Entlang der Wiggere und über die Höhen des Napfgebietes


Publiziert von ABoehlen , 10. Mai 2014 um 14:48.

Region: Welt » Schweiz » Luzern
Tour Datum:10 April 2014
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-LU 
Aufstieg: 450 m
Abstieg: 490 m
Strecke:Wolhusen-Weid - Bärrüti - Unterlängenbüel - Längenbüelschür - Ätzlischwand - Schrufenegg - Wolhusen, 14 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:cff logo Wolhusen Weid
Zufahrt zum Ankunftspunkt:cff logo Wolhusen
Kartennummer:LK1149 Wolhusen

Eine Tour, die mit ziemlich viel Nostalgie verbunden ist, beginnt heute morgen an der relativ neuen S-Bahn Haltestelle Wolhusen Weid. Ich staune, wie schnell man eigentlich von Worb nach Wolhusen gelangt, wenn man vom Dorf aus das Postauto nach Worb SBB benützt, dann auf die S2 wechselt und in Konolfingen auf den RE umsteigt. Sollte eigentlich ein Grund sein, diese Gegend wieder vermehrt für Wanderungen zu berücksichtigen!

Mein erster Besuch hier ist schon ein Vierteljahrhundert her. Beim Studium alter LK25-Karten meines Vaters haben damals vor allem die vielen wilden Flusstäler auf dem Kartenblatt Wolhusen mein Interesse geweckt. Auf einer kurzen Tour an einem nebligen Herbsttag 1989 konnte ich dann zum ersten Mal selbst ein solches Tal erwandern, nämlich jenes der Wigger, nicht weit von Wolhusen. Von Bärrüti, am Ende des Fahrsträsschens sind wir dem Bach talaufwärts gefolgt, wo zwar noch Reste eines Weges erkennbar waren, insgesamt aber die Wildnis dominierte.

Ganz anders präsentierte sich beim nächsten Besuch 2006 der Unterlauf dieses Flüsschens, wo es seit kurzem einen neuen Uferweg gab. In Talhof nach rund 2 Kilometern war dieser aber zu Ende und für den Weiterweg musste die Strasse benutzt werden.

Seit etwa 2010 besteht nun eine Fortsetzung bis nach Bärrüti, und um diese kennenzulernen, sind wir wie eingangs erwähnt nach Wolhusen Weid (609 m) gefahren. Bis zum Bach ist es von der Haltestelle aus nur einen Katzensprung und bald umgibt uns die Stille der Natur. Wir passieren eine Kiesgrube und einen Belag-Recycling-Platz, später ein eingezäuntes Areal gegenüber des Baches und schliesslich wird aus dem Natursträsschen ein Pfad, welcher sich mehrheitlich dem Bach entlang schlängelt, und nur bei besonders engen Passagen nach oben in den Abhang ausweicht. Wir sind nun richtig in eine typische Napflandschaft eingetaucht, mit dichten Wäldern, steilen Abgründen, Nagelfluhwänden und kleinen Wasserfällen.

Unterhalb von Talhof beginnt der neue Abschnitt, wo auf kleinen Informationstafeln steht, dass dieser "Wiggeruferweg" für den so genannten Prix Rando 2010 nominiert war. Was das genau bedeutet, entzieht sich aber meiner Kenntnis. Verdient hätte dieser Weg einen Preis auf jeden Fall!

Schliesslich erreichen wir in Bärrüti (733 m) das Ende des Wiggeruferweges. Auch das asphaltierte Fahrsträsschen endet hier. Das namensgebende Gehöft klebt hoch oben am nordseitigen Hang. Wir folgen nun aber der alten Hofzufahrt nach Unterlängebüel, die inzwischen fast völlig zerfallen ist. Eine gewaltige Szenerie erwartet uns: ein richtiger Felsenkessel, wo zuhinterst ein Bach darüberstürzt. Der darunter hindurchführende Weg, den wir am 24. April 2006 noch gut passieren konnten, ist vollkommen erodiert, aber eine ganz schmale Passage führt hinter dem Wasserfall durch auf die andere Seite. Beeindruckend!

Durch eine aus dem Fels herausgeschlagene Passage, wo man gut die ursprüngliche Breite dieser Strasse erkennen kann, gelangen wir aus dem Wald hinaus ins offene Grasland. Bei der Holzhütte am Waldrand legen wir eine wohlverdiente Pause ein und geniessen den herrlichen Sonnenschein.

Über uns erblicken wir nun das Gehöft Unterlängebüel (868 m), welches wir nach einem recht steilen Anstieg bald erreichen, und wo uns ein Appenzeller "Bläss" lautstark begrüsst. Weiter geht es durch ausgedehntes Grasland zum Allmendwald hin, wo wir - weiter kontinuierlich ansteigend - das Zufahrtssträsschen zu den Höfen (Ober- und Unter-) Längebüel, Waldisbüel und Geierschwand queren. Kurz darauf sind wir oben auf dem Grat und stossen überraschend auf einen prächtigen Picknickplatz mit Tischen und Bänken und einer einzigartigen Aussicht. Das passt perfekt, denn es ist Mittag geworden und der Magen knurrt!

Von dieser höchsten Stelle der heutigen Tour (ca. 990 m) schweift der Blick über die Gräte und Abgründe des nordöstlichen Napfgebiets. Auf der hintersten, höchsten Kette mit Ober Änzi, Hengst und Napf liegen noch Schneefelder, während hier, rund 400 Meter niedriger, schon die Kühe im frischen, saftigen Gras weiden.

Nach dem Essen und dem Nickerchen beginnt nun eine ausserordentlich schöne Höhenwanderung mit prächtigen Aussichten. Nördlich begleitet uns das am Morgen durchquerte Tal der Wigger, südlich jenes des Flüebaches, welches mir ebenfalls bestens in Erinnerung ist.

Am Waldrand oberhalb der Kirche von Steinhusen wurden 2011 als Schulprojektarbeit zwei Panoramatafeln erstellt, welche die Aussicht detailliert erläutern. Wir biegen nun in den Weg ein, welcher auf den Grat führt, der die beiden Täler Stampfigraben und Badtobel trennt. Auch letzteres Tal ist mit Erinnerungen verbunden: Am 26. April 2000 bin ich mit Oskar beim "Bad" in diese grüne Hölle eingetaucht. Wir waren auf den Spuren eines Weges, der bis dahin in unseren Landeskarten verzeichnet war. Diesen konnten wir allerdings nicht mehr finden, stattdessen Felsstufen mit Wasserfällen und massenhaft Fallholz. Noch vor der Gabelung beim Pt. 649 sind wir in direkter Linie die Nordseite hochgekraxelt und unweit der Schrufenegg (800 m) ins Freie gelangt.

Diese Stelle passierend, gelangen wird bald auf ein Betonplattensträsschen, welches immer steiler bergab führt. Das Anwesen Schattweid liegt mitten im Steilhang. Auf einem ruppigen Fussweg geht's weiter zum Haus "Bergli", welches wohl definitiv nicht mehr bewohnt ist und teilweise schon auseinanderfällt. Eine Zufahrt gibt's nicht! Diese endet weiter unten beim nächsten Haus (Pt. 624) - auch dies ein Weg aus Betonplatten. Wir benützen aber den alten Weg, der noch steiler ist, und offenbar mal einem Subaru zum Verhängnis wurde. Direkt an der Abbruchkante zum Stampfigraben steckt dieser nämlich im Boden fest, nachdem er sich offenbar selbständig gemacht und hier zum Stillstand gekommen ist.

Und plötzlich sind wir unten und gleich mitten im Quartier Kommetsrüti von Wolhusen. Solch einen abrupten Übergang von wilder, urtümlicher Napflandschaft mit ruppigem Gelände, abenteuerlichen Zufahrten und an den Hängen klebenden Berghöfen zu Wohnblocks, Terrassenhäusern und Verkehr, gibt es wohl kaum anderswo. Jedenfalls brauche ich einen Moment, bis ich mich wieder an die Menschen und den regen Velo- und Autoverkehr gewöhne. Und der Verkehr in Wolhusen ist dramatisch! Ohne Möglichkeit einer Umfahrung quälen sich die Lastwagen und Autos der Hauptstrassen 2a und 10, die sich hier vereinen, mitten durch die Ortschaft. Da der Bahnhof leider auf der anderen Seite des Dorfes liegt, müssen wir da auch durch. Dabei hat der Feierabendverkehr noch gar nicht eingesetzt...

Um 15:45 Uhr kommen wir schliesslich am Bahnhof (565 m) an, und nachdem wir im Shop den Code des WCs ausfindig gemacht haben, können wir uns umziehen und frisch machen. Anschliessend gibts eine wohlverdiente Erfrischung. Nur Ansichtskarten für die Lieben daheim können wir (wieder) nicht schreiben - der Verkäufer im Shop weiss angeblich nicht mal, was das ist...

Tourengänger: ABoehlen, Stini


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Kommentare (2)


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bidi35 hat gesagt:
Gesendet am 10. Mai 2014 um 16:55
ganz interessante Schilderung einer anscheinend wenig begangenen Wanderung...danke.

LG Heinz

ABoehlen hat gesagt: RE:
Gesendet am 11. Mai 2014 um 10:01
Danke :-) Ja, dieser Teil des Napfgebietes ist wenig bekannt und ganz und gar nicht überlaufen. Wir haben den ganzen Tag keine anderen Wanderer gesehen, obwohl wir ausschliesslich auf markierten Wegen gewandert sind!

LG Adrian


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