Hirtstein und Mnišská skála (Mönchsfelsen)


Publiziert von lainari , 6. März 2024 um 21:28.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Erzgebirge
Tour Datum: 3 März 2024
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   CZ 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 350 m
Abstieg: 350 m
Strecke:20 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Reitzenhain
Kartennummer:1:33.000, SK Nr. 32 Mittleres Erzgebirge

Beidseits der Grenze auf dem Erzgebirgskamm
 
Wenn man eine Tour auf dem Erzgebirgskamm plant und der Wetterbericht von einem frühlingshaften Tag bei einer Südströmung spricht, ist eine gewisse Skepsis angebracht, was den tatsächlichen Wetterverlauf anbelangt. Das Ergebnis ist fallweise ausrüstungs- und sicherheitsrelevant. Bei meiner heutigen Anreise zeigte sich am Südhang des Erzgebirges ein starker Böhmischer Wind mit Nebeltreiben und einer Sichtweite von etwa 30 m. Bei der Ankunft auf einem kleinen Wanderparkplatz nahe dem Floßteich in Reitzenhain waren die Bedingungen etwas besser. Die Sicht betrug bereits mehrere hundert Meter aber die Windböen zerrten ordentlich an der Bekleidung und die feuchte Kälte versuchte überall einzudringen. Also Kapuze auf und ab die Post in den Wald. Ein markierter Wanderweg führte mich zunächst zum Hirtstein. Der Berg weist einen Basaltaufschluss, die Station 2. Ordnung Nr. 85 der Königlich Sächsischen Triangulierung sowie eine Bergbaude auf und ist damit ein lohnenswertes Ziel. Über den mit Windrädern bebauten grasigen Rücken lief ich dann weiter zum Ort Satzung. Statt über die Kirchgasse ging ich über die Obere Dorfstraße und kam daher zu weit oben zum Ortsrand. Auf der Freifläche bemerkte ich den Irrtum und korrigierte mit einem Schwenk nach Süden. Auf dem richtigen, unmarkierten Weg ging es zunächst durch weites Wiesenland geradeaus. Ab dem Waldeintritt wurde die Richtung bis zur Grenze beibehalten. An der Grenze bog ich nach rechts und arbeitete mich entlang des Beilbaches (Kamenička) talwärts hinab. Zunächst war eine Art Grenzpfad vorhanden, der sich später verlor. Das hochmoorige Areal war alles in allem etwas feucht. Unterwegs gab es eine Reihe alter Kursächsischer Forstgrenzsteine zu sehen. Dann setzte am Bach stärkeres Gefälle ein und die Ufer waren zunehmend verwachsen. Mit ein wenig „Bachhüpfen“ kam ich dennoch immer voran.
 
Als auf tschechischer Seite ein Jägerhochstand sichtbar wurde, bog ich dort bergwärts auf einen Weg hinauf und lief in entgegengesetzter Richtung bergan. Nach einem Schwenk ins Inland kam ich zum Abzweig eines markierten Gipfelzuganges. Mit leichtem Gefälle führte dieser zu den Felsen der Mnišská skála (Mönchsfelsen). Auf dem größeren der Felsen mit guter Aussicht lud ein Holzstamm als Sitzgelegenheit zu einer kleinen Pause ein. Gestärkt wanderte ich dann zum Hauptweg hinauf. Dieser wurde zwar auf einer asphaltierten Forststraße geführt, bot aber schöne Ausblicke ins teils hochmoorige Umland. Dort wo die Černá (Schwarzwasser/Schwarze Pockau) zum Grenzbach wurde, konnte man in der Ferne die Reste des Gemeindeteichs sehen. Von diesem führte auf böhmischer Seite ein etwa 3,2 km langer, Mühlbach genannter Graben zur Ulmbacher Mühle. Da Teich und Grabenanfang heute in einem Schutzgebiet liegen und der Verlauf in keiner topographischen Karte seit 1945 mehr nachgewiesen ist, verzichtete ich auf eine Nachschau und blieb hier auf dem Weg. Dieser überquerte die flache bewaldete Anhöhe Skelný vrch (Hinterer Glasberg). Der Name leitet sich von historischen Waldglashütten ab, die ab der Mitte des 13. Jh. in der Umgebung ein typisches grünes und grüngelbes Glas erzeugten. Die erforderlichen Rohstoffe dazu wurden vor Ort gewonnen. Wenig später traf ich auf einer Lichtung auf das einstige Siedlungsgebiet des Ortes Ulmbach/Jilmová. Fallweise wurde dieser auch Böhmisch Satzung genannt. Der Vorkriegsbestand wird mit 22 Häusern/125 Einwohnern angegeben. Die Siedlung wurde mit Einrichtung der Tschechoslowakischen Grenzzone in den 1950er-Jahren komplett abgerissen. Im Gelände nahm ich die talwärtige Verfolgung des heute trockenen Grabens des Mühlbaches auf. Am Rande der Lichtung erreichte ich den einstigen Standort der Ulmbacher Mühle/Ulmbašský mlýn. Laut historischen Karten wurde das Unterwasser der Mühle als Mühlbach etwa weitere 2,7 km bis zur Grenzbrücke von Böhmisch Reizenhain weitergeführt und dort nochmals von einer Mühle genutzt. Die Nachschau im Gelände ergab zusätzlich auch eine kürzere Weiterführung des Mühlbaches auf dem Niveau des Oberwassers, die möglicherweise eine Umleitung zu Nichtbetriebszeiten der Ulmbacher Mühle darstellte. Nachdem ich den oberen Grabenlauf im Gelände verlor, bog ich rechtwinklig Richtung tschechisches Inland ab und traf auf den markierten Wanderweg. Später überquerte ich die Grenzbrücke und kürzte dahinter zum Wanderparkplatz am Floßteich ab.
 
Die Passagen am Hirtstein, entlang des Beilbaches und an der Mnišská skála sind mit der Schwierigkeit T2, der restliche Weg als T1 zu bewerten. Die absolvierte Route ist teilweise unmarkiert und entlang des Beilbaches weglos. Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 5 h.

Tourengänger: lainari


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T2
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Reitzenhainer Zeuggraben · lainari

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