Über den wilden Ostgrat aufs Matthorn
|
||||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Vor einiger Zeit ist mir bei einer Fahrt mit der Zahnradbahn auf dem Pilatus der markante Ostgrat des Matthorns förmlich ins Auge gestochen. Einem Schiffbug gleich thront er über der Alp Ämsigen. Das könnte eine knackige Grattour sein – die Bestätigung finde ich im Zentralschweizer Tourenführer aus den 1930er-Jahren. Während andere schon den Skitouren frönen, will ich mich nochmals dem alpinen Genuss hingeben…
Von Alpnachstad (435m) wandere ich auf dem markierten Bergweg Richtung Ämsigen. Erst ab etwa 1000m lässt sich im schattigen Wald der Schneekontakt nicht mehr vermeiden. Aber oberhalb von Ämsigen (1359m) hat das stabile Hochdruckwetter der letzten Tage seine Wirkung gezeigt. Die Südhänge sind aper, die Felsen kahl.
Ab dieser Alp beginnt sich der markante Ostgrat zum Matthorn hochzuziehen. Anfänglich noch breit und moderat steigend über fast schneefreie Weiden, anschliessend durch ein kleines Waldstück immer steiler und schmäler werdend. Auf etwa 1780m stösst von rechts ein kleiner Gratausläufer hinzu. Über eine kurze Steilgras-Passage mit Felseinlagen erreicht man den gemeinsamen Weiterverlauf. Hier beginnt der eigentliche spannende Teil der Route - nach einer kleinen Tannengruppe geht es richtig zur Sache: Der Grat mutiert zu einer Felsschneide, die an das Brotmesser bei der Ruessiflueh auf der Gegenseite des Matthorns erinnert. Was für ein vielversprechender Einstieg!
Doch ein kleiner Dämpfer folgt nach wenigen Metern. Durch die fehlende Erwähnung dieser Route in neuerer Führerliteratur (oder auch auf Hikr.org) habe ich mich richtig in Pionierstimmung gefühlt. Diese erleidet beim Entdecken eines Bohrhakens neueren Datums einen leichten Rückschlag…
Nach der scharfen Gratkante wird es wieder grasiger. Der nächste Felsaufschwung wird in der steilen Südflanke umgangen. Wie im Felsen müssen auch im Steilgras die Tritte sorgfältig geprüft werden. Lose und bereits abgerutschte Graspolster rufen dies deutlich in Erinnerung.
Beim darauf folgenden Felsaufschwung sind erstmals minimale Kletterkünste gefragt (II). Bei der sich nach dem anschliessenden Flachstück erhebenden Gratkante sind schon höhere Kletterfähigkeiten gefordert. Zwar nur einige Meter, doch ein bauchiger Felsen will überwunden werden (ca. III). Für meinen Geschmack sind die vorhandenen Griffe und Tritt ziemlich fein. Zum Glück kann ich durch meine Körpergrösse die Auswahl etwas erhöhen. Ein einzelner Bohrhaken wäre für etwas Sicherheit vorhanden. Diese schwierigste Stelle der Route könnte man eventuell auf einem steilen und extrem ausgesetzten Grasband in der Nordseite umgehen. Doch dieses ist heute teilweise schneebedeckt und gefroren. Bei diesen Verhältnissen möchte ich lieber nicht über 100 Meter Abgrund unter mir haben…
Der Rest des Grates ist nach dieser Schlüsselstelle wieder Genuss pur. Vier Stunden nach dem Abmarsch stehe ich neben dem Gipfelkreuz auf dem Matthorn (2041m). Hier geniesse ich eine Stunde lang die Sonne, das fantastische Panorama über dem Nebelmeer und die Stille. Dabei schmökere ich ein wenig im Gipfelbuch, gemäss diesem bin ich in diesem Monat der erste Besucher.
Nach dieser langen Rast steige ich über den Normalweg zu den Chilchsteinen ab. Dieser Abstieg präsentiert sich winterlich, lässt sich aber dank den Stahlseilen problemlos meistern. Bisher hätte ich die Schneeschuhe vergebens mitgeschleppt, erst im Schlussaufstieg zur Pilatus Kulm (2100m) wären diese nützlich gewesen. Im Gipfelrestaurant gönne ich mir Kaffee & Kuchen und geniesse trotz Dauerberieselung mit Weihnachtsmusik nochmals eine volle Stunde das sonnige Wetter und das traumhafte Panorama. Anschliessend schwebe ich glücklich und vollgetankt mit der Gondel unter die Nebeldecke.
Fazit: Da durfte ich wahrlich ein tolles Gratjuwel am Matthorn entdecken. Im Vergleich zur Ruessiflueh etwas anspruchsvoller, da der Felsen deutlich brüchiger ist. Zudem ist diese Route bei weitem seltener begangen und präsentiert sich deshalb weniger herausgeputzt. Ein perfektes Alpinwander-Erlebnis an einem prächtigen Spätherbsttag. Ich weiss gar nicht, wie man bei diesen Bedingungen an Skitouren denken kann…
Von Alpnachstad (435m) wandere ich auf dem markierten Bergweg Richtung Ämsigen. Erst ab etwa 1000m lässt sich im schattigen Wald der Schneekontakt nicht mehr vermeiden. Aber oberhalb von Ämsigen (1359m) hat das stabile Hochdruckwetter der letzten Tage seine Wirkung gezeigt. Die Südhänge sind aper, die Felsen kahl.
Ab dieser Alp beginnt sich der markante Ostgrat zum Matthorn hochzuziehen. Anfänglich noch breit und moderat steigend über fast schneefreie Weiden, anschliessend durch ein kleines Waldstück immer steiler und schmäler werdend. Auf etwa 1780m stösst von rechts ein kleiner Gratausläufer hinzu. Über eine kurze Steilgras-Passage mit Felseinlagen erreicht man den gemeinsamen Weiterverlauf. Hier beginnt der eigentliche spannende Teil der Route - nach einer kleinen Tannengruppe geht es richtig zur Sache: Der Grat mutiert zu einer Felsschneide, die an das Brotmesser bei der Ruessiflueh auf der Gegenseite des Matthorns erinnert. Was für ein vielversprechender Einstieg!
Doch ein kleiner Dämpfer folgt nach wenigen Metern. Durch die fehlende Erwähnung dieser Route in neuerer Führerliteratur (oder auch auf Hikr.org) habe ich mich richtig in Pionierstimmung gefühlt. Diese erleidet beim Entdecken eines Bohrhakens neueren Datums einen leichten Rückschlag…
Nach der scharfen Gratkante wird es wieder grasiger. Der nächste Felsaufschwung wird in der steilen Südflanke umgangen. Wie im Felsen müssen auch im Steilgras die Tritte sorgfältig geprüft werden. Lose und bereits abgerutschte Graspolster rufen dies deutlich in Erinnerung.
Beim darauf folgenden Felsaufschwung sind erstmals minimale Kletterkünste gefragt (II). Bei der sich nach dem anschliessenden Flachstück erhebenden Gratkante sind schon höhere Kletterfähigkeiten gefordert. Zwar nur einige Meter, doch ein bauchiger Felsen will überwunden werden (ca. III). Für meinen Geschmack sind die vorhandenen Griffe und Tritt ziemlich fein. Zum Glück kann ich durch meine Körpergrösse die Auswahl etwas erhöhen. Ein einzelner Bohrhaken wäre für etwas Sicherheit vorhanden. Diese schwierigste Stelle der Route könnte man eventuell auf einem steilen und extrem ausgesetzten Grasband in der Nordseite umgehen. Doch dieses ist heute teilweise schneebedeckt und gefroren. Bei diesen Verhältnissen möchte ich lieber nicht über 100 Meter Abgrund unter mir haben…
Der Rest des Grates ist nach dieser Schlüsselstelle wieder Genuss pur. Vier Stunden nach dem Abmarsch stehe ich neben dem Gipfelkreuz auf dem Matthorn (2041m). Hier geniesse ich eine Stunde lang die Sonne, das fantastische Panorama über dem Nebelmeer und die Stille. Dabei schmökere ich ein wenig im Gipfelbuch, gemäss diesem bin ich in diesem Monat der erste Besucher.
Nach dieser langen Rast steige ich über den Normalweg zu den Chilchsteinen ab. Dieser Abstieg präsentiert sich winterlich, lässt sich aber dank den Stahlseilen problemlos meistern. Bisher hätte ich die Schneeschuhe vergebens mitgeschleppt, erst im Schlussaufstieg zur Pilatus Kulm (2100m) wären diese nützlich gewesen. Im Gipfelrestaurant gönne ich mir Kaffee & Kuchen und geniesse trotz Dauerberieselung mit Weihnachtsmusik nochmals eine volle Stunde das sonnige Wetter und das traumhafte Panorama. Anschliessend schwebe ich glücklich und vollgetankt mit der Gondel unter die Nebeldecke.
Fazit: Da durfte ich wahrlich ein tolles Gratjuwel am Matthorn entdecken. Im Vergleich zur Ruessiflueh etwas anspruchsvoller, da der Felsen deutlich brüchiger ist. Zudem ist diese Route bei weitem seltener begangen und präsentiert sich deshalb weniger herausgeputzt. Ein perfektes Alpinwander-Erlebnis an einem prächtigen Spätherbsttag. Ich weiss gar nicht, wie man bei diesen Bedingungen an Skitouren denken kann…
Tourengänger:
Tobi

Communities: T6
Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (6)