Touren im Oberengadin bei Lawinengefahr


Publiziert von Kik , 28. März 2014 um 21:02.

Region: Welt » Schweiz » Graubünden » Oberengadin
Tour Datum:24 März 2014
Ski Schwierigkeit: WS
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-GR 
Zeitbedarf: 4 Tage

Samstag und Sonntag, den 22.-23. März schneite es im Oberengadin ununterbrochen. Direkt nach unserer Ankunft im Hotel Berninahäuser  am Sonntag Abend wurden die Bahnstrecke und die Berninapassstrasse wie alle andern Pässe ins Oberengadin gesperrt. Diesmal hatten wir für unsere Oldie-Touren wieder einen Führer engagiert, Bruno, der auch für solche Verhältnisse machbare Touren kannte.

24. März:  (800m Aufstieg und Abfahrt, L, Lawinenwarnstufe gross)
Nachdem am Morgen die Lawinen gesprengt und die Berninastrecke frei war, fuhren wir nach Madulain. Im lichten Lärchenwald konnten wir lawinensicher zur Alp Es-Cha Dadour aufsteigen. Es war recht sonnig, aber ein bissiger Wind bearbeitete den Schnee und uns tüchtig. Wir waren froh, nach dem flachen Val Müra in der offenen Es-Cha-Hütte einzukehren, und wurden bestens bewirtet. Die Abfahrt im  Kartondeckelschnee brauchte die Kalorien rasch wieder auf.

25. März: (700m Aufstieg, 1400m Abfahrt, WS, erheblich)
Für heute hatte T. Bucheli den schönsten unserer vier Tage versprochen. Von Muottas Muragl liefen wir über den bequemen Winterwanderweg zum letzten Aussichtsbänkli über dem See. Schon da war der Himmel wieder grau. Dafür lag über der Gianda viva und im Tälchen zum Piz Muragl wunderbarer tiefer Pulver. Bruno spurte defensiv mit Zickzacks bis unter die Felsen rechterhand, um dann auf die andere Seite zu traversieren, wobei wir brav Abstand hielten. Da jauchzte es über uns und eine Gruppe rauschte nur so über die steilere Stufe hinab an uns vorbei. Na, dann wird es wohl halten! Der Pulver deckte alle Steine bis wenige Meter unter dem Gipfelkreuz. Die Sicht war nun leider gleich Null. Unsere Abfahrt durfte deshalb nicht so rauschen. Es schneite. Dort, wo die Spuren im Nichts verschwanden, musste die steilere Stufe sein. Tatsächlich, da links, das dunkle, waren die Felsen. Leitlinie war unsere Aufstiegsspur. Im Flachen fühlten wir kaum, ob wir noch fuhren oder standen. Eben als wir wieder Anfellen wollten, um zum Winterwanderweg hochzusteigen, begann es stärker zu blasen und gegen das Tal wurde die Sicht besser. Die Felle verschwanden wieder im Rucksack. Bis Margun hinab war der Schnee bestens und dort kam sogar die Sonne wieder zum Vorschein. Bei Tegia Muragl erreichten wir die Schlittelpiste nach Punt Muragl, womit auch der Harstdeckel ausgespielt hatte.

26. März: (800m Aufstieg und Abfahrt, WS-, erheblich minus)
Die Föhnwolken drückten bis ins Oberengadin, so fuhren wir nach Preda. Von Naz aus folgten wir erst dem Alpweg ins Val Mulix, nahmen bei Pt. 1953m die Abzweigung ins einsame Val Tschitta mit seinen prächtigen Arvenbäumen bis auf Höhe des Hüttchens bei etwa 2260m. Von dort an schaufelte sich Bruno durch den klebrigen Schnee den Südhang hoch. Auch uns Nachfolgenden klebte der Schnee an den Fellen und die Zunge am Gaumen.  Eine kleine Wächte zur Senke zwischen den Tschimas da Tschitta und dem Murtels da Fallò 2558m wurde überstiegen; darüber war der Schnee hart und die schöne Aussichtskuppe bald erreicht. Leider steckten der Piz Ela und andere höhere Berge in den Wolken, aber es gab noch genug zu bewundern, wie den Tiefblick auf die Albulastrecke und den Felsturm der Tschimas da Tschitta. Hinab fuhren wir, wie im Tourenführer beschrieben, über den Ostrücken und durch den God Fallo, um den schweren Schnee und den engen Alpweg abzukürzen.

27. März: (900m Aufstieg und Abfahrt, WS, erheblich)
Heute war die letzte Chance für eine Tour in der näheren Umgebung mit Pulver und anständigem Wetter. Von Bernina suot liefen wir bei strahlender Sonne und bissigem Wind der Spur nach ins Val da Fain bis nach der Einmündung des Baches aus dem Pischatälchen. Dort quert auf etwa 2180m ein schmaler Steg den eingeschnittenen Hauptbach.  Bruno trat uns auf beiden Seiten einen guten Standplatz. Die Kunst war nun, an Ort und Stelle die Skier um 90 Grad zu drehen, ohne am Bord hinten anzustossen. Alle gelangten trocken hinüber an den Fuss des Nordosthanges des Piz Alv. In sanfter Steigung spurte Bruno im tiefen Pulver hinauf auf die Verflachung 2572m und mit wenigen Kehren zum Sattel Fuorcl' Alv 2752m (Dieser Aufstieg ist im Bündner Führer als Abfahrtsvariante beschrieben). Noch genossen wir ein paar Minuten Sonne, aber schon drückten wieder Wolken über die Berninagruppe. Nach dem steileren Aufschwung des Gipfelrückens trafen wir eine Gruppe, die für ihre Abfahrt auf bessere Sicht wartete. Ihren Spuren nach trotteten wir dem Gipfel des Piz Alv zu. Immerhin, genau unter uns war unser Hotel und der Parkplatz der Diavolezzabahn sichtbar. Auch wir warteten etwas, und nicht vergebens. Bereits im Sattel waren wir wieder an der Sonne.  Und nun kam die Belohnung:  Pulvertraum bei bester Sicht bis zum Steg hinab. Diesen querten wir nun mit den Skiern in der Hand.
Dann hiess es halt wieder Spurfahren durch Bruchharst bis zum Hotel zurück, wo wir die gelungenen Tage noch mit einem Berninateller beschlossen.

Am kommenden Wochenende werden die Südhänge im Gebiet ideal sein, viele Steine sind überdeckt, nur die Bäche sind offen.

Tourengänger: Kik


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Kommentare (2)


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bidi35 hat gesagt: interessant geschildert...
Gesendet am 28. März 2014 um 22:08
...gratuliere zu den 4 Tagen. So macht türelen doch Spass, und es lohnt sich, einen Bergführer zu haben...weckt Erinnerungen!!!

LG Heinz

Kik hat gesagt: RE: interessant geschildert...
Gesendet am 28. März 2014 um 22:39
Danke, ja zum Glück hatten wir diesen netten Führer. Allein hätten wir uns bei den 70cm Neuschnee nichts getraut. Und das Spuren überlassen wir bei so viel Schnee natürlich auch gerne anderen.
Viele Grüsse Kik


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