Grüner Graben und Schwarzwassertal


Publiziert von lainari , 20. März 2014 um 18:25.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Erzgebirge
Tour Datum: 9 März 2014
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 4:15
Aufstieg: 220 m
Abstieg: 220 m
Strecke:20 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Kühnhaide
Kartennummer:1:33.000, SK Nr. 32 Mittleres Erzgebirge

Faszinierende Bergbaugeschichte
 
Als Fortsetzung meiner Bahntrassenerkundung in Tschechien wollte ich ursprünglich den weiteren Verlauf der einstigen Strecke von Reitzenhain nach Marienberg begehen. Auf diesem etwa 18 km langen Abschnitt wurden die Bahnanlagen erst bis zum Ende des vorigen Jahres abgebaut. Und das mit deutscher Gründlichkeit, will man hier doch einen Radweg bauen. Also ist außer Schotter nichts mehr zu sehen. Eine Hin- oder Rückfahrtmöglichkeit mit dem ÖV steht am Wochenende auch nicht zur Verfügung, so dass ich mich in der näheren Umgebung nach lohnenderen Zielen umgesehen hatte. Und ich wurde fündig. Vom erzgebirgischen Kühnhaide aus, führt ein 1678-1680 erbauter 8 km langer Kunstgraben, der von der Schwarzen Pockau gespeist wird, nach Pobershau ins Tal der Roten Pockau. Das zusätzliche Wasser wurde dort einst zum Antrieb von Pochwerken und Kunstgezeugen im Bergbau verwendet. Der Graben, dessen Anlage einer Suone nicht unähnlich ist, wird dabei heute von einem Wanderpfad begleitet. Diesen wollte ich nun auf dem Hinweg begehen. Dazu fuhr ich am abermals frostigen Morgen in Erwartung eines angekündigten Prachttages nach Kühnhaide und stellte mein Auto als erstes des Tages auf dem Wanderparkplatz am Ortsende ab.
 
Neben der Straße ging ich auf dem Wanderpfad über eine Wiese hinüber, um nach wenigen Metern auf den Grünen Graben zu treffen. Im ersten Abschnitt ist dieser mit Holz ausgebaut und verläuft schwach geneigt am linken Hang des sich immer deutlicher ausprägenden Schwarzwassertales. Die Einkerbungen zweier Seitentäler werden in großen Bögen umlaufen, wobei ihre kleinen Bäche (Wellnerbach und Kroatenbach) jeweils in den Graben einmünden. Zur Regulierung des Wasserstandes und zur Ableitung ungewollter Zuflüsse bei Starkregen sind Fluter vorhanden. Die hier am Talboden in einem idyllischen Wiesental verlaufende Schwarze Pockau (auch Schwarzwasser genannt) sollte in den 1980er Jahren in einer großen Talsperre aufgestaut und der Ort Kühnhaide aufgegeben werden. Auch der Grüne Graben wäre damit Geschichte gewesen. Zum Glück wurde das Projekt nach einigen kleineren Vorbereitungen aufgegeben. Im Verlauf tritt der Grüne Graben in den bewaldeten Talhang ein. Dieser ist teilweise felsig ausgeprägt, daher ist der Graben anspruchsvoll trassiert und weist zwei Röschenabschnitte (Tunnel) und einige Stellen mit Metallgerinnen auf. Am nun steil abfallenden Talhang gibt es mehrere Aussichtspunkte. An einem davon legte ich eine erste kurze Pause ein. Dann ging es weiter. Jetzt waren die Ränder des Grünen Grabens aus Stein gesetzt. In einem Flachabschnitt im Wald wurde die Wasserscheide zwischen Schwarzer und Roter Pockau überquert. Am Waldrand wechselte der Grüne Graben in einen abgedeckten Abschnitt, der in der Folge zwischen Wiesen verläuft. Hier verließ ich die Grabentrasse und lief auf einem Fahrsträßchen auf der sogenannten Amtsseite des Tales nach Pobershau hinunter.
 
Im Ort begab ich mich zum Besucherbergwerk Molchner Stolln. Die nächste Führung stand kurz bevor (keine Schließtage, stündliche Führungen). Unter fachkundiger Leitung fuhr ich in einer achtköpfigen Besuchergruppe in das Bergwerk ein. Der Molchner Stolln wurde 1529 erstmals urkundlich erwähnt. Gefördert wurden Eisen, Kupfer, Zinn und Silber - kurzum alles was aufgefunden wurde und zur damaligen Zeit nutzbar war. Im 19. Jh. endete dieser Abbau. Nach 1945 unternahm dann die Wismut Abbauversuche auf Uran, die jedoch aufgegeben wurden. Seit 1934 ist im Stollen ein Besucherbergwerk eingerichtet, das einen kleinen Querschnitt der Gesamtanlage zeigt. Allein auf der Ebene des Besucherbergwerkes sind 25-30 km Stollen vorhanden. Zudem gibt es mehrere weitere Sohlen. Nach einer Dreiviertelstunde gelangten wir wieder an die Oberfläche, verließen den Berg jedoch an anderer Stelle, als wir hineingegangen waren. Ich setzt meine Wanderung fort und lief von Pobershau im Tal der Roten Pockau auf einer Fahrstraße nach Pobershau - Hinterer Grund im Tal der Schwarzen Pockau. Hier wechselte ich auf einen Forstweg. Dieser führte durch das romantische und teilweise felsengesäumte Schwarzwassertal entlang des Baches aufwärts. An einer Wehranlage im Bach ließ ich mich zu einer Pause nieder. Frisch gestärkt lief ich weiter. Mittlerweile waren ob des schönen Wetters recht viele Wanderer und Radfahrer unterwegs. Am Weg zeigten sich erste Frühblüher und auf sonnigen Talabschnitten gab es bereits einige Schmetterlinge zu sehen. Vorbei an Nonnenfelsen und Teufelsmauer kam ich später in den flacheren Wiesenabschnitt des Tales, der von der einst geplanten Talsperre überstaut worden wäre. Es wäre sehr schade um diese Landschaft mit ihrer faszinierenden Hochmoorvegetation gewesen. So gelangte ich abschließend zurück nach Kühnhaide zum Wanderparkplatz, der jetzt vollständig belegt war.
 
Der Hinweg am Grünen Graben ist mit der Schwierigkeit T2, der restliche Weg als T1 zu bewerten. Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 4 h 15 min.
Die Bergwerksbesichtigung dauerte 1 h und ist nicht in der Gehzeit inbegriffen.
Zum Thema Grüner Graben und Schwarzwassertal ist auf Hikr auch ein weiterer Bericht vorhanden, der auf Grund fehlender Wegpunkte jedoch nicht verknüpft wird.

Tourengänger: lainari
Communities: Flusswanderungen


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (3)


Kommentar hinzufügen

Felix hat gesagt:
Gesendet am 3. Mai 2014 um 07:26
eine schöne Landschaft zeigst du uns - Danke!

lg Felix

lainari hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. Mai 2014 um 17:11
Hallo Felix,
Dein Interesse bestätigt mich darin, dass es auch abseits von "Höher-Schneller-Weiter" genug Berichtenswertes oder auch Lesenswertes gibt.
Danke dafür!

VG Holger

Felix hat gesagt: RE:
Gesendet am 5. Mai 2014 um 19:49
das ist exakt so!

lg Felix


Kommentar hinzufügen»