Reitzenhainer Zeuggraben


Publiziert von lainari , 13. Januar 2024 um 12:59.

Region: Welt » Deutschland » Östliche Mittelgebirge » Erzgebirge
Tour Datum:10 Januar 2024
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D 
Zeitbedarf: 5:15
Aufstieg: 220 m
Abstieg: 220 m
Strecke:22,5 km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auto bis Reitzenhain
Kartennummer:1:33.000, SK Nr. 32 Mittleres Erzgebirge

Bergmännische Wasserbauwerke VIa
 
Auch im boomenden Bergrevier um Marienberg reichte das verfügbare Wasser nicht zum Grubenbetrieb und zur Verarbeitung der gewonnenen Erze. Zwischen Juni und Oktober 1551 wurde daher in Rekordzeit ein 23 km langer Zeuggraben vom Floßteich in Reitzenhain über Gelobtland, Großrückerswalde und Wüstenschlette nach Lauta angelegt. Mit Einstellung des Bergbaues in Lauta Ende des 17. Jh. wurde ab Gelobtland ein neuer Grabenzweig nach Dörfel angelegt. Auf dem Graben wurde auch Holz geflößt. Nach dem Ende des Bergbaues wurde er zu Wasserversorgungszwecken genutzt. Nachdem er nach Einstellung der Holzflößerei zum Schutz vor Fallholz, Eis und Schnee bereits teilweise mit Brettern abgedeckt war, wurde er später abschnittsweise verrohrt. Heute ist er ohne Funktion, verwahrlost zusehends und wird durch die Einwirkung der modernen Forstwirtschaft beschädigt oder zerstört. Die Betriebsführung wurde einst von den Grabennutzern finanziert. Als festes Personal gab es einen Wasserregler, der den Einlauf überwachte, sowie einen Grabensteiger. Der letzte Grabensteiger war bis 1964 tätig. Der historische Grabenflügel nach Lauta ist weitgehend verschwunden, der jüngere östliche Flügel ist noch besser verfolgbar.
 
Für eine erste Erkundung sollte mir ein kalter klarer Wintertag mitten in der Woche dienen. Um möglichen verärgerten Bahnkunden und spontanen Ansammlungen von Traktoren zu entgehen, legte ich die Anreise über Tschechien. So startete ich am Morgen nahe dem Floßteich in Reitzenhain auf einem kleinen Wanderparkplatz. Zu Beginn ging ich zum Floßteich Neue Welt. Dieser wird aus der Schwarzen Pockau gespeist. Entlang eines Mühlgrabens ging ich bis zu einem Grundstück und umging dieses auf der rechten Seite. Ab hier wurde der Zeuggraben verrohrt unter dem Weg geführt. Dieser führte ohne größeren Höhenverlust an der Flanke des malerischen Hochtales der Schwarzen Pockau entlang. Dabei passierte ich Reitzenhain. Dahinter ging es in den Wald hinein. Es schloss sich dann eine Straßenquerung an. Während der Graben später das Werksgelände des ehemaligen Torfwerkes kreuzt, muss man es als Wanderer rechts umgehen. An einem Abzweig ging ich kurz zu einem Aussichtsturm, der einen Überblick über das Moor Stengelhaide bieten soll. Aber durch die frühere Torfentnahme sowie zu geringe Vernässung wächst hier nun hoher Birken- und Fichtenwald. Zurück am Werk folgte ich weiter dem verrohrten Grabenlauf bis zur Querung der B 174. Dahinter waren noch einige Meter Grabenlauf unter dem Weg verborgen, bis es zu einem ursprünglichen offenen Verlauf wechselte. Wasserzuflüsse führten unterwegs zu temporären Wasserführungen. Ein erster Abschnitt war von einem gut gangbaren Pfad auf dem talseitigen Grabendamm begleitet. Dieser verschwand hinter einer Wegkreuzung. Neben zunehmender Verbuschung und natürlichem Fallholz hatte auch der Forstbetrieb vor einiger Zeit trockene Bäume quer zum Grabenlauf gefällt und einfach liegengelassen. So geht man heute mit historischem Kulturgut um (Stichwort Weltkulturerbe Montanregion Erzgebirge)! Im Bereich eines Bahnwärterhauses der einstigen Bahntrasse Reitzenhain - Flöha (sä. RF-Linie) war der Grabenverlauf durch eine eingezäunte Schonung nicht mehr zugänglich. Ich wich auf einen Waldweg aus und stieg am Ende des Zaunes auf einer Rückegasse bergwärts. Hier war man mit einem Vollernter gleich quer durch den Graben gefahren und hatte den talseitigen Wall beschädigt. Nun war es nicht mehr weit bis zur erneuten Querung der B 174, die hier als Brücke ausgeführt war. Dahinter war der Grabenlauf eine tiefe, mäandernde Rinne mit größerem Gefälle. Der Zeuggraben vereinigte sich wenig später mit der Roten Pockau (auch Halbmeilenbach genannt). Eine gewässernahe Begehung war streckenweise wegen Jungwald, Fallholz und hohen Ufern recht mühsam. Die Ausfädelung des verrohrten Grabens habe ich zwar auf Grund des Rauschens einer Wehrschwelle akustisch wahrgenommen, schaffte es jedoch nicht dorthin vorzudringen. Etwas unterhalb konnte ich den Verlauf wieder aufnehmen und erreichte den geplanten Trennungspunkt zu einer zweiten Tour an der Kreuzung Zeuggraben/Halbmeilenbachweg. Auf den etwa 7,5 Grabenkilometern zwischen Floßteich und Einmündung der Roten Pockau habe ich lediglich 41 m Höhe verloren. Die anschließenden 750 m gemeinsamer Führung im natürlichen Bachbett der Roten Pockau weisen ein stärkeres Gefälle auf.
 
Nun nahm ich den Rückweg in Angriff. Dieser führte über die unmarkierten Waldwege Dreiflügel und Schwertflügel nordwestlich um die Mothäuser Heide herum. Unterwegs pausierte ich an einer besonnten Böschung und machte Mittagsrast. Hinter dem Naturschutzgebiet bog ich nach rechts auf eine Schneise ein, wurde dann aber von einer schwer begehbaren Weiterführung abgedrängt, so dass ich erst nach einem ungeplanten Haken auf den befestigten Pobershauer Flügel kam. Im späteren Verlauf konnte ich nach rechts auf einen markierten Wanderweg einbiegen, der in schöner Führung am Waldrand hinter dem Ort Kühnhaide entlangging. Dann erkundete ich den östlichen Teil des Moorlehrpfades Stengelhaide. Anschließend nahm ich den bereits am Morgen begangenen Abschnitt des verrohrten Zeuggrabens für den restlichen Rückweg erneut unter die Füße. Mit Blick auf das Hochtal der Schwarzen Pockau legte ich eine letzte Pause ein, bevor ich zum Wanderparkplatz am Floßteich zurückkam.
 
Der Hinweg am Zeuggraben ist mit der Schwierigkeit T2, der restliche Weg als T1 zu bewerten. Die pausenbereinigte Gehzeit betrug 5 h 15 min.

Tourengänger: lainari


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