Falkenstein – Zirmgrat


Publiziert von schimi , 14. Februar 2014 um 13:44.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Allgäuer Alpen
Tour Datum:26 Dezember 2013
Wandern Schwierigkeit: T2 - Bergwandern
Wegpunkte:
Geo-Tags: D   A 

Heute ist es bedeckt und es wird hier auf 800 Metern Höhe sicher regnen. Die Burgruine Falkenstein, die wir schon von der Pension aus sehen können scheint da ein nahes und wegen der Einkehrmöglichkeit dort oben auch bei schlechtem Wetter attraktives Ziel zu sein. Obwohl uns vom Zirmgrat abgeraten wird, habe ich die ganze Zeit diesen als Abstiegs- und Verlängerungsvariante im Kopf.

Wie häufig schon sind es die Angestellten oder Eigentümer der Hotels und Pensionen, die uns im Winter vor allerlei Gefahren des Gebirges warnen (natürlich ist das auch gut so!) Aber zumindest bei unseren eher zahmen Touren war das noch nie berechtigt. Im weiteren Gespräch stellt sich, wie auch heute heraus, dass die Leute schon Wochen oder gar Monate keinen Berg mehr aus der Nähe gesehen haben; zu sehr sind sie im Arbeitsprozess gefangen. Schön, dass wir uns die Zeit nehmen können, wenn wir auch immer eine weite Anreise haben.

Über den kleinen Weiler Benken schlendern wir über schneefreien Asphalt bis zum Waldrand, wo dann auch endlich der Naturweg beginnt. Gleich nach wenigen Metern weicht die örtliche Beschilderung ab vom Wanderweg, der in unserer neuen Wanderkarte verzeichnet ist. Wir halten uns an die örtliche Markierung und erleben dieser folgend einen hübschen und an Abwechslung reichen Aufstieg in Richtung Falkenstein. Teils über Wiese, teils durch alte Hohlwege zieht der oft kaum sichtbare Pfad nach oben.

Je weiter wir nach oben kommen, desto steiler wird Gelände und Weg. Leider führt der Steig im oberen Bereich dann auf die Straße, auf der wir die letzten Höhenmeter noch oben schlendern. Vom steifen Südwind, der wohl Motto dieses "Scheinwinters" werden wird, haben wir bisher noch nichts gesehen oder gehört. Mit einem Blick nach oben auf die nahe Kammhöhe ändert sich das aber. Der Wind kündigt sich schon unterhalb des höchsten Punktes der Straße mit heftigen Geräuschen und sich biegenden Zweigen an. Wir machen schon einmal die Kapuzen startklar, denn die werden wir auf der Höhe dort brauchen.

In der Tat werden wir auf dem sanften Bergrücken vom einer steifen Briese und heftigen Windböen empfangen. Ein Blick nach Süden über das Vilstal in die höheren Berge zeigt uns, dass wir direkt vor einer heftig wirbelnden Wolkenwand stehen, die jegliche Sicht auf die Berge vereitelt. Hier haben wir gerade noch keinen Schneefall. Es kann aber in wenigen Augenblicken soweit sein, dass es losgeht.

Wir zweigen nach wenigen Metern südlich von der Straße ab, ein Wegweiser leitet uns hier zur Mariengrotte. Diese erreichen wir in etwa fünf Minuten auf gut ausgebautem Weg. Der Gipfel des Falkensteins bricht nach Süden mit einer senkrechten Felswand ab. Knapp 100 Meter unterhalb des Gipfels treffen wir auf die Mariengrotte die sicher schon vor langer Zeit hier errichtet wurde. Der Platz ist sehr reizvoll. Nach Süden mit einer herrlichen Aussicht auf das Tal der Vils, nach oben vor der Wilden Natur durch eine überhängende Felswand geschützt.

Von der Grotte führt ein guter Steig direkt hoch zur Gastronomie und weiter zur Burgruine. Mittlerweile hat das Schneegestöber auch das Vilstal überwunden. Als wir auf der Ruine stehen und den Ausblick genießen tanzen die Flocken bereits um uns herum. Gut, dass wir heute nur in geringer Höhe sind, hier ist das Wetter noch so, dass wir die Tour genießen können. Die Gastronomie hier oben ist zwar nicht schlecht, aber auch nicht so herausragend, dass man die heftigen Preise in Kauf nehmen müsste. Ich rate hier mal, zumindest bei gutem Wetter eine Brotzeit mit Aussicht zu sich zu nehmen.

Der Weg zum Zirmgrat führt erst rechts von der Straße ab durch dichten Wald, nähert sich aber dieser nochmal am tiefsten Punkt des Bergrückens. Also kann man auch hier noch einsteigen in den Wanderweg, der hier auch zugleich der E4 ist und den Bergrücken in Richtung Füssen überspannt. Einerkopf und Zwölferkopf umgeht man zunächst nordseitig. Dann führt der Weg weiter und weiter nach oben und man bekommt auch einmal ein klein wenig Aussicht.

Auf der Höhe des Rückens entlang erreichen wir den wenig ausgeprägten Zirmgrat. Der Weg ist so gut, dass man ihn wohl fast immer ohne Probleme gehen kann (auch im Winter). Nach dem Gipfel kommt gleich der Hinweis auf den 4-Seen-Blick, nun heute wird das wohl nichts werden. Nach ein paar Minuten am Aussichtspunkt sehen wir, auch beim Blick nach steil unten nur ein undurchdringlichen weißes Nichts.

Aufpassen muss man nun im weiteren Wegverlauf, da sich zu viele Trittspuren und Wege zur Auswahl bieten. Wir überschreiten den Salober direkt, was sich hinterher schon als der Grund herausgestellt hat, warum wir im weiteren Verlauf vom rechten Wege abgekommen sind. Beim Abstieg vom Salober hätten wir rechts abbiegen müssen. Aber hier geht auch ein Weglein gerade aus; und dazu ist es auch noch markiert.

Wir folgen der Markierung und merken im weiteren Verlauf dann bald an der breite des Wegs, dass dies der falsche Weg sein muss. Ein E4 sieht anders aus. Da aber regelmäßig der rote Punkt (auch mit frischen Markierungen) erscheint, unterbrochen auch einmal von einer roten Markierungsstange und auch die Richtung korrekt ist, gehen wir weiter. Es erscheint uns im weiteren Verlauf wie ein selten begangener Jägersteig. Zunächst ist der Weg zwar nicht schwer, aber oft ist er nur so breit wie eine schmal geführte Fußspur.

Wir schlagen uns so durch. Der Weg ist nur selten begangen, wir sehen das an den Fußspuren. Diese sind zwar eindeutig, aber eben nicht von einer Horde Wanderer. Die Bäume stehen dicht und der Wald ist dunkel. Leider wird es nun auch schon drei Uhr. Wir möchten nun nicht mehr umkehren, weil es um 5 ja dunkel ist. Eigentlich rechnen wir in einer Entfernung von höchstens einem Kilometer mit dem Abstieg zum Alatsee.

Rote Stangen lassen uns Links abbiegen, jedoch führt eine Trittspur auch grade aus. Das kommt und nun schon seltsam vor, aber wir folgen den Stangen. Nach weiteren 150 Metern fällt das Gelände steiler und steiler ab und entwickelt sich zu einem Tobel, der bei Schneeschmelze sicher reichlich Wasser führt. Jetzt führt er nur 30 cm altes Laub. Ich sehe den Steilhang hinunter und sehe den breiten Wirtschaftsweg. Der Abstieg ist jedoch zu steil.

Wir kehren um und gehen die 150 Meter zurück um der anderen Spur zu folgen. Diese Spur führt noch etwas geradeaus und dann mehr und mehr steiler bergab. Logisch, dass sie auch immer weniger deutlich zu sehen ist. Aber der Lichtblick ist dann endlich da. Ich sehe den Hang vor mir hinab der zwar steil aber doch zu bewältigen scheint. Dort nach 50 Höhenmetern wird es flach und wir sehen wieder aufgeräumten und bewirtschafteten Wald. Der Abstieg wird jedoch noch ein wenig kniffelig. Es ist steil und die Steigspur ist so gut wie weg. Aber wir sind nicht die ersten Menschen hier in diesem Jahr. Wir tasten uns vorsichtig auf dem griffigen Waldboden nach unten und nutzen dabei die erreichbaren Bäumchen um unsere "Hangabtriebskraft" zu mindern.

Wir erreichen flaches Waldgelände und sehen hinter einer sumpfigen Wegstrecke von 100 Metern die Straße zum Alatsee. Ein aufgegebener breiter Wirtschaftsweg, der zur Straße hin mit abgeschnittenen Ästen verbaut ist, begleitet uns diese letzten Meter. Mit unserem Orientierungsvermögen und unserer Geländegängigkeit sind wir zufrieden (das war ein T5-Ausflug). Hätten wir mal aufgepasst, als wir noch auf dem richtigen Weg waren. Andererseits, wer denkt schon, dass man auf einem markierten Weg ins Nirwana kommt. Sicher ist nach heute, dass ich beim nächsten Mal keiner unbekannten Markierung mehr folge.

Wir folgen der Straße vom Alatsee weg und nehmen gleich links ab den Weg vom Vortag nach Oberkirch am Südufer des Sees entlang. Wir erreichen unsere Pension in der letzten viertel Stunde bevor wir die Stirnlampe anschalten würden.

So wurde aus einer großen Halbtagestour mal wieder eine kleine Ganztagestour...
Aber spannend war es allemal!

Zurück in der Pension und auf die Nachfrage nach den roten Markierungen und Stangen im Wald hörten wir nur, dass die keiner kennt, und dass man sich dort oben auch schon verlaufen hat.

Tourengänger: schimi


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