Komáří vrch und Jelení hora (Muckenberg und Haßberg)


Publiziert von lainari , 11. Juni 2014 um 18:52.

Region: Welt » Tschechien » Krušné hory
Tour Datum: 9 Juni 2014
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: CZ 
Zeitbedarf: 3:30
Aufstieg: 330 m
Abstieg: 330 m
Strecke:13,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto oder Zug der ČD (nur Sa+So) bis Výsluní zastávka
Kartennummer:1:50.000, KČT Nr. 5 Krušné hory Chomutovsko a Mostecko

Warm - wärmer - Sonnenberg
 
Pfingsten sollte gefeiert, gewerkelt und sich bewegt werden. Zufällig war für den Wandertag auch der wärmste Tag prognostiziert. Also galt es Abstriche bei der Planung zu machen und die Schwierigkeiten nicht allzu hoch zu legen. So fuhr ich nach einer wenig erfrischenden Nachtruhe am zeitigen Morgen über den Erzgebirgskamm. In einer Tallage kurz vor Reitzenhain passierte ich den mit zwölf Grad kühlsten Punkt der Fahrt. Fast war ich geneigt hier eine Schlafpause einzulegen. Ich widerstand diesem Verlangen und bog dann im tschechischen Výsluní auf ein Nebensträßchen ab. An dessen offiziellem Ende traf ich weit ab des eigentlichen Ortes in Výsluní - zastávka (Sonnenberg - Haltepunkt) ein. Mit dem Zug gelangt man nur noch am Wochenende hierher. Sofort nach dem Aussteigen umschwärmte mich eine Schar Fliegen und Mücken, man konnte schon fast von skandinavischen Verhältnissen reden. Ich folgte der gelben Wanderwegmarkierung bis zur nahen Kreuzung Farský les. Hier bog ich nach links auf den rot markierten Hauptwanderweg ein, der auf einem asphaltierten Forstweg verläuft. Nach einer Weile fand ich an einem Schutzgatter zwei v-förmig bergwärts abgehende Wege vor. Ich lief den rechten davon hinauf. Das erste Bergziel ist nur eine bewaldete, eher unspektakuläre Anhöhe, bietet aber dadurch eine schöne Gelegenheit, die Bewegung im Gelände anhand der Karte und das genaue Treffen avisierter Zielpunkte zu trainieren. Dabei stellte ich fest, dass die topografische Karte die Geländewirklichkeit nur ungenau wiedergibt. Insbesondere der Eintrag von Wegen und Pfaden wich in der eingezeichneten Menge und Qualität deutlich ab. So kreuzte ich plötzlich eine asphaltierte Forststraße, die laut Karte (Stand 2012) ein unbefestigter Weg/Fußpfad sein sollte. Wenn es gut kam, hatte die Forststraße aber auch schon mindestens 20 Jahre auf dem Buckel. Dahinter lief ich schräg nach links und kam wenig später zum Komáří vrch (Muckenberg), der links des Weges auf einer Lichtung als topografischer Punkt markiert ist.
 
Ich kehrte zur Forststraße zurück und bog nach rechts auf. Der geplante Weg hinüber in Richtung des nächsten Berges war in der Realität nicht aufzufinden/vorhanden, so dass ich entlang der Forststraße zur roten Hauptwanderroute hinunter ging. Hier wandte ich mich nach rechts und ignorierte den später nach links abzweigenden markierten Wanderweg, sondern blieb geradeaus auf der Forststraße. Einen schräg nach rechts abzweigenden, geschotterten Weg nutzte ich anschließend bergwärts laufend. An den folgenden Abzweigungen hielt ich mich immer auf der deutlich befahreneren Strecke. Im Verlauf führte ein abzweigender Weg nach links an der Flanke des Jelení hora hinauf. Am höchsten Punkt des Weges zweigte der eigentliche Gipfelzugang nach rechts ab. In deutlich zunehmender Wärme erreichte ich den Gipfel des Jelení hora (Haßberg), der in wörtlicher Übersetzung eigentlich Hirschberg heißen müsste. Warum die ehemaligen deutschsprechenden Bewohner der Region ihn hassten, bleibt indes unklar. Der Berg wies einen noch niedrigen Jungwald und eine mager bewaldete Blockhalde am Westabbruch auf, so dass sich schöne Ausblicke ins Umland boten. Mit dem erfrischenden Blick auf die große Wasserfläche der Vodní nádrž Přísečnice (Talsperre Preßnitz) legte ich eine kleine Pause ein.
 
Wegen weiter steigender Temperatur und nach wie vor zahlreichen Insekten kehrte ich direkt auf dem Anstiegsweg zum rot markierten Wanderweg zurück. An einer Stelle wo von rechts spitzwinklig ein Weg dazu stieß, hatte ich auf der Karte eine Möglichkeit gesehen, um direkt in den Ort Výsluní zu laufen. Bis zur Bahnstrecke deckten sich Theorie und Wirklichkeit. Einen Bahnübergang, eine Wegunter- oder Überführung gab es nicht. Da Züge nur am Wochenende verkehren (sollten), war die Überquerung des Gleises auch kein Problem. Aber auf der anderen Seite gab es zunächst nichts, was auf einen begehbaren Weg hindeutete. Gebückt (wegen der Abwehr von allfälligen freilaufenden Hunden oder bösen Wölfen) pirschte ich federnd (weniger wegen elastischer Gelenke, sondern ob furchtbar nassen und schwankenden Untergrundes) am Rand einer Waldlichtung entlang, als ich voraus zwei schwarzgraue Rücken viel höher als meinen eigenen aus dem Gras herausragen sah. Die Beobachtung, angereichert mit einem wohligen Schmatzen und Grunzen entpuppte sich als Wildschweine in Kleinwagengröße. Da ich hinter ihnen einen möglichen Weg ausgemacht hatte, spielte ich mit dem Gedanken, mittels eines Stockes an einem Baum Radau zu machen. Irgendwie war mir nicht ganz wohl dabei und ich beschloss an dieser Stelle, den Rückzug anzutreten. Goldrichtig, waren doch auf dem Foto später am PC auch Frischlinge zu entdecken, da kennen die Bachen keinen Spaß. Das von ihnen unbemerkte Zurückweichen hat mir wahrscheinlich eine Runde Wildschweinrodeo erspart…
Ich kehrte entlang der Bahnstrecke Richtung Ausgangspunkt zurück. Dabei nutzte ich längs der Trasse aufgeworfene Wälle oder den freigesägten Schutzstreifen. Alles in allem etwas bucklig und mühsam, dafür aber sicherer. Unterwegs querten an unterschiedlichen Stellen zwei Hirschkühe die Bahnstrecke, die vom Gelände her auch nach Schweden gepasst hätte. So kam ich schließlich zurück nach Výsluní - zastávka. Das Thermometer zeigte hier 26,5 °C, da sollten im Verlauf des Tages dann zu Hause noch einmal gut 10 Grad dazukommen. Nach einem kurzen Abstecher zur nächsten Bahnstation trat ich die Rückfahrt ausschließlich auf der tschechischen Seite des Erzgebirges an. Da hier normaler Arbeitstag war, wurden die kleinen Straßen gleich an vier Orten mit Flüssigteer und Splitt veredelt.
 
Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 3 h 30 min. Die Strecke ist mit dem beschriebenen Verlauf als T2 zu bewerten. Bei einem Rückweg über den markierten Wanderweg sinkt die Schwierigkeit auf T1.

Tourengänger: lainari


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