Steinernes Meer im Winter


Publiziert von Hade , 18. März 2015 um 23:18.

Region: Welt » Deutschland » Alpen » Berchtesgadener Alpen
Tour Datum:14 März 2015
Schneeshuhtouren Schwierigkeit: WT5 - Alpine Schneeschuhtour
Wegpunkte:
Geo-Tags: A   D 
Zeitbedarf: 2 Tage
Aufstieg: 2300 m
Abstieg: 2150 m
Strecke:40km
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Parkplatz an der Wimbachbrücke
Zufahrt zum Ankunftspunkt:Parkplatz beim Klausbachhaus oder Hintersee
Unterkunftmöglichkeiten:Winterraum Ingolstädter Haus
Kartennummer:AV Karte BY21

Für das Wochenende ist super Wetter angesagt, und was noch viel wichtiger ist: Die Lawinengefahr soll gering sein. Es ist also Zeit für die schon lange geplante Runde zum Ingolstädter Haus. Anfangs noch als Skitour geplant, entschieden Sascha und ich uns dann doch für die Schneeschuhe, da unser skifahrerisches Können noch eher miserabel ist und die Rucksäcke recht schwer wurden... Allerdings ist die Tour so ungleich anstrengender.

Von der Wimbachbrücke geht es in einem langen Hatscher (12km) bis zum Ende des Wimbachtals. So lange man hier läuft, so wenig gibt es dazu zu sagen. Hinter der Wimbachgrieshütte wird es dann endlich interessanter. Jetzt wird der Trischübel-Pass in einem langen Bogen von links nach rechts erreicht. Dabei muss ein steiler Hang gequert werden. Bei ungünstigen Verhältnissen kann es hier schnell gefährlich werden. Es besteht große Absturz- und Lawinengefahr! Ist die Stelle gemeistert, so geht es die letzten Meter relativ flach hinauf zum Pass. Hier hat man eine schöne Aussicht nach Osten. Nach einer kurzen Rast geht es weiter Richtung Süden durch eine relativ breite Rinne, bevor es zum nun sichtbaren Sattel unterhalb des Graskopf -für Schneeschuhverhältnisse- äußerst steil hinauf geht. Hier gab es auch schon einen tödlichen Absturz mit Schneeschuhen! Zuerst versuchen wir, in der bestehenden Skispur zu laufen, jedoch bricht diese immer weg, so dass wir mehr oder weniger den direkten Anstieg wählen. Saschas Schneeschuhe haben eine so lange Spitze, dass er hier größte Mühen hat. Als ich vorausgehe, kann er jedoch nachsteigen. Oben gönnen wir uns erst eine große Pause, denn der Ausblick den man nun hat, entschädigt für alle Mühen!
Vom Sattel geht es anschließend relativ flach weiter zum Hundstodgatterl. Allerdings merken wir die zurückgelegten Höhenmeter schon deutlich, so dass es langsam ein Kampf wird...
Vom Gatterl queren wir die recht steile Flanke nach Westen, als das Ingolstädter Haus ins Blickfeld kommt. Jetzt geht es nochmal steil bergab, bevor wir über kupiertes Gelände zur Hütte aufsteigen. Man sollte hier um die Senken einen großen Bogen machen, da es im Steinernen Meer unzählige Dolinen gibt! Diesen letzten Abschnitt laufe ich wie im Zombie-Modus: Denn Blick nur noch starr auf den Boden gerichtet, zwinge ich mich Schritt für Schritt weiter. Umso größer ist die Freude, als dann endlich das Ingolstädter Haus mit seinem gemütlichen Winterraum erreicht wird, wo tatsächlich schon jemand ist. Die zwei Wochen zuvor war keine Menschenseele hier... Im Winterraum liegt ein Liegestuhl, so dass wir uns gut eingedeckt sogar auf die schneefreie Terrasse legen können, um die abendliche Stimmung zu genießen. Der Tag könnte nicht besser ausklingen!

Am nächsten Morgen sehen wir von unserem Plan ab, das Seehorn zu besteigen und wählen den Finsterbachkopf als Ziel. Kurz hinter der Hütte, im nur leicht geneigten (<<30°), kupierten Gelände, das allerdings stark vom Wind gezeichnet ist, passiert es dann. Ich gehe voraus als ich plötzlich ein ganz tiefes Wummen höre, das unter die Haut geht. Gleichzeitig merke ich, wie sich die Schneedecke minimal senkt und winzige Risse entstehen. Mir läuft es eiskalt den Rücken hinunter. Laut Lawinenlagebericht dürfte es hier überhaupt keine Schwachstellen geben. Mit einem mulmigen Gefühl machen wir uns nun an den direkten Abstieg... Prompt höre ich erneut ein solches Setzungsgeräusch. Aber irgendwie müssen wir trotzdem runter vom Berg... Schließlich entscheiden wir für die Variante südlich der Mitterkaserwand, da sie uns sicherer erscheint als die steile Rampe im Norden der Wand, über die der Sommerweg verläuft. Dazu gehen wir südlich der Materialseilbahn bis kurz oberhalb der Mitterkaserwand und queren dann auf nahezu gleichbleibender Höhe entlang nach Westen, bis unter dem Praghorn ein Abstieg ins Tal möglich ist, ca. einen halben Kilometer östlich vom Stausee. Hier treffen wir sogar auf mehrere Skispuren und uns kommen zwei Tourengeher-Gruppen entgegen. Anfangs noch auf einer Höhe mit dem See geht es bald einige Höhenmeter nach oben, bevor wir wieder absteigend das andere Ende des Sees erreichen. Von dort wandern wir zur Kallbrunnalm unterhalb des Kühkranz und umgehen selbigen auf gleichbleibender Höhe auf dem ost-seitigen Forstweg. Anschließend gelangen wir auf der Forststraße zur Hirschbichlstraße, auf welcher wir zum Hirschbichl-Pass aufsteigen und auf der bayerischen Seite durch das lange Klausbachtal bis zum Hintersee absteigen.

Fazit:
Die Tour verlangt eine tadellose Kondition. Am ersten Tag müssen 1800 Höhenmeter auf knapp 20km Strecke mit Winter-Übernachtungsgepäck zurückgelegt werden und auch der zweite Tag hat es noch in sich! Zudem ist guter Orientierungssinn nötig und die Lawinenlage muss absolut sicher sein, da mehrere Steilhänge verschiedener Expositionen mit mehr als 40 Grad begangen werden müssen. Alles in allem eine Tour die ziemlich fordert, dafür aber unglaublich intensive Momente bieten kann, wie man sie nicht oft erlebt! Die einsame Hochfläche des Steinernen Meer ist im Winter wahrlich beeindruckend...

Tourengänger: Hade


Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden

Galerie


In einem neuen Fenster öffnen · Im gleichen Fenster öffnen


Kommentare (2)


Kommentar hinzufügen

83_Stefan hat gesagt:
Gesendet am 24. März 2015 um 14:21
Eine sehr schöne, einsame Wintertour! Es wundert mich nur, dass ihr den Hundstod nicht besucht habt, der lohnt nämlich sehr. Aber auch ohne den Gipfel war's sicherlich ein sehr eindrucksvolles Erlebnis - ich gratuliere!

Hade hat gesagt: RE:
Gesendet am 25. März 2015 um 18:56
Da uns der erste Tag noch in den Knochen gesteckt ist, wollten wir lieber zum Finsterbachkopf. Auf den Hundstod wäre es wohl nur ohne Schneeschuhe gegangen, bei den beträchtlichen Mengen an lockerem Schnee mit Sicherheit recht anstrengend... Uns hat es auch so gereicht :-) Auch wenn es sicherlich schön gewesen wäre, zum Gipfel zu gehen, wie dein Bericht eindrucksvoll zeigt!

Viele Grüße
Daniel


Kommentar hinzufügen»