Piz Fliana, SE-Grat


Publiziert von Scout , 21. Juni 2014 um 22:03.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Unterengadin
Tour Datum:14 Juni 2014
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Hochtouren Schwierigkeit: ZS
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Fliana-Gruppe   CH-GR   Buin-Gruppe 
Aufstieg: 1100 m
Abstieg: 1100 m
Unterkunftmöglichkeiten:Chamonna Tuoi
Kartennummer:1198 Silvretta

Als frisch gebackener Hüttenwart der Chamonna Tuoi wollte ich möglichst noch vor Beginn der Hochsaision wenigstens die wichtigsten Gipfel kennen lernen.
Nach dem Piz da las Clavigliadas und dem Piz Buin stand nun der Piz Fliana auf der Liste.
Da er vom Val Tuoi so interessant und schwer einschätzbar aussieht, entschieden wir uns den SE-Grat für den Aufstieg zu wählen. Der Abstieg sollte über den NW-Grat erfolgen.

Start war um 6h bei der Chamonna Tuoi. Wir folgten dem Strässchen talabwärts etwas weiter als bis zum ersten kleinen Hüttchen (P.2199). Von dort Abstieg über Weiden zur auf der Karte eingezeichneten Brücke.
Diese besteht aus einem über den Bach gelegten, dicken Brett. Von dort stiegen wir noch etwas weiter dem Bachen entlang (nun auf seiner W-Seite) ab. Für den Aufstieg über die steile, felsdurchsetzte Flanke unterhalb von P.2524 folgten wir einigen Rampen und Bändern von unten links noch oben rechts (Ca. T5). Auf ca. 2460 trafen wir auf die Spuren des Schafwegs, welcher von weiter nördlich her die Flanke durchquert (dieser wäre ev. angenhemer zu begehen). Weiter weglos über die wunderschöne Ebene NW von P.2524 an den Fuss des Rückens, welcher rechts (E) des markanten Couloirs hochzieht.
Über den Rücken leichter als es von weitem aussieht (ca. T5 - T6) ans obere Ende des Coiloirs und weiter knapp rechts der Gratkannte hoch zu P.2889.
Bis hierhin ist die Tour deutlich leichter als man von weitem denken würde, immer wieder findet man (bei intaktem Orientierungssinn) überraschende Aufstiegsmöglichkeiten, das Gelände verändert sich je nach Perspektive sehr stark. Überrascht hat uns der riesige Steinmann bei P.2889: anstonsten fondet man auf dem ganzen SE-Grat keine Spuren menschlicher Begehungen, nur solche von Schafen, Ziegen und Steinböcken.
Von P. 2889 geht es ohne besondere Schwierigkeiten an den Fuss des Aufschwungs, welcher zu P.3096 hochführt. Eine erste Stufe am Anfang des Aufschwungs sieht schwierig aus, löst sich dann aber wieder mal überraschend leicht auf (ca. II). Im letzten Abschnitt vor P.3096 warten dann aber doch noch zwei Stellen, welche die Bewertung ZS rechtfertigen: zuerst eine steile Felsstufe, welche wir zuerst direkt, dann noch rechts querend überwanden (III). Nach dem Überwinden einer plattigen, aber leichte Stelle steht man vor einer ca. Brusthohen Stufe, oberhalb davon liegt nasser, loser Kies. Das Überklettern dieser Stufe ist klettertechnisch nicht all zu schwer, aber heikel und unangenehm.
Der weitere Weg dem Grat entlang zieht sich noch etwas mehr in die Länge, als man zuerst denken würde. In aperem Zustand dürfte dieser Abschnitt angenehmer sein.

Aussicht hatten wir vom Gipfel leider keine: während praktisch dem gfanzen Aufstieg hatten wir bestes Wetter, nur der Gipfel wurden in dichte Wolken gehüllt.

Abgestiegen sind wir über den NW-Grat. Der Fels ist hier im allgemeinen besser als am SE-Grat und so bietet der NW-Grat einige hübsche, interessante Kletterstellen (II, WS). In der Nähe von P.3111 verliessen wir den Grat durch eine steile Rinne Richtung Norden. Weiter über Plan Rai und nördlich an Cronsel vorbei zurück zur Hütte.

Fazit: Der SE-Grat ist eine interessante Tour, welche immer wieder Überraschungen in Form von sich verändernden Perspektiven bietet. Zur Modetour wird sie aber wohl kaum werden: im unteren Teil gemischtes Gras- / Fels-Gelände im T5/T6 Bereich und oben eine ZS-Stelle welche auch nicht ganz ins Plaisir-Schema passt dürften dafür sorgen, dass auch in Zukunft die meisten Begehungen auf das Konto der Steinböcke gehen wird.


Tourengänger: Scout


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Kommentare (5)


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Sputnik Pro hat gesagt:
Gesendet am 23. Juni 2014 um 10:56
Hallo Scout,

Eine echt tolle Tour hast du gemacht. Gerne komme ich wieder einmal in die Tuoihütte denn der Piz Fliana fehl mir auch noch.

Viele Grüsse,

Sputnik

Scout hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. Juni 2014 um 22:22
Hallo Sputnik

vielen Dank für die Blumen :-)
Würde mich natürlich sehr freuen, Dich hier bei uns begrüssen zu dürfen.

Viele Grüsse von der Chamonna Tuoi

Urs

Cubemaster hat gesagt:
Gesendet am 8. September 2014 um 00:42
Hallo,
interessanter Bericht über einen tollen Berg!
Vor drei Wochen bin ich durch die Westwand auf den Piz Fliana gestiegen. (Überraschend einfach: Bei richtiger Wegfindung höchstens WS und II)
Ich wollte eigentlich eine Überschreitung zur Tuoihütte machen (da hätten wir uns wohl kennengelernt) aber in dichtestem Nebel habe ich mich nicht getraut in unbekanntes Gelände abzusteigen und bin den gleichen Weg zurück.
Wenn ich mal Zeit habe schreibe ich auch noch einen Bericht darüber, aber das kann etwas dauern.

Scout hat gesagt: RE:
Gesendet am 8. September 2014 um 21:26
Hoi Cubemaster

der Bericht (und die Photos) über Deine Begehung der Fliana-Westwand würde mich sehr interessieren. Diese Route ist einer der weissen Fecken auf der Lankarte meiner näheren Umgebung: der aktuelle SAC-Führer erwähnt sie mit keinem Wort.
Der Piz Fliana wird ohnehin erstaunlich selten bestiegen, ich schätze, dass diese "Sommer"-Saison kaum 15 Personen oben waren. Hast Du ins Gipfelbuch geschaut?

Viele Grüsse von der Chamonna Tuoi

Urs

Cubemaster hat gesagt: RE:
Gesendet am 9. September 2014 um 03:11
Beim meinem Eintrag ins Gipfelbuch hatte ich sogar die Einträge gezählt. Es waren sehr wenige, ich glaube eine einstellige Zahl von Gruppen, genau weiß ich es nicht mehr...
Die Westwand-Route habe ich auch nirgendwo gefunden, sondern komplett selbst gesucht. Nach der topographischen Karte war ich der Meinung, das müsste gehen und hatte wohl recht. Da ein Bericht von mir bestimmt noch was dauert, hier ein ganz kurzer Überblick:
Von der Chamanna Marangun aus bis ganz zum Talschluss, dann rechts auf die Westwand zu (sehr mühsam, viel Geröll). Einstieg links unten in die Wand (Gletscherrest). Über Terassen und Bänder ein bisschen im Zickzack nach rechts oben (dabei ein paar Stufen erklettert, nie besonders hoch oder schwierig) und am Ende rechts bleiben (große, einfache Blöcke). Noch einmal ca. 10 Meter ziemlich steil und bröcklig auf den Grat hinauf und dann Gehgelände.
Ich weiß nicht, ob diese Route irgendwie schön ist oder eher nicht. Ich bin einfach gerne in den Bergen unterwegs, möglichst da, wo nicht so viele Leute sind.
Viele Grüße
Cubemaster


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