Křimov - Pohraniční (Krima - Böhmisch Reizenhain)


Publiziert von lainari , 28. Februar 2014 um 19:00.

Region: Welt » Tschechien » Krušné hory
Tour Datum:23 Februar 2014
Wandern Schwierigkeit: T3 - anspruchsvolles Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 7:30
Aufstieg: 420 m
Abstieg: 420 m
Strecke:29,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Zug der ČD bis Křimov
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 5 Krušné hory Chomutovsko a Mostecko

Hindernisse und Strapazen à discrétion
 
Die perfekten Vorfrühlingsbedingungen lockten mich an diesem klaren frostigen Morgen zu einer Unternehmung auf den Erzgebirgskamm. Über Zinnwald fuhr ich nach Tschechien und folgte der Schnellstraße am Erzgebirgsfuß bis nach Chomutov (Komotau). Hier bog ich bergwärts ab und erreichte nach kurzer Zeit den etwas abseits des eigentlichen Ortes liegenden Bahnhof Křimov. Zu meinem Erstaunen gab es hier in Schattenlagen noch ansehnliche Schneereste.
Der Bahnhof war einst ein Verkehrsknoten an der 1872 eröffneten Bahnstrecke Komotau - Weipert - (Grenze) und der 1875 eröffneten Strecke Krima-Neudorf - Reizenhain - (Grenze) der Buschtiehrader Eisenbahn (B.E.B.) bzw. Buštěhradská dráha (BD). Kurioserweise erfolgte die durchgehende Kilometrierung der Strecke von Komotau nach Reizenhain und separat von Krima-Neudorf nach Weipert. Der Streckenast nach Reizenhain wurde 1972 stillgelegt und von 1985-1987 abgebaut.
Diese Trasse wollte ich heute auf einer Spurensuche begehen. Zum Verkehr auf der noch bestehenden Strecke Chomutov-Vejprty verweise ich auf meinen vorhergehenden Bericht. Hinzuzufügen bleibt noch, dass der durchgehende Desiro-Einsatz derzeit aus technischen Gründen durch eine Umsteigeverbindung mit tschechischen Triebwagen ersetzt wird.
 
Ich startete also am Bahn-km 22,8 Křimov - nádraží (Krima-Neudorf - Bahnhof) auf 750 m Höhe. Der Bahnhof selbst ist bereits einiger Nebengleise und seiner Lichtsignale beraubt. Den Lokschuppen und zwei Gleise nutzt der Eisenbahnverein Loko-Motiv (www.loko-motiv.cz). Die Abzweigweiche am Bahnhofskopf lag noch und gab einen ersten Hinweis auf den einstigen Streckenverlauf, der mittlerweile durch Buschwerk erobert wurde. Auf der angrenzenden Wiese war dann die Trasse eingeebnet. Hinter der Straße wurde in einem Gehölzstreifen das Planum wieder sichtbar. Mal mehr oder weniger gut ließ sich die Trasse im folgenden Verlauf begehen, dabei ist die vegetationsarme Zeit sicher von Vorteil. Mich behinderten heute aber auch alte verharschte Schneewehen. In einer großen Schleife führte die Strecke nun gleichmäßig steigend bergwärts bis zum Bahn-km 25,7 Menhartice - býv. zastávka (Märzdorf - ehem. Haltepunkt) auf 786 m Höhe. Der etwas entfernt liegende eigentliche Ort ist wegen eines Talsperrenbaus vollständig abgetragen worden. Im Verlauf fehlten einige kleinere ursprünglich mit Stahlüberbauten versehene Brücken und mussten jeweils umgangen werden. Vom relativ offenen Gelände ging die Strecke nun nach einem Richtungswechsel in den Wald über. Neue Behinderungen ergaben sich durch Jungwuchs und Totholz. Auf 826 m Höhe überquerte die Strecke ihren Scheitelpunkt. Am Bahn-km 30,1 wurde jetzt auf 818 m Höhe Hora Svatého Šebastiána - býv. nádraží (Sebastiansberg - ehem. Bahnhof) erreicht. Hier legte ich eine erste Pause ein. Hinter dem Bahnhofsgelände traf ich auf die erste fehlende große Talbrücke (Bild aus Betriebstagen). Hier galt es steil abzusteigen, den Bach zu queren und die Gegenseite zu erklimmen. Nach einem kurzen Stück folgte die zweite fehlende Talbrücke. Hier kam erschwerend die schattige Waldlage des Tales mit völlig vereisten Hängen hinzu. Nach dem Gefühl her war der nächste Abschnitt mit teilweise dickeren Bäumen als zuvor bestanden und der Anteil von Totholz war höher. Bei Unbegehbarkeit wich ich in den angrenzenden Wald aus oder nutzte die glücklicherweise zumeist gefrorenen Gräben für ein Weiterkommen. Nichtsdestotrotz waren die Stiefel nach einiger Zeit durchfeuchtet. Etwas erschöpft kam ich schließlich am Bahn-km 35,6 nach Reitzenhain v Čechách - býv. zastávka (Reizenhain - ehem. Haltepunkt) auf 780 m Höhe. An dieser Stelle eine Erläuterung zum Namen der Station:
bis 1938 Reizenhain
bis 1945 Reitzenhain (Böhmen)
bis 1948 Reitzenhain v Čechách
Eine Umbenennung in den neuen tschechischen Namen Pohraniční erfolgte nicht mehr, da der Ort nahezu getilgt wurde. Ab 1948 war der Bahnverkehr ab Hora Svatého Šebastiána bis zur Grenze faktisch eingestellt, die Strecke wurde jedoch bis Anfang der 1970er Jahre leidlich betriebsfähig vorgehalten. Mit dem Ausbau des Straßengrenzüberganges wurde die Bahnverbindung dann unterbrochen. Bis zur 1945 erfolgten Einstellung des grenzüberschreitenden Verkehrs fand die Grenzbehandlung der durchgehenden Züge im sächsischen Reitzenhain statt. Die B.E.B. und später die ČSD verfügten dort über entsprechende Nutzungsrechte. Der Haltepunkt auf tschechischem Gebiet wies daher nur das durchgehende Streckengleis und keine weiteren Nebenanlagen auf.
 
Am Trassenende bog ich nach rechts auf eine desolate Fahrstraße auf. Der Asphalt war in handtellergroße Stücke gerissen und federte wegen Eis und Wasser im Untergrund bei jedem Schritt. Am Karl-Stülpner-Gedenkstein nutzte ich dankbar eine Sitzgelegenheit zur verdienten Mittagsrast. Dann folgte ich weiter der Straße bis Pohraniční (Böhmisch Reizenhain). Der einstige Ort ist bis auf drei Anwesen abgetragen. Der Marsch an der Straße war am Wegweiser mit zwei Kilometern beziffert gewesen, aber es wurden die gefühlt längsten zwei Kilometer meines Lebens. Ein Nachmessen auf der Karte ergab schließlich 3,75 km, die eigentlich zuverlässigen Angaben auf den KČT-Wegweisern sind also auch nicht unfehlbar. Endlich konnte ich gemäß der blauen Markierung nach rechts auf einen Waldweg aufbiegen. Der verlief geradeaus bis zum Horizont durch eine langgezogene Senke - nichts was man als Wanderer gerne sieht. Später abermals rechts abgebogen umging der Wanderweg das Schutzgebiet des Novodomské rašeliniště (Ü. d. A.: Neuhäuser Hochmoor). Ab dem Nový rybník (Ü. d. A.: Neuteich) folgte ich einer roten Wanderwegmarkierung. Streckenweise war der Weg nun schneebedeckt und die Fahrspuren waren vereist, was das Vorankommen erschwerte. Ich pausierte erneut, um Kraft zu tanken. Später querte ich insgesamt 3-mal die einstige Bahntrasse. Kurz vor der letzten Querung stand ein steiler Abstieg ins Tal des Chomutovka-Baches bevor. Unten angekommen, wendete sich der Wanderweg wieder bergwärts. In Sichtweite der Zivilisation ließ ich mich zu einer letzten Pause nieder. Im Anschluss kam ich nach Hora Svatého Šebastiána (Sankt Sebastiansberg). Nach dem Ort lief ich links der Umgehungsstraße weiter. Den Abzweig des Wanderweges ignorierte ich und ging 100 m weiter über eine Wiese bis zur alten Straße. Dort bog ich nach links auf. Über die alte Bahntrasse kam ich zum Křimov - nádraží (Krima-Neudorf - Bahnhof) zurück und schloss so meine Runde erschöpft aber zufrieden ab. Die Rückfahrt mit dem Auto erfolgte dann über Reitzenhain und die deutsche Seite des Erzgebirges.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 7 h 30 min.
Die Strecke ist auf 13 km Länge (Bahntrasse) mit T3 zu bewerten. Eine Wanderung während der Vegetationszeit ist hierbei nicht empfehlenswert. Der Rückweg ist mit T1 zu bewerten.
 
 
Fakten zur Bahnstrecke Křimov - Reitzenhain v Čechách - (Grenze) (Krima-Neudorf - Reizenhain)
Länge: 13 km
Scheitelhöhe: 826 m
Inbetriebnahme: 1875
Einstellung des grenzüberschreitenden Verkehrs: 1945
Einstellung des Personenverkehrs/Güterverkehrs: 1948/Ende 1950er Jahre
Stilllegung: 1972
Rückbau: am Grenzübergang Anfang 1970er Jahre/Strecke 1985-1987 (Bildserie)

Tourengänger: lainari


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