Lost in Paradise! Greina und Piz Terri NW-Flanke
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Glücklicherweise brandete Mitte der 80iger-Jahren eine Welle des Protestes durch die ganze Schweiz, als die Herren des Stromgeschäftes die Greina-Ebene unter Wasser setzen wollten. Als Resultat dürfen wir uns heute immer noch an der Einzigartigkeit dieses schönen Fleckens Schweiz erfreuen. Ganz besonders im Winter, wenn die Landschaft im Gegensatz zum Sommer sehr wenig Besuch erhält und sich erst noch eine super komfortable Hütte als "Basislager" anbietet. Ab in die Greina!
28.03.2014 Vrin - Camona da Terri 2170m
In Vrin ticken die Uhren irgendwie etwas langsamer und wir hatten das Gefühl in einer anderen Welt angelangt zu sein. Und doch spürt man eine Aufbruchstimmung, die ablesbar ist an den neu interpretierten Strickbauten Caminadas und den vielen Stallungen und Nutzgebäude, denen wieder Leben eingehaucht wurde. Hier will man der Theorie der alpinen Brachen bewusst die Stirn bieten. Spätestens nach dem Weiler Puzzatsch, dessen Postautohaltestelle sich noch unter 1m Schnee befand, wird die alpine Brache zumindest im Winter Realität. Hierher verirren sich nur wenige Skitouristen, die vereinzelt die Hänge beackern. Wir legten eine Spur durch das zu Beginn recht enge Tal des Aua da Diesrut bevor wir zur Alp Tegia Sut aufstiegen. Wider erwarten blies uns ein mässiger Wind entgegen, der in höheren Lagen mächtig Schnee verfrachtete. Der Wechsel von feuchtem und trockenem Schnee führte schon bald zu unüberhörbarem fluchen, da an den Fellen kiloweise Schnee festfror. Bald war der Pass Diesrut erreicht und voller Spannung erwarteten wir die ersten Einblicke in die versteckte Greina-Hochebene. Die Weite der Hochebene unter einem stahlblauen Himmel mit vereinzelten Quellwolken sah fantastisch aus! Ein kleines, feines Paradies... Nach einer kurzen Abfahrt, fellten wir erneut an und nahmen den Weg um den Muot la Greina gerne in Kauf. Abermals hinderten uns lästige Stollen am zügigen Vorwärtskommen, doch alleine der Aufenthalt in dieser grandiosen Umgebung entschädigte die Mühen. Vom P. 2194 könnte man übrigens auch etwas gegen den Muot la Greina hochsteigen und dann via einen schönen Hang direkt vor die Hüttentüre abfahren. Nach gut 4 Stunden erlösten wir uns von den schweren Rucksäcken und erkundeten die Hütte. Ultra gemütlich und komfortabel kann ich da nur sagen, inkl. Getränke und Plumpsklo. Die Vorfreude auf die kommenden Tage in unserem Paradies lag spürbar in der Luft...
29.03.2014 2x Pizzo Coroi, 2785m und fast Piz Greina, 3124m
Nach einer herrlich ruhigen Nacht unter den warmen Duvets verliessen wir unser Zuhause kurz nach 7:00. Insgeheim hoffte ich auf eine Besteigung des Piz Terri, doch die immer noch mässigen Winde und riesigen Schnee- und Wolkenfahnen am Terri machten diese Unternehmung schlichtwegs unvernünftig. Ich haderte noch etwas mit diesem Fakt, doch dann näherten wir uns über die weite Ebene dem Pizzo Coroi, dessen Nordhänge grosses Pulververgnügen verhiessen. Die Motivation war zurück und so legten wir eine schöne Spur zum Gipfel. Von diesem erhält man einen guten Einblick in eine von Skitouristen noch wenig besuchte Gegend. Nur der Wind störte etwas. Die anschliessende Abfahrt war einfach genial. Über die nirgends steiler als 35° geneigten Nordhänge konnten wir so richtig Gas geben. Wir entschlossen uns für eine 2. Runde, denn schliesslich gabs Platz und Powder en masse. Da ich mir noch Chancen ausmalte, den Piz Vial in meine Gipfelsammlung einzureihen, forcierte ich nach der 2. Abfahrt dessen Besteigung. Und schon legten wir eine Spur in die Südhänge unter dem Piz Vial. Allerdings drückten im Tagesverlauf immer mehr Wolken von Süden herein und vernebelten die Gipfel zusehends. Der ästhetische und raufreif-verzierte Piz Gaglianera konnte den Wolken noch am längsten trotzen, während sein östlicher, höherer Nachbar Piz Vial im Wolkengrau verschwand. Wir brachen den Besteigungsversuch deswegen noch vor dem Skidepot ab und traversierten zum Glatscher dalla Greina. Die Abfahrt unter der Südflanke des Piz Stiarls bis hinunter zur Hütte war Spass pur, obwohl der Wind hier bereits arg gewütet hatte. Nach guten 2000HM Aufstieg und ebenso viel Abfahrt genossen wir ein exclusives 5-Gang Menü in der gemütlichen Atmosphäre der Terrihütte. Wir sollten die kommende Nacht wieder ruhig schlafen, ohne von weiteren schnarchenden Hüttengästen gestört zu werden.
30.03.2014 Piz Terri via NW-Flanke
Der Morgen verhiess mit viel Wind nichts gutes und so legten wir uns trotz Zeitumstellung eine weitere Stunde in die warmen Betten. Da wir dem Terri unter diesen Voraussetzung wenig Chancen einräumten, wollten wir mindestens dem Piz Vial und Gaglianera unsere Ehre erweisen. Kaum waren wir jedoch beim P. 2265 angelangt, legte sich der Wind und der Blick zum Terri sah vielversprechend aus. Für mich war die Sache sofort klar und bald konnte ich auch meine Kollegen von einem Besuch des Terri überzeugen. Via Val Canal gelangten wir unter die steilen NE-Hänge des Piz Ner. Strenge Spurarbeit war nun angesagt um den eigentlich namenlosen Terri See zu erreichen. Ich traute meinen Augen nicht, als in der NW-Flanke des Terri eine Aufstiegsspur und 10 kleine, schwarze Punkte erspähte. Naja, first come, first served! Glücklicherweise kehrten bald darauf einige Punkte um. Deren Abfahrtsspuren sahen vielversprechend aus! Bald waren wir auch am Fuss der rund 350m hohen Steilflanke angelangt. Die gute Spur verhalf uns zu einem schnellen Aufstieg, den wir aber unterbrachen, um die vor uns gestartet Sechsergruppe die Abfahrt antreten zu lassen. Eine gute Idee, denn wahre Schneekaskaden ergossen sich nun die Wand hinunter. Es hätte einen wohl weggespült... Wir bedankten uns und gratulierten den locals zur erfolgreichen Befahrung, doch dann wollten wir hoch. Nur noch zu zweit erklommen wir die verbleibenden 200 Höhenmeter. Überraschend steil präsentierte sich der Fussaufstieg durch den tiefen Schnee. Etwas unterhalb des Gipfel querten wir auf den NW-Grat und gelangten über diesen unschwierig zum exponierten Gipfel. Aussicht in alle Himmelsrichtung. Ein wahrlich stolzer Gipfel, dieser Terri! Doch ich konnte es kaum erwarten, in die steile Flanke zu stechen. Wir nahmen die wohl direkteste Linie durch eine wenig ausgeprägte Rinne gleich unter dem Gipfelkreuz. Laut Swisstopo erreicht hier die Steilheit etwas mehr als 50°. Steil war es auf jeden Fall, doch der Schnee ein Traum, tiefer stabiler Pulver erlaubte flüssiges fahren auf den ersten 50HM. Links haltend hofften wir auf die Kontinuität der Schneequalität. Leider erwartet uns ein tückischer Deckel, den man viel Krafteinsatz und Kontrolle fahren musste. Grossartiges Ambiente! Nach der Hälfte zogen wir rechts hinaus und gelangten in den Bereich von gesetzem Speed-Powder. Zu schnell erreichten wir flächere Gefilde bevor wir zur Fuorcla Blengias hochstiegen und anschliessend unter den Osthängen des Piz Canal zur Fil Blengias querten. Über die Hänge von Zamuor erreichten wir bald den Talboden des Aua da Diesrut. Mit einer guten Spürnase erwischten wir immer wieder ganz ordentlichen Schnee, was diese Abfahrt abermals zu einem Vergnügen machte. Via Puzzatsch erreichten wir den Frühling. Fast unglaublich, wie sich das Bild der Landschaft innerhalb dreier Tage gewandelt hatte. Der Frühling erobert stündlich Terrain zurück, aber jenseits des Pass Diesrut, warten immer noch gewaltige Schneemengen und eine kleines Paradies um entdeckt zu werden. Es ist noch nicht zu spät!
28.03.2014 Vrin - Camona da Terri 2170m
In Vrin ticken die Uhren irgendwie etwas langsamer und wir hatten das Gefühl in einer anderen Welt angelangt zu sein. Und doch spürt man eine Aufbruchstimmung, die ablesbar ist an den neu interpretierten Strickbauten Caminadas und den vielen Stallungen und Nutzgebäude, denen wieder Leben eingehaucht wurde. Hier will man der Theorie der alpinen Brachen bewusst die Stirn bieten. Spätestens nach dem Weiler Puzzatsch, dessen Postautohaltestelle sich noch unter 1m Schnee befand, wird die alpine Brache zumindest im Winter Realität. Hierher verirren sich nur wenige Skitouristen, die vereinzelt die Hänge beackern. Wir legten eine Spur durch das zu Beginn recht enge Tal des Aua da Diesrut bevor wir zur Alp Tegia Sut aufstiegen. Wider erwarten blies uns ein mässiger Wind entgegen, der in höheren Lagen mächtig Schnee verfrachtete. Der Wechsel von feuchtem und trockenem Schnee führte schon bald zu unüberhörbarem fluchen, da an den Fellen kiloweise Schnee festfror. Bald war der Pass Diesrut erreicht und voller Spannung erwarteten wir die ersten Einblicke in die versteckte Greina-Hochebene. Die Weite der Hochebene unter einem stahlblauen Himmel mit vereinzelten Quellwolken sah fantastisch aus! Ein kleines, feines Paradies... Nach einer kurzen Abfahrt, fellten wir erneut an und nahmen den Weg um den Muot la Greina gerne in Kauf. Abermals hinderten uns lästige Stollen am zügigen Vorwärtskommen, doch alleine der Aufenthalt in dieser grandiosen Umgebung entschädigte die Mühen. Vom P. 2194 könnte man übrigens auch etwas gegen den Muot la Greina hochsteigen und dann via einen schönen Hang direkt vor die Hüttentüre abfahren. Nach gut 4 Stunden erlösten wir uns von den schweren Rucksäcken und erkundeten die Hütte. Ultra gemütlich und komfortabel kann ich da nur sagen, inkl. Getränke und Plumpsklo. Die Vorfreude auf die kommenden Tage in unserem Paradies lag spürbar in der Luft...
29.03.2014 2x Pizzo Coroi, 2785m und fast Piz Greina, 3124m
Nach einer herrlich ruhigen Nacht unter den warmen Duvets verliessen wir unser Zuhause kurz nach 7:00. Insgeheim hoffte ich auf eine Besteigung des Piz Terri, doch die immer noch mässigen Winde und riesigen Schnee- und Wolkenfahnen am Terri machten diese Unternehmung schlichtwegs unvernünftig. Ich haderte noch etwas mit diesem Fakt, doch dann näherten wir uns über die weite Ebene dem Pizzo Coroi, dessen Nordhänge grosses Pulververgnügen verhiessen. Die Motivation war zurück und so legten wir eine schöne Spur zum Gipfel. Von diesem erhält man einen guten Einblick in eine von Skitouristen noch wenig besuchte Gegend. Nur der Wind störte etwas. Die anschliessende Abfahrt war einfach genial. Über die nirgends steiler als 35° geneigten Nordhänge konnten wir so richtig Gas geben. Wir entschlossen uns für eine 2. Runde, denn schliesslich gabs Platz und Powder en masse. Da ich mir noch Chancen ausmalte, den Piz Vial in meine Gipfelsammlung einzureihen, forcierte ich nach der 2. Abfahrt dessen Besteigung. Und schon legten wir eine Spur in die Südhänge unter dem Piz Vial. Allerdings drückten im Tagesverlauf immer mehr Wolken von Süden herein und vernebelten die Gipfel zusehends. Der ästhetische und raufreif-verzierte Piz Gaglianera konnte den Wolken noch am längsten trotzen, während sein östlicher, höherer Nachbar Piz Vial im Wolkengrau verschwand. Wir brachen den Besteigungsversuch deswegen noch vor dem Skidepot ab und traversierten zum Glatscher dalla Greina. Die Abfahrt unter der Südflanke des Piz Stiarls bis hinunter zur Hütte war Spass pur, obwohl der Wind hier bereits arg gewütet hatte. Nach guten 2000HM Aufstieg und ebenso viel Abfahrt genossen wir ein exclusives 5-Gang Menü in der gemütlichen Atmosphäre der Terrihütte. Wir sollten die kommende Nacht wieder ruhig schlafen, ohne von weiteren schnarchenden Hüttengästen gestört zu werden.
30.03.2014 Piz Terri via NW-Flanke
Der Morgen verhiess mit viel Wind nichts gutes und so legten wir uns trotz Zeitumstellung eine weitere Stunde in die warmen Betten. Da wir dem Terri unter diesen Voraussetzung wenig Chancen einräumten, wollten wir mindestens dem Piz Vial und Gaglianera unsere Ehre erweisen. Kaum waren wir jedoch beim P. 2265 angelangt, legte sich der Wind und der Blick zum Terri sah vielversprechend aus. Für mich war die Sache sofort klar und bald konnte ich auch meine Kollegen von einem Besuch des Terri überzeugen. Via Val Canal gelangten wir unter die steilen NE-Hänge des Piz Ner. Strenge Spurarbeit war nun angesagt um den eigentlich namenlosen Terri See zu erreichen. Ich traute meinen Augen nicht, als in der NW-Flanke des Terri eine Aufstiegsspur und 10 kleine, schwarze Punkte erspähte. Naja, first come, first served! Glücklicherweise kehrten bald darauf einige Punkte um. Deren Abfahrtsspuren sahen vielversprechend aus! Bald waren wir auch am Fuss der rund 350m hohen Steilflanke angelangt. Die gute Spur verhalf uns zu einem schnellen Aufstieg, den wir aber unterbrachen, um die vor uns gestartet Sechsergruppe die Abfahrt antreten zu lassen. Eine gute Idee, denn wahre Schneekaskaden ergossen sich nun die Wand hinunter. Es hätte einen wohl weggespült... Wir bedankten uns und gratulierten den locals zur erfolgreichen Befahrung, doch dann wollten wir hoch. Nur noch zu zweit erklommen wir die verbleibenden 200 Höhenmeter. Überraschend steil präsentierte sich der Fussaufstieg durch den tiefen Schnee. Etwas unterhalb des Gipfel querten wir auf den NW-Grat und gelangten über diesen unschwierig zum exponierten Gipfel. Aussicht in alle Himmelsrichtung. Ein wahrlich stolzer Gipfel, dieser Terri! Doch ich konnte es kaum erwarten, in die steile Flanke zu stechen. Wir nahmen die wohl direkteste Linie durch eine wenig ausgeprägte Rinne gleich unter dem Gipfelkreuz. Laut Swisstopo erreicht hier die Steilheit etwas mehr als 50°. Steil war es auf jeden Fall, doch der Schnee ein Traum, tiefer stabiler Pulver erlaubte flüssiges fahren auf den ersten 50HM. Links haltend hofften wir auf die Kontinuität der Schneequalität. Leider erwartet uns ein tückischer Deckel, den man viel Krafteinsatz und Kontrolle fahren musste. Grossartiges Ambiente! Nach der Hälfte zogen wir rechts hinaus und gelangten in den Bereich von gesetzem Speed-Powder. Zu schnell erreichten wir flächere Gefilde bevor wir zur Fuorcla Blengias hochstiegen und anschliessend unter den Osthängen des Piz Canal zur Fil Blengias querten. Über die Hänge von Zamuor erreichten wir bald den Talboden des Aua da Diesrut. Mit einer guten Spürnase erwischten wir immer wieder ganz ordentlichen Schnee, was diese Abfahrt abermals zu einem Vergnügen machte. Via Puzzatsch erreichten wir den Frühling. Fast unglaublich, wie sich das Bild der Landschaft innerhalb dreier Tage gewandelt hatte. Der Frühling erobert stündlich Terrain zurück, aber jenseits des Pass Diesrut, warten immer noch gewaltige Schneemengen und eine kleines Paradies um entdeckt zu werden. Es ist noch nicht zu spät!
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