten regelmäßig!

 

Drei Jahre sind seither ins Land gezogen, und nun hat es endlich wieder geklappt.  Netterweise wieder mit Jürgen, der auch 2020 dabei war.  Ich hatte ihn damals sogar auf der Tour kennengelernt.  Als ich ihn nun fragte ob er sie wieder machen will hat er nicht lange gezögert, hatte er sie doch auch als Highlight in Erinnerung.  Also dann!

 

Rauf sind wir dieses Mal über den Hohen Gang (dieser war nach einem Erdrutsch im Juli 2020 gesperrt), via Coburger Hütte und Südanstieg.  Abgestiegen sind wir die Nordroute, mit gemütlicher Einkehr an der Seebenalm.  Für den Rückweg zur Talstation der Ehrwalder Almbahn haben wir den Immensteig gewählt.

 

Allzu viele Worte über die Tour möchte ich gar nicht verlieren, haben doch 

felixbavaria (https://www.hikr.org/tour/post37587.html) und Nik Brückner (https://www.hikr.org/tour/post81934.html) hervorragende Vorarbeit mit ihren Beschreibungen geleistet.  Ich möchte hiermit meinen GPS-Track beisteuern.  Dieser ist eventuell gar nicht so verkehrt, denn die Markierungen sind schon ziemlich verblasst.  Jedoch gibt es im Südanstieg Standplätze die wie neu aussehen (an diese kann ich mich von 2020 zumindest nicht erinnern?) und die man recht bald nach dem letzten Stand erspähen kann.  Somit fand ich die Routenfindung gar nicht schwierig, auch wenn ich mich (logischerweise) an vieles schon nicht mehr im Detail erinnern konnte.  Die beiden Rinnen die man als Schlüsselstellen betrachten kann sind jedenfalls immer noch mit Pfeilen klar markiert.  Die alten Sauschwänze gibt es auch nach wie vor sporadisch, vor allem in Querungen (und in der Nordroute).

 

Dass es allerdings Potenzial für Verhauer gibt haben wir mit eigenen Augen gesehen, sind doch zwei mit denen wir noch an der Coburger Hütte auf der Terrasse saßen plötzlich viel zu weit links oben gewesen, während der Stand - für uns klar - rechts oben in der Sonne blitzte.  Wir haben sie dann wieder zum eigentlichen Weg gelotst.  Was war passiert?  Es war eine Zweierseilschaft am Südgrat unterwegs.  Und auf diese hatten die beiden fälschlicherweise zugehalten, hatten sie nicht erkannt dass die beiden dort in einer Kletterroute unterwegs sind.

Daher von mir die Empfehlung: immer gut nach den nächsten Standplätzen schauen, dann kommt man eigentlich ganz gut durch.  Steinmänner gibt es auch sporadisch, nebst wie bereits erwähnt manch blassen Markierungen.

 

Landschaftlich ist schon die Ankunft am Seebensee ein Highlight, insbesondere wenn er fast spiegelglatt da liegt wie bei uns.  Später wird der Ausblick schöner je höher man steigt: erst sieht man den Drachensee hinter der Coburger Hütte, man hat ohnehin einen wunderbaren Einblick in das von Drachenkopf, Grünstein und Wampertem Schrofen eingerahmte Kar, und oben hinaus erblickt man dann unten den tiefblauen Seebensee.  Die Kontraste die sich einem bieten, mit dem Grün der Wiesenflächen, den blauen Seen, dem grauen Gestein - mir fallen wenige Orte ein die derart bildhübsch sind wie der Ausblick der sich von der Ehrwalder Sonnenspitze in die Mieminger Kette bietet.  Und auch in die anderen Richtungen ist der Blick natürlich auch nicht verachtenswert: im Norden das Zugspitzmassiv mit dem Hochwanner östlich des Gatterls (anders als oft behauptet sieht man die Zugspitze selbst, also den Gipfel, zu keinem Zeitpunkt - der Südliche Schneefernerkopf ist einfach zu hoch), im Südwesten der Fernsteinpass mit den Seen, dahinter die Lechtaler Alpen.  Im ersten Moment habe ich mich gefragt welcher markante Berg da hinter dem Fernpass aufragt - bis mir klar wurde dass es die Seitenansicht der Heiterwand ist.  Andere Perspektiven sind halt doch immer wieder interessant. :)

 

Schlussendlich ist der kurze Gratübergang vom Haupt- zum Nordgipfel in Wirklichkeit, also ohne GoPro, halb so wild.  Ja, es gibt eine schmale, ziemlich ausgesetzte (Geh-) Stelle.  Ansonsten wird der Grat eher rechts haltend unterhalb “umklettert” (das haben die im Video nicht gemacht, ergo eigentlich falsche Route).  Der Fels ist griffig, und auch wenn die Kletterei tatsächlich sehr ausgesetzt ist, sie ist sicherlich leichter als die zweite Rinne.  Und lang ist der Übergang auch nicht.  Kurzum, die Gedanken die ich mir vorab gemacht hatte vor meiner ersten Tour hier rauf hätte ich mir sparen können.  Aber hinterher ist man ja immer schlauer.  Meine Erkenntnis: traue nie den Aufnahmen einer GoPro-Kamera.

 

Uns hat die Tour auch dieses Mal wieder hervorragend gefallen, und somit ist für mich klar: ich komme bestimmt wieder!

Zu bewältigen sind ca. 1400 Hm und 15,8 km (bei unserer Variante mit Hohem Gang und Immensteig), der Gipfelanstieg zur Ehrwalder Sonnenspitze auf der Südroute ist richtigerweise mit T5 und II zu bewerten.  Auch auf der Nordroute gibt es eine IIer-Stelle und eine ziemlich exponierte Querung links einer kleinen Gratrippe die man locker mit T5 bewerten kann.


Tourengänger: Kaiserin


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Kommentare (2)


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Anton hat gesagt: Sonnenspitze Hauptgipfel
Gesendet am 27. August 2023 um 23:08
Servus Kaiserin.
ein Super Bericht mit tollen Bildern. Was ich anzweifele soll Deine Tour keinesfalls herabsetzen. Ich kann Deine Feststellung zum Nebengipfel mit Kreuz nicht nachvollziehen. Für mich ist der Kreuzgipfel der Hauptgipfel mit 2416m. der Vorgipfel beim Südaufstieg liegt etwa bei 2370m mit Steinmann. Ich kenne den Berg schon aus Jugendzeiten, mein Großvater war Ehrenbürger von Ehrwald. Vor etwa 20 Jahren in ich das letzte mal bei Nacht solo nach dem Sonnenuntergang südseitig abgeklettert. Damals gab es auf der Normalroute noch keinerlei Versicherungen. Ab Seebensee in der Nacht mit altem 3 Gang Radl ins Tal. Übrigens einer Kletterbiene wie Du bist, empfehle ich auch den Seebenwasserfall Klettersteig und die Tajakante. Mach weiter so, und schenke hikr noch schön Bergberichte.

Grüße von Anton aus Mittenwald

Kaiserin hat gesagt: RE:Sonnenspitze Hauptgipfel
Gesendet am 28. August 2023 um 20:34
Servus Anton,

Du, kein Ding, ist doch schön wenn eine Diskussion aufkommt! ;)

Ich war ja nun zweimal oben, und auch vor etwas einer Woche ist mir wieder deutlich aufgefallen dass ich die Fotos lieber am Südgipfel machen sollte - denn am Kreuzgipfel sind Grünstein und Co. weitestgehend vom Südgipfel verdeckt. Er ist somit mit ziemlicher Sicherheit um ein paar wenige Meter höher als der Nordgipfel, vgl. auch dieses Foto hier: https://www.hikr.org/gallery/photo1472390.html?post_id=81934 (das hat mit mir nix zu tun).
Ich habe übrigens gerade mal bei Tiris nachgeschaut, da ist der Nordgipfel mit 2411 m Höhe angegeben (https://maps.tirol.gv.at/externalcall.jsp?project=tmap_master&x=44538.248243163194&y=247795.5930911862&scale=2000&rotation=0&view=Start&basemapview=basemap_labeling&user=guest&group_id=TMAPS-Gast&client=core&language=de). Für den Südgipfel ist nichts angegeben, aber offiziell ist die Sonnenspitze ja 2417 m? Das deckt sich mit der Einschätzung die ich grob hätte.
Letztlich ist es egal, ist so oder so eine schöne Tour, aber man sollte seine Fotos rechtzeitig machen. ;)

Klettersteige... sind irgendwie nicht so mein Ding. Zu überlaufen, und ich hab lieber Fels in der Hand als ein Drahtseil, ich geb's zu. ;) Aber ja, die Tajakante werd ich wohl irgendwann mal machen. Seeben eher nicht, wozu, geht ja nur durch eine Wand. Das ist nicht so mein Ding.

Liebe Grüße aus München,
Judith


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