Laucherenstock über Via Isabella / SW-Wand


Publiziert von dominik , 9. Oktober 2013 um 10:26.

Region: Welt » Schweiz » Obwalden
Tour Datum: 8 Oktober 2013
Wandern Schwierigkeit: T5 - anspruchsvolles Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: 6b+ (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: Ruch- und Walenstockgruppe   CH-NW   CH-OW 

Als ich am 23. September mit Melanie auf dem *Engelberger Rotstock war, fiel mir die beeindruckende Südwand des Laucherenstocks auf. Die Topos auf der Rugghubelhütte taten dann ihr Übriges und den Erschliesser/Sanierer der Routen kenne ich von einer Kletterwoche in den Dolomiten. Was lag da also näher als mit ihm Kontakt aufzunehmen um eine Tour zu planen? Am Montag zeigte der Wetterbericht, dass das Wetter über dem Nebel brauchbar sein soll und so verabredeten wir uns für Dienstag um die Routenkombination Via Isabella / SW-Wand zu klettern.

Der Zustieg zur Wand führt zuerst über den normalen Wanderweg zur Rugghubelhütte, zweigt dann aber bei den Alphütten unterhalb ins weglose Gelände unterhalb des Laucherenstocks ab. Nach Gusto mehr oder weniger die Höhe halten querten wir dann über Steilgras zum Einstieg (T5).

Die erste SL 5c ist auf den ersten Metern etwas suspekt und brüchtig. Die danach folgenden 2 SL in 6a sind dann anregend an einem Riss zu klettern wobei die Hakenabstände teils etwas sportlich sind. Der Hammer aber ist die vierte SL4 6b+ in gelbem Fels welche gleich beim Einstieg eine sehr gute Verschränkungstechnik verlangt. Alternativ kann man sich mittels eines Express am Bohrhaken auch etwas hochziehen, dann gehts etwas einfacher. Danach schön zu kletteren. Zum Schluss noch in SL5 6a auf das markante Band welches die Wand teilt. Man steigt über das Band zu den Felsen hoch (unterwegs 2 BH) zum Sicherungsstand (Gelände II). Danach geht man 180m nach Westen zu dem grossen Loch in der Wand wo sich der Einstieg zur SW-Wand befindet.

Während der untere Wandteil zwar guten aber etwas dreckigen Fels bereithält, ist die Gesteinsbeschaffenheit weiter oben von gigantischer Qualität. Viele Wasserrillen und bombenfeste Griffe im scharfkantigen Gestein erfreuen den Kletterer - zumindest sofern er etwas Hornhaut an den Fingern hat. Meine Bürogummihände hingegen litten ziemlich stark... Die Route zeichnet sich durch viele Quergänge aus. In der ersten und zweiten SL 6a geht es immer wieder ausgesetzt nach rechts bevor die entspannend leichte SL3 5b etwas "geradlinigere" Kletterei erlaubt. SL4 5c+ quert dann horizontal mit verdammt viel Luft unter dem Hintern unter einem Dach nach Rechts weg. Die fünfte SL 5c folgt einem Kamin. Hier findet sich auch das Wandbuch von 1977. Danach kann man sich in der kurzen SL6 5a etwas entspannen. Zuerst 5m nach links traversieren und dann im Kamin hoch. Die letzten beiden SL 5c+/5b hängten wir zusammen. Hier geht es im Kamin in gutgriffigem (und weniger scharfen) Fels mit anregender Verschränkungs- wie auch Spreiztechnik hoch.

Wir seilten uns zuerst im Kamin bis zum dritten Stand ab und dann 50m direkt über die Wand (im Topo mit "Projekt" bezeichnet. Danach über das Grasband grad runter mit Zwischenhalt in den Schrofen (eingerichtet) da ein 60m Halbseil um 2-3m zu kurz ist um zum Stand zu kommen. Der Abseilstand befindet sich etwas unterhalb des auf einer Felsplatte sichbaren Bohrhakens am Ausstieg des unteren Wandteils. Hier wird es dann richtig spannend: Abseilen in die senkrechte Wand ca. 50m bis zum Stand, danach nochmals 50m überhängend bis zum Wandfuss. Sehr beeindruckend!

Fazit:
Geniale alpine Klettertour in sehr selten besuchter Umgebung. Das Wandbuch der Erstbegeher stammt von 1977 und weist in den ersten Jahren ein paar Wiederholungen, ab Mitte 90er Jahre bis 2005 (Sanierung) überhaupt keine Einträge auf. Danach pro Jahr 2-3 Seilschaften.
Die Wand ist durchgehend fast senkrecht mit Teilstellen überhängend, wobei die Route die klassischen Bergsteigertechniken des Verschränkens in Kaminen voraussetzt. Besser nicht die neuesten Kleider anziehen, der extrem scharfkantige Fels fordert seinen Tribut! Die Via Isabella ist gut aber mit teils sportlichen Hakenabständen, die SW-Wand dann mit angenehmer Distanz zwischen den Sicherungen ausgestattet. Ein kleiner Friend ist an 2-3 Stellen nützlich um die Abstände der Zwischensicherung etwas angenehmer zu gestalten. 2x60m Seil sind sehr empfohlen!

http://www.rugghubel.ch/bilder/laucherenstock_suedwand.pdf

Tour im Nachstieg mit Sämi Speck, Bergführer in Engelberg.

Tourengänger: dominik


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