Öber d'Lägere schtägere
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Das Wochenende kündigt sich regnerisch an, die Schneefallgrenze ist auch am Sinken, Zeit mal was im Mittelland zu machen, bei dem das Wetter zweitrangig ist. Neben dem Tessin ist dieses Jahr der Jura (m)ein Thema in meinem Outdoorkalender. Wieso also nicht mal dorthin gehen, wo alles beginnt?
Ausflüge in der Deutschschweiz bringen es als angenehme Nebenerscheinung mit sich, dass man nicht schon um 0600 Uhr auf den Bus muss, um sein Ziel zu erreichen. So starte ich um 7 und bin kurz nach neun Uhr bereits in Regensberg, dem Ausgangspunkt meiner Lägern-Überschreitung. Regensberg kenne ich nur von meiner Offiziersschule, als wir damals nach durchgestandenem 100er mit zerschundenen Füssen auf dem Kopfsteinpflaster dem erlösenden Ziel vor dem Schloss zustrebten. Deshalb ist mir wohl die Schönheit dieses Städtchens entgangen. Heute konnte ich das mit anderen Augen anschauen und was ich sah, gefiel mir wirklich: Regensberg (Nomen est Omen?) ist auch im strömenden Regen ein Hingucker. Schöne Gassen, schmucke Häuser, rebenbehangene Fassaden, es gibt viel zu sehen. Trotzdem wende ich mich dann aber meinem Tagesziel zu: die Lägere wartet.
Ich folge der tipptopp beschilderten Route des Jura-Höhenwegs. Vorerst geht es auf guten Wanderwegen oder Forststrassen Richtung Hochwacht. Gelegentlich geben die dichten Wälder den Blick frei in die Hügel des Zurzibiets oder Richtung Zürich. Glockengeläut begleitet mich an diesem stillen Sonntagmorgen und lässt das stete Dröhnen der Flugzeuge im An- und Abflug in den Hintergrund treten. Unvermittelt ragt dann der futuristische Radarturm von Skyguide wie ein UFO in den Himmel: ich bin auf der Hochwacht. Die Aussichtsplattform bietet schöne Ausblicke Richtung Zürich und in die Alpen. Hier findet man auch einen Triangulationspunkt erster Ordnung. Nach der Hochwacht wird der Weg weiss-rot-weiss und das Gelände verändert seinen Charakter. Aus dem breiten Rücken formt sich ein Grat und das wird nun bis Baden mehr oder weniger so bleiben. Während bis hierher viel Volk unterwegs war, wird es nun einsamer. Bei meinen Vorbereitungen habe ich bei den einschlägigen Lägernkennern zwei Orte gefunden, die ich in meine Überschreitung einbauen will: das Isloch und die Walhalla-Höhle. Ich bin gespannt, ob ich beide finden werde. Der Regen hat inzwischen aufgehört, aber die Lägern ist von dichtem Nebel umhüllt, der der Gegend etwas Geheimnisvolles gibt.
Der Weg zum Isloch zweigt ca. 10 Meter vor dem alten Grenzstein Zürich / Aargau ab und führt in einigen Kehren talwärts. Er führt zuerst durch ziemlich naturbelassenes Terrain, bevor man kurz durch intensiv forstwirtschaftlich genutztes Gelände geht. Dann zweigt eine unauffällige Spur rechts von der Forststrasse ab. Jetzt befindet man sich im Totalwaldreservat Lägern und das merkt man. Mächtige Bäume versperren den Weg, riesige Pilze wuchern aus toten Stämmen, überall wächst es üppig: man wähnt sich in einer anderen Welt. Es würde einen nicht wundern, wenn plötzlich ein schnaubender Wisent oder ein Braunbär durchs Unterholz brechen würde. Ganz schwach ist der Weg zum Isloch noch ersichtlich, offensichtlich war er früher richtig ausgebaut. Inzwischen nagt der Zahn der Zeit an ihm und nach 10 Jahren Waldreservat ist er schon ziemlich eingewachsen. In weiteren vierzig Jahren (so lange wird das Waldreservat mindestens bestehen) wird er wohl nur noch zu erahnen sein. Ich kämpfe mich jedenfalls tapfer weiter vor Richtung Eisloch. Mittlerweile kann ich mir vorstellen, wie es dazu kommen kann, dass man sich in einem Wald im Mittelland verlaufen kann. Beim Isloch angekommen, verharre ich in der zu Herzen gehenden Stille und geniesse einige Minuten lang die Illusion, der einzige Mensch in einem unendlichen Urwald zu sein – ein magischer Moment. Schweren Herzens mache ich mich wieder auf den Weg in die Zivilisation.
Nun folgt der Wiederanstieg auf den Grat, wo ich mich sogleich zum Burghorn aufmache. Es ist noch immer nichts mit Aussicht, aber das bedrückt mich im Moment nicht, meine Gedanken sind sowieso noch gefangen im mystischen Geflecht aus Urwald, Nebel und wilden Fantasien, das ich eben erst hinter mir gelassen habe.
Nun steht also das zweite Zwischenziel an: die Walhalla-Höhle. Ich folge dem Grat Richtung Baden und weiss, dass irgendwo der nicht markierte Einstieg zu finden sein muss. Als ich das Gefühl habe, es sei so weit, steche ich links in den Wald und siehe da, ich treffe exakt auf den Pfad, der zu den drei Leitern führt, die den Abstieg ermöglichen. Kurz darauf stehe ich vor der Mini-Höhle. Es ist Zeit zum Mittagessen und so geniesse ich mein Picknick an dieser ungewöhnlichen Location. Eine heisse Suppe bringt wieder etwas Wärme in den Körper. Die Pirsch durch den Urwald hat mich nämlich unbemerkt bis auf die Haut durchnässt, meine Fleecejacke ist tropfnass und lässt sich auswinden!
Nach dem Essen steige ich wieder auf den Grat auf und wende mich dem Tagesziel Baden zu. Zum Glück ist es trocken, das Gehen auf den glitschigen Kalkfelsen dürfte nicht so angenehm sein. Die nun folgende Passage bis zum Schloss Schartenfels ist wirklich sehr attraktiv, ein stetes Gratwandern auf schmalem, aber kaum ausgesetztem Grat: toll! Aus Westen nähern sich nun drohend schwarze Regenwolken, die mich meine Schritte beschleunigen lassen. Kurz vor dem Einsetzen des strömenden Regens erreiche ich das Schloss Schartenfels, wo ich bei einem Bier meine Tour Revue passieren lasse. Die Lägernüberschreitung ist bei trockenen Verhältnissen eine schöne Sache, die durchaus Bergflair zu vermitteln mag. Angereichert mit den Ausflügen zum Isloch und zur Walhall-Höhle hat die Tour auch etwas Abenteuerliches. Besonders beeindruckt hat mich die mystische Athmosphäre im Waldreservat am Lägern Südhang. Ich spüre die Emotionen sogar jetzt noch, einen Tag später beim Berichtschreiben.
Tour im Alleingang, Inspiration bei
fuemm63 und
ironknee. Danke!
Ausflüge in der Deutschschweiz bringen es als angenehme Nebenerscheinung mit sich, dass man nicht schon um 0600 Uhr auf den Bus muss, um sein Ziel zu erreichen. So starte ich um 7 und bin kurz nach neun Uhr bereits in Regensberg, dem Ausgangspunkt meiner Lägern-Überschreitung. Regensberg kenne ich nur von meiner Offiziersschule, als wir damals nach durchgestandenem 100er mit zerschundenen Füssen auf dem Kopfsteinpflaster dem erlösenden Ziel vor dem Schloss zustrebten. Deshalb ist mir wohl die Schönheit dieses Städtchens entgangen. Heute konnte ich das mit anderen Augen anschauen und was ich sah, gefiel mir wirklich: Regensberg (Nomen est Omen?) ist auch im strömenden Regen ein Hingucker. Schöne Gassen, schmucke Häuser, rebenbehangene Fassaden, es gibt viel zu sehen. Trotzdem wende ich mich dann aber meinem Tagesziel zu: die Lägere wartet.
Ich folge der tipptopp beschilderten Route des Jura-Höhenwegs. Vorerst geht es auf guten Wanderwegen oder Forststrassen Richtung Hochwacht. Gelegentlich geben die dichten Wälder den Blick frei in die Hügel des Zurzibiets oder Richtung Zürich. Glockengeläut begleitet mich an diesem stillen Sonntagmorgen und lässt das stete Dröhnen der Flugzeuge im An- und Abflug in den Hintergrund treten. Unvermittelt ragt dann der futuristische Radarturm von Skyguide wie ein UFO in den Himmel: ich bin auf der Hochwacht. Die Aussichtsplattform bietet schöne Ausblicke Richtung Zürich und in die Alpen. Hier findet man auch einen Triangulationspunkt erster Ordnung. Nach der Hochwacht wird der Weg weiss-rot-weiss und das Gelände verändert seinen Charakter. Aus dem breiten Rücken formt sich ein Grat und das wird nun bis Baden mehr oder weniger so bleiben. Während bis hierher viel Volk unterwegs war, wird es nun einsamer. Bei meinen Vorbereitungen habe ich bei den einschlägigen Lägernkennern zwei Orte gefunden, die ich in meine Überschreitung einbauen will: das Isloch und die Walhalla-Höhle. Ich bin gespannt, ob ich beide finden werde. Der Regen hat inzwischen aufgehört, aber die Lägern ist von dichtem Nebel umhüllt, der der Gegend etwas Geheimnisvolles gibt.
Der Weg zum Isloch zweigt ca. 10 Meter vor dem alten Grenzstein Zürich / Aargau ab und führt in einigen Kehren talwärts. Er führt zuerst durch ziemlich naturbelassenes Terrain, bevor man kurz durch intensiv forstwirtschaftlich genutztes Gelände geht. Dann zweigt eine unauffällige Spur rechts von der Forststrasse ab. Jetzt befindet man sich im Totalwaldreservat Lägern und das merkt man. Mächtige Bäume versperren den Weg, riesige Pilze wuchern aus toten Stämmen, überall wächst es üppig: man wähnt sich in einer anderen Welt. Es würde einen nicht wundern, wenn plötzlich ein schnaubender Wisent oder ein Braunbär durchs Unterholz brechen würde. Ganz schwach ist der Weg zum Isloch noch ersichtlich, offensichtlich war er früher richtig ausgebaut. Inzwischen nagt der Zahn der Zeit an ihm und nach 10 Jahren Waldreservat ist er schon ziemlich eingewachsen. In weiteren vierzig Jahren (so lange wird das Waldreservat mindestens bestehen) wird er wohl nur noch zu erahnen sein. Ich kämpfe mich jedenfalls tapfer weiter vor Richtung Eisloch. Mittlerweile kann ich mir vorstellen, wie es dazu kommen kann, dass man sich in einem Wald im Mittelland verlaufen kann. Beim Isloch angekommen, verharre ich in der zu Herzen gehenden Stille und geniesse einige Minuten lang die Illusion, der einzige Mensch in einem unendlichen Urwald zu sein – ein magischer Moment. Schweren Herzens mache ich mich wieder auf den Weg in die Zivilisation.
Nun folgt der Wiederanstieg auf den Grat, wo ich mich sogleich zum Burghorn aufmache. Es ist noch immer nichts mit Aussicht, aber das bedrückt mich im Moment nicht, meine Gedanken sind sowieso noch gefangen im mystischen Geflecht aus Urwald, Nebel und wilden Fantasien, das ich eben erst hinter mir gelassen habe.
Nun steht also das zweite Zwischenziel an: die Walhalla-Höhle. Ich folge dem Grat Richtung Baden und weiss, dass irgendwo der nicht markierte Einstieg zu finden sein muss. Als ich das Gefühl habe, es sei so weit, steche ich links in den Wald und siehe da, ich treffe exakt auf den Pfad, der zu den drei Leitern führt, die den Abstieg ermöglichen. Kurz darauf stehe ich vor der Mini-Höhle. Es ist Zeit zum Mittagessen und so geniesse ich mein Picknick an dieser ungewöhnlichen Location. Eine heisse Suppe bringt wieder etwas Wärme in den Körper. Die Pirsch durch den Urwald hat mich nämlich unbemerkt bis auf die Haut durchnässt, meine Fleecejacke ist tropfnass und lässt sich auswinden!
Nach dem Essen steige ich wieder auf den Grat auf und wende mich dem Tagesziel Baden zu. Zum Glück ist es trocken, das Gehen auf den glitschigen Kalkfelsen dürfte nicht so angenehm sein. Die nun folgende Passage bis zum Schloss Schartenfels ist wirklich sehr attraktiv, ein stetes Gratwandern auf schmalem, aber kaum ausgesetztem Grat: toll! Aus Westen nähern sich nun drohend schwarze Regenwolken, die mich meine Schritte beschleunigen lassen. Kurz vor dem Einsetzen des strömenden Regens erreiche ich das Schloss Schartenfels, wo ich bei einem Bier meine Tour Revue passieren lasse. Die Lägernüberschreitung ist bei trockenen Verhältnissen eine schöne Sache, die durchaus Bergflair zu vermitteln mag. Angereichert mit den Ausflügen zum Isloch und zur Walhall-Höhle hat die Tour auch etwas Abenteuerliches. Besonders beeindruckt hat mich die mystische Athmosphäre im Waldreservat am Lägern Südhang. Ich spüre die Emotionen sogar jetzt noch, einen Tag später beim Berichtschreiben.
Tour im Alleingang, Inspiration bei


Tourengänger:
TomClancy

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Kommentare (9)