Pilatus (2118m) via Galtigentürme & Ostwand


Publiziert von أجنبي , 21. Oktober 2013 um 23:26.

Region: Welt » Schweiz » Obwalden
Tour Datum:19 Oktober 2013
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: 4+ (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Pilatusgebiet   CH-NW   CH-OW 
Aufstieg: 780 m
Abstieg: 50 m
Strecke:Ämsigen – Galtigen – Mattalp – Galtigentürme I-IV – Rosegg – Esel O-Wand – Esel – Pilatus Kulm
Zufahrt zum Ausgangspunkt:ÖV bis Alpnachstaad, ZRB bis Ämsigen
Zufahrt zum Ankunftspunkt:ZRB ab Pilatus, ÖV ab Alpnachstaad
Kartennummer:LK 1:25.000: 1170 Alpnach

Es vergeht kein Tag, ohne dass ich nicht zum Pilatus hoch schaue. Entsprechend oft kam mir in letzter Zeit auch eine Pendenz in den Sinn: die Galtigentürme. Jedes Mal, wenn wir die mehrteilige Gratkletterei ernsthaft ins Auge gefasst hatten, kam es dann doch irgendwie anders. Und auf einen Besuch dort oben an einem Wochenende hatten wir so gut wie keine Lust.

 

Nun, da die Tage kürzer werden und quasi jeden Tag der Winter die Klettersaison beenden könnte, obsiegte die Ungeduld über die Vernunft. An einem Samstag also fuhren wir mit der Zahnradbahn nach Ämsigen hoch. Von dort wählten wir den Aufstieg via Galtigen, den wir zunächst etwas suchen mussten. Bei der Mattalp genügte dann ein Blick auf den Höhenmesser und die nahe Felswand zur Bestätigung, dass wir das untere Ende der Mattalpplatte erreicht hatten. Dort tummelten sich auch bereits einige Seilschaften.

 

Wir liessen die Platte aus. So wie's im Führer ausschaut, ist dort mit einem 40m-Seil nicht viel anzufangen. Entsprechend liefen wir durch das markante, breite Band durch die Wand hoch und von dort auf einfachem Weg zum Einstieg, welchen wir ca. eine Stunde nach Abmarsch in Ämsigen erreichten. Nun ja, mit vielen Leuten hatten wir ja gerechnet, doch mit so vielen dann schon nicht! Anyway, der Tag war schön, die Temperatur angenehm, Einsamkeit hatten wir sowieso nicht erwartet und so blieb unsere Stimmung konstant gut und locker.

 

Dummerweise waren wir inmitten einer 13-köpfigen Gruppe gelandet. Am ersten Turm wurde parallel geklettert, was angesichts der Schwierigkeit (3b, 3b, 3b, 3a) und der Umsicht aller Beteiligten auch kein Problem war. An den Ständen gab's regelmässig Stau, doch trotz allem Andrang herrschte zwischen den Seilschaften stets ein gutes, relaxtes Klima. Bereits an diesem Turm reichte unser 40m-Seil einmal knapp nicht, was uns erstaunte, werden doch im Plaisir Ost 40m empfohlen. Meine Performance stimmte indes von Anfang an, so dass ich zwei Seillängen vorstieg, was für mich nach wie vor nicht selbstverständlich ist.

 

Nach dem ersten Turm ging's auf einem kurzen Pfad hinüber zum zweiten Turm. Dort klettert man zuerst einige Meter nach links weg, um dann bereits wieder auf einen Stand zu stossen, den man ebenso gut auslassen könnte. Danach folgen zwei Seillängen schönste 3c-Kletterei, bevor nochmals ganz kurz zum Einstieg des dritten Turms gelaufen wird.

 

Die erste Seillänge (4a) getraute ich mich nicht vorzusteigen. Der Fels drängt hier den Kletterer etwas nach rechts, bevor's gerade in die Höhe geht. Schon nach wenigen Zügen wusste ich nicht mehr recht weiter, bevor ich mal mit der Hand über mich tastete und voilà: solide Griffe en masse. Danach stieg ich nochmals vor (3c), worauf wir schon bald den Ausstieg erreichten. Nun knurrte der Magen gewaltig, während am Einstieg zum vierten Turm bereits wieder gestaut wurde. Eine gute Gelegenheit für die Mittagspause also.

 

Am vierten Turm sattelten wir von den Bergschuhen auf die Kletterfinken um. Hier war nun senkrechte, ausgesetzte Kletterei angesagt, so dass ich mich nicht zu einem Vorstieg überwinden konnte. Meine Kollegin durfte also die beiden ersten Seillängen (4c, 4b) voran, bevor ich dann noch die Schlussseillänge (3b) vorstieg. Grosse Karabiner sind auf den Galtigentürmen übrigens von Vorteil, da's an manchen Ständen recht grosse und entsprechend dicke Sicherungsstangen hat.

 

Nach beendeter Kletterei ging's dann noch am kurzen Seil weiter zur Rosegg, wo's endlich den ersehnten Blick über den Vierwaldstättersee nach Hause gab. Vom Einstieg bis zur Rosegg waren wir rund vier Stunden unterwegs, wobei wir ohne die Wartereien wohl mindestens ein bis eineinhalb Stunden schneller gewesen wären.

 

Nun wartete noch das Dessert, welches wir während der ganzen Kletterei bereits vor Augen hatten: die Ostwand des Esels. Etwas ernüchtert musste ich auf der Rosegg feststellen, dass die Wand von hier immer noch so brutal steil aussah wie vom ersten Galtigenturm aus. Mit einer Kopie von tricky's absolut akkurater Route im Sack stürzten wir uns in den Kampf und stellten fest: die Ostwand ist tatsächlich sehr steil, oft grasig und der Fels teils speckig. Allerdings existiert so etwas wie ein gut gestufter Weg, der die Angelegenheit um einiges entschärft. Oberhalb der Bunker entdeckten wir sogar (recht neue) Haken. Zumindest das letzte Stück zum Touristenweg hoch scheint einigermassen absicherbar.

 

Mir gelang der Aufstieg recht gut. Erst oberhalb der Bunker, wo's für einen Moment wieder auf die N-Seite geht, musste ich mich etwas zusammenreissen, ging's doch rechts neben den Füssen sozusagen senkrecht ziemlich weit runter. Fehler sind in der Ostwand definitiv keine erlaubt und bei Nässe brächte mich dort niemand hoch. Bei (einigermassen) Trockenheit, wie wir's angetroffen haben, ist der Aufstieg vergleichbar mit dem N-Aufstieg auf den Haggenspitz, jedoch viel kürzer (15-20min). Etwas gewöhnungsbedürftig war natürlich der Ausstieg auf den Touristenweg: Zack und wir stürzten in eine Welt, der wir normalerweise zu entfliehen versuchen. Zwei nachfolgenden Bergsteigern ging es ähnlich. Auch sie waren mit dem Trubel auf dem Esel etwas überfordert: als sie oben ankamen, wussten sie zunächst nicht, wo's zum Kulm runter geht...


Tourengänger: أجنبي


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Kommentare (3)


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tricky hat gesagt: Gratuliere...
Gesendet am 22. Oktober 2013 um 00:02
Zu der schönen Tour. Die habe ich immer noch in guter Erinnerung. Auch zu empfehlen ist der Ruessifluegrat der zum Matthorn führt, die mindesten ebenso schön ist wie die Galtigentürme.

أجنبي hat gesagt: RE:Gratuliere...
Gesendet am 22. Oktober 2013 um 00:08
Hehe... deine Ruessiflue-Berichte habe ich auch gerade zum x-ten mal studiert. Ist 'n superschöner Grat, aber irgendwie bin ich mir da noch nicht so recht sicher, ob das Brotmesser sich mit meiner Höhenangst verträgt, Seil hin oder her... ;-)

roger_h hat gesagt:
Gesendet am 22. Oktober 2013 um 16:41
Schöne Tour vor meiner Haustüre! Bei mir waren fast eine Leute unterwegs.


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