Großer Hundstod (2594 m) - die Schneeschuh-Expedition
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Es gibt sie auch heute noch, die ursprünglichen Abenteuer, die der Bergsteiger im Gebirge erleben kann. Jedes Jahr im Herbst verlässt die Zivilisation das Steinerne Meer in den Berchtesgadener Alpen und lässt ein ursprüngliches, entlegenes Gebirge zurück. Es verbleiben nur ihre Zeugen, die im Winter von einer ganz anderen Welt künden. Nicht jedem öffnet diese Welt die Türe - die Wege sind weit und häufig von Lawinen bedroht - und so kommt es, dass sich teilweise wochenlang keine Menschenseele dort aufhält. Und das mitten im dicht besiedelten Mitteleuropa... wer hätte das gedacht?!?
Das Ingolstädter Haus am Rande des Steinernen Meers hat einen urigen Winterraum. Während sich in der Sommersaison die Wanderer um die Hütte tummeln, kann man dort im Hochwinter sein Dasein völlig alleine genießen - sofern es die Verhältnisse erlauben. Bei allerbesten Bedingungen - und nur dann! - lockt der nahe Große Hundstod. Er ist einer der ganz großen und entlegenen Berchtesgadener Berge und überzeugt mit einer Aussicht vom Feinsten. Die felsdurchsetzte Steilflanke darf allerdings keinesfalls unterschätzt werden und ist in hohem Maße lawinengefährdet - der Große Hundstod ist kein Winterberg, aber manchmal passt eben alles. Genau dann kann man hier unvergessliche Stunden erleben, am Ende der Welt...
Los geht die Tour am im Sommer gebührenpflichtigen Parkplatz in Pürzlbach. Im Winter ist der Automat außer Betrieb, der Parkplatz eigentlich auch, aber mit etwas Schwung geht schon was... nach der Auffahrt über die steile Bergstraße hat man sich an einen Hauch von Abenteuer sowieso schon gewöhnt. Man folgt der Straße weiter bis zu einer Verzweigung, wo man auf dem Hauptweg nach rechts bleibt; der geradeaus führende Forstweg endet hingegen bald.
Die breite Schotterstraße leitet durch Wald zur freien Almfläche der riesigen Kallbrunnalm, wo einige Almhütten, eine Jausenstation sowie eine Käserei stehen. Das Sträßchen mündet in eine weitere Schotterstraße, der man nach rechts bergab ins Dießbachtal folgt, wo man die Staumauer des Dießbachstausees erreicht.
Über die Staumauer auf die andere Talseite, wo der breite Weg ein ganzes Stück ansteigt, um den Höhengewinn gleich darauf wieder zu verlieren. Man lässt den See hinter sich und schwach ansteigend wird schließlich die Talstation des Materiallifts des Ingolstädter Hauses erreicht.
Unter der markanten Mitterkaserwand quert man so lange nach Norden, bis eine schiefe Rampe erreicht ist, über die die Wand überlistet werden kann. Vorsicht: der recht steile Hang ist potentiell lawinen- und absturzgefährlich! Die Rampe leitet direkt hoch ins Steinerne Meer und der Blick auf die wellige Kalkhochfläche öffnet sich. Das Ingolstädter Haus ist zwar noch immer nicht zu sehen, aber die Masten der Materialseilbahn weisen unmissverständlich den Weg.
Entweder dem Sommerweg unter den Wänden von Dießbacheck und Kleinem Hundstod folgend, oder weiter rechts über welliges Karstgelände (Achtung Dolinen!) geht es weiter bergan, bis das Ingolstädter Haus in Sicht kommt und bald darauf erreicht ist. Der Winterraum im Nebengebäude ist durch ein weißes Schild sofort als solcher zu erkennen. Er bietet acht Lager (laut DAV-Homepage zwölf), ein Ofen inklusive Brennholz ist vorhanden, elektrisches Licht nicht.
Am nächsten Tag geht's zum Großen Hundstod, der aber nur bei besten Bedingungen besucht werden sollte. Dazu auf dem Verbindungsrücken hinüber zur Hundstodscharte zwischen Kleinem und Großem Hundstod. Dort dem Rücken nach, der an die steile und häufig abgeblasene Südflanke des Großen Hundstods heran führt. Weiter grob dem Verlauf des Sommerwegs folgen.
Der besonders steile, felsige Mittelteil der Flanke wird ziemlich direkt durchstiegen, ausrutschen darf man nicht. Weiter oben wird's wieder etwas flacher und der Weg leitet schräg rechts aufwärts. Knapp unterhalb des Gipfels wird noch eine seichte Rinne (Triebschnee!) durchstiegen und dann geht's über die Schrofenflanke zum weithin sichtbaren Gipfelkreuz. Die Aussicht ist enorm! Gewagt präsentieren sich Watzmann und Hochkalter im Norden, im Süden liegt der Alpenhauptkamm vor Augen, im Osten der Dachstein und im Westen die Steinberge. Eindrucksvoll zeigt sich auch das gigantische Hochplateau des Steinernen Meers.
Der Abstieg verläuft auf dem Anstiegsweg. Am Ingolstädter Haus sammelt man die deponierte Ausrüstung wieder auf und es geht zurück in die Zivilisation.
Schwierigkeiten:
Schneeschuhwanderung über Kallbrunnalm zum Dießbachstausee: WT1 (ohne Schwierigkeiten, möglicherweise durch Schneemobil gespurt).
Weiter zum Ingolstädter Haus: WT3 (an der Mitterkaserwand, sonst WT2).
Gipfelanstieg zum Großen Hundstod: WT5 (sehr steil und nur bei besten Verhältnissen; in der Regel zu Fuß zu begehen; im Sommer T3+ auf komfortablem Steig).
Fazit:
Eine 5*-Top-Unternehmung! Die Abgeschiedenheit und Einsamkeit im Hochwinter sucht in den Nördlichen Kalkalpen ihresgleichen und macht die Tour zum unvergesslichen Erlebnis; eine Übernachtung im Winterraum des Ingolstädter Hauses ist wie eine Zeitreise 100 Jahre zurück. Der Große Hundstod ist eine phänomenale Aussichtswarte, aber nur bei besten Bedingungen zu erreichen. Da der Anstieg für Schneeschuhe zu steil ist, sind Pickel und Steigeisen anzuraten. Auch der Aufstieg zur Hütte ist ab dem Dießbachstausee bereits recht lawinengefährdet.
Mit auf Tour: Uwe.
Anmerkungen:
Bereits die Auffahrt zum Parkplatz Pürzlbach kann im Winter recht abenteuerlich sein, zudem ist der Parkplatz nicht geräumt.
Kategorien: Berchtesgadener Alpen, Mehrtagestour, Biwak, Schneeschuhtour, 5*-Tour, 2500er, WT5.
Das Ingolstädter Haus am Rande des Steinernen Meers hat einen urigen Winterraum. Während sich in der Sommersaison die Wanderer um die Hütte tummeln, kann man dort im Hochwinter sein Dasein völlig alleine genießen - sofern es die Verhältnisse erlauben. Bei allerbesten Bedingungen - und nur dann! - lockt der nahe Große Hundstod. Er ist einer der ganz großen und entlegenen Berchtesgadener Berge und überzeugt mit einer Aussicht vom Feinsten. Die felsdurchsetzte Steilflanke darf allerdings keinesfalls unterschätzt werden und ist in hohem Maße lawinengefährdet - der Große Hundstod ist kein Winterberg, aber manchmal passt eben alles. Genau dann kann man hier unvergessliche Stunden erleben, am Ende der Welt...
Los geht die Tour am im Sommer gebührenpflichtigen Parkplatz in Pürzlbach. Im Winter ist der Automat außer Betrieb, der Parkplatz eigentlich auch, aber mit etwas Schwung geht schon was... nach der Auffahrt über die steile Bergstraße hat man sich an einen Hauch von Abenteuer sowieso schon gewöhnt. Man folgt der Straße weiter bis zu einer Verzweigung, wo man auf dem Hauptweg nach rechts bleibt; der geradeaus führende Forstweg endet hingegen bald.
Die breite Schotterstraße leitet durch Wald zur freien Almfläche der riesigen Kallbrunnalm, wo einige Almhütten, eine Jausenstation sowie eine Käserei stehen. Das Sträßchen mündet in eine weitere Schotterstraße, der man nach rechts bergab ins Dießbachtal folgt, wo man die Staumauer des Dießbachstausees erreicht.
Über die Staumauer auf die andere Talseite, wo der breite Weg ein ganzes Stück ansteigt, um den Höhengewinn gleich darauf wieder zu verlieren. Man lässt den See hinter sich und schwach ansteigend wird schließlich die Talstation des Materiallifts des Ingolstädter Hauses erreicht.
Unter der markanten Mitterkaserwand quert man so lange nach Norden, bis eine schiefe Rampe erreicht ist, über die die Wand überlistet werden kann. Vorsicht: der recht steile Hang ist potentiell lawinen- und absturzgefährlich! Die Rampe leitet direkt hoch ins Steinerne Meer und der Blick auf die wellige Kalkhochfläche öffnet sich. Das Ingolstädter Haus ist zwar noch immer nicht zu sehen, aber die Masten der Materialseilbahn weisen unmissverständlich den Weg.
Entweder dem Sommerweg unter den Wänden von Dießbacheck und Kleinem Hundstod folgend, oder weiter rechts über welliges Karstgelände (Achtung Dolinen!) geht es weiter bergan, bis das Ingolstädter Haus in Sicht kommt und bald darauf erreicht ist. Der Winterraum im Nebengebäude ist durch ein weißes Schild sofort als solcher zu erkennen. Er bietet acht Lager (laut DAV-Homepage zwölf), ein Ofen inklusive Brennholz ist vorhanden, elektrisches Licht nicht.
Am nächsten Tag geht's zum Großen Hundstod, der aber nur bei besten Bedingungen besucht werden sollte. Dazu auf dem Verbindungsrücken hinüber zur Hundstodscharte zwischen Kleinem und Großem Hundstod. Dort dem Rücken nach, der an die steile und häufig abgeblasene Südflanke des Großen Hundstods heran führt. Weiter grob dem Verlauf des Sommerwegs folgen.
Der besonders steile, felsige Mittelteil der Flanke wird ziemlich direkt durchstiegen, ausrutschen darf man nicht. Weiter oben wird's wieder etwas flacher und der Weg leitet schräg rechts aufwärts. Knapp unterhalb des Gipfels wird noch eine seichte Rinne (Triebschnee!) durchstiegen und dann geht's über die Schrofenflanke zum weithin sichtbaren Gipfelkreuz. Die Aussicht ist enorm! Gewagt präsentieren sich Watzmann und Hochkalter im Norden, im Süden liegt der Alpenhauptkamm vor Augen, im Osten der Dachstein und im Westen die Steinberge. Eindrucksvoll zeigt sich auch das gigantische Hochplateau des Steinernen Meers.
Der Abstieg verläuft auf dem Anstiegsweg. Am Ingolstädter Haus sammelt man die deponierte Ausrüstung wieder auf und es geht zurück in die Zivilisation.
Schwierigkeiten:
Schneeschuhwanderung über Kallbrunnalm zum Dießbachstausee: WT1 (ohne Schwierigkeiten, möglicherweise durch Schneemobil gespurt).
Weiter zum Ingolstädter Haus: WT3 (an der Mitterkaserwand, sonst WT2).
Gipfelanstieg zum Großen Hundstod: WT5 (sehr steil und nur bei besten Verhältnissen; in der Regel zu Fuß zu begehen; im Sommer T3+ auf komfortablem Steig).
Fazit:
Eine 5*-Top-Unternehmung! Die Abgeschiedenheit und Einsamkeit im Hochwinter sucht in den Nördlichen Kalkalpen ihresgleichen und macht die Tour zum unvergesslichen Erlebnis; eine Übernachtung im Winterraum des Ingolstädter Hauses ist wie eine Zeitreise 100 Jahre zurück. Der Große Hundstod ist eine phänomenale Aussichtswarte, aber nur bei besten Bedingungen zu erreichen. Da der Anstieg für Schneeschuhe zu steil ist, sind Pickel und Steigeisen anzuraten. Auch der Aufstieg zur Hütte ist ab dem Dießbachstausee bereits recht lawinengefährdet.
Mit auf Tour: Uwe.
Anmerkungen:
Bereits die Auffahrt zum Parkplatz Pürzlbach kann im Winter recht abenteuerlich sein, zudem ist der Parkplatz nicht geräumt.
Kategorien: Berchtesgadener Alpen, Mehrtagestour, Biwak, Schneeschuhtour, 5*-Tour, 2500er, WT5.
Tourengänger:
83_Stefan

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Kommentare (19)