Einsam, aber rustikal: Luskopf und Wildböden in den Tannheimer Bergen


Publiziert von maxl , 20. Januar 2015 um 18:27. Text und Fotos von den Tourengängern

Region: Welt » Österreich » Nördliche Ostalpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:18 Januar 2015
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT4 - Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: A 
Zeitbedarf: 7:00
Aufstieg: 950 m
Abstieg: 950 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Auf der Hauptstraße in Vils in südlicher Richtung in der Ort abbiegen (Beschilderung: Konradshütte). Aus dem Ort heraus Teersträßchen gen Südosten, geräumige Parkmöglichkeiten (unsere war kostenlos) nahe der Skilifte
Unterkunftmöglichkeiten:keine

Mal wieder steht wettermäßig ein schöner Sonntag an - vor allem mal wieder einer, den man nur ab einer bestimmten Höhe auch als solchen auskosten kann. Die Nebeldecke im Tal ist nämlich ziemlich undurchdringlich; um so schöner dann das Gefühl, selbige zu durchbrechen und sich zumindest ein paar wärmende Sonnenstrahlen auf den Pelz brennen zu lassen. Diese mussten wir uns bei der Tour durch's Karrettal auf den Wildbödengrat allerdings hart erarbeiten: der reichliche, unverspurte Neuschnee machte die Sache dann doch zu einer recht spannenden, fordernden Sache: nicht nur, was die anhaltende Kälte und die Kondition angeht, sondern auch hinsichtlich Orientierungsvermögen und ein wenig Technik..... aber man ist ja schließlich nicht zum Spaß da, oder?

Start also recht luxuriös um viertel nach zehn auf einem der geräumigen, aber weitgehend ungenutzten Parkplätze der hiesigen (ebenfalls ungenutzen) Skianlagen. Wir schlendern zunächst ein paar Minütchen den Fahrweg zum Konradshüttle hinauf, einem an Scheußlichkeit wohl kaum zu überbietenden Refugium für durstige und hungrige Pistenrutscher. Hier erstmal ne schöne Currywurst und n Kurzen, dat is doch wat....! Naja - heut ist nix los, umso besser, so stapfen wir also wohlgemut zunächst ein wenig die tadellos präparierte Skispiste hinauf. Ein Stück marschieren wir auf einem schon ziemlich dicht verschneiten Fahrweg aus, das hätten wir mal besser gelassen, es ist länger und verwirrt nur. Lieber auf der Piste bleiben, das spart Kraft. Eigentlich hätten wir nun diese Piste im Aufstiegssinne links oben verlassen müssen, um zum Sommerweg auf's klangvolle Hundsarschjoch zu gelangen. Ob des Nebels und der frisch verschneiten Landschaft ist freilich die Orientierung nicht ganz easy, so stapfen wir also in teils extrem mühsamem Auf und Ab durch die Landschaft, bis wir schlussendlich nach der Durchschreitung eines tief eingeschnittenen Bachbettes doch noch auf den markierten Weg treffen. Dieser gelangt kurz darauf an einen Fahrweg. Trotz anderslautender Markierungen und Spuren halte man sich hier ebenfalls geradeaus, um die recht steile Waldschneise in der diretissima weiterzuverfolgen, diese Passage ist schon recht anspruchsvoll, WT3. Danach geht's in den milden Wald hinein, hier müsste dann irgendwo die Hundsarschalpe liegen, auf die wir jedoch nicht stoßen. Stattdessen irren wir wiederum im extrem mühsamen Gelände herum, um einen passablen Durchschlupf in's Karrettal zu finden. Und auch hier gelingt uns nicht der zeit- und kraftsparendste Durchstieg: vor der ersten sichtbaren Steilstufe nahe der Hundsarschalpe hätten wir uns links halten müssen, stattdessen haben wir noch einen Schlenker nach rechts unternommen, der uns unnötigerweise auf einen Rücken getrieben hat, von dem wir auch wieder runter mussten. So haben wir also schon mal geschlagene 3h gebraucht, um überhaupt auf guten 1400m in's Karrettal zu gelangen.

Aber nun gut, jetzt ist die Orientierung einfach. Es geht nun schlicht auf der im Aufstiegssinne rechten Talseite, bisweilen dicht an steilen Wänden vorbei, (fast) immer durch weite Latschengassen mild bergan. Nach einem kurzen Buckel sehen wir die zweite, unbelatschte, Hälfte des Tals: einen oben ziemlich steilen Hang müssen wir uns nun hinaufmühen in's Karretjoch. Gerade das letzte Stück erweist sich angesichts der lockeren Pulverlage auf eisigem Untergrund schon als arg mühsam (WT4) - bei bedenklicher Lawinenlage heißt's hier zudem aufpassen!!! Eine Stunde sind wir das Tal hinaufgespurt, jetzt stehen wir am Joch, um die ersten Sonnenstrahlen des Tages auszukosten. Schee!

Nur: wie geht's weiter? Etwas planlos stürzen wir uns in die Latschen, finden meist zwar recht passable Durchschlüpfe, trotzdem kostet's wieder mal ordentlich Energie. Zudem gibt hier einer meiner Schneeschuhe endgültig den Geist auf - der Hersteller dieser Dinger hat offenbar eine andere Vorstellung von Belastbarkeit, als ich. Wie dem auch sei: nach etlichem Herumgewühle kommen wir an einem Gratpunkt der Wildböden heraus, der schon ziemlich nahe des höchsten (ebenfalls belatschten) Punktes ist. Zum Luskopf ist es von hier eigentlich nicht weit, allerdings machen der metertiefe Pulver zwischen den undurchdringlichen Latschen und der kaputte Schneeschuh das Ganze doch zu einer ziemlich kernigen Angelegenheit. Eine weitere dreiviertel Stunde später sind wir nun endlich am schönen Kreuz des Luskopfes angelangt, diesem vorgelagerten Gipfelpunkt der Wildböden. Schön ist's hier, vor allem einsam. Und toll, auf die benachbarten Tannheimer und die Nebelsuppe im Tal blicken zu können. Der Ali macht hier erstmal ordentliche Brotzeit, ich hingegen versuche verzweifelt, meine schmerzenden Füße wieder aufzutauen, ohne großen Erfolg freilich. Immerhin kriege ich meinen Schneeschuh soweit wieder hin, dass er fast den ganzen Abstieg gehalten hat - andernfalls hätte ich auch ein massives Problem gehabt.

Der Abstieg nun erweist sich also als recht angenehm und zeitlich in einem merkwürdigen Verhältnis zum Aufstieg: während wir hinauf bis zum Kreuz des Luskopfes weit über 5h gebraucht haben, absolvieren wir den Abstieg in knappen anderthalb Stunden. Wenn man den Weg kennt, geht's vom Luskopf ohne großen Kampf in's Karretjoch, der Abstieg (besser: Abrutsch) durch's Karrettal ist dann flott und knieschonend. Nach dem Tal präferieren wir eine andere Route statt unseres wenig eleganten Aufstieg-Zickzack-Kurses und treffen ebenfalls schnell und unproblematisch bald wieder unsere Spuren. Diese verfolgen wir nun zurück, kommen sogar auf direkter Linie an der Skipiste raus, die wir nun nur noch talwärts stapfen müssen. Um viertel nach fünf, also nach 7h in der tief verschneiten, weitgehend schattigen aber schönen Winterlandschaft, gelangen wir wieder zum Auto mit seiner hochwillkommenen Heizung. Meine Güte, so durchgefroren war ich selten, alles nass und klamm, aber immerhin hat's dann auch für ein Gipfelziel gereicht, das nun wirklich nicht jedermanns Sache ist an so einem Tag wie heute. Rundum also ein gelungener Bergtag, mit Abenteuer, Sonne, guten Aussichten und angenehmer Gesellschaft, was kann man sich schon mehr wünschen....?!

Tourengänger: maxl, AIi


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (6)


Kommentar hinzufügen

quacamozza hat gesagt: Schöne Tour...
Gesendet am 20. Januar 2015 um 20:42
Gratulation, habt mit der Spurarbeit eine große Kraftanstrengung vollbracht, aber ich wäre bei der derzeitigen Lawinensituation nicht mitgegangen. Im Karrettal hat's schon manchen gekostet...

Und der Idealweg unten und in den Gipfellatschen ist für Ortsunkundige in der Tat kaum zu finden.

Lieben Gruß
Ulf

maxl hat gesagt: RE:Schöne Tour...
Gesendet am 20. Januar 2015 um 22:31
danke! Die Spurarbeit war in der Tat durchaus anstrengend. Die Lawinenlage haben wir in dem Fall als relativ unkritisch eingeschätzt - Triebschnee war offensichtlich noch nicht das Problem - in das Tal ist auch kaum Wind gekommen. Im steilen Teil oben war's nur unverbundener Pulver auf einer eisigen Unterlage - furchtbar anstrengend, aber lawinentechnisch glaub ich unbedenklich....!

Andy84 hat gesagt:
Gesendet am 21. Januar 2015 um 09:56
Tolle Tour Jungs.
Manchmal muss man sich einen Gipfel einfach richtig erkämpfen. Ich beneide euch net um den Latschenkampf, der hat mir im Sommer bei der Tour schon gereicht ;-)
VG Andy

maxl hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. Januar 2015 um 14:02
danke!:)
Wie wir nach der Tour schon gemeint haben: eine solche Unternehmung steigert die Vorfreude auf so eine richtige hedonistische Faulenzer-Tour wieder.

Die Abwechslung macht's eben!!:)

Andy84 hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. Januar 2015 um 14:13
Hehe, ja des stimmt.
Meld dich wenn das nächste Mal wieder in der Gegend bist, würd mich mal wieder über eine gemeinsame Tour freuen.

maxl hat gesagt: RE:
Gesendet am 21. Januar 2015 um 14:27
gerne!! Da fehlt mir auch noch einiges - und ich bin dankbar für Ortskundige!!:)


Kommentar hinzufügen»