Törlwand (2197 m) - Überschreitung mit Kreuztörlturm via Akademikerkante
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Seltsam geht es im Wilden Kaiser zu - so heißt die Südwand der Törlwand "Alte Südwand", obwohl sie nicht älter ist als die umliegenden Wände. Zumindest aber hat sie sich gut gehalten! Wahrlich überraschend ist zudem die Tatsache, dass die "Akademikerkante" auf den Kreuztörlturm auch von Nicht-Akademikern begangen werden darf, praktisch ist hingegen, dass ein Doktorhut am Gipfel auch den Nicht-Akademiker zum Absolventen macht. Und der Sinn der "Zwickstelle" am Baumgartenköpfl erschließt sich dem Reisenden wohl nur im Streitfall... Sensationen, Attraktionen im Wilden Kaiser!
Die hier vorgestellte Route leitet von der Wochenbrunneralm über die Akademikerkante hinauf zum Kreuztörlturm, im Anschluss daran wird die Törlwand über Alte Südwand und Normalweg überschritten. Ein Abstecher ins Reich der Kletterer darf auch mal sein - und wenn nicht im Wilden Kaiser, wo dann?!?
Los geht's am Parkplatz der Wochenbrunneralm, erreichbar auf einer Mautstraße von Ellmau. Der breiten Schotterstraße folgend, geht's hinauf zur Gaudeamushütte - wir freuen uns!
Vor der Hütte zweigt nach links ein Steig ab, der durch Wiesen- und Waldhänge hinüber zur Baumgartenalm quert und dann durch eine feuchte, grasige Mulde hinauf zur Wiese unter dem Brennenden Palven (Baumgartenköpfl) leitet. Der Abstecher zum kreuzgeschmückten Aussichtspunkt ist die wenigen Mühen wert - schöner Blick ins Tal und auf die Felsgipfel des Wilden Kaisers. Eine "Zwickstelle" dort wirft Fragen auf...
Von der Wiese aus folgt man dem Gildensteig, der durch Latschen- und Wiesengelände am schwach ausgeprägten Kamm - vorbei an der Wildererkanzel - bergauf in Richtung Kleines Törl führt. Schließlich biegt der Steig nach links um und führt in ein Schärtchen hinauf. Es folgt eine kurze, etwas ausgesetzte, leicht abschüssige Querung, dann ist der Abzweig zur Regalpwand erreicht - hier wird man später wieder von der Törlwand zurück kommen. Weiter geht's in Richtung Kleines Törl (Achtung: Beschilderung missverständlich montiert - Stand 05/2014), zunächst steil eine Rinne hinauf, dann im Quergang unter der eindrucksvollen Südwand der Törlwand direkt auf die schmale Scharte zu, die links vom Kreuztörlturm in beeindruckender Weise flankiert wird - was für ein Anblick! Die Akademikerkante zieht in gerader Linie derart himmelsstrebend nach oben, dass die Vertikale fast noch etwas vertikaler zu sein scheint als sonst. Am Kleinen Törl wird der markierte Steig nach links verlassen und am Gipfelaufbau des Kreuztörlturms ist der Anseilplatz erreicht.
Durch eine Rinne ein kurzes Stück etwas links haltend aufwärts (bis II) zum ersten Standplatz. Luftig um eine Kante herum und steil links aufwärts, bis der nächste Stand erreicht ist (durchgehend IV). Weiter nach rechts an die Kante und ziemlich eben ein paar Meter weiter queren (IV+, Schlüsselstelle), dann in einem Riss weiter zum nächsten Standplatz (IV). Wenige Meter rechts der Kante steil hinauf, bis der Gipfelgrat erreicht ist (IV). Am Grat ein paar Meter ausgesetzt aber unschwierig (I+) hinüber zum Gipfelkreuz, wo ein altes Gipfelbuch und als besonderes Highlight ein Doktorhut (!) wartet. Natürlich ist der Kreuztörlturm ein kaiserlicher Aussichtsthron - die umliegenden scharf geschnittenen Kalkzinnen wissen zu beeindrucken. Noch imposanter ist allerdings der Tiefblick, denn der Turm bricht nach allen Seiten hin steil ab.
Durch Abseilen gelangt man wieder hinunter zum Kleinen Törl: Vom obersten Standplatz hinunter zum weiter unten gelegenen. Dann in Falllinie über einen Überhang hinunter, ein paar Meter unterhalb befindet sich in Abseilrichtung links ein von oben nicht zu sehender Abseilstand. Von ihm weiter bis zum Anseilplatz.
Jetzt geht's weiter zur beeindruckenden Törlwand! Auf dem Gildensteig ein Stück bergab bis unter die steile Südwand derselben. Über den schrofigen Vorbau und anschließend in einem Kamin aufwärts (II, Standplatz). Auf einem Grasband nach rechts hinüber in eine kaminartige Rinne (III-, Standhaken). Zunächst im Kamin, dann wenig links davon aufwärts (IV-, Schlüsselstelle). Für ein paar Meter zurück in die Rinne und danach links ansteigend auf eine Rampe und über sie hinauf zur breiten Geröllterrasse, die in der Südwand eingelagert ist (bis III, weiter oben II; Standplatz). Auf der Terrasse weiter, bis es deutlich vor der markanten Verengung zunächst direkt, anschließend deutlich rechts und dann wieder steil nach oben haltend hinauf zu einer Nische geht (bis III, Standplatz). Kurz in einem Riss aufwärts und nach links luftig um die Ecke hinauf zum Grat (IV-, Stand) und auf ihm in wenigen Metern zum Gipfel. Dort soll ein Gipfelbuch liegen, wir haben es leider übersehen. Der Ausblick entspricht in etwa dem vom Kreuztörlturm, auch die Ausgesetztheit kommt in ähnlicher Weise zur Geltung.
Der Abstieg von der Törlwand verläuft auf dem Normalweg: In südöstlicher Richtung ausgesetzt dem Grat folgen oder ebenso ausgesetzt auf schwachen Trittsuren auf der Nordseite zu einer kleinen Scharte (I). Südlich absteigend um eine massive Graterhebung herum (I) zu einem ausgezeichnet eingerichteten Standplatz. Weiter auf einer schrofigen Rampe hinunter in Richtung der ungemein scharf eingeschnittenen Scharte, das letzte Stück ausgesetzt durch einen Kamin hinunter (II, Schlüsselstelle) zu einem Klemmblock in der Scharte (alternativ hierhin abseilen). Nach Süden durch eine steile Rinne hinab (II), bis man nach links über ein kleines Schärtchen zum markierten Regalpwand-Steig queren kann. Ihm folgend, über eine Rinne und deren linke Begrenzung hinunter, dann rechts abwärts querend zurück zum Gildensteig. Der restliche Abstieg verläuft auf dem Anstiegsweg.
Schwierigkeiten:
Wanderung zur Gaudeamushütte: T1 (alternativ mit dem Radl L).
Brennender Palven (Baumgartenköpfl): T2 (Wege teils recht rutschig).
Auf dem Gildensteig zum Kleinen Törl: T3.
Via "Akademikerkante" zum Kreuztörlturm: IV+ (durchgehend IV, nahezu nie leichter; fest und griffig, sehr alpine Absicherung, Prädikat "sehr luftig").
Über "Alte Südwand" zur Törlwand: IV- (zwei Stellen, sonst häufig II und III; Absicherung besser als an der "Akademikerkante"; fest und griffig; Schlüsselstelle nass).
Abstieg via Südostgrat: T5+, II (nur eine kurze Stelle, ansonsten einfacher, aber ausgesetzt).
Fazit:
Eine abwechslungsreiche 4*-Unternehmung im Wilden Kaiser, die zwei Klassiker miteinander verbindet. Die beiden Kletterführen sind gutgriffig und fast immer fest, bei beiden geht es schön luftig zur Sache. Die Tour geht aufgrund ihrer südseitigen Lage schon relativ früh im Jahr, allerdings kann der Abstieg auf dem Regalpwand-Steig bei Schnee anspruchsvoll sein. Vor allem an der "Akademikerkante" kann die Absicherung durchaus als "alpin" bezeichnet werden - ausreichend Bandschlingen mitnehmen, Keile oder Friends haben wir auf beiden Führen nicht verwendet.
Mit auf Tour: Uwe.
Anmerkungen:
Die Schwierigkeitsbewertung der Akademikerkante erfolgte anhand des Alpenvereinsführers Kaisergebirge, zur Bewertung der Alten Südwand haben wir das Topo von www.bergsteigen.com verwendet.
Kategorien: Kaisergebirge, 4*-Tour, 2100er, T5.
Die hier vorgestellte Route leitet von der Wochenbrunneralm über die Akademikerkante hinauf zum Kreuztörlturm, im Anschluss daran wird die Törlwand über Alte Südwand und Normalweg überschritten. Ein Abstecher ins Reich der Kletterer darf auch mal sein - und wenn nicht im Wilden Kaiser, wo dann?!?
Los geht's am Parkplatz der Wochenbrunneralm, erreichbar auf einer Mautstraße von Ellmau. Der breiten Schotterstraße folgend, geht's hinauf zur Gaudeamushütte - wir freuen uns!
Vor der Hütte zweigt nach links ein Steig ab, der durch Wiesen- und Waldhänge hinüber zur Baumgartenalm quert und dann durch eine feuchte, grasige Mulde hinauf zur Wiese unter dem Brennenden Palven (Baumgartenköpfl) leitet. Der Abstecher zum kreuzgeschmückten Aussichtspunkt ist die wenigen Mühen wert - schöner Blick ins Tal und auf die Felsgipfel des Wilden Kaisers. Eine "Zwickstelle" dort wirft Fragen auf...
Von der Wiese aus folgt man dem Gildensteig, der durch Latschen- und Wiesengelände am schwach ausgeprägten Kamm - vorbei an der Wildererkanzel - bergauf in Richtung Kleines Törl führt. Schließlich biegt der Steig nach links um und führt in ein Schärtchen hinauf. Es folgt eine kurze, etwas ausgesetzte, leicht abschüssige Querung, dann ist der Abzweig zur Regalpwand erreicht - hier wird man später wieder von der Törlwand zurück kommen. Weiter geht's in Richtung Kleines Törl (Achtung: Beschilderung missverständlich montiert - Stand 05/2014), zunächst steil eine Rinne hinauf, dann im Quergang unter der eindrucksvollen Südwand der Törlwand direkt auf die schmale Scharte zu, die links vom Kreuztörlturm in beeindruckender Weise flankiert wird - was für ein Anblick! Die Akademikerkante zieht in gerader Linie derart himmelsstrebend nach oben, dass die Vertikale fast noch etwas vertikaler zu sein scheint als sonst. Am Kleinen Törl wird der markierte Steig nach links verlassen und am Gipfelaufbau des Kreuztörlturms ist der Anseilplatz erreicht.
Durch eine Rinne ein kurzes Stück etwas links haltend aufwärts (bis II) zum ersten Standplatz. Luftig um eine Kante herum und steil links aufwärts, bis der nächste Stand erreicht ist (durchgehend IV). Weiter nach rechts an die Kante und ziemlich eben ein paar Meter weiter queren (IV+, Schlüsselstelle), dann in einem Riss weiter zum nächsten Standplatz (IV). Wenige Meter rechts der Kante steil hinauf, bis der Gipfelgrat erreicht ist (IV). Am Grat ein paar Meter ausgesetzt aber unschwierig (I+) hinüber zum Gipfelkreuz, wo ein altes Gipfelbuch und als besonderes Highlight ein Doktorhut (!) wartet. Natürlich ist der Kreuztörlturm ein kaiserlicher Aussichtsthron - die umliegenden scharf geschnittenen Kalkzinnen wissen zu beeindrucken. Noch imposanter ist allerdings der Tiefblick, denn der Turm bricht nach allen Seiten hin steil ab.
Durch Abseilen gelangt man wieder hinunter zum Kleinen Törl: Vom obersten Standplatz hinunter zum weiter unten gelegenen. Dann in Falllinie über einen Überhang hinunter, ein paar Meter unterhalb befindet sich in Abseilrichtung links ein von oben nicht zu sehender Abseilstand. Von ihm weiter bis zum Anseilplatz.
Jetzt geht's weiter zur beeindruckenden Törlwand! Auf dem Gildensteig ein Stück bergab bis unter die steile Südwand derselben. Über den schrofigen Vorbau und anschließend in einem Kamin aufwärts (II, Standplatz). Auf einem Grasband nach rechts hinüber in eine kaminartige Rinne (III-, Standhaken). Zunächst im Kamin, dann wenig links davon aufwärts (IV-, Schlüsselstelle). Für ein paar Meter zurück in die Rinne und danach links ansteigend auf eine Rampe und über sie hinauf zur breiten Geröllterrasse, die in der Südwand eingelagert ist (bis III, weiter oben II; Standplatz). Auf der Terrasse weiter, bis es deutlich vor der markanten Verengung zunächst direkt, anschließend deutlich rechts und dann wieder steil nach oben haltend hinauf zu einer Nische geht (bis III, Standplatz). Kurz in einem Riss aufwärts und nach links luftig um die Ecke hinauf zum Grat (IV-, Stand) und auf ihm in wenigen Metern zum Gipfel. Dort soll ein Gipfelbuch liegen, wir haben es leider übersehen. Der Ausblick entspricht in etwa dem vom Kreuztörlturm, auch die Ausgesetztheit kommt in ähnlicher Weise zur Geltung.
Der Abstieg von der Törlwand verläuft auf dem Normalweg: In südöstlicher Richtung ausgesetzt dem Grat folgen oder ebenso ausgesetzt auf schwachen Trittsuren auf der Nordseite zu einer kleinen Scharte (I). Südlich absteigend um eine massive Graterhebung herum (I) zu einem ausgezeichnet eingerichteten Standplatz. Weiter auf einer schrofigen Rampe hinunter in Richtung der ungemein scharf eingeschnittenen Scharte, das letzte Stück ausgesetzt durch einen Kamin hinunter (II, Schlüsselstelle) zu einem Klemmblock in der Scharte (alternativ hierhin abseilen). Nach Süden durch eine steile Rinne hinab (II), bis man nach links über ein kleines Schärtchen zum markierten Regalpwand-Steig queren kann. Ihm folgend, über eine Rinne und deren linke Begrenzung hinunter, dann rechts abwärts querend zurück zum Gildensteig. Der restliche Abstieg verläuft auf dem Anstiegsweg.
Schwierigkeiten:
Wanderung zur Gaudeamushütte: T1 (alternativ mit dem Radl L).
Brennender Palven (Baumgartenköpfl): T2 (Wege teils recht rutschig).
Auf dem Gildensteig zum Kleinen Törl: T3.
Via "Akademikerkante" zum Kreuztörlturm: IV+ (durchgehend IV, nahezu nie leichter; fest und griffig, sehr alpine Absicherung, Prädikat "sehr luftig").
Über "Alte Südwand" zur Törlwand: IV- (zwei Stellen, sonst häufig II und III; Absicherung besser als an der "Akademikerkante"; fest und griffig; Schlüsselstelle nass).
Abstieg via Südostgrat: T5+, II (nur eine kurze Stelle, ansonsten einfacher, aber ausgesetzt).
Fazit:
Eine abwechslungsreiche 4*-Unternehmung im Wilden Kaiser, die zwei Klassiker miteinander verbindet. Die beiden Kletterführen sind gutgriffig und fast immer fest, bei beiden geht es schön luftig zur Sache. Die Tour geht aufgrund ihrer südseitigen Lage schon relativ früh im Jahr, allerdings kann der Abstieg auf dem Regalpwand-Steig bei Schnee anspruchsvoll sein. Vor allem an der "Akademikerkante" kann die Absicherung durchaus als "alpin" bezeichnet werden - ausreichend Bandschlingen mitnehmen, Keile oder Friends haben wir auf beiden Führen nicht verwendet.
Mit auf Tour: Uwe.
Anmerkungen:
Die Schwierigkeitsbewertung der Akademikerkante erfolgte anhand des Alpenvereinsführers Kaisergebirge, zur Bewertung der Alten Südwand haben wir das Topo von www.bergsteigen.com verwendet.
Kategorien: Kaisergebirge, 4*-Tour, 2100er, T5.
Tourengänger:
83_Stefan

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