"Südkante" Klettern an der Mittagflue bei der Grimsel


Publiziert von Lulubusi , 5. Oktober 2012 um 09:56.

Region: Welt » Schweiz » Bern » Oberhasli
Tour Datum:28 September 2012
Klettern Schwierigkeit: 4+ (Französische Skala)
Wegpunkte:
Geo-Tags: CH-BE 
Zeitbedarf: 5:00
Aufstieg: 350 m
Abstieg: 350 m
Zufahrt zum Ausgangspunkt:Via Guttannen nach Tschingelmad zwischen Guttannnen und Handegg
Kartennummer:LK 1:25000 BL1230 Guttannen

 

Kletttertour an der Mittagsflue mit einem beinahe Helikontakt

 

Lungern vs. München

 

Hochtouren haben wir schon miteinander unternommen. Zinalrothorn http://www.hikr.org/tour/post40437.html und Dent Blanche http://www.hikr.org/tour/post54391.html seien hier genannt. Zu einer reinen Klettertour (Mehrseillänge) hatte uns bisher die Zeit noch nicht gereicht. Dies sollte heute geändert werden. Als Hintergedanken hatten wir: Die Routine als funktionierende Seilschaft zu verbessern.

 

Logischerweise sollte es nicht zu anspruchsvoll sein und trotzdem eine spannende Tour. Für Stefan war es zu dem seine Premiere in Sachen Mehrseillänge draussen am Fels. So wählten wir die Mittagfluh am Grimselpass. Nicht all zu steil, griffiger und fester Fels, sehr gut abgesichert und je nach gewählter Route ein maximaler Schwierigkeitsgrat im ober 6er Bereich. Alles in allem ein idealer Einstieg in die Vertikale. Wir entscheiden uns für den einfachsten Durchstieg der da wäre: Südkante. Die meisten Kletter wählen eine Route im 5er Bereich.

 

Nebst Abadia, aus meiner Sicht die schönste Route, da man bei dieser Route am westlichen Rand der Wand hochklettert und dabei immer wieder einen Blick über die Kante in das Guttannertal erhaschen kann.

 

Seit's mir nicht böse, aber die Tour wurde zum Schluss noch mit einem zum Glück nicht alltäglichen Erlebnis, gekrönt.

 

Der Zustieg

Der Zustieg zur Wand ist kurz. Lediglich 30 Minuten sind einzuplanen, was allerdings an schönen Sonntagen einen beträchtlichen Andrang verursacht. Wir machen uns deshalb an einem Freitag auf den Weg. Selbst an diesem Werktag waren alles in allem 5 Seilschaften unterwegs.

 

Mit dem Auto fahren wir aber erstmal nach Tschingelmad das zwischen Guttannen und der Handegg liegt. Hier ist ein Parkplatz für einige Fahrzeuge. Am Wochenende kann es hier allerdings schnell mal enge werden.

 

Vom Parkplatz führt erst ein ausgetretener Pfad etwas später gute Wegspuren nordostwärts an den Fuss der Wand. Wer sich etwas Zeit nimmt und die Augen offen hält, kann hier so einiges entdecken.

 

An der Wand angekommen machen wir uns langsam bereit, Zeit haben wir schliesslich genug. Betrachten die verschiedenen Routen, suchen deren Einstieg und verpflegen uns noch einmal. Dann geht es los.

 

Die Route „Südkante“

Unsere Route die Südkante weist 10 Seillängen auf. Mit wenigen Ausnahmen weisen die Seillängen einen Schwierigkeitsgrat von 4b-4c auf.

 

Dritte und achte Seillängen sind im etwas leichter „3c“, die sechste Seillänge liegt bei „4a“ und die zehnte, zugleich die letzte Seillänge und weist eine Schwierigkeitsgrat von „5a“ auf.

 

Seillängen im Detail:

4b, 4b, 3c, 4b, 4c, 4a, 4b, 3c, 4c, 5a

 

Der Fels ist stets gut strukturiert, griffig und meist fest. Es sind stets gute Griffe und Tritte vorhanden. Die Wand ist auf dieser Route nicht all zu Steil erst in der Schlusslänge stellt sie sich auf.

Die Hakenabstände sind teilweise recht lange. Kein Kletterparkcharakter. Wer sich Kletterparkfeeling gewohnt ist, für den kann es eine machbare Herausforderung sein. Im Zweifel nimmt man 1-2 Friends „Nr. 1-2“ und Keile „5-7“ mit. Zusätzliche mobile Sicherungen sind allerdings nicht immer ganz einfach zu setzten. Wir selbst haben keine zusätzlichen Sicherungen benötigt. Das Gelände ist nirgends so schwierig, dass ein längerer Vorstieg nicht möglich wäre.

 

Zu Beginn verlangsamen uns ein zwei Verständigungsprobleme. Nach wenigen Seillängen haben wir diese ausgemerzt und kommen zügig die Wand hoch. Erst auf der letzten Seillänge verzögert sich das weiterkommen etwas.

 

Vor uns steigt eine Seilschaft in der Schlüsselstelle hoch. Der Vorsteiger bewältigt diese ohne grössere Probleme. Leider rutsch die Nachsteigerin ab und verletzt sich so unglücklich an der Schulter, dass ein Abstieg nicht mehr bzw. nur noch mit externer Hilfe möglich ist.

Nach dem Stefan erstmal Unterstützung leistet, steigen wir kurz vor Eintreffen der Retter weiter, um aus dem Wege zu sein.

Beim Eintreffen des Heilis haben wir die letzte Seillänge bereits hinter uns und können die Rettungsaktion aus sicherer Entfernung beim Aussiteg verfolgen. Das Spannende an der Sache, der Heli schwebte beinahe auf unserer Höhe. Eine Perspektive die man äusserst selten erlebt.

 

Der Abstieg

Den Rückweg kann man entweder via Fussabstieg vornehmen oder man Seilt über die Route ab. Ein Abseilen ist allerdings nur dann empfehlenswert, wenn sich nicht noch viel Seilschaften in der Route befinden.

Heute waren wir die letzte Seilschaft am Ende der Kletterroute und seilten deshalb über diese ab.

 

Der Fussweg führt erst über die Kuppe der Mittagfluh, anschliessend auf dessen linken Seite zum „Bach- Taleinschnitt“ und rechts von diesem hinunter. Wegspuren weisen den Weg. Zum Schluss sind nochmal vier Abseilstellen eingerichtet. Ein 50m Einfachseil reicht.

Den Fussabstieg sollte man auf keinen Fall auf die leichte Schulter nehmen! Denn er ist sehr Steil und nicht ganz einfach. Bewegt dieser sich doch im T5er Bereich.

 

Abseilen

Bis ungefähr zur Hälfte der Route sollte man zum Abseilen jeden Stand nutzen. Ich selbst habe einmal einen Stand übersprungen, was zur Folge hatte, dass trotz unsere zwei 50m Halbseilen, unsere Kabel gute drei Meter zu kurz waren, was ein Aushängen und abklettern zum Stand zur folge hatte. (in der oberen Hälfte Stande auf 50m ausgelegt)

Ab der zweiten Hälfte sind die stände näher beieinander. Im Maximum 25m eher noch näher beisammen. Wir können so einen überspringen und müssen lediglich bei jedem zweiten Stand umhängen.

 

Rückweg

Dementsprechend kommen wir schnell vorwärts, stehen kurze Zeit später am Fuss der Wand, verstauen unsere Klettersachen und wandern zurück zum Auto. (Identisch Zustieg)

 

Startpunkt

Tschingelmad ca. 1170m

 

Ziel

Mittagflue bei der Grimsel 1450m

 

Anforderungen

Die Kletterei liegt meist im 5. Klettergrat. Route Südkante etwas einfacher, Abadia etwas schwerer. Die Wand ist meist geneigt steil. Routen sind gut abgesichert. Rückzug bei Wetterumsturz kann problematisch werden. Fels meist fest und gut strukturiert.

 

Teilweise kann über die Routen abgeseilt werden.Fussabstieg weist alpinen Chrakter auf.

 

Bei vielen Seilschaften in der Wand, herrscht eine gewisse Steinschlaggefahr.

 

Material

Übliche Kletterausrüstung.

Je nach Abstiegsvariante 50m Einfachseil oder 50m Halbseile

 

Fazit

  • Tolle Kletter in bestem Fels
  • Durch die Wandausrichtung schnell von der Sonne beschienen
  • Schwierigkeiten halten sich meist im moderaten 5. Grat.
  • Kurzer Zu- und Abstieg
  • An schönen Wochenenden häufig begangen
  • Bis in den späten Herbst möglich.
  • An der Südkante tolle Aus- und Tiefblicke ins Tal.
  • Toller Kletterfels zum Trainieren


Ich komme wieder für eine andere Route!

 

Alternativ:

In der näheren Umgebung befinden sich viel Kletterparks


Tourengänger: Lulubusi


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