Vilser Kegel und Luskopf-Wildböden


Publiziert von quacamozza , 10. Januar 2014 um 10:24.

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum: 7 Januar 2014
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: I (UIAA-Skala)
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT4 - Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 5:45
Aufstieg: 1450 m
Strecke:Konradshütte-Vils-Vilser Alpe-Hundsarschjoch-Vilser Kegel-Hundsarschalpe-Karrettal-Luskopf-Wildbödengrat-Konradshütte (17 km)
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Von Pfronten oder Füssen nach Vils, dann der Ausschilderung folgen (Zum Schilift)
Unterkunftmöglichkeiten:Vilser Alpe
Kartennummer:AV-Karte Bayerische Alpen BY 5 1:25 000 Tannheimer Berge Köllenspitze, Gaishorn

Der Vilser Kegel ist kein Winterberg, doch in der bis dato schneearmen Saison ist seine Besteigung auch ohne Hilfsmittel allemal lohnend.
Ebenso reizvoll ist ein Ausflug ins Karrettal, zurzeit eines der eindrücklichsten Hochtäler im Allgäu.
Oben lässt sich dann eine Tierwelt beobachten, die man woanders nicht zu Gesicht bekommt.


Der Luskopf musste es natürlich sein, nachdem ich letzte Woche das Gipfelfoto von der Schlicke falsch beschriftete. Zur Strafe ging's aber vorher noch eine knappe halbe Stunde durch die schier undurchdringliche Latschenwildnis der Wildböden. Eigentlich müsste ich jetzt mal Werbung für einen namhaften Motorsägenhersteller in unserer Region machen. Auf jeden Fall muss man das mal gemacht haben, wenn einem der Sinn nach Abenteuer, Einsamkeit und Schrammen an den Armen steht.

Der Luskopf ist lediglich der westliche Eckpunkt des Wildbödengrates. Ohne Kreuz und Buch würde er wahrscheinlich nur alle Jubeljahre aufgesucht werden.
Wegen der guten Aussicht ist er allerdings gar nicht mal so selten besucht wie gedacht. Dabei halten sich die Sommer- und Winterbesteigungen die Waage. Das GB ist von 2004. Die Skiroute ist immerhin in der Karte eingezeichnet. Also wandelte ich auf den Spuren keines Geringeren als Yeti69, als ich durch das Karrettal eine einsame Spur legte.
Der Rest des Grates ist sowieso in erster Linie Tieren vorbehalten.


Zur Ausrüstung:

Schneeschuhe oder Ski vom Hundsarschjoch zur Hundsarschalpe und für das Karrettal. Aber auch Arbeitshandschuhe, Buschmesser und strapazierfähige Kleidung dürfen durchaus dabei sein.


Zur Schwierigkeit:

Bis Vilser Alpe leicht und gewalzt
Vilser Kegel: T 3-4 (im Sommer T 3), Übergang vom Kreuzgipfel zum Hauptgipfel T 4
Abstieg und Karrettal: WT 3, Schlusshang zum Karretjoch WT 4
Wildbödengrat: Kletterei I (brüchig und ausgesetzt) und Latschen


Zu den aktuellen Verhältnissen:

Im Moment keine Lawinengefahr, aber stets Vorsicht auf den Wegen, Skipisten und Parkplätzen(Eisglätte), insbesondere im Abstieg.



Die Tour beginnt mit dem Abstieg vom Parkplatz des Skiliftes Konradshütte (905m) hinunter nach Vils (826m). Dort dann quer durch den Ort und auf der Westseite auf dem Tobelweg zum Parkplatz Vilser Alpe (872m). Auf breitem Fahrweg hoch zur Vilser Alpe (1226m). Zwischenzeitlich kommt man an einem Aussichtspunkt mit Blick auf den beeindruckenden Kalksteinbruch vorbei.

Zeitbedarf: 1 Std 20 min

Links hoch zu einer Jagdhütte, dann immer steiler durch den Wald, zwischenzeitlich durch eine auffällige Latschengasse, auf das Hundsarschjoch (1600m). Vorwiegend in der östlichen Flanke führt der alpine Steig auf den Kreuzgipfel des Vilser Kegels (1805m).
Den Übergang zum Hauptgipfel (1831m) ließ ich mir nicht entgehen, obwohl er Spurarbeit erforderte und anspruchsvoll ist. Oben umrundete ich einmal den großen Steinmann, dann ging's zur Frühstückspause runter zum Kreuzgipfel. 

Zeitbedarf: 1 Std 10 min von der Vilser Alpe

Während am Vilser Kegel noch eine Handvoll Wintersportler unterwegs waren, waren ab jetzt Einsamkeit und Natur pur angesagt. Bis zum Ende der Tour traf ich keine Menschenseele mehr an, ab 1500m auch keine Spuren. 

Schnell verläuft der Abstieg zur Hundsarschalpe, eine unscheinbare Bude, die auch auf Weihnachtsmärkten nicht auffallen würde. Bei Nebel ist sie bestimmt schwer zu finden. Der Blick ins Bugschrofenkar ist ebenso beeindruckend wie abschreckend, desgleichen der Blick auf die mauerartigen Nordabstürze der Großen Schlicke.

Der Weiterweg ist nicht zu verfehlen. Im Bogen wird das Karrettal ausgelaufen. Es geht unmittelbar an bedrohlichen glatten Felsstufen vorbei. Im Tal ist es eng, es sammelt sich gern mal Triebschnee an. Und dann die Lawinengefahr...hier kann man nirgends eine sichere Spur legen.

Die letzte Steilstufe ist anstrengend und mit Schneeschuhen gerade so noch machbar. Ich schätze, dass man es hier mit 35-40 Grad Hangneigung zu tun hat. Auf dem Karretjoch (1745m) kann man endlich durchschnaufen. 

Trotz ausgiebiger Wegerkundung fand ich zunächst nicht den besten Weg durch die Latschen. Also ging's erstmal Richtung Grat hoch, dann wieder runter, nach Westen, wieder zurück...Irgendwann biss ich mich dann durch das Dickicht, nicht ohne zuvor ein Schneehuhn und eine Gämsenfamilie gestört zu haben.

Erst kurz vor dem Gipfel des Luskopf (1796m) ist das Gelände wieder einigermaßen gut gangbar. Auf Holzbrettern lässt sich die schöne Aussicht sitzend genießen, dafür waren die Füße nass. Ich wechselte erstmal die Einlagen und die Socken.

Zeitbedarf: 2 Std vom Vilser Kegel

In einem eleganten Bogen flog der Steinadler vorbei, direkt vor meinen Augen. Schade, dass ich diese ganzen Begegnungen mit Tieren nicht fotografisch festhalten konnte. Doch gleichzeitig beschlich mich ein ungutes Gefühl, die Tiere massiv gestört zu haben. Und dann das dauernde Treten auf junge Triebe...mit "naturverträglichen Skitouren" jedenfalls hat das alles nichts mehr zu tun.

Ich wollte deshalb eigentlich nicht mehr hinüber zum Wildbödengrat, doch der Wunsch, das Wändchen zu beklettern, war dann doch stärker. Brüchig und ausgesetzt, also alpinistisch wirklich nicht der Brüller. Wenigstens nicht allzu schwierig. Eine Gämse besetzte den höchsten Punkt. So kehrte ich am Ende der mühsam zu begehenden, weil arg latschigen Gratschneide wenige Meter und direkt unter dem Gipfelsteinmann um. Da ich auf dem Verbindungsgrat bereits höher stand als auf dem Luskopf, könnte es sein, dass die 1803m für den höchsten Punkt eher 1810m sind.

Mehr Spaß machte da schon das Abfahren durchs Karrettal. An der Hundsarschalpe verschwanden die großen Teller von den Schuhen, bald darauf war die Runde vollendet.

Fazit: Die Tour hat das Potenzial, wiederholt zu werden. Jedenfalls der zweite Teil geht als Geheimtipp durch.
 



   

Tourengänger: quacamozza


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Kommentare (3)


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Andy84 hat gesagt:
Gesendet am 10. Januar 2014 um 11:01
schöne Tour.
Der Luskopf fehlt mir noch. Werd ich im Frühling mal mit ner Tour zum Roten Stein verbinden, dann hab ich das Gebiet vollständig ;-)
VG Andy

sven86 hat gesagt:
Gesendet am 10. Januar 2014 um 18:18
Hey Ulf,
Eine schöne und rustikale Variante mit dem Luskopf hast Du da gemacht, das war mir im Mai (!) lawinenmässig zu heikel gewesen.
VG, Sven

quacamozza hat gesagt: RE:
Gesendet am 10. Januar 2014 um 18:52
Hallo Sven,

richtige Entscheidung! Die Lawinen- und Steinschlaggefahr ist im Karrettal nicht zu unterschätzen. Und in der Ostflanke weht es den Schnee oft rein. Aber man kann ja alternativ von der Vilser Alpe aufsteigen (auch als Skitour eingezeichnet).

Sportliche Grüße zurück
Ulf


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