Heiterberg-Weißer Schrofen-Höferspitze


Publiziert von quacamozza , 23. Juni 2014 um 16:27. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:16 Juni 2014
Wandern Schwierigkeit: T6 - schwieriges Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: III (UIAA-Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 1210 m
Strecke:Baad-Bärgunthütte-Üntschenpass-Gamsfuß-Älpeleskopf-Heiterberg-Weißer Schrofen-Höferspitze-Hochalppass-Bärgunthütte-Baad (15 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Oberstdorf ins Kleinwalsertal bis Baad; dort einige P (Tagesgebühr 3 €)
Kartennummer:AV-Karte Bayerische Alpen BY 2 1:25 000 Kleinwalsertal Hoher Ifen, Widderstein

Die Heiterberg-Runde von Baad aus ist eine anspruchsvolle und landschaftlich wunderschöne Unternehmung für erfahrene Bergsteiger, die sich im Steilgras genauso zuhause fühlen wie im brüchigen Fels. Außerdem ist die Bergtour botanisch und geologisch ein absoluter Leckerbissen.

Die Tour steht der namhafteren Elfer-Liechelkopf-Runde in nichts nach und bietet ein unvergessliches Erlebnis. Abwechslungsreicher kann eine Bergtour nicht sein. Für uns 5 Sterne deluxe.


Zur Schwierigkeit:

Eine Stelle III (direkte Erkletterung am Weißen Schrofen; Umgehungsvariante II), einige Stellen II am Heiterberg- und Älpeleskopf-Nordgrat sowie am Weißen Schrofen und bis zu 60 Grad steiles Gras und Schrofen am Älpeleskopf. An der Schlüsselstelle fester Fels, ansonsten teilweise sehr mürbe.


Zur Ausrüstung:

Wanderstöcke und Pickel



Von den Parkplätzen in Baad (1222m) geht es auf bequemem Weg in einer halben Stunde aufwärts zur Bärgunthütte (1391m). 

Noch kurz Richtung Hochalppass weiter, bis man direkt hinter einem Bachlauf bei der Materialseilbahn zur Stierlochalpe den Wanderweg verlässt. Auf einem schmalen Steig gewinnen wir recht zügig an Höhe und erreichen bald die Stierlochalpe (1562m).

Der schmale Pfad ist nun immer weniger ausgeprägt. Tendenziell hält man sich am besten in Nähe des Bachbettes, sobald man dieses erreicht hat. Eigentlich sollte es etwas links oberhalb des Baches weitergehen, doch der Pfad ist hoffnungslos zugewuchert, mühsam zu gehen und schwer zu finden. Außerdem ist unterhalb des Üntschenpasses der Hang auf voller Breite abgerutscht, so dass man ohnehin besser beraten ist, rechts ausholend die sichtbare Passhöhe anzusteuern.

Der stark bewachsene Hang ist zwar ebenfalls mühsam. Trotzdem kommt man ganz gut und ohne größeren Kraftverlust nach oben. Etwas über dem Üntschenpass (1854m) gelangen wir auf die Grathöhe. Nördlich oberhalb sehen wir ein Kreuz, das auf einer Schulter des Verbindungsgrates Güntlespitze-Wannenberg steht.

Zeitbedarf: 1 Std 30 min ab Baad


Jetzt heißt es erstmal aufpassen auf den Zaun und dessen am Boden liegenden Reste, die sich schnell in der Hose verfangen können. 
Auf der anderen Seite der Scharte ließe sich nach Hopfreben absteigen.

Langsam wird das Gelände stotziger. Durch starken Erlenbewuchs gelangen wir an eine Felsstufe, die wir rechts in steilen, aber gut gangbaren Schrofen (T 5) umgehen, um sobald als möglich auf die Grathöhe zurückzukehren. Teilweise erleichtern sogar angedeutete Pfadspuren die Orientierung. Kurz vor dem Gamsfuß wartet die erste leichte Kletterstelle (I; ausgesetzt), die man aber auch links im Gras auslassen kann. So sind wir dann etwas überrascht, dass dieser Teil im AVF mit II bewertet wird. Bis hierher sollte das Gelände für routinierte Begeher keine ernsthaften Probleme bereiten.

Auf dem Gamsfuß (1990m) hat man viel Platz. Da das Gelände sehr bald ungemütlicher wird, ist die Grasschulter ein geeigneter Picknickplatz. Von links kommt die Skiroute hoch. Ein ideales Terrain für eine tolle Abfahrt. Nicht umsonst stand die Tour diesen Winter auf dem Programm, aber die Skier blieben bekanntermaßen im Keller.

Vom Gamsfuß über die flache Wiese und an den Fuß der ersten Felsstufe. Diese kann nicht direkt am Grat überklettert werden. Also müssen wir nach rechts ausweichen. Wir haben uns vom Gamsfuß zwei Möglichkeiten ausgeschaut. Ich ergreife gleich die erstbeste Chance und klettere über eine senkrechte, aber perfekt mit Griffen ausgestattete Stufe hoch (II+), während Matze noch weiter nach rechts quert und über bröselige Schrofen die Stufe überwindet (T 5). Hier sind bereits absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit Trumpf. Wem es flau im Magen wird, dem legen wir die sofortige Umkehr nahe, denn es wird noch deutlich anspruchsvoller und ausgesetzter, und später am Grat ist der Rückweg selbst für erfahrene Steilgrasexperten sehr anspruchsvoll.

Doch zunächst geht es in wieder einfacherem Gelände auf einen unscheinbaren Graskopf. Nach dessen Übersteigung nähern wir uns rasch den atemberaubend steilen Abbrüchen des Älpeleskopf-Nordgrates.
Schnell steilt die Flanke auf. Die Platten werden rechts umgangen. Ein Pickel ist hier immer hilfreich. Der beste Weg durch die bis zu 60 Grad steile Gras- und Schrofenflanke will gefunden werden. Wir steigen etwas rechts der Kante auf. Unter einem kleinen Überhang queren wir zurück nach links. Das Gras ist einigermaßen gestuft und leidlich abgetrocknet. Trotzdem muss man diesen Abschnitt mit T 6 klassifizieren.

Wir müssen aufpassen, dass wir uns nicht von der überwältigenden Blumenpracht zu sehr ablenken lassen. Ein kurzer Rückblick in die Tiefe lässt einen den Atem anhalten. Auf dem Älpeleskopf kann man schon fast von "Wandausstieg" sprechen, so steil ist es. Unvermittelt stehen wir auf dem Gipfel des Älpeleskopfes (2161m; im neuen AVF "Steinmannl").

Der Weiterweg zum Heiterberg sieht zunächst mal gar nicht so wild aus. In die die beiden Gipfel trennenden Scharte kommt man ohne Probleme. Den scharfen Grat stellen wir uns doch etwas schmaler vor. Anschließend sehen wir den "schwarzen Gipfelaufschwung" im Detail. Wir legen Hand an den Fels...schöner Blätterkrokant, dazu ordentlich ausgesetzt, aber von der Schwierigkeit nur II. Auf jeden Fall sollte man sehr vorsichtig klettern.
Zuletzt wieder einfach (I und Grasgrat) stehen wir bald auf dem Gipfel des Heiterbergs (2188m). Es gibt weder Kreuz noch Buch, noch nicht einmal eine Möglichkeit, ein Buch zu deponieren. Nur eine schmale Grasschneide, auf der man es sich gemütlich machen kann.

Zeitbedarf: 1 Std 15 min vom Üntschenpass


Vom Heiterberg zunächst kurz auf dem Nordgrat zurück, dann über einen steilen Mergelhang. Vorsicht ist angesagt, vor allem natürlich in ausgemergeltem Zustand. Der Weiterweg führt über unschwieriges Gras hinunter, bis am Westgipfel des Weißen Schrofens die ersten Felsen überklettert werden (I). Kurz vor dem höchsten Punkt steigen wir nach links in eine brüchige Rinne und damit hinab an den Fuß der Felsen (I-II). Dann wieder leicht in die Scharte vor dem pfeilerartigen Weißen Schrofen.

Über die ersten Felsen (I-II) an die Kante. Hier zwei Möglichkeiten: Wir gehen die Kante direkt an, womit der Bereich leichter Kletterei endgültig verlassen wird (klettertechnische Schlüsselstelle, unten III, oben II; 3 ZH; oben nach 20 Metern Standhaken). Weiter rechts kann man den Aufschwung leichter erklimmen (II). Dann über den kurzen Gipfelgrat zum Weißen Schrofen (2145m). Wieder vermissen wir das GK und GB.

Zeitbedarf: 30 min vom Heiterberg


Vom Weißen Schrofen kann man sich gut an den vielen Bohrhaken orientieren. Der klotzige Gipfelaufschwung entpuppt sich als eher harmlos (knapp II), danach wird es ohnehin einfacher, bis der Grat noch vor der Scharte P.2055 grasig wird. In einfacher Wanderung über den schönen Grasgrat (bis T 4) hinüber zur Höferspitze (2131m). Neben dem GK existiert sogar ein GB, das jedoch bereits voll ist. Wir machen erstmal eine kleine Pause und genießen die weite Rundsicht.

Zeitbedarf: 30 min vom Weißen Schrofen


Der Abstieg vollzieht sich bis zur Ostgratschulter zunächst über den harmlosen, grasigen Grat. Danach steigen wir auf der Skiroute Richtung Nordwest zum Hochalppass (1938m) ab. Der Wegweiser, den man schon vom Grat aus sieht, dient als Orientierungshilfe. Wir beobachten einige Murmeltiere. Etwas oberhalb des Passes steht eine kleine Hütte. Am Pass sind wir endgültig wieder in der Zivilisation angelangt. 

Auf dem Widdersteinweg geht es schließlich über mehrere Stufen talwärts zur Bärgunthütte. Zwischendurch bieten sich noch tolle Ausblicke auf die geologisch interessanten Faltungen des Weißen Schrofens.

Zeitbedarf: 1 Std 30 min von der Höferspitze

Nach der gemütlichen Einkehr sind wir nach knapp 20 Minuten wieder zurück in Baad.












 


Tourengänger: frmat, quacamozza


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Kommentare (14)


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Andy84 hat gesagt: Tolle Tour !!!!
Gesendet am 23. Juni 2014 um 16:39
Bei den schönen Bildern stinkt es mir noch mehr das ich an dem Tag keine Zeit hatte. Des hätte mir wirklich gut gefallen.
Muss ich echt demnächst nachholen.
VG Andy

quacamozza hat gesagt: RE:Tolle Tour !!!!
Gesendet am 23. Juni 2014 um 16:52
Die Berge laufen Dir nicht weg, aber die Tour war auch wegen der vielen Blumen was Besonderes.

Gruß zurück und bis demnächst im schönen Allgäu
Ulf

yuki hat gesagt: Gratuliere Euch...
Gesendet am 23. Juni 2014 um 17:57
... zu dieser Hammer-Tour!!!

Herzlich
die Syoko

quacamozza hat gesagt: RE:Gratuliere Euch...
Gesendet am 23. Juni 2014 um 19:02
Da hättst auch Deinen Spaß gehabt. Aber es gibt ja noch einige andere Berge, die auf uns warten...in den nächsten Wochen geht's rund...

Lieben offiziellen Gruß
Ulf

Gelöschter Kommentar

quacamozza hat gesagt: RE:
Gesendet am 23. Juni 2014 um 19:08
Hallo Markus,

jetzt geht endlich die Bergsaison richtig los. Es gibt ja so viele schöne Touren, aber diese ist echt top. Die Fotos können das persönliche Erlebnis nicht mal annähernd beschreiben...

Sommerliche Grüße
Ulf

Nic hat gesagt: Glückwunsch!
Gesendet am 23. Juni 2014 um 20:00
Wenn ich mir die Fotos anschaue, ärgere ich schon ein wenig nicht dabei gewesen zu sein...Auf ein Wiedersehen im schönen Allgäu.

LG Nico

quacamozza hat gesagt: RE:Glückwunsch!
Gesendet am 23. Juni 2014 um 21:17
Hallo Nico,

ja, danke, das war wirklich eine richtig geniale Sache. Du wärst begeistert gewesen, ganz sicher. Endlich mal wieder eine gescheite Kombitour nach den Kanaren.

Langsam müssten wir auch mal wieder was zusammen gehen.
Du warst ja zwischenzeitlich in einer ganz anderen Ecke unterwegs...

Freue mich auch aufs Wiedersehen.

Bis demnächst
Lieben Gruß
Ulf

frmat hat gesagt: So....
Gesendet am 23. Juni 2014 um 20:50
...nun muss sich auch der Mitstreiter noch einmal zu Wort melden.
Lieber Ulf, das war ganz großes Tennis! Herrlich, die Allgäuer Bergwelt abseits ausgetretener Pfade zu erleben. Nochmals herzlichen Dank für die Kameradschaft am Berg und diesen tollen Bericht!

Viele Grüße, Matze

quacamozza hat gesagt: RE:So....
Gesendet am 23. Juni 2014 um 21:01
Lieber Matze,

oh Gott, bloß nicht zuviel der Ehre, sonst hebe ich hier noch ab :-))

Es war halt einfach eine affengeile Tour. Ich habe Dir zu danken...gerne wieder.
Hat sich's doch gelohnt, die große Kamera mitzuschleppen.

Das Grünhorn und das Walmendingerhorn liegen natürlich nicht "abseits ausgetretener Pfade". Aber es gibt noch weitere Top-Touren, die auf uns warten...

Bis demnächst
Lieben Gruß zurück
Ulf

Nik Brückner hat gesagt: Schad schad!
Gesendet am 24. Juni 2014 um 14:47
Nicht die Tour natöürlich!

Hi Ulf! Hi Matze!

Sondern die Tatsache, dass Judith7 und ich das neulich nicht gemacht haben. So ein bissl stand's ja auf der Liste, aber das Neuhornbachhaus ist dafür nicht der günstigste Standort. In diesem Sinne: Gratu! Aber wir kommen Euch hinterher!

Grüßle,

Nik

Mono hat gesagt: Frage/Kommentar
Gesendet am 20. August 2020 um 23:03
Servus Ulf,

vielen Dank für die tolle Beschreibung (und die unzähligen weiteren, die mich schon auf auf so vielen Bergabenteuern begleitet haben)! :D

Ich habe die Tour neulich gemacht und bin dabei über Deine Beschreibung "Kurz vor dem höchsten Punkt steigen wir nach links in eine brüchige Rinne und damit hinab an den Fuß der Felsen" gestolpert. Müsste es nicht heißen "Kurz NACH dem höchsten Punkt..."? Ich bin tatsächlich kurz vorher durch eine Rinne abgestiegen, was gefühlt den heikelsten Teil der Tour ausgemacht hat, und habe dann vom Weißen Schrofen gesehen, dass der Abstieg "kurz NACH dem höchsten Punkt" in eine kleine Rinne deutlich leichter (und logischer) ausschaut.

quacamozza hat gesagt: RE:Frage/Kommentar
Gesendet am 21. August 2020 um 12:48
Servus Mono,

danke für Deine Nachricht. Freut mich natürlich, wenn meine Tourenberichte hilfreich sind.
Wir sind damals tatsächlich vor dem höchsten Punkt abgestiegen, Auch bei meiner Spätherbsttour 2018 war das wegen der Vereisung der Felsen notwendig.
Aber Du hast recht. Der Zacken wird besser noch überklettert. Das ist die einfachste Möglichkeit.
Letztes Jahr bin ich‘s nochmal mit dem Stefan (Mc Grozy) abgelaufen und habe alle Varianten gecheckt. Man könnte als dritte Möglichkeit direkt alles überschreiten, dann ist es kurz III.

Sportliche Grüße
Ulf

Mono hat gesagt: RE:Frage/Kommentar
Gesendet am 3. September 2020 um 22:55
Vielen Dank für die Info, Ulf! Vielleicht ist sie auch zukünftigen Tourengehern von Nutzen...

Schöne Grüße
Daniel


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