Segnespass
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Ein wichtiges Thema, das meiner Ansicht nach viel zu selten in der Öffentlichkeit diskutiert wird: Welcher der beiden Pässe, die von Elm ins Bündnerische führen, ist eigentlich schöner - der Panixerpass oder der Segnespass? Selbst Fachleute haben dazu keine eindeutige Meinung. Und ich weiss nur, dass ich den auch von Suwarow begangenen Panixer ganz fest mag.
Darum widme ich die (längst überfällige) erste richtige Wanderung des Jahres dem Segnespass! Frohgemut und wie stets zuversichtlich optimistisch mache ich mich in der Heimat Vreni Schneiders auf den Weg. Doch schon nach den ersten zwanzig Höhenmetern begegne ich den vier Reitern der Wandererapokalypse: der mangelnden Kondition, dem nachwirkenden Kater, der körperlichen Unpässlichkeit (ich hab irgendwas mit den Bändern) und nicht zuletzt dem Schlafmanko, das ich benachbarten Fussballfans zu verdanken habe. Langsam, ganz langsam also quäle ich mich in die Höhe, ablenken tu ich mich mit der Suche nach einem Vorwand, der mir erlauben soll, unverrichteter Dinge aufgeben zu dürfen.
Doch dann erreiche ich die Tschingelschlucht, und die ist so wunderschön, dass alle dunklen Gedanken schlagartig verschwinden. Wildromantisiert wandere ich weiter und als ich bei der Niderenalphütte stehe, da denke ich nicht: jetzt fehlen noch immer 1'200 Höhenmeter bis zur Passhöhe, sondern: Nur weiter, ein Drittel der Höhendifferenz hast Du ja schon geschafft!
Es lohnt sich ja, unterwegs treff ich auf alles, was man von einer Bergwanderung erwarten darf: Blühende Bergwiesen, übermütige Bergbäche, ein Panorama im Cinemascope-Format. Und als Ziel stets eine Sehenswürdigkeit vor Augen: Im Berg gleich neben dem Segnespass klafft ein grosses Loch - das superweltberühmte Martinsloch.
Doch je höher ich steige, desto weniger Spass macht die Wanderung: Der Weg nach oben ist... einfach ein Weg nach oben. Schön zwar, aber auch ein bisschen monoton; dem Segnespass auf Glarner Seite fehlt die landschaftliche Abwechslung, er überrascht nie, wie es der Panixer immer wieder tut. Erst ganz oben wirds spannend, hier wechseln sich kleine Schneefelder und nacktes Geröll ab. Würdigen kann ich das aber nicht mehr: Mittlerweile fehlt mir der Atem, und ich quäle mich mit kleinen Schrittchen, kleinem Tempo und langen Pausen nach oben.
"Auf dem letzten Zacken!" gestehe ich dem Hüttenwart, der oben am Pass steht, und der lacht. Sein Schäferhund wedelt mit dem Schanz, vielleicht, weil er in mir ein verendendes Tier zu erkennen glaubt, das er sich als Zwischenmahlzeit vorknöpfen will. Der Hüttenwart ruft ihn zum Glück zu sich, und so kann ich das Panorama ohne das geifernde Hecheln eines hungrigen Raubtieres geniessen.
Und werde überrascht: Während auf der Glarnerseite bis fast ganz oben alles blüht, begrüsst der Kanton Graubünden den Wanderer mit einem grossen Schneefeld. Ich steige runter und stapfe am Tag nach dem Sommeranfang durch festgefrorenen Schnee. Nicht lange, nur schon ein paar hundert Meter weiter, ein paar Höhenmeter weiter unten, nähert sich das Ende des Winters. Schnee, Wasser, feuchte Erde und vorwitzige Flechten bedecken abwechselnd den Boden.
Und dann taucht unvermittelt der Höhepunkt dieser Wanderung vor mir auf: Segnas Sut. Ein abgeschlossenes Tal, auf dessem flachen Boden sich Dutzende von Bächen treffen, ineinanerfliessen, sich wieder trennen. Farbiges Gestein, Erde, Blumen und bunte Gräser färben das Tal ein und bieten ein Schauspiel, für das man sonst weit fahren müsste. Aus purem Übermut verlasse ich den Wanderweg und wate durch und hüpfe über das Wasser. Erst am Ende des Tals, beim Berghaus Camona de Nagens, einigt sich das Wasser auf eine gemeinsame Richtung und fliesst hinunter ins Tal.
Ich folge und laufe auf einem Bergsträsschen gegen Flims. Unterwegs erfüllt das Bündnerland so ziemlich jede Erwartung des Touristen: Hübsche Lärchenwäldchen, saftige Matten, glückliche Kühe, hässliche Wintersportanlagen, ausgestorben wirkende Chaletgruppen und überdimensionierte Geländewagen mit Zürcher Kennzeichen.
Nach sieben anstrengenden Wanderstunden erreiche ich endlich Flims. Zum Glück muss ich aufs Postauto warten und habe darum Zeit, in einem Gartenrestaurant meine Belohnung zu geniessen: Einen Bananensplit.
Er schmeckt sehr, sehr lecker, trotzdem entscheide ich: Der Panixerpass hat mir besser gefallen.
Darum widme ich die (längst überfällige) erste richtige Wanderung des Jahres dem Segnespass! Frohgemut und wie stets zuversichtlich optimistisch mache ich mich in der Heimat Vreni Schneiders auf den Weg. Doch schon nach den ersten zwanzig Höhenmetern begegne ich den vier Reitern der Wandererapokalypse: der mangelnden Kondition, dem nachwirkenden Kater, der körperlichen Unpässlichkeit (ich hab irgendwas mit den Bändern) und nicht zuletzt dem Schlafmanko, das ich benachbarten Fussballfans zu verdanken habe. Langsam, ganz langsam also quäle ich mich in die Höhe, ablenken tu ich mich mit der Suche nach einem Vorwand, der mir erlauben soll, unverrichteter Dinge aufgeben zu dürfen.
Doch dann erreiche ich die Tschingelschlucht, und die ist so wunderschön, dass alle dunklen Gedanken schlagartig verschwinden. Wildromantisiert wandere ich weiter und als ich bei der Niderenalphütte stehe, da denke ich nicht: jetzt fehlen noch immer 1'200 Höhenmeter bis zur Passhöhe, sondern: Nur weiter, ein Drittel der Höhendifferenz hast Du ja schon geschafft!
Es lohnt sich ja, unterwegs treff ich auf alles, was man von einer Bergwanderung erwarten darf: Blühende Bergwiesen, übermütige Bergbäche, ein Panorama im Cinemascope-Format. Und als Ziel stets eine Sehenswürdigkeit vor Augen: Im Berg gleich neben dem Segnespass klafft ein grosses Loch - das superweltberühmte Martinsloch.
Doch je höher ich steige, desto weniger Spass macht die Wanderung: Der Weg nach oben ist... einfach ein Weg nach oben. Schön zwar, aber auch ein bisschen monoton; dem Segnespass auf Glarner Seite fehlt die landschaftliche Abwechslung, er überrascht nie, wie es der Panixer immer wieder tut. Erst ganz oben wirds spannend, hier wechseln sich kleine Schneefelder und nacktes Geröll ab. Würdigen kann ich das aber nicht mehr: Mittlerweile fehlt mir der Atem, und ich quäle mich mit kleinen Schrittchen, kleinem Tempo und langen Pausen nach oben.
"Auf dem letzten Zacken!" gestehe ich dem Hüttenwart, der oben am Pass steht, und der lacht. Sein Schäferhund wedelt mit dem Schanz, vielleicht, weil er in mir ein verendendes Tier zu erkennen glaubt, das er sich als Zwischenmahlzeit vorknöpfen will. Der Hüttenwart ruft ihn zum Glück zu sich, und so kann ich das Panorama ohne das geifernde Hecheln eines hungrigen Raubtieres geniessen.
Und werde überrascht: Während auf der Glarnerseite bis fast ganz oben alles blüht, begrüsst der Kanton Graubünden den Wanderer mit einem grossen Schneefeld. Ich steige runter und stapfe am Tag nach dem Sommeranfang durch festgefrorenen Schnee. Nicht lange, nur schon ein paar hundert Meter weiter, ein paar Höhenmeter weiter unten, nähert sich das Ende des Winters. Schnee, Wasser, feuchte Erde und vorwitzige Flechten bedecken abwechselnd den Boden.
Und dann taucht unvermittelt der Höhepunkt dieser Wanderung vor mir auf: Segnas Sut. Ein abgeschlossenes Tal, auf dessem flachen Boden sich Dutzende von Bächen treffen, ineinanerfliessen, sich wieder trennen. Farbiges Gestein, Erde, Blumen und bunte Gräser färben das Tal ein und bieten ein Schauspiel, für das man sonst weit fahren müsste. Aus purem Übermut verlasse ich den Wanderweg und wate durch und hüpfe über das Wasser. Erst am Ende des Tals, beim Berghaus Camona de Nagens, einigt sich das Wasser auf eine gemeinsame Richtung und fliesst hinunter ins Tal.
Ich folge und laufe auf einem Bergsträsschen gegen Flims. Unterwegs erfüllt das Bündnerland so ziemlich jede Erwartung des Touristen: Hübsche Lärchenwäldchen, saftige Matten, glückliche Kühe, hässliche Wintersportanlagen, ausgestorben wirkende Chaletgruppen und überdimensionierte Geländewagen mit Zürcher Kennzeichen.
Nach sieben anstrengenden Wanderstunden erreiche ich endlich Flims. Zum Glück muss ich aufs Postauto warten und habe darum Zeit, in einem Gartenrestaurant meine Belohnung zu geniessen: Einen Bananensplit.
Er schmeckt sehr, sehr lecker, trotzdem entscheide ich: Der Panixerpass hat mir besser gefallen.
Tourengänger:
Wisi

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