Breitenkopf (2469 m) - stiller Gipfel über dem Igelskar


Publiziert von Nic , 17. August 2018 um 12:00.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Wetterstein-Gebirge und Mieminger Kette
Tour Datum:16 August 2018
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: II (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 1500 m
Abstieg: 1500 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz der Ehrwalder Almbahn
Kartennummer:Kompass Nr. 25

Der Breitenkopf in den Mieminger Bergen zählt zu den eher einsamen Zielen dieser rauhen Gebirgsgruppe. Trotz einer DAV Schutzhütte am Fuße des Berges, erhält der Gipfel kaum Besuch. Das Gipfelbuch ist von anno dazumal und weist nur wenige Einträge pro Jahr auf. Das hat allerdings seine Gründe. Neben einem üblen Schuttschinder im Zustieg, erwartet den Aspiranten am Gipfelaufbau trotz moderater Kletterschwierigkeiten durchaus heikles Absturzgelände. Vor allem die Felsqualität bestätigt den allgemeinen Ruf dieses kleinen Gebirges. Wer sich aber eine Besteigung zutraut, genießt neben kompletter Einsamkeit vor allem traumhafte Aus- und Tiefblicke.

Der Breitenkopf stand schon lange weit oben auf meiner Wunschliste. Da dieses Jahr das Jahr der Wunscherfüllungen ist, bin ich heute spontan losgezogen und habe diesem rauhen Mieminger Bruchhaufen einen Besuch abgestattet.

Da die Tour von 83_Stefan bereits bestens beschrieben wurde, fasse ich mich kurz:

Vom Parkplatz der Ehrwalder Almbahn geht es über den Immensteig und einen Forstweg zügig hinauf zum schön gelegenen, aber bereits verlandeten Igelsee. Kurz hinter dem See wählt man den rechten Forstweg und triff nach wenigen Minuten hinter einem Gatter auf den markierten Steig hinauf ins Igelskar.
Im oberen Bereich erreicht man eine Verzweigung und hält sich links in Richtung Breitenkopfhütte (DAV Schutzhütte) unterhalb des Breitenkopfs. An geeigneter Stelle verlässt man den Steig und gelangt über einen grasigen Rücken in den hintersten südöstlichen Teil des Kars.

Ab hier weisen einem Steinmäner den weiteren Anstieg hinauf zur Grathöhe. Der Aufstieg wird vor allem weiter oben ziemlich mühsam. Das lockere Geröll macht einem das Vorankommen nicht gerade einfach. Hat man den Grat erreicht, folgt man den schwachen Spuren über ein paar kleinere Erhebungen hinweg zunächst noch relativ unschwierig bis zum Vorgipfel. Ab hier ist Schluß mit lustig. Bereits der Abstieg in die Scharte vor dem Hauptgipfel gestaltet sich anspruchsvoll. Ich bin direkt am Grat geblieben und über brüchigen Fels abgeklettert (II, luftig). Alternativ kann man in die Flanke ausweichen, was allerdings auch nicht wirklich trivial ist.

Aus der Scharte umgeht man den Steilaufschwung zunächst rechts, bevor man über ein kurzes Band zur klettertechnischen Schlüsselstelle gelangt (oben Steinmann, von unten nicht zu sehen). Die Stelle (II, brüchig und luftig) ist schnell überwunden und man folgt im brüchigen und geröllübersäten Schrofengelände den ganz schwachen Steigspuren nach rechts hinauf zur Grathöhe. Eine letzte kurze Kletterstelle (I-II) und man hat das Schwerste hinter sich. Am Grat dann vergleichsweise unschwierig hinüber zum höchsten Punkt mit Kreuz und GB. Die Aussicht ist überragend. Vor allem aber die Nahblicke auf die gewaltigen Nordwände von Hochplattig und Co. lassen das Herz höher schlagen.

Der Abstieg erfolgt auf dem Anstiegsweg. Natürlich mit der gebotenen Vorsicht. Einen Fehler verzeiht das Gelände an keiner Stelle. Um eine Rundtour zu machen, wähle ich auf dem Rückweg die Variante über die Igelscharte (Gegenanstieg) und den Brendelsee. Über den Ganghofersteig gelangt man schließlich wieder hinab zum Immensteig, wo sich die Runde wieder schließt.


Schwierigkeiten:

Über Immensteig und Igelsee ins Igelskar T3
Gipfelanstieg Breitenkopf T5 II (weglos, brüchig)
Abstieg über Igelscharte, Brendelsee und Immensteig T3

Fazit:


Landschaftlich ungemein lohnende Tour auf einen wilden und einsamen Mieminger. Ein Berg für erfahrene und 100%  trittsichere Geher. Für Ungeübte keinesfalls empfehlenswert!

Tourengänger: Nic


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Kommentare (5)


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derMainzer hat gesagt: Breitenkopf Schwierigkeitsgrat
Gesendet am 20. August 2018 um 08:26
Servus Nic,

Deine Einschätzung mit dem Schwierigkeitsgrat II am Breitkopf kann ich nur teilen. Ich habe im letzten Jahr versucht, auf den Breitenkopf aufzusteigen. Die Schüsselstelle, wo man von dem Grat in die Scharte abklettern muss, fand ich teilweise so ausgesetzt, das ich die Tour kurz vor dem Gipfel abgebrochen habe. Ich versuchte zwar in die im Alpenvereinsführer beschrieben rechte Flanke auszuweichen, jedoch auch hier nur loser Bruch und fein splittriges Geröll. Eine Umgehung mit dem Schwierigkeitsgrat I sieht allerdings anders aus. Auf einen Absturz in das Schwarzbachkar hatte ich keine Lust darauf. Bin dann hinüber zum Vordern Igelskopf. Warum die Tour in dem Buch Alpine Bergtouren, Wetterstein und Karwendel im Schwierigkeitsgrat als Mittel (rot) bezeichnet wird, bleibt mir ein Rätsel.

Gruß
derMainzer

Nic hat gesagt: RE:Breitenkopf Schwierigkeitsgrat
Gesendet am 20. August 2018 um 08:40
Servus.

der Breitenkopf ist definitiv kein Berg für Anfänger. Die Brüchigkeit ist, zumindest für mein Empfinden, nicht zu unterschätzen. Nach dem Abstieg in die Scharte wartet eine IIer Stelle, die ich im Abstieg durchaus als unangenehm empfunden habe. Auch danach folgt noch bröseliges Absturzgelände. Mit Erfahrung und der gebotenen Vorsicht gut machbar, aber sicher kein Spaziergang. Bei Gamssteig.de wird die Tour übrigens mit T6 II+ bewertet.

VG Nico

Nic hat gesagt: RE:Breitenkopf Schwierigkeitsgrat
Gesendet am 20. August 2018 um 09:03
Die Schlüsselstelle (nach der Scharte) am eigentlichen Gipfelaufbau lässt sich übrigens umgehen, indem man unterhalb hinüber zu einer Rippe quert, über die es dann im steilen und splittrigen Schrofengelände hoch geht (I-II). Hab mir das auch angeschaut. Technisch leichter, aber halt auch klassisch T6. Die Flanke im Abstieg in die Scharte sollte man eher meiden. Ist noch deutlich brüchiger als direkt am Grat.

ADI hat gesagt:
Gesendet am 3. Oktober 2019 um 12:35
Eine durchwegs ernste und anspruchsvolle Tour!
Klasse Bilder!

Copernicus hat gesagt:
Gesendet am 25. Juni 2023 um 20:54
-Abstieg wie oben beschrieben sehr luftig, anspruchsvoll vor allem weil brüchig und griffe tückisch.
-Den aufschwung auf der Gegenseite hat eine gute Seele mit einem Seil entschärft. Besonders im Abstieg sehr hilfreich.
-Aufstieg richtung Grat: Wie beschrieben richtung südöstlichsten Teil von Kar halten, dann über den Kessel gehen, nicht an der Nordflanke entlang( sehr undankbares Gelände).
Sonst super tour, dieses Jahr erst drei Einträge im Gipfelbuch (einer davon wohl ein Hund :)


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