Die Aubrigbrüder im ersten Schnee
|
||||||||||||||||||||||||
![]() |
![]() |
Auf auf, in die Berge!
Der Tag soll laut Meteo Schweiz ja ganz brauchbar werden. Also nicht hinterm Ofen verstecken und ab vor die Türe. Aber bitte mit Sahne…ähm…Schnee natürlich. Ich schaue mir das Lawinenbulletin an, man will ja informiert sein. Okay, oberhalb 2500 Meter fällt flach. Nicht für die erste Tour gleich soviel Schnee und Gefahr. Aber zumindest so ein wenig Schnee darf es dann schon sein. Ab 1300 Meter aufwärts sollte es in den Glarner Alpen passen. Vielleicht sogar für die Schneeschuhe?
Tourenstapel durchsuchen...suchen...suchen…ja, google ist schneller…suchen…suchen…Treffer:
Die Aubrigbrüder sollen es sein. Diese beiden munteren Gesellen stehen ohnehin noch auf meiner Liste, warum also nicht heute. Der Vorteil könnte sein, ich habe sie für mich alleine. Für tiefe, interlekutelle….intelukatelle…ach Gespräche eben!
Hinweis: Ich weiss das es interkontinentell heisst. :D Aber irgendwie passt das nicht zu den beiden Brüdern. Es steht ja nicht einer in Afrika und der andere in Australien. Wobei diese Tagestour spannend wäre.
Ich starte gegen 7:30 Uhr vom Parkplatz am Gemeindehaus in Vorderthal. Mein Plan scheint aufzugehen. *diabolisches Lachen schallt durch das Tal". Ich bin der erste der dort parkiert. Keiner vor mir hier!
Hinweis: Ich habe vorsorglich sämtliche weiteren Zugangswege zu den beiden Aubrigs sperren lassen. Soll mir ja blos keiner meine Illusionen nehmen. Ich habe freitags zuvor bei der Gemeindeverwaltung angeläutet und mitgeteilt, dass Aliens vom Planeten Sniegas alles mit einer weissen, hochgiftigen Masse überzuckert haben. Ich bin mir sicher, mein Plan geht auf!
Hinweis 2: Kurze Zeit später erfahre ich, dass man auch vom Sattelegg starten kann und so mindestens 2 Stunden einspart…tolle Wurst, mein Plan perfekt sabotiert!
Es geht recht zügig voran, allerdings noch im düsteren Schatten. Schatten ist kalt. Also schneller gehen, dass wärmt. Mein altes Kohlekraftwerk im Inneren läuft auf Hochtouren und schaufelt sich das Zmorge-Müesli kräftig in die Brennkammer. Frei nach dem Motto klotzen statt kleckern.
Ich bin noch unterhalb der Schneegrenze, aber es ist bereits gut feucht und schlammhaltig. Noch macht es nichts, quillt der Schlamm nicht über die Gummierung meiner Schuhe. Das allerdings, so lerne ich schnell, ist nur noch eine Frage weniger Höhenmeter.
Ab der Alp Ahoreli hat es schon brauchbar Schnee, aber leider auch tiefe Schlammlöcher. Statt Schneeschuhen wäre die Taucherausrüstung hier gut zu gebrauchen. Ich habe beides nicht dabei. Daher steige ich schnell zur Alp Oberer Alten auf und ab hier beginnt die Tour episch zu werden. War es zuvor noch kalt, schattig und es zogen die Wolken in voller Pracht um die Gipfel, brach nun der strahlendblaue Himmel durch. Die Schneedecke harsch, aber geschlossen. Die Sonne im Gesicht. Perfekt.
Bisher bin ich noch keine Menschenseele begegnet. Scheinbar haben sich doch etliche Wanderer vom Wetter und dem Schnee abschrecken lassen. Doch hier, jetzt, in diesem Moment, ist einfach alles nur noch genial. Mir wachsen Flügel; ich gleite über den Schnee gen erstem Gipfel für heute, dem Chli Aubrig. Es ist, als ob die Engel schieben.
Hinweis: Nein, ich nehme keine Drogen. Zumindest keine, die wir nicht alle nehmen. Ich zitiere einfach mal
Nicole :
'…leider muss ich dir nun knallhart die Wahrheit sagen: DU BIST BERGSÜCHTIG…'
Stimmt, bin ich. Herz und Seele leben in den Bergen. Nur der Körper muss absteigen, um arbeiten zu gehen.
Mit jeder verstreichenden Minute wird der Tag besser. Es ist ein Traumtag im angeweissten Wunderland und schon stehe ich auf dem Gipfel. Welch Fernsicht auf die umliegenden Berge. Welch totaler Sinnesrausch.
Doch der Traum geht gleich weiter, denn noch wartet der grosse Bruder auf mich. Also steige ich wieder ein Stück ab und dort begegne ich dem ersten Menschen für heute. Ein Wanderer mit seinem Hund. Unglaublich wie schnell der Vierbeiner den Berg rauf und runter jagt. So schnell möchte ich auch mal sein…
Unterwegs liegt noch der Nüssen auf meinem Weg, doch ist er eher eine Randnotiz, weil man einfach drüberstapft und es nicht einmal wirklich merkt. Dennoch, Schnaps ist Schnaps und Gipfel ist Gipfel.
Das Licht, der glitzernder Schnee und die Weite vernebeln meine Sinne. Ich bin berauscht und glücklich. Ich fühle mich zeitlos. Und schon geht es weiter, meine Flügel schalten in den Kolibrimodus und ich flattere auf den Gross Aubrig. *flappflappflapp*… up!
Hier treffe ich noch zwei weitere Bergwanderer, die grad dabei sind über meine Route abzusteigen. Meine Alienabsperrtaktik hat wohl nicht ganz gegriffen. Nichtsdestotrotz habe ich auch diesen Gipfel für mich alleine. Und das an einem solchen Tag. Meine Augen können sich nicht sattsehen, mein Herz nicht sattfühlen und meine Seele nicht satttrinken. Mit jedem Atemzug inhaliere ich pure Lebensfreude!
Nur ist die Tour nicht zu Ende, es folgt nun noch der Abstieg Richtung Wägitalersee nach Innerthal und dann durch den Wald der Rückweg nach Vorderthal. Zunächst geht der Abstieg gut von der Hand, der Schnee lässt sich brauchbar treten, die Stöcke helfen famos. Doch bereits ab ca. 1400 Meter wird es arg pflotschig, dann schlammig, hinzu kommen tiefe Seen aus Schmelzwasser. Nun beginnt der spassige Teil, das Wettspringen. Wer trifft, wird nass und das richtig.
Es begegnen mir doch noch einige Leute bis zum Ende der Tour, die alle erst jetzt aufsteigen. Schade für sie, haben sie das Beste am Schnee verpasst, denn die Sonne heizt unerbittlich ein, sodass der Schnee weinend das Weite sucht.
Nun bin ich im Waldstück oberhalb des Wägitalersees und begegne einer neuen Spezies des allgemeinen Wanderweges, dem Schlammderweg. Er gehört, ähnlich den Sportklettersteigen, in die Kategorie Fun für jedermann ders liebt und kann (oder auch nicht).
Exkurs: Der Schlammderweg ist der etwas verkommene Bruder des Wanderweges. Er zeichnet sich vor allem durch seine Förderung der Sprungkraft und der Trittsicherheit aus. Selbst kleinste Tritte erscheinen in Anbetracht der Alternativen als lohnenswert und werden mit dem Mut der Verzweiflung versucht zu erreichen. Minimale Grate aus Gras, weit jenseits von T6+ werden händeringend gesucht und begangen. Selbst rutschige Stämme erscheinen einem wie ein Prusikknoten am Seil, der unter Last steht. Ein Vergnügen für die ganze Familie. Schummeln unmöglich, wer auf der Hindernisbahn abrutscht wird unverkennbar markiert.
Doch jeder Spass muss einmal enden und so stehe ich nun am Wägitalersee und folge dem Wanderweg zurück nach Vorderthal. Hier sind zwar Teile des Weges eher Bächen gleich, aber zumindest sackt man nicht 3 Meter in den Boden ein.
Kaum eine Stunde später erreiche ich Vorderthal, wo soeben die Kirche zum Gottesdienst läutet. Welch Idyll im von herbstlichen Gewand gesäumten Bäumen. Und mittendrin ich, der Golem. Denn so dürfte ich ausgesehen haben.
Epilog: Einmal mehr gehöre ich zu den glücklichsten Menschen auf dieser Welt. Das ich an diesem wunderbaren Traumtag eine sensationelle Tour gehen konnte, ist eines der schönsten Geschenke. Noch immer vollkommen glückstrunken bin ich gar überhaupt noch nicht wieder zurück, sondern grinsend und lachend ganz anderswo.
Definitiv bin ich hier in der Schweiz in meinem persönlichen Paradies angekommen und jeden Tag erneut dankbar dafür, hier sein zu dürfen, umgeben von wundervollen Menschen. Hierher auszuwandern, mit dem Hauptgrund endlich den Bergen nahe sein zu können – das bestätigen mir Tage wie dieser Heutige – war die mit Abstand beste Entscheidung in meinem Leben.
Nun schreibe ich diesen Bericht von daheim, doch meine Seele und mein Herz sind noch immer am Berg.
Vielen Dank euch allen!
Mats
Jeder Tag ist ein Geschenk und kein verbrieftes Recht
Daher schenke Deinen Tagen Leben und nicht Deinem Leben Tage
Der Tag soll laut Meteo Schweiz ja ganz brauchbar werden. Also nicht hinterm Ofen verstecken und ab vor die Türe. Aber bitte mit Sahne…ähm…Schnee natürlich. Ich schaue mir das Lawinenbulletin an, man will ja informiert sein. Okay, oberhalb 2500 Meter fällt flach. Nicht für die erste Tour gleich soviel Schnee und Gefahr. Aber zumindest so ein wenig Schnee darf es dann schon sein. Ab 1300 Meter aufwärts sollte es in den Glarner Alpen passen. Vielleicht sogar für die Schneeschuhe?
Tourenstapel durchsuchen...suchen...suchen…ja, google ist schneller…suchen…suchen…Treffer:
Die Aubrigbrüder sollen es sein. Diese beiden munteren Gesellen stehen ohnehin noch auf meiner Liste, warum also nicht heute. Der Vorteil könnte sein, ich habe sie für mich alleine. Für tiefe, interlekutelle….intelukatelle…ach Gespräche eben!
Hinweis: Ich weiss das es interkontinentell heisst. :D Aber irgendwie passt das nicht zu den beiden Brüdern. Es steht ja nicht einer in Afrika und der andere in Australien. Wobei diese Tagestour spannend wäre.
Ich starte gegen 7:30 Uhr vom Parkplatz am Gemeindehaus in Vorderthal. Mein Plan scheint aufzugehen. *diabolisches Lachen schallt durch das Tal". Ich bin der erste der dort parkiert. Keiner vor mir hier!
Hinweis: Ich habe vorsorglich sämtliche weiteren Zugangswege zu den beiden Aubrigs sperren lassen. Soll mir ja blos keiner meine Illusionen nehmen. Ich habe freitags zuvor bei der Gemeindeverwaltung angeläutet und mitgeteilt, dass Aliens vom Planeten Sniegas alles mit einer weissen, hochgiftigen Masse überzuckert haben. Ich bin mir sicher, mein Plan geht auf!
Hinweis 2: Kurze Zeit später erfahre ich, dass man auch vom Sattelegg starten kann und so mindestens 2 Stunden einspart…tolle Wurst, mein Plan perfekt sabotiert!
Es geht recht zügig voran, allerdings noch im düsteren Schatten. Schatten ist kalt. Also schneller gehen, dass wärmt. Mein altes Kohlekraftwerk im Inneren läuft auf Hochtouren und schaufelt sich das Zmorge-Müesli kräftig in die Brennkammer. Frei nach dem Motto klotzen statt kleckern.
Ich bin noch unterhalb der Schneegrenze, aber es ist bereits gut feucht und schlammhaltig. Noch macht es nichts, quillt der Schlamm nicht über die Gummierung meiner Schuhe. Das allerdings, so lerne ich schnell, ist nur noch eine Frage weniger Höhenmeter.
Ab der Alp Ahoreli hat es schon brauchbar Schnee, aber leider auch tiefe Schlammlöcher. Statt Schneeschuhen wäre die Taucherausrüstung hier gut zu gebrauchen. Ich habe beides nicht dabei. Daher steige ich schnell zur Alp Oberer Alten auf und ab hier beginnt die Tour episch zu werden. War es zuvor noch kalt, schattig und es zogen die Wolken in voller Pracht um die Gipfel, brach nun der strahlendblaue Himmel durch. Die Schneedecke harsch, aber geschlossen. Die Sonne im Gesicht. Perfekt.
Bisher bin ich noch keine Menschenseele begegnet. Scheinbar haben sich doch etliche Wanderer vom Wetter und dem Schnee abschrecken lassen. Doch hier, jetzt, in diesem Moment, ist einfach alles nur noch genial. Mir wachsen Flügel; ich gleite über den Schnee gen erstem Gipfel für heute, dem Chli Aubrig. Es ist, als ob die Engel schieben.
Hinweis: Nein, ich nehme keine Drogen. Zumindest keine, die wir nicht alle nehmen. Ich zitiere einfach mal

'…leider muss ich dir nun knallhart die Wahrheit sagen: DU BIST BERGSÜCHTIG…'
Stimmt, bin ich. Herz und Seele leben in den Bergen. Nur der Körper muss absteigen, um arbeiten zu gehen.
Mit jeder verstreichenden Minute wird der Tag besser. Es ist ein Traumtag im angeweissten Wunderland und schon stehe ich auf dem Gipfel. Welch Fernsicht auf die umliegenden Berge. Welch totaler Sinnesrausch.
Doch der Traum geht gleich weiter, denn noch wartet der grosse Bruder auf mich. Also steige ich wieder ein Stück ab und dort begegne ich dem ersten Menschen für heute. Ein Wanderer mit seinem Hund. Unglaublich wie schnell der Vierbeiner den Berg rauf und runter jagt. So schnell möchte ich auch mal sein…
Unterwegs liegt noch der Nüssen auf meinem Weg, doch ist er eher eine Randnotiz, weil man einfach drüberstapft und es nicht einmal wirklich merkt. Dennoch, Schnaps ist Schnaps und Gipfel ist Gipfel.
Das Licht, der glitzernder Schnee und die Weite vernebeln meine Sinne. Ich bin berauscht und glücklich. Ich fühle mich zeitlos. Und schon geht es weiter, meine Flügel schalten in den Kolibrimodus und ich flattere auf den Gross Aubrig. *flappflappflapp*… up!
Hier treffe ich noch zwei weitere Bergwanderer, die grad dabei sind über meine Route abzusteigen. Meine Alienabsperrtaktik hat wohl nicht ganz gegriffen. Nichtsdestotrotz habe ich auch diesen Gipfel für mich alleine. Und das an einem solchen Tag. Meine Augen können sich nicht sattsehen, mein Herz nicht sattfühlen und meine Seele nicht satttrinken. Mit jedem Atemzug inhaliere ich pure Lebensfreude!
Nur ist die Tour nicht zu Ende, es folgt nun noch der Abstieg Richtung Wägitalersee nach Innerthal und dann durch den Wald der Rückweg nach Vorderthal. Zunächst geht der Abstieg gut von der Hand, der Schnee lässt sich brauchbar treten, die Stöcke helfen famos. Doch bereits ab ca. 1400 Meter wird es arg pflotschig, dann schlammig, hinzu kommen tiefe Seen aus Schmelzwasser. Nun beginnt der spassige Teil, das Wettspringen. Wer trifft, wird nass und das richtig.
Es begegnen mir doch noch einige Leute bis zum Ende der Tour, die alle erst jetzt aufsteigen. Schade für sie, haben sie das Beste am Schnee verpasst, denn die Sonne heizt unerbittlich ein, sodass der Schnee weinend das Weite sucht.
Nun bin ich im Waldstück oberhalb des Wägitalersees und begegne einer neuen Spezies des allgemeinen Wanderweges, dem Schlammderweg. Er gehört, ähnlich den Sportklettersteigen, in die Kategorie Fun für jedermann ders liebt und kann (oder auch nicht).
Exkurs: Der Schlammderweg ist der etwas verkommene Bruder des Wanderweges. Er zeichnet sich vor allem durch seine Förderung der Sprungkraft und der Trittsicherheit aus. Selbst kleinste Tritte erscheinen in Anbetracht der Alternativen als lohnenswert und werden mit dem Mut der Verzweiflung versucht zu erreichen. Minimale Grate aus Gras, weit jenseits von T6+ werden händeringend gesucht und begangen. Selbst rutschige Stämme erscheinen einem wie ein Prusikknoten am Seil, der unter Last steht. Ein Vergnügen für die ganze Familie. Schummeln unmöglich, wer auf der Hindernisbahn abrutscht wird unverkennbar markiert.
Doch jeder Spass muss einmal enden und so stehe ich nun am Wägitalersee und folge dem Wanderweg zurück nach Vorderthal. Hier sind zwar Teile des Weges eher Bächen gleich, aber zumindest sackt man nicht 3 Meter in den Boden ein.
Kaum eine Stunde später erreiche ich Vorderthal, wo soeben die Kirche zum Gottesdienst läutet. Welch Idyll im von herbstlichen Gewand gesäumten Bäumen. Und mittendrin ich, der Golem. Denn so dürfte ich ausgesehen haben.
Epilog: Einmal mehr gehöre ich zu den glücklichsten Menschen auf dieser Welt. Das ich an diesem wunderbaren Traumtag eine sensationelle Tour gehen konnte, ist eines der schönsten Geschenke. Noch immer vollkommen glückstrunken bin ich gar überhaupt noch nicht wieder zurück, sondern grinsend und lachend ganz anderswo.
Definitiv bin ich hier in der Schweiz in meinem persönlichen Paradies angekommen und jeden Tag erneut dankbar dafür, hier sein zu dürfen, umgeben von wundervollen Menschen. Hierher auszuwandern, mit dem Hauptgrund endlich den Bergen nahe sein zu können – das bestätigen mir Tage wie dieser Heutige – war die mit Abstand beste Entscheidung in meinem Leben.
Nun schreibe ich diesen Bericht von daheim, doch meine Seele und mein Herz sind noch immer am Berg.
Vielen Dank euch allen!
Mats
Jeder Tag ist ein Geschenk und kein verbrieftes Recht
Daher schenke Deinen Tagen Leben und nicht Deinem Leben Tage
Tourengänger:
Bergbursche

Minimap
0Km
Klicke um zu zeichnen. Klicke auf den letzten Punkt um das Zeichnen zu beenden
Kommentare (4)