Klettertour in der Mittagsflue. "am Ueli sis Chueli 5b"


Publiziert von Lulubusi , 28. September 2013 um 09:15.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum:29 August 2013
Wandern Schwierigkeit: T4 - Alpinwandern
Klettern Schwierigkeit: 5b (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 6:00
Aufstieg: 300 m
Abstieg: 580 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:via Inntertkirchen, Guttannen nach Tschingelmad
Unterkunftmöglichkeiten:Guttannen oder Inntertkirchen
Kartennummer:580

Am Ueli sis Chueli an der Mittagsflue

 

Gut ein Jahr ist es seit meiner letzten Kletterei in der sich an der Grimsel befindenden Mittagsflue her. Somit wurde es wieder Zeit der imposanten Wandflucht einen Besuch abzustatten.

Da meine Seilpartnerin und ich unregelmässige Arbeitszeiten haben, ist es häufig recht schwierig einen geeigneten Kletterzeitpunkt zu finden, der beiden passt.

Heute war wiedermal so ein Tag, den wir kurz entschlossen zum Klettern an der besagten Mittagsflue zu nutzen wollten.

 

Noch im dunklen fahren wir also der Grimsel entgegen. In der Morgendämmerung erreichen wir den Ausgangspunkt bei der Tschingelmad ein und machen uns an unser Vorhaben.

 

Ausgangspunkt / Zugang

Zum Ausgangspunkt gelangt man in dem man mit PW oder ÖV via Innertkirchen, Guttannen in Richtung Grimsel fährt. ca. 2.5 km nach Guttannen trifft man auf den kleinen Parkplatz Tschingelmad, direkt links neben der Strasse.

Von hier folgen wir den Wegspuren die in nordöstlicher Richtung direkt zur Mittagsflue hoch führen.

Durch Bergwiesen, Wald, Gestrüpp oder Sträucher und zum Schluss über Bach- und Lawinengeröll führt der Weg zum Einstieg, den wir im ersten Tageslicht erreichen. Wir suchen unsere gewünschte Route und machen uns ohne Umschweife zum Klettern bereit.

 

Gebiets (Routen) Info

Die Mittagsflue befindet sich südöstlich von Guttannen auf einer Meereshöhe von ca. 1500m (Einstieg). Die Länge oder Höhe der Wand beträgt +- 350m. Ihre exposition ist Süd – Südost je nach gewählter Route. Die Plattenflucht ist nicht ganz so steil wie diese sich von weitem betrachet darstellt. Super schöne Klettermeter im bestem und stabilem Gneis machen Freude.

 

Routencharakter:

Am Ueli sis Chueli führt mittels 10 Seillängen durch die Mitte der Wand. Geneigte Wand bzw. Plattenkletterei zeichnet die Route aus.

 

Seillängen:

SL 1: 4b

Wenige Meter nach rechts über eine kleine Rampe, anschliessend senkrecht hoch. Gut griffig und einfach. Im hier noch flachen Teil hat es noch wenig Geröll.

Hinweis: Nicht zu weit nach rechts. „Ueli sis chueli ist mit neueren Bohrhaken ausgestattet. Nachbarrouten haben deutlich ältere Haken.

SL 2: 3b

Zeigt sich sehr gutmütig. Grosse Griffe und Tritte.

SL3 - SL6: 5a

Gleichen sich durchwegs in ihrer Beschaffenheit.

Ab der dritten Seillänge stellt sich die Wand etwas auf, bleibt gut strukturiert, ist allerdings etwas plattig. Die Griffe und Tritte werden kleiner und feiner.

SL 7: 5a

Obwohl nur mit 5a bewertet, habe ich diese Länge als nicht ganz einfach empfunden. Eine schmale Platte führt an einen kleinen Überhang. Gut Griffe und Tritte machen das überklettern eigentlich nicht allzu schwer. Da wir aber früh unterwegs waren und es am Vortag noch geregnet hatte, war diese Stelle noch nass. Wasser floss aus kleinen Felsritzen und Spalten was das Gestein sehr rutschig machte.

SL 8: 5a+

Ein weiterer blockiger Aufschwung. Entweder ein paar kräftige Armzüge oder besser, Füsse hoch stellen und etwas Eindrehen! So ist der Aufschwung ohne grossen Kraftaufwand und sicher meisterbar.

SL9: 5b

Hier befinden wir uns in der Schlüsselstelle der Tour. Ziemlich feingriffig und steil zeigt sich dies Seillänge. Zudem sind die Hakenabstände, ist man sich dies nicht gewohnt, recht weit auseinander.

Hinweis: Am Stand anfangs dieser Seillänge verleitet es stark nach links zu klettern, da man hier viele Haken und eine äusserst gut versicherte Route erkennt. Dies ist falsch, senkrecht hoch ist richtig. Klettert man nach links, wechselt man auf die Route „Durststrecke“.

SL10: 5b

Auf der letzten Seillänge werden die Griffe wieder leicht grösser (griffiger) bleiben aber klein.

 

Absicherung:

Die Route ist gut abgesichert.

Teilweise sind die Hakenabstände recht gross und ein stürzen wäre äusserst unangenehm. Vereinzelt kann mit mobilen Sicherungsmitteln zusätzlich abgesichert werden. (meist aber nicht)

 

Allgemein:

An der Mittagsflue finden sich insgesamt 6 Kletterrouten mit 9-12 Seillängen. Die einfachste ist die Südkante mit maximaler Schwierigkeit von 5a. Abadia ist mit 6b+ die schwierigste. Die weiteren Routen liege bei 5a – 5c+

Die jüngste eingerichtet Route „Loris Boxenstop“ liegt rechts der grosse Plattenflucht.

Die reinen Klettermeter liegen bei ca. 350m

 

In der nähe liegt der Klettergarten Tschingelbrigg. Hier finden sich 10 Routen im Schwierigkeitsgrad zwischen 4b-5c. Weitere unzählige Klettermöglichkeiten aller Schwierigkeitsgrade finden sich im gesamten Grimselgebiet.

 

Abstieg

Nach einer kurzen Pause machen wir uns an den abstieg. Um zum Einstieg zurück zu gelangen gibt es zwei Möglichkeiten. Fussabstieg oder Abseilen. Befinden sich viel Seilschaften in der Wand, empfiehlt es sich den Fussabstieg zu wählen.

 

Fussabstieg:

Zum Fussabstieg muss erst nordost – bis ostwärts aufgestiegen werden. Anschliessend führt der Fussabstieg rechts an der Wand recht steil „T4“ hinunter. Dank ausgeprägter Pfadspuren kann der Abstieg kaum verfehlt werden.

Zum Schluss muss 4 mal ca. 20m abgeseilt werden.

 

Abseilen:

Da lediglich drei weitere Seilschaft unterwegs waren und man erkennen konnte, dass wir mit geschicktem Abseilen einander nicht in die Quere kommen, wählte wir diese Abstiegsvariante.

Ich selbst finde dies viel den angenehmeren Abstieg und ziehe diesen wenn immer möglich dem Fussabstieg vor.

Da die Seillängen auf 50m ausgerichtet sind, findet sich mit offenen Augen immer ein weiterer Abseilstand und dank des guten Fels besteht keine Gefahr eines Seilklemmers.

 

Neben den noch aufsteigenden Seilschaften können wir zügig abseilen und stehen schon bald wieder beim Einstieg und blicken hoch auf unsere zurückgelegten Klettermeter.

 

Fazit

  • Tolle, abwechslungsreiche Klettertour in bestem, festem und griffigem Gneis.

  • Ihre Länge sollte nicht unterschätzt werden.

  • Bei Wettersturz Rückzug nicht ganz unproblematisch.

  • Wer sich an die Wand wagt, sollte aus meiner Sicht etwas Routine mitbringen.

  • Bedingt für Anfänger geeignet.

  • Auf Grund der Länge kann es bei wenig Routine (Sicherheit) im zu kletternden Schwierigkeitsgrad und Seilhandhabung, schnell zu einem ausfüllenden Tagesunterfangen werden.

  • Den oblig. franz. Klettergrad sollte man beherrschen. Sonst macht es keinen Spass.

 

Material

  • 50m Einfachseil (2x50m Halbseil will man Abseilen)
  • Express 10 Stück
  • Mobile Sicherungen: ca. Nummer 5-8, ein Friend Nr. 1 (sind grundsätzlich nicht notwendig)
  • Übliches Klettermaterial
  • Gute Schuhe (Trekkingschuhe) für den Zu- und Abstieg

 

Zusätzliche Info

Zeit inklusive Zustieg, Abseilen, Abstieg und Pausen.
Grimselwelt

L
eider hatte ich mein Knippser zu Hause vergessen. Daher sind die Handybilder von zweifelhafter Qualität. Ich denke man bekommt aber einen Eindruck über die Kletterei sowie die Landschaft.


Tourengänger: Lulubusi


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